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Jane Eyre. Шарлотта БронтеЧитать онлайн книгу.

Jane Eyre - Шарлотта Бронте


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Wäh­rend Kri­tik und Pub­li­kum Char­lot­tes »Jane Eyre« fei­ern, rea­giert man auf Emi­lys »Die Sturm­hö­he« (»Wuthe­ring Heights«) mit ge­misch­ten Ge­füh­len, zu ge­wagt und mys­te­ri­ös wirkt die­se Ge­schich­te. An­nes Ro­man »Ag­nes Grey« gilt zu­nächst nur als leich­te und un­ter­halt­sa­me Lek­tü­re.

      Man ver­mu­tet einen männ­li­chen Ur­he­ber hin­ter »Jane Eyre« und ist sehr über­rascht, als sich der Au­tor als Frau ent­puppt. Char­lot­te wird in die li­te­ra­ri­schen Krei­se Lon­d­ons ein­ge­führt und ge­niest eine kur­ze Zeit des Ruhms. Ihre Bü­cher er­schei­nen wei­ter­hin un­ter Pseud­onym.

      1854 hei­ra­tet sie Ar­thur Bell Ni­cholls, den Hilfs­pfar­rer ih­res Va­ters. Am Kar­sams­tag 1855 stirbt sie – laut To­ten­schein an Tu­ber­ku­lo­se – ver­mut­lich je­doch an »Hy­pereme­sis gra­vi­da­rum« (schwan­ger­schafts­be­ding­te Stoff­wech­sel­stö­rung).

      Al­len Ge­schwis­tern ist nur ein kur­z­es Le­ben be­schert. Der Bru­der Pa­trick Bran­well, ein ta­len­tier­ter Ma­ler und Dich­ter, stirbt ver­mut­lich an den Fol­gen des Al­ko­ho­lis­mus 1848 im Al­ter von 37 Jah­ren, Emi­ly Jane stirbt eben­falls 1848 mit 30 eben­so wie die Jüngs­te, Anne ein Jahr dar­auf, 1849, im Al­ter von 29 Jah­ren an den Fol­gen der Tu­ber­ku­lo­se.

      Char­lot­te Brontës letz­ter Ro­man »Emma« bleibt un­voll­en­det und er­scheint 1860 po­stum zu­sam­men in ei­ner Aus­ga­be ih­res Erst­lings­werk »The Pro­fes­sor«.

Erster Teil

      Es war ganz un­mög­lich, an die­sem Tage einen Spa­zier­gang zu ma­chen. Am Mor­gen wa­ren wir al­ler­dings wäh­rend ei­ner gan­zen Stun­de in den blät­ter­lo­sen, jun­gen An­pflan­zun­gen um­her­ge­wan­dert; aber seit dem Mit­ta­ges­sen – Mrs. Reed speis­te stets zu frü­her Stun­de, wenn kei­ne Gäs­te zu­ge­gen wa­ren – hat­te der kal­te Win­ter­wind so düs­te­re, schwe­re Wol­ken und einen so durch­drin­gen­den Re­gen her­auf­ge­weht, dass von wei­te­rer Be­we­gung in fri­scher Luft nicht mehr die Rede sein konn­te.

      Ich war von Her­zen froh dar­über: lan­ge Spa­zier­gän­ge, be­son­ders an fros­ti­gen Nach­mit­tagen, wa­ren mir stets zu­wi­der: – ein Greu­el war es mir, in der rau­en Däm­mer­stun­de nach Hau­se zu kom­men, mit fast er­fro­re­nen Hän­den und Fü­ßen, – mit ei­nem Her­zen, das durch das Schel­ten Bes­sie’s, der Kin­der­wär­te­rin, bis zum Bre­chen schwer war, – ge­de­mü­tigt durch das Be­wusst­sein, phy­sisch so tief un­ter Eli­za, John und Ge­or­gi­na Reed zu ste­hen.

      Die so­eben er­wähn­ten Eli­za, John und Ge­or­gi­na hat­ten sich in die­sem Au­gen­blick im Sa­lon um ihre Mama ver­sam­melt: die­se ruh­te auf ei­nem Sofa in der Nähe des Ka­mins und um­ge­ben von ih­ren Lieb­lin­gen, die zu­fäl­li­ger­wei­se in die­sem Mo­ment we­der zank­ten noch schri­en, sah sie voll­kom­men glück­lich aus. Mich hat­te sie da­von dis­pen­siert, mich der Grup­pe an­zu­schlie­ßen, in­dem sie sag­te, dass es sie tief un­glück­lich ma­che, ge­zwun­gen zu sein, mich fern zu hal­ten; dass sie mich aber von Vor­rech­ten aus­schlie­ßen müs­se, zu de­ren Ge­nuss nur zu­frie­de­ne, glück­li­che, klei­ne Kin­der be­rech­tigt sei­en, und dass sie mir erst ver­zei­hen wür­de, wenn sie so­wohl durch ei­ge­ne Wahr­neh­mung wie durch Bes­sie’s Wor­te zu der Über­zeu­gung ge­langt sein wür­de, dass ich in al­lem Ernst ver­su­che, mir an­zie­hen­de­re und freund­li­che­re Ma­nie­ren, einen kind­li­che­ren, ge­sel­li­ge­ren Cha­rak­ter – ein leich­te­res, of­fen­her­zi­ge­res, na­tür­li­che­res Be­neh­men an­zu­eig­nen.

      »Was sagt denn Bes­sie, dass ich ge­tan habe?« frag­te ich.

      »Jane, ich lie­be we­der Spitz­fin­dig­kei­ten noch Fra­gen; au­ßer­dem ist es gra­de­zu wi­der­lich, wenn ein Kind äl­te­re Leu­te in die­ser Wei­se zur Rede stellt. Au­gen­blick­lich set­zest du dich ir­gend­wo hin und schweigst, bis du freund­li­cher und lie­bens­wür­di­ger re­den kannst.«

      An das Wohn­zim­mer stieß ein klei­nes Früh­stücks­zim­mer: ich schlüpf­te hin­ein. Hier stand ein großer Bü­cher­schrank. Bald hat­te ich mich ei­nes großen Ban­des be­mäch­tigt, nach­dem ich mich zu­erst vor­sich­tig ver­ge­wis­sert hat­te, dass er Bil­der ent­hal­te. Ich stieg auf den Sitz in der Fens­ter­ver­tie­fung, zog die Füße nach und kreuz­te die Bei­ne wie ein Tür­ke; dann zog ich die dun­kel­ro­ten Moi­ree-Vor­hän­ge fest zu­sam­men und saß so in ei­nem dop­pel­ten Ver­steck.

      Schar­lach­ro­te Dra­pe­ri­en schlos­sen mir die Aus­sicht zur rech­ten Hand; links be­fan­den sich die großen, kla­ren Fens­ter­schei­ben, die mich vor dem düs­tern No­vem­ber­tag wohl schütz­ten, mich aber nicht von ihm trenn­ten. In kur­z­en Zwi­schen­räu­men, wenn ich die Blät­ter mei­nes Bu­ches wen­de­te, fiel mein Blick auf das Bild die­ses win­ter­li­chen Nach­mit­tags. In der Fer­ne war nichts als ein blas­ser, lee­rer Ne­bel, Wol­ken; im Vor­der­grun­de der feuch­te, freie Platz vor dem Hau­se, vom Win­de ent­laub­te Ge­sträu­che, und ein un­auf­hör­li­cher vom Sturm wild­ge­peitsch­ter Re­gen.

      Ich kehr­te zu mei­nem Bu­che zu­rück – Be­wicks Ge­schich­te von Eng­lands ge­fie­der­ten Be­woh­nern; im All­ge­mei­nen küm­mer­te ich mich we­nig um den ge­druck­ten Text des Wer­kes, und doch wa­ren da ei­ni­ge ein­lei­ten­de Sei­ten, wel­che ich, ob­gleich nur ein Kind, nicht gänz­lich über­ge­hen konn­te. Es wa­ren jene, die von den Ver­ste­cken der See­vö­gel han­del­ten, von je­nen ein­sa­men Fel­sen und Klip­pen, wel­che nur sie al­lein be­woh­nen, von der Küs­te Nor­we­gens, die von ih­rer äu­ßers­ten süd­li­chen Spit­ze, dem Lin­des­näs bis zum Nord­kap mit In­seln be­sä­et ist.

       Wo der nörd­li­che Ozean, in wil­dem Wir­bel

       Um die nack­ten, öden In­seln tobt

       Des ul­ti­ma Thu­le; und das at­lan­ti­sche Meer Sich stür­misch zwi­schen die He­bri­den wälzt.

      Auch konn­te ich nicht un­be­ach­tet las­sen, was dort stand von den düs­te­ren Küs­ten Lap­p­lands, Si­bi­ri­ens, Spitz­ber­gens, No­va­zem­blas, Is­lands, Grön­lands, mit dem wei­ten Be­reich der ark­ti­schen Zone und je­nen ein­sa­men Re­gio­nen des öden Raums – je­nem Re­ser­voir von Eis und Schnee, wo fest ge­fro­re­ne Fel­der – die An­häu­fung von Jahr­hun­der­ten von Win­tern – al­pi­ne Hö­hen auf Hö­hen er­fro­ren, den Nord­pol um­ge­ben und die ver­viel­fach­te Stren­ge der äu­ßers­ten Käl­te kon­zen­trie­ren. Von die­sen to­des­wei­ßen Re­gio­nen mach­te ich mir mei­nen ei­ge­nen Be­griff: schat­ten­haft, wie all jene nur halb ver­stan­de­nen Ge­dan­ken, die ei­nes Kin­des Hirn kreu­zen, aber einen selt­sam tie­fen Ein­druck hin­ter­las­send. Die Wor­te die­ser ein­lei­ten­den Sei­ten ver­ban­den sich mit den dar­auf fol­gen­den Vig­net­ten und ga­ben al­len eine Be­deu­tung: je­nem Fel­sen, der aus ei­nem Meer von Wel­len und Wo­gen­schaum em­por­rag­te; dem zer­trüm­mer­ten Boo­te, das an trau­rig wüs­ter Küs­te ge­stran­det; dem kal­ten, geis­ter­haf­ten Mon­de, der durch düs­te­re Wol­ken­mas­sen auf ein sin­ken­des Wrack her­abblickt.

      Ich weiß nicht mehr, mit wel­chem Emp­fin­den ich auf den stil­len, ein­sa­men Fried­hof mit sei­nem be­schrie­be­nen Lei­chen­stein sah, auf je­nes Tor, die bei­den Bäu­me, den nied­ri­gen Ho­ri­zont, der durch eine zer­fal­le­ne Mau­er be­grenzt war, auf die schma­le


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