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Jane Eyre. Шарлотта БронтеЧитать онлайн книгу.

Jane Eyre - Шарлотта Бронте


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war fort; die Furcht vor An­ste­ckung hat­te sie fort­ge­trie­ben; ihre Nach­fol­ge­rin, wel­che in der Ar­men­apo­the­ke in Low­ton Vor­ste­he­rin ge­we­sen war, kann­te die Ge­bräu­che ih­res neu­en Auf­ent­halts noch nicht und ver­sorg­te uns mit ver­hält­nis­mä­ßi­ger Frei­ge­big­keit. Au­ßer­dem wa­ren un­se­rer ja we­ni­ger, die da Nah­rung ver­lang­ten; die Kran­ken konn­ten we­nig es­sen; un­se­re Früh­stücks­schüs­seln wur­den bes­ser ge­füllt; wenn sie kei­ne Zeit hat­te, ein re­gel­rech­tes Mit­ta­ges­sen her­zu­rich­ten – ein Fall, der ziem­lich häu­fig ein­trat, – pfleg­te sie uns ein großes Stück kal­ter Pas­te­te zu ge­ben oder eine große Schnit­te Brot und Käse, und die­sen Pro­vi­ant nah­men wir dann mit uns in den Wald hin­aus, wo jede von uns ihr Lieb­lings­plätz­chen auf­such­te und ein kö­nig­li­ches Mahl hielt.

      Mein Lieb­lings­sitz war ein brei­ter, glat­ter Stein, wel­cher weiß und tro­cken mit­ten aus dem Wald­ba­che her­aus­rag­te; er war nur zu er­rei­chen, in­dem ich durch das Was­ser wa­te­te, und die­se Tat voll­brach­te ich denn ziem­lich oft und zwar bar­fuß. Der Stein war ge­ra­de breit ge­nug, um au­ßer mir noch ei­nem an­de­ren Mäd­chen be­que­men Platz zu ge­wäh­ren; dies war Mary Ann Wil­son, da­mals mei­ne aus­er­wähl­te Ge­fähr­tin; sie war ein klu­ges, be­ob­ach­ten­des Ge­schöpf, de­ren Ge­sell­schaft mir Freu­de mach­te, teil­wei­se weil sie wit­zig und ori­gi­nell war, und teil­wei­se, weil sie Ma­nie­ren und Sit­ten hat­te, wel­che mir be­son­ders zu­sag­ten. Um ei­ni­ge Jah­re äl­ter als ich, kann­te sie mehr von der Welt und konn­te mir von vie­len Din­gen er­zäh­len, die ich gern hör­te; in ih­rer Ge­sell­schaft wur­de mei­ne Neu­gier­de be­frie­digt; mit mei­nen Feh­lern hat­te sie die größ­te Nach­sicht und nie­mals ver­such­te sie mei­nen Wor­ten Zwang oder Zü­gel an­zu­le­gen. Sie hat­te ein großes Er­zäh­ler­ta­lent, – ich be­saß Ta­lent für die Ana­ly­se; sie lieb­te es zu be­leh­ren – ich zu fra­gen; so wur­den wir präch­tig mit­ein­an­der fer­tig und zo­gen wenn auch nicht viel Be­leh­rung, so doch viel Ver­gnü­gen aus un­se­ren ge­gen­sei­ti­gen Ver­kehr.

      Und wo war in­zwi­schen He­len Burns? Wes­halb brach­te ich die­se sü­ßen Tage der Frei­heit nicht in ih­rer Ge­sell­schaft zu? Hat­te ich sie ver­ges­sen? Oder war ich so leicht­sin­nig, so un­wür­dig, dass ich ih­rer ver­edeln­den Ge­sell­schaft müde ge­wor­den? Ge­wiss war die oben­er­wähn­te Mary Ann Wil­son je­ner mei­ner ers­ten Freun­din nicht eben­bür­tig; sie konn­te mir nur lus­ti­ge Ge­schich­ten er­zäh­len oder ir­gend einen wit­zi­gen Klatsch wie­der­ho­len, der mir ge­ra­de Ver­gnü­gen mach­te, wäh­rend He­len, wenn ich die Wahr­heit über sie ge­spro­chen habe, ge­eig­net war, de­nen, wel­che das Vor­recht, die Be­güns­ti­gung ih­rer Un­ter­hal­tung ge­nos­sen, Sinn und Ge­schmack für hö­he­re, rei­ne­re Din­ge ein­zu­flö­ßen.

      Das ist wahr, mein teu­rer Le­ser, und ich wuss­te und fühl­te das; – und ob­gleich ich ein un­voll­kom­me­nes Ge­schöpf bin mit vie­len Feh­lern und we­ni­gen gu­ten Ei­gen­schaf­ten, so war ich He­len Burns’ doch noch nie­mals über­drüs­sig ge­wor­den; nie­mals hat­te ich auf­ge­hört, für sie eine Lie­be zu he­gen, die so stark, so zärt­lich und so ach­tungs­voll war, wie nur je ein Ge­fühl mein Herz be­wegt hat. Wie hät­te es denn auch an­ders sein kön­nen, wenn He­len zu al­len Zei­ten und un­ter al­len Um­stän­den mir eine ru­hi­ge und treue Freund­schaft be­wie­sen hat­te, wel­che kei­ne böse Lau­ne je ver­bit­ter­te, kein Streit je­mals stör­te? – Aber He­len war au­gen­blick­lich krank; seit meh­re­ren Wo­chen war sie mei­nen Au­gen be­reits ent­rückt; ich wuss­te nicht, in wel­chem Zim­mer sie sich jetzt be­fand. Man hat­te mir ge­sagt, dass sie sich nicht in der Ho­spi­tal­ab­tei­lung un­ter den Fie­ber­kran­ken be­fän­de; denn ihre Krank­heit war die Schwind­sucht, nicht der Ty­phus, und ich in mei­ner Un­wis­sen­heit stell­te mir un­ter Schwind­sucht et­was mil­des vor, das durch Pfle­ge und Für­sor­ge mit der Zeit ge­heilt wer­den müs­se.

      In die­ser Idee wur­de ich noch da­durch be­stärkt, dass sie ei­ni­ge­mal an son­ni­gen, war­men Nach­mit­tagen her­un­ter kam und von Miss Tem­ple in den Gar­ten ge­führt wur­de; bei die­sen Ge­le­gen­hei­ten ge­stat­te­te man mir aber nicht, mit ihr zu spre­chen oder mich ihr auch nur zu nä­hern; ich sah sie nur aus dem Fens­ter des Schul­zim­mers und dann nicht ein­mal deut­lich; denn sie war in vie­le Tü­cher gehüllt und saß in ei­ni­ger Ent­fer­nung auf der Ve­ran­da.

      Ei­nes Abends im An­fang des Mo­nats Juni war ich sehr spät mit Mary Ann im Wal­de ge­blie­ben; wie ge­wöhn­lich hat­ten wir uns von den an­de­ren ge­trennt und wa­ren weit ge­wan­dert, so weit, dass wir den Weg ver­lo­ren und den­sel­ben in ei­ner ein­sa­men Hüt­te er­fra­gen muss­ten, wo ein Mann und eine Frau wohn­ten, die eine Her­de voll halb­wil­der Schwei­ne zu hü­ten hat­ten, wel­che von der Ei­chel­mast im Wal­de ge­mä­s­tet wur­den. Als wir end­lich zu­rück­ka­men, war der Mond schon auf­ge­gan­gen; ein Pony, wel­ches wir als das­je­ni­ge des Arz­tes er­kann­ten, stand an der Gar­ten­pfor­te. Mary Ann be­merk­te, dass wahr­schein­lich ir­gend­je­mand schwer er­krankt sein müs­se, wenn Mr. Ba­tes noch so spät am Abend ge­holt wor­den sei. Sie ging in das Haus; ich blieb zu­rück, um noch eine Hand­voll Wur­zeln, die ich im Wal­de aus­ge­gra­ben, in mei­nem Gar­ten ein­zu­pflan­zen; ich fürch­te­te, dass sie bis zum nächs­ten Mor­gen ver­wel­ken wür­den. Nach­dem dies ge­sche­hen, ver­weil­te ich noch ei­ni­ge Mi­nu­ten; die Blu­men duf­te­ten so süß, als der Tau fiel; es war ein so wun­der­schö­ner Abend, so rein, so ru­hig, so warm; und der noch ge­röte­te Wes­ten ver­sprach wie­der­um einen schö­nen Tag. Im dunklen Os­ten stieg ma­je­stä­tisch der Mond em­por. Ich be­ob­ach­te­te dies al­les und freu­te mich dar­an, wie ein Kind sich zu freu­en ver­mag, – da plötz­lich kam mir der Ge­dan­ke, wie nie­mals zu­vor:

      »Wie trau­rig ist es doch, jetzt auf dem Kran­ken­bett lie­gen zu müs­sen und in To­des­ge­fahr zu schwe­ben! Die­se Welt ist so schön – wie ent­setz­lich wäre es, ab­be­ru­fen zu wer­den und wer weiß wo­hin ge­hen zu müs­sen!«

      Und dann mach­te mei­ne See­le die ers­te erns­te An­stren­gung, das zu be­grei­fen, was man in Be­zug auf Him­mel und Höl­le in sie ge­legt hat­te; zum ers­ten Mal blick­te ich um mich und sah vor mir, ne­ben mir, hin­ter mir nichts als einen un­er­mess­li­chen Ab­grund; zum ers­ten Mal beb­te mei­ne See­le ent­setzt zu­rück, sie emp­fand und fühl­te nichts si­che­res mehr als den einen Punkt, auf wel­chem sie stand – die Ge­gen­wart, al­les an­de­re war eine form­lo­se Wol­ke, eine un­er­gründ­li­che Tie­fe – es schau­der­te mich bei dem Ge­dan­ken zu strau­cheln, zu wan­ken – und in das Cha­os hin­ab­zut­au­chen. Als ich noch die­sen neu­en Ge­dan­ken nach­hing, hör­te ich, wie die große Haus­tür ge­öff­net wur­de; Mr. Ba­tes trat her­aus, mit ihm eine Kran­ken­wär­te­rin. Nach­dem sie ge­war­tet bis er aufs Pferd ge­stie­gen und fort­ge­rit­ten war, woll­te sie die Tür wie­der­um schlie­ßen. Ich lief zu ihr.

      »Wie geht es He­len Burns?«

      »Sehr schlecht«, lau­te­te die Ant­wort.

      »War Mr. Ba­tes ih­ret­we­gen ge­kom­men?«

      »Ja.«

      »Und was sagt er?«

      »Er sagt, dass sie nicht mehr lan­ge bei uns ver­wei­len wird.«

      Hät­te ich die­se Phra­se ges­tern ge­hört, so wür­de sie nur den Glau­ben in mir wach­ge­ru­fen ha­ben, dass man sie nach Nor­thum­ber­land


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