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Jane Eyre. Шарлотта БронтеЧитать онлайн книгу.

Jane Eyre - Шарлотта Бронте


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aber­gläu­bi­scher Furcht hin­ge­ge­ben ha­ben. Der Vor­fall zeig­te mir in­des­sen, dass ich eine När­rin war, mich auch nur über­ra­schen zu las­sen.

      Die Tür, ne­ben wel­cher ich stand, öff­ne­te sich und eine Die­ne­rin trat her­aus; sie war eine Frau zwi­schen drei­ßig und vier­zig, eine un­ter­setz­te, kno­chi­ge Ge­stalt mit ro­tem Haar und ei­nem har­ten, häss­li­chen Ge­sicht; eine we­ni­ger ro­man­ti­sche oder geis­ter­haf­te Er­schei­nung ließ sich kaum den­ken.

      »Zu viel Lärm, Grace«, sag­te Mrs. Fair­fax, »ver­giss dei­ne Wei­sun­gen nicht!« Ohne ein Wort zu sa­gen, mach­te Grace einen Knix und ging wie­der ins Zim­mer.

      »Sie ist eine Per­son, die wir hier ha­ben, um zu nä­hen und Leah bei ih­rer Haus­ar­beit zu hel­fen«, fuhr die Wit­we fort, »in man­chen Din­gen ist sie nicht ganz vor­wurfs­frei, aber sie ge­nügt uns. Aber ehe ich’s ver­ges­se, wie wa­ren Sie heu­te Mor­gen mit Ih­rer Schü­le­rin zu­frie­den?«

      So kam das Ge­spräch auf Adèle und wir fuh­ren fort, über sie zu spre­chen, bis wir die son­ni­ge­ren, fröh­li­che­ren Re­gio­nen des un­tern Stock­werks er­reicht hat­ten. Adèle kam uns in der Hal­le ent­ge­gen ge­lau­fen und rief:

      »Mes­da­mes, vous êtes ser­vies!« Dann füg­te sie la­chend hin­zu: »J’ai bien faim, moi!«

      In Mrs. Fair­fax Zim­mer fan­den wir die Mahl­zeit an­ge­rich­tet, wel­che be­reits un­se­rer harr­te.

      1 Thorn­field = Dor­nen­feld <<<

      Die Aus­sicht auf einen ru­hi­gen Ver­lauf mei­ner Tage, wel­che mein ers­ter ru­hi­ger An­fang in Thorn­field-Hall zu ver­spre­chen schi­en, wur­de nach ei­ner nä­he­ren Be­kannt­schaft mit dem Orte und sei­nen Be­woh­nern durch­aus nicht ge­stört. Mrs. Fair­fax war in Wirk­lich­keit das, was sie zu sein schi­en, eine lei­den­schafts­lo­se, gut­her­zi­ge, sich stets gleich blei­ben­de Frau von ziem­lich gu­ter Er­zie­hung und ei­nem Durch­schnitts­ver­stan­de. Mei­ne Schü­le­rin war ein leb­haf­tes Kind, wel­ches ver­zo­gen und ver­wöhnt und des­halb zu­wei­len ei­gen­sin­nig und wi­der­spens­tig war; da sie in­des­sen gänz­lich mei­ner Ob­hut an­ver­traut war und kei­ne un­be­ru­fe­ne und un­ver­nünf­ti­ge Ein­mi­schung von ir­gend ei­ner Sei­te je­mals mei­ne Plä­ne und Ab­sich­ten in Be­zug auf ihre Er­zie­hung durch­kreuz­te, so ver­gaß sie bald ihre klei­nen Lau­nen und wur­de ge­hor­sam und lern­be­gie­rig. Sie be­saß kei­ne her­vor­ra­gen­den Ta­len­te, kei­ne schar­fen Cha­rak­ter­zü­ge, kei­ne be­son­de­re Ge­fühls- oder Ge­schmacks­rich­tung, wel­che sie auch nur um einen Zoll über das ge­wöhn­li­che Ni­veau an­de­rer Kin­der em­por ge­ho­ben hät­te; aber eben­so we­nig hat­te sie ir­gend ein Las­ter oder einen Feh­ler, wel­cher sie un­ter das­sel­be ge­stellt hät­te. Sie mach­te ziem­lich gute Fort­schrit­te, heg­te für mich eine leb­haf­te, wenn auch nicht sehr tief­ge­hen­de Nei­gung, und flö­ßte mir ih­rer­seits durch ihre Nai­ve­tät, ihr fröh­li­ches Plau­dern und ihre Be­mü­hun­gen, mir zu ge­fal­len, einen Grad von Lie­be ein, wel­cher hin­reich­te, um uns ein ge­wis­ses Be­ha­gen an un­se­rer ge­gen­sei­ti­gen Ge­sell­schaft fin­den zu las­sen.

      Leu­te, wel­che hei­li­gen Dok­tri­nen über die en­gel­glei­che Na­tur der Kin­der hul­di­gen und ver­lan­gen, dass jene, wel­chen ihre Er­zie­hung an­ver­traut ist, eine ab­göt­ti­sche Lie­be für die­sel­ben he­gen sol­len, wer­den – in Par­en­the­se ge­sagt – mei­ne Wor­te für kalt und ge­fühl­los hal­ten; aber ich schrei­be nicht, um dem el­ter­li­chen Ego­is­mus zu schmei­cheln, um Kau­der­welsch und Un­sinn nach­zu­be­ten oder Hum­bug zu un­ter­stüt­zen, – ich er­zäh­le nur die Wahr­heit. Ich heg­te eine ge­wis­sen­haf­te Sorg­falt für Adèles Wohl­er­ge­hen und Fort­schrit­te und ein ru­hi­ges Wohl­ge­fal­len an ih­rem klei­nen Selbst; ge­ra­de so, wie ich für Mrs. Fair­fa­x’ Güte dank­bar war und an ih­rer Ge­sell­schaft eine Freu­de emp­fand, wel­che sie für die Rück­sich­ten lohn­te, die sie für mich hat­te, und ihr zeig­te, wie sehr ich die wei­se Mä­ßi­gung in ih­rem Cha­rak­ter so wie in ih­rem Ge­müt zu schät­zen wuss­te.

      Mag mich ta­deln, wer da will, wenn ich noch hin­zu­fü­ge, dass ich dann und wann, wenn ich einen Spa­zier­gang im Park ge­macht hat­te oder nach dem Parktor hin­un­ter ge­gan­gen war, um von dort auf die Land­stra­ße zu bli­cken, oder wenn Adèle mit ih­rer Wär­te­rin spiel­te und Mrs. Fair­fax in der Vor­rats­kam­mer Frucht­ge­lee koch­te – dass ich dann die drei Trep­pen hin­auf klet­ter­te, die Fall­tür in der Bo­den­kam­mer öff­ne­te, an die Ga­le­rie des Da­ches trat und weit über Fel­der und Hü­gel bis an die ver­schwom­me­ne Li­nie des Ho­ri­zonts hin­blick­te. Dann wünsch­te ich mir die Gabe ei­ner Se­he­rin, um über jene Gren­zen fort­se­hen zu kön­nen, dort­hin, wo die ge­schäf­ti­ge Welt und Städ­te und le­bens­vol­le Re­gio­nen wa­ren, von de­nen ich wohl ge­hört, die ich aber nie­mals ge­se­hen hat­te. Dann er­sehn­te ich mir mehr prak­ti­sche Er­fah­rung als ich be­saß, mehr Ver­kehr mit mei­nes­glei­chen, mehr Kennt­nis ver­schie­de­ner Cha­rak­tere, als ich mir hier er­rin­gen konn­te. Ich wuss­te das Gute in Mrs. Fair­fax und das Gute in Adèle zu schät­zen, aber ich glaub­te, es müs­se eine an­de­re, eine le­bens­vol­le­re Güte ge­ben, und ich wünsch­te, das was ich glaub­te, mit ei­ge­nen Au­gen zu se­hen.

      Wer ta­delt mich? Sehr vie­le wahr­schein­lich, und man wird mich un­zu­frie­den und un­ge­nüg­sam nen­nen. Ich konn­te nichts da­für; die Ru­he­lo­sig­keit lag in mei­ner Na­tur; oft quäl­te sie mich aufs äu­ßers­te. Dann fand ich die ein­zi­ge Be­ru­hi­gung dar­in, in dem Kor­ri­dor des drit­ten Stock­werks hin und her zu ge­hen, wo ich mich in der Ein­sam­keit des Or­tes wohl und si­cher fühl­te, um das geis­ti­ge Auge auf den herr­li­chen Vi­sio­nen ru­hen zu las­sen, die sich vor dem­sel­ben aus­brei­te­ten – und es wa­ren ih­rer vie­le und präch­ti­ge und far­ben­glü­hen­de – und mein Herz schwel­len zu las­sen von le­bens­vol­ler Sehn­sucht, die, wenn auch schmerz­haft, doch we­nigs­tens Le­ben war; und vor al­len Din­gen mein in­ne­res Ohr auf eine Ge­schich­te hor­chen zu las­sen, die nie­mals en­dig­te – eine Ge­schich­te, wel­che mei­ne Fan­ta­sie schuf und fort­wäh­rend wie­der­hol­te, – eine Ge­schich­te, in wel­cher all das Le­ben, das Feu­er, die Emp­fin­dun­gen pul­sier­ten, nach de­nen ich mich sehn­te, und die mein wirk­li­ches Da­sein mir nicht bo­ten.

      Es ist um­sonst, zu sa­gen, dass der Mensch zu­frie­den sein soll­te, wenn er Ru­he hat, – er muss auch Tä­tig­keit ha­ben, und er wird sie sich schaf­fen, wenn er sie nicht fin­det. Mil­lio­nen sind zu ei­nem stil­le­ren Lose ver­dammt als das mei­ni­ge, und Mil­lio­nen em­pö­ren sich laut­los ge­gen ihr Los. Nie­mand weiß, wie viel Em­pö­run­gen au­ßer po­li­ti­schen Em­pö­run­gen in den Men­schen­mas­sen gä­ren, wel­che die Erde be­völ­kern. Im All­ge­mei­nen nimmt man an, dass Frau­en sehr ru­hig sind, aber Frau­en emp­fin­den ge­ra­de so wie Män­ner; auch sie brau­chen ein Feld der Tä­tig­keit für ihre Fä­hig­kei­ten, wie ihre Brü­der es tun; sie lei­den un­ter zu schwe­ren Fes­seln, un­ter voll­stän­di­ger Sta­gna­ti­on ge­ra­de so wie Män­ner es tun wür­den; und es ist eng­her­zig, wenn ihre be­güns­tig­te­ren Ne­ben­menschen sa­gen, dass sie sich dar­auf be­schrän­ken soll­ten, Pud­dings zu ma­chen und St­rümp­fe zu stop­fen, Kla­vier zu spie­len


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