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Jane Eyre. Шарлотта БронтеЧитать онлайн книгу.

Jane Eyre - Шарлотта Бронте


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ge­tan; hier lag er auf­ge­bahrt; von hier hat­ten die Lei­chen­trä­ger ihn hin­aus­ge­tra­gen – und seit je­nem Tage hat­te ein Ge­fühl trau­ri­ger Wei­he je­den un­be­ru­fe­nen Be­su­cher von sei­ner Schwel­le fern ge­hal­ten.

      Der Sitz, auf wel­chen Bes­sie und die bit­ter­bö­se Miss Ab­bot mich ge­bannt hat­ten, war eine nied­ri­ge Ot­to­ma­ne, wel­che nahe dem wei­ßen Mar­mor­ka­min stand; das Bett türm­te sich vor mir auf; zu mei­ner Rech­ten be­fand sich ein ho­her dunk­ler Gar­de­ro­ben­schrank, auf des­sen Ta­fel­werk sich die lei­sen, düs­te­ren Lich­ter bra­chen; zu mei­ner Lin­ken wa­ren die ver­häng­ten Fens­ter; ein großer Spie­gel zwi­schen den­sel­ben wie­der­hol­te die to­tes­s­til­le Ma­je­stät des Bet­tes und des Zim­mers. Ich war nicht ganz si­cher, ob sie die Tür zu­ge­schlos­sen hat­ten; und als ich wie­der Mut ge­nug hat­te, um mich zu be­we­gen, stand ich auf und ging um nach­zu­se­hen. Ach ja! Kei­ne Ker­ker­tür war je­mals si­che­rer ver­schlos­sen! Als ich wie­der an die Ot­to­ma­ne zu­rück­ging, muss­te ich an dem Spie­gel vor­über, mein ge­bann­ter Blick bohr­te sich un­will­kür­lich in die Tie­fe des­sel­ben ein. In ihm sah al­les noch küh­ler und hoh­ler und düs­te­rer aus als in Wirk­lich­keit, und die selt­sa­me, klei­ne Ge­stalt, die mir aus ihm ent­ge­gen­blick­te, mit weißem Ge­sicht und Ar­men, die grell aus der Dun­kel­heit her­vor­leuch­te­ten, mit Au­gen, die vor Furcht hin- und her­roll­ten, wo sonst al­les be­we­gungs­los war – die­se klei­ne Ge­stalt sah aus, wie ein wirk­li­ches Ge­s­penst; ich dach­te an eins je­ner zar­ten Phan­to­me, halb Elfe, halb Ko­bold, wie sie in Bes­sies Däm­mer­stun­den-Ge­schich­ten aus ein­sa­men, wil­den Schluch­ten und düs­te­ren Moo­ren her­vor­ka­men und sich dem Auge des nächt­li­chen Wan­de­rers zeig­ten. Ich kehr­te auf mei­nen Sitz zu­rück.

      In die­sem Au­gen­blick be­mäch­tig­te der Aber­glau­be sich mei­ner, aber die Stun­de sei­nes voll­stän­di­gen Sie­ges über mich war noch nicht ge­kom­men: mein Blut war noch warm; die Wut des em­pör­ten Skla­ven er­hitz­te mich noch mit ih­rer gan­zen Bit­ter­keit; ich hat­te noch einen wil­den Strom von Ge­dan­ken an die Ver­gan­gen­heit zu bän­di­gen, be­vor ich mich ganz dem Jam­mer über die trost­lo­se Ge­gen­wart hin­ge­ben konn­te.

      Wie der schmut­zi­ge Bo­den­satz aus ei­nem trü­ben Brun­nen, so stieg aus mei­nem be­weg­ten, auf­ge­reg­tem Ge­müt al­les an die Ober­flä­che mei­nes Emp­fin­dens: John Reeds wil­de Ty­ran­nei, die hoch­mü­ti­ge Gleich­gül­tig­keit sei­ner Schwes­tern, die Ab­nei­gung sei­ner Mut­ter, die Par­tei­lich­keit der Dienst­bo­ten! Wes­halb muss­te ich stets lei­den, stets mit ver­ächt­li­chen Bli­cken an­ge­se­hen wer­den, im­mer be­schul­digt, im­mer ver­ur­teilt wer­den? Wes­halb konn­te ich nie­mals et­was recht ma­chen? Wes­halb war es im­mer nutz­los, wenn ich ver­such­te, ir­gend ei­nes Men­schen Gunst zu er­rin­gen? Man hat­te Ach­tung vor Eli­za, die doch so ei­gen­sin­nig und selbst­süch­tig war. Je­der­mann hat­te Nach­sicht mit Ge­or­gi­na, die stets übel­ge­launt und trot­zig und frech war. Ihre Schön­heit, ihre ro­si­gen Wan­gen und gol­di­gen Lo­cken schie­nen je­den zu ent­zücken, der sie an­blick­te und ihr Ver­ge­bung für all ihre Män­gel und Feh­ler zu er­kau­fen. John wur­de nie­mals be­straft, nie­mand wi­der­sprach ihm je­mals, ob­gleich er den Tau­ben die Häl­se um­dreh­te, die jun­gen Hüh­ner um­brach­te, die Hun­de auf die Scha­fe hetz­te, den Wein­stock im Treib­hau­se sei­ner Trau­ben be­raub­te und von den sel­tens­ten Pflan­zen die Knos­pen ab­riss; er nann­te sei­ne Mut­ter so­gar »lie­be Alte«; nahm durch­aus kei­ne Rück­sicht auf ihre Wün­sche; zer­riss und be­schmutz­te ihre sei­de­nen Klei­der nicht sel­ten, – und doch war er »ihr ein­zi­ger Lieb­ling«. Ich wag­te nie­mals, einen Feh­ler zu be­ge­hen; ich be­müh­te mich stets, mei­ne Pf­licht zu tun, und mich nann­te man un­ar­tig und un­er­träg­lich, mür­risch und hin­ter­lis­tig, vom Mor­gen bis zum Mit­tag, vom Mit­tag bis zum Abend.

      Mein Kopf schmerz­te noch und blu­te­te nach dem er­hal­te­nen Schla­ge und dem Fal­le, wel­chen ich ge­tan; nie­mand hat­te John einen Ver­weis er­teilt, weil er mich grund­los ge­schla­gen; aber weil ich mich ge­gen ihn auf­ge­lehnt hat­te, um sei­ner wei­te­ren un­ver­nünf­ti­gen, be­sin­nungs­lo­sen Hef­tig­keit zu ent­ge­hen, hat­ten alle mich mit den lau­tes­ten Schmä­hun­gen über­häuft.

      »Un­ge­recht! – un­ge­recht!« sag­te mei­ne Ver­nunft, wel­cher die fort­wäh­ren­de, qual­vol­le Auf­rei­zung eine früh­zei­ti­ge, wenn auch vor­über­ge­hen­de Kraft ver­lie­hen hat­te; und die Ent­schlos­sen­heit, wel­che auch ge­weckt war, ließ mich al­ler­hand Mit­tel er­sin­nen, um eine Flucht aus die­sem schier un­er­träg­lich ge­wor­de­nen Dru­cke zu be­werk­stel­li­gen – ich dach­te dar­an, auf und da­von zu lau­fen, oder wenn dies nicht mög­lich, we­nigs­tens nie­mals wie­der Spei­se und Trank zu mir zu neh­men und auf die­se Wei­se zu Tode zu hun­gern.

      Wie be­stürzt war mei­ne See­le an die­sem trau­ri­gen Nach­mit­tag! Wie er­regt war mein Ge­müt, wie furcht­bar em­pört mein Herz! Aber in wel­cher Düs­ter­heit, wel­cher Ver­blen­dung, wel­cher un­glaub­li­chen Un­wis­sen­heit wur­de die­ser See­len­kampf aus­ge­kämpft! Ich hat­te kei­ne Ant­wort auf die sich mir un­auf­hör­lich auf­drän­gen­de Fra­ge, wes­halb ich so viel lei­den muss­te. Jetzt nach Ver­lauf von – nein, ich will nicht sa­gen, von wie vie­len Jah­ren – habe ich die Ant­wort ge­fun­den!

      Ich war ein Miss­ton in Ga­tes­head-Hall. Ich war ein Nichts an die­sem Orte; ich hat­te k­ei­ne Ge­mein­schaft mit Mrs. Reed oder ih­ren Kin­dern oder ih­ren be­zahl­ten Va­sal­len. Sie lieb­ten mich nicht, und in der Tat, ich lieb­te sie eben­so­we­nig. Es war auch nicht ihre Pf­licht, mit Lie­be auf ein Ge­schöpf zu bli­cken, wel­ches mit kei­ner ein­zi­gen See­le sym­pa­thi­sie­ren konn­te; ein he­te­ro­ge­nes Ge­schöpf, wel­ches ihr di­rek­tes Ge­gen­teil in Tem­pe­ra­ment, in Fä­hig­kei­ten und Nei­gun­gen war; ein nutz­lo­ses Ge­schöpf, wel­ches ih­rem In­ter­es­se nicht die­nen, zu ih­rem Ver­gnü­gen nichts bei­tra­gen konn­te; ein straf­ba­res Ge­schöpf, wel­ches die Kei­me der Em­pö­rung über die ihm wi­der­fah­ren­de Be­hand­lung in sich nähr­te, ein Ge­schöpf, das die tiefs­te Ver­ach­tung für ih­ren Ver­stand, ihr Ur­teils­ver­mö­gen nähr­te. Ich weiß wohl, dass, wenn ich ein san­gui­ni­sches, geist­rei­ches, her­ri­sches, schö­nes, wil­des Kind ge­we­sen wäre – wenn auch eben­so ab­hän­gig und freund­los – so wür­de Mrs. Reed mei­ne Ge­gen­wart in lie­bens­wür­di­ge­rer Wei­se er­tra­gen ha­ben; ihre Kin­der hät­ten für mich ein freund­li­che­res Ge­fühl der Ge­mein­sam­keit ge­hegt; die Dienst­bo­ten wä­ren we­ni­ger ge­neigt ge­we­sen, mich zum Sün­den­bock der Kin­der­stu­be zu ma­chen.

      Das Ta­ges­licht be­gann aus dem ro­ten Zim­mer zu schwin­den; es war nach vier Uhr, und auf den be­wölk­ten Nach­mit­tag folg­te die trü­be Däm­me­rung. Ich hör­te, wie der Re­gen noch un­auf­hör­lich ge­gen das Fens­ter der Trep­pe schlug, wie der Wind in den Laub­gän­gen hin­ter dem Her­ren­hau­se heul­te; nach und nach wur­de ich so kalt wie Mar­mor, und dann be­gann mein Mut zu sin­ken. Die ge­wöhn­li­che Stim­mung des Ge­de­mü­tigt­seins, Zwei­fel an mir selbst, hilflo­se Trau­rig­keit be­mäch­tig­ten sich mei­ner und fie­len dämp­fend auf die Asche mei­ner da­hin­schwin­den­den Wut. Alle sag­ten ja, dass ich bos­haft sei – viel­leicht war es der Fall, denn hat­te ich nicht so­eben den Ge­dan­ken ge­hegt, mich zu Tode zu hun­gern? Das war doch ge­wiss ein Ver­bre­chen: denn war ich be­reit zu ster­ben? oder war das Ge­wöl­be un­ter


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