Das Amulett Staffel 2 – Liebesroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
Inhalt
Das Geheimnis um Vanessa Roden
Ihre Augen konnten nicht lügen
In einer komfortablen Wohnung in Hollywood saß ein kleiner Junge und drückte liebevoll einen Plüschaffen an sich.
»Weißt du, Judy, da ist was faul«, sagte er ernsthaft, während er das Tier streichelte. »Jetzt soll ich plötzlich einen Vater haben, und dabei hat Mami doch immer gesagt, Greg würde mein Vater. Richtig habe ich ihn ja auch nie leiden können. Aber auf mich hört keiner. Und nun ist Mami tot.«
Es sprach eher Verwunderung als Trauer aus seinen Worten. Er-schrocken hob er den Kopf, als eine kühle Frauenstimme an sein Ohr drang.
»Ja, deine Mami ist tot, Dan, und nun fliegst du zu deinem Vater nach Deutschland.«
»Was ist das für ein Vater, Miß Grass? Ich habe ihn doch nie gesehen, und Mami hat mir nie von ihm erzählt. Wenn er mich nun gar nicht haben will?«
Ihm wird nichts anderes üb-rigbleiben, dachte Eliza Grass. Ihr lag nur daran, so rasch wie möglich von der Gegenwart dieses Kindes befreit zu werden. Der Anblick seiner großen unschuldigen Augen rief immer wieder heftige Gewissensbisse in ihr hervor.
»In einer halben Stunde fahren wir zum Flugplatz, Dan«, sprach sie weiter. »Nimm nicht so viele Spielsachen mit. Dein Vater wird dir schon neue kaufen.«
»Ich nehme ja nur Judy mit«, erwiderte der kleine Junge mit erstickter Stimme.
»Und da wäre noch etwas, Dan«, sagte Eliza Grass nach kurzem Zögern. »Ich kann nicht mitfliegen. Meine Mutter ist plötzlich krank geworden. Ich habe schon alles geregelt. Die Stewardeß wird sich um dich kümmern.«
Entgegen ihren Erwartungen machte es dem kleinen Dan gar nichts aus, daß er allein fliegen sollte. Wenn es schon sein mußte, war es ihm sogar lieber, daß Miß Grass nicht mit ihm flog. Er mochte sie so wenig wie Greg Moore. Und es gefiel ihm auch nicht, daß die beiden immer miteinander tuschelten, was sie schon getan hatten, als seine Mami noch lebte.
»Du heißt jetzt übrigens wieder Melian«, fuhr Eliza Grass fort.
Verwundert blickte Dan sie an. »Warum?« fragte er naiv.
»Weil dein Vater so heißt. Deine Mutter hatte nur den Künstlernamen Mac Donald. Deswegen bist du auch so genannt worden.«
Daniel war zwar erst sechs Jahre alt, aber er war in einer Welt aufgewachsen, in der es immer nur Erwachsene gegeben hatte. Kinder hatte er bisher höchstens von weitem gesehen. Seine Mutter war eine bekannte Schauspielerin gewesen, mit der Arbeit an vielen Filmen beschäftigt, in denen er selbst auch manchmal mitwirken mußte.
Anfangs hatte es ihm Spaß gemacht, später weniger, denn nicht nur die Regisseure waren oft ungeduldig geworden, auch seine Mutter hatte ihre Launen an ihm ausgelassen.
»Was wird aus der Wohnung und aus Mamis Sachen?« erkundigte er sich plötzlich.
Das war eine Frage, die Eliza Grass sehr peinlich war, und die sie keinesfalls beantworten wollte. Zumindest nicht der Wahrheit gemäß.
»Das erledigt alles der Anwalt. Du brauchst dich darum nicht zu kümmern«, wehrte sie ungehalten ab.
»Ich meine nur so«, entschuldigte er sich, »vielleicht fragt mich mein Vater danach.«
Dann sind wir hoffentlich schon weit vom Schuß, dachte Eliza, und das würden sie sein, wenn Gregs Rechnung aufgegangen war.
Sie war eine attraktive Frau, der verstorbenen Grace Mac Donald sehr ähnlich. Manchmal war sie auch als Double für sie eingesprungen, und als Grace noch lebte, hatte man sie für Freundinnen gehalten.
Dan war ans Fenster getreten. »Greg kommt«, sagte er und warf Eliza Grass einen fragenden Blick zu.
»Er will sich von dir verabschieden, und wir werden dich dann zum Flughafen bringen«, entgegnete sie rasch. »Warte noch, Dan, ich habe mit ihm zu sprechen.«
Immer hatte sie etwas mit ihm zu besprechen. Daniel war schon daran gewöhnt. Aber diesmal war er neugierig. Nachdem sie im Wohnraum verschwunden waren, schlich er die Treppe hinunter und legte sein Ohr lauschend an die Tür.
»Mir ist nicht wohl bei der Sache, Greg«, hörte er Eliza nervös sagen. »Wir kriegen die größten Schwierigkeiten, wenn er nicht richtig ankommt. Melian hat für uns beide die Tickets bezahlt. Er erwartet, daß ich den Jungen zu ihm bringe.«
»Nach uns die Sintflut«, erwiderte Greg. »Aber wir sollten jetzt nicht davon sprechen. Wenn der Junge nun lauscht?«
Das war für Daniel das Stichwort, schnellstens das Weite zu suchen. Einen Reim konnte er sich auf das Gehörte sowieso nicht machen. Es bestärkte ihn nur in seinem Mißtrauen gegen Eliza und Greg.
Tatsächlich wurde unten gleich darauf die Tür geöffnet, aber Dan hatte sich noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
Greg Moore wandte sich der blonden Frau zu. »Werde jetzt nur nicht kindisch, Liz«, sagte er scharf. »Melian ist reich genug. Er hat sich in all den Jahren weder um Grace noch um den Jungen gekümmert. Er weiß nicht, wieviel Geld sie besessen hat, als sie starb. Viel Vermögen scheint er ihr ohnehin nicht zugetraut zu haben, sonst hätte er wohl nicht gleich so großzügig Geld überwiesen. Aber glücklicherweise ist wenigstens der Schmuck noch da, und wenn wir die Wohnung verkaufen, springt auch allerlei heraus. Wie gut, daß sie noch die Verfügung getroffen hat, nach der du die Wohnung mit allem Inventar bekommst. Wenn sie dahintergekommen wäre, daß wir…«
»Schweig!« fiel sie ihm hastig ins Wort. »Mußt du denn immer wieder darüber reden?«
»Gewissensbisse?« fragte er sarkastisch. »Nun, die sind wohl kaum angebracht. Machen wir uns lieber auf den Weg, damit wir den Jungen endlich loswerden.«
»Wenn nun Mr. Andrew Verdacht schöpft?« wandte sie ein.
»Wir müssen ihm eben zuvorkommen. Er wird erst in drei Tagen zurückerwartet. Du hast auch keine Nerven mehr.«
Sie warf den Kopf in den Nakken. Was konnte ihr jetzt schon noch passieren? Grace war tot, und der Junge bald weit weg. Sie sehnte den Augenblick herbei, der ihr den Erfolg ihrer Bemühungen bringen sollte.
*
Vor dem Flughafengebäude hielt ein Taxi. Ihm entstiegen eine junge Dame und ein Herr in mittleren Jahren. Die junge Dame war von so auffallender Schönheit, daß sie sofort alle Blicke auf sich zog. Sie blickte in freudiger Erregung über das Flugfeld, wo gerade ein großes silbrig schimmerndes Flugzeug zur Landung ansetzte.
»Die Welt steht mir jetzt offen. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Mr. van Straaten«, sagte sie herzlich. »Sie haben mir den Weg geebnet.«
Er betrachtete sinnend ihr reizvolles Gesicht. »Die Rolle war