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Chefarzt Dr. Norden 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Chefarzt Dr. Norden 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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küsste ihr den Knoblauchessig von den Fingerspitzen.

      »Ich bin sehr froh, dass du deine gute Laune wiedergefunden hast.« Eine Köstlichkeit nach der anderen wanderte auf das Tischtuch zwischen ihnen. »Wenn es dir nicht gut geht, leide ich mit dir.«

      »Trotzdem habe ich immer noch ein schlechtes Gewissen«, gestand Fee und schob mit den nackten Füßen einen der großen, glatten Kieselsteine hin und her. Sein leises Klackern war wie Musik in ihren Ohren. »Wenn ich nur wüsste, ob ich das Paket wirklich auf den Boden gestellt habe.«

      »Wir könnten einen Hypnotiseur beauftragen.«

      Fee verschluckte sich an einer Cocktailtomate. Sie hustete, bis ihr die Tränen kamen.

      »Das traue ich mich nicht«, krächzte sie und griff nach dem Wasserglas mit Weißwein, das ihr Mann ihr reichte. Sie nahm einen großen Schluck. »Am Ende behalte ich einen psychischen Schaden zurück. Nein!«

      Belustigt zuckte Daniel mit den Schultern.

      »Tja, dann werden wir wohl nie erfahren, was an jenem Morgen geschah!«

      Fee lachte. »Du klingst schon wie Désis Freund Joshua.«

      »Wer weiß, vielleicht versuche ich es ja mit der Schauspielerei, wenn es mit dem Chefarzt nicht mehr klappt.«

      Fee brach ein Stück vom duftenden Weißbrot – sie hatten es unterwegs in Tatjanas Bäckerei gekauft – und tauchte es in die Frischkäsecreme.

      »Nachdem die OP bei Lammers so gut gelaufen ist, stehen deine Karten für eine Bühnenkarriere schlecht.«

      Daniel lehnte sich an den sonnenverwöhnten Baumstamm, der schon ein halbes Leben durch die Isar getrieben sein mochte, ehe die Reise am Kiesstrand ein vorläufiges Ende gefunden hatte.

      »In schwachen Momenten würde es mich wirklich interessieren, welches Ereignis in Lammers‘ Leben ihn zu so einem Widerling gemacht hat.«

      Fee blähte die Backen. Wie um Anlauf zu nehmen, lehnte sie sich zurück und wieder vor und stieß die Luft durch die gespitzten Lippen. Erwartungsvoll sah sie dem Kern nach. Er fiel ihr vor die Füße, hüpfte über ein paar Kiesel und verschwand in einer dunklen Spalte. Daniel bog sich vor Lachen. Fee dagegen zuckte mit den Schultern. Die Steine unter ihrem Hinterteil drückten auf ihren Ischias und sie rutschte herum, um eine bequemere Position zu finden.

      »Was denn? Olivenkerne sind eben nicht zum Fliegen geboren. Und manche Menschen nicht zum Nettsein. So einfach ist das.«

      Daniel wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Er legte den Arm um ihre Schulter und blickte hinaus auf den trägen Fluss. Die Dunkelheit hatte sich ans Werk gemacht, die lodernde Glut der Sonne zu löschen. Eltern trugen erschöpfte Kinder mit roten Bäckchen nach Hause. Eine Möwe flatterte schimpfend auf und löste sich in der aufsteigenden Dunkelheit auf. Nur das Feuer nebenan loderte hell in den Abendhimmel. Funken stieben auf und verglühten wie Sternschnuppen. Daniels Blick wanderte weiter hinauf in den Himmel, an dem die ersten Sterne funkelten.

      »Früher glaubten die Menschen, Gott habe Löcher in den Himmel gemacht, damit die Menschen ein wenig vom Glanz des göttlichen Reichs sehen könnten«, raunte er seiner Frau zu. »Wusstest du das?«

      »Nein. Aber es ist ein schöner Gedanke.« Auch Fee sah hinauf. In diesem Moment raste ein heller Streifen über das Firmament. »Und jetzt hat ein Engel nicht aufgepasst und den kostbaren Himmelsstoff zerrissen.«

      »Das war bestimmt der Engel, der Lammers auf die Welt geschickt hat«, erwiderte Daniel, ehe er in das Lachen seiner Frau einstimmte.

      *

      Langsam erwachte die Behnisch-Klinik am nächsten Morgen aus ihrem Schlaf. Friedlich und menschenleer lagen die Flure da. Keine Patientenakten störten das geschmackvolle Ambiente der verwaisten Tresen. Hier und da schwebte eine Schwester vorbei. Wie von Zauberhand wechselte das Nachtlicht zur Tagesbeleuchtung. Irgendwo fiel eine Tür ins Schloss. Die Räder eines Essenswagens quietschten. Im Bauch der Klinik begann es zu rumoren. Ein Motor nach dem anderen sprang an.

      »Verdammt. Heute ist einfach nicht mein Tag.« Sophie Petzold stürzte in den Aufenthaltsraum der Ärzte. Beim Laufen zerrte sie am Ärmel ihrer Jacke.

      »Das verraten Sie mal lieber nicht Ihren Patienten«, bemerkte Christine Lekutat. Sie saß auf der Bank vor ihrem Spind und ächzte bei dem Versuch, die Schuhbänder ihrer Turnschuhe zu binden.

      »Ist Dr. Weigand schon da?« Sophie fummelte an der Tür ihres Spinds. Klirrend fiel der Schlüssel zu Boden.

      Die Anästhesistin Ramona Rä­ther bückte sich, steckte ihn ins Schloss und sperrte sie auf.

      »Für Sie ist er immer da«, erwidert sie zwinkernd.

      Sophie überlegte kurz, ob sie nachfragen sollte, was das bedeutete, wollte aber kein Risiko eingehen. Manchmal war es besser, nicht zu viele Fragen zu stellen.

      »Ich muss heute unbedingt bei der Visite von Frau Berger dabei sein.« Jetzt war es der Knopf ihrer Jeans, der sich ihren Bemühungen widersetzte. Zur Belustigung ihrer Kollegen stampfte sie auf wie ein trotziges Kind und sank auf die Bank. Ihre Augen glänzten verdächtig.

      »Alles gut mit Ihnen?«, erkundigte sich Dr. Lekutat. »Oder sind Sie traurig, dass Sie heute Nacht nicht bei Ihrem Liebsten sein konnten?«

      Sophie schnappte nach Luft.

      »Wie bitte?« Das Blut sackte ihr in die Beine, ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Ein Glück, dass sie saß.

      »Kommen Sie schon. Die halbe Klinik redet darüber. Nicht wahr?« Christine sah sich in der Runde der Kollegen um. Plötzlich waren alle mit sich selbst beschäftigt oder unterhielten sich leise mit ihrem Nachbarn.

      Sophie atmete durch und stand wieder auf.

      Endlich gab auch der Knopf seinen Widerstand auf. Sie schlüpfte aus der Hose und tauschte sie gegen die kleidsame Kliniktracht. Es war so still im Zimmer, dass die Schritte draußen auf dem Flur umso lauter hallten.

      »Einen wunderschönen guten Morgen, die Herrschaften.« Daniel Norden klang wie der junge, sonnige Morgen persönlich. Er hielt einen Stapel Akten in der Hand. »Ich hoffe, Sie sind alle ausgeschlafen und bereit für neue Taten.«

      »Wir schon. Aber fragen Sie mal Frau Petzold.«

      »Sie scheinen heute ja einen Narren an mir gefressen zu haben«, schimpfte Sophie in Richtung der Chirurgin.

      Dr. Norden hob eine Augenbraue.

      »Es gibt viel zu tun. Deshalb machen wir die Besprechung heute im Eiltempo.« Er sah auf das Namensschild der oberen Akte. »Frau Lekutat, Sie übernehmen bitte meinen Fall, den Kollegen Lammers. Ich muss heute früh in die Arzneimittelkommission.«

      Sie verdrehte die Augen gen Himmel. »Dieser Stinkstiefel? Muss das sein?«

      »Ich finde, Sie geben ein wunderbares Paar ab.« Sophies Stimme stach wie ein frisch gespitzter Bleistift.«

      »Haha!« Christine schnitt eine Grimasse in ihre Richtung.

      »Warum nur habe ich manchmal das Gefühl, ich bin der Leiter eines Kindergartens?«, bemerkte Dr. Norden und wandte sich an Ramona Räther. »Sie sind heute auf Intensiv.«

      Die Anästhesistin nickte, wünschte den Kollegen einen schönen Tag und verließ den Aufenthaltsraum. »Und Sie, Frau Petzold, nehmen Frau Berger im Anschluss an unsere Besprechung bitte mit ins CT. Der Kollege Weigand sieht sich die Aufnahmen im Anschluss an und entscheidet, wie weiter zu verfahren ist.« Auch Sophie erhielt eine Akte. Daniels Augen schweiften über die Kolleginnen und Kollegen. »Sonst noch Fragen? Gut, dann wünsche ich einen erfolgreichen Tag.«

      *

      Ramona Räther sollte recht behalten. Die Gedanken an Sophie hatten Matthias Weigand den Schlaf geraubt. Ein paar blasse Sterne hatten noch am Himmel gefunkelt, als er in die Klinik gekommen war. Er hatte die Ruhe dazu genutzt, um Befunde zu diktieren und sich mit schwierigen Diagnosen auseinanderzusetzen. Während


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