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Die großen Western Classic 9 – Western. Alexander CalhounЧитать онлайн книгу.

Die großen Western Classic 9 – Western - Alexander Calhoun


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trat in die Buschhütte, die er mit Larry Hagman teilte. Larry saß auf seinen Decken, den Oberkörper nackt, rauchte seine Pfeife. Er lächelte Luke an, als er eintrat und die Winchester von der Astgabel nahm.

      »Willst du was schießen?«, fragte er. Seine Stimme klang etwas schrill, als ob er ständig unter einer nervösen Spannung stünde.

      Bonnart nickte und grinste.

      »Heute Abend gibt es wieder dein Lieblingsessen, Kaninchenragout. Ist dir das recht?«

      Der Prospektor schüttelte sich.

      »Mir dreht sich der Magen um, wenn ich nur daran denke.«

      »Auch gut.« Luke grinste. »Wir können sie ja zur Abwechslung braten. Oder wie wär’s mit einem Schlangensteak?«

      »Scheußlich! Lassen Sie einfach Joan schießen«, erwiderte Larry Hagman angewidert. »Dann gibt es wenigstens Konserven. Besser als gar nichts.«

      Luke Bonnart steckte Patronen in die Hosentasche und wandte sich dem Ausgang zu. Er blieb grinsend stehen und drehte sich noch einmal um.

      »Du wünschst dir zu viel, Larry«, sagte er. »Mrs Hamilton schießt schon mindestens so gut wie Calamity Jane. Und die übertrifft sogar Wyatt Earp.«

      »Oh, mein Gott«, stöhnte der Prospektor. »Was wir nicht alles für eine vage Hoffnung erdulden müssen und für Rus.«

      Luke ging noch nicht. Er stellte das Gewehr mit dem Kolben auf die festgetretene Erde und stützte sich auf den Lauf. Aufmerksam sah er Hagman an.

      »Ist dir nichts aufgefallen, Larry?«

      »Nein, was?«

      »Einmal sagen wir Sie zueinander, dann …«

      »Ach, das«, der Prospektor winkte ab. »Weißt du, Luke, das ist nur so ’ne Art Hochachtung dir gegenüber. Du bist immerhin der Mann, der uns führt. Ohne dich wären wir in dieser vertrackten Wüste verloren.«

      »Na ja, ich will’s glauben.« Luke lachte, schulterte die Winchester 73 und marschierte los.

      Sein Grinsen erlosch, und er runzelte nachdenklich die Stirn. Hagman war mit seinen Nerven fertig, da gab es keinen Zweifel. Und der plötzliche Wechsel seines Tonfalls hatte Bonnart verraten, wo seine empfindliche Stelle war. Die Hitze machte sie alle fertig und gereizt. Das konnte nicht gutgehen. Nicht mit einer schönen Frau im Lager.

      *

      Luke blieb stehen, als sie aus der Buschzone am Rand der Wüste traten. Er hielt Joan Hamilton am Arm zurück. Dann reichte er ihr die Winchester. Er vermied dabei hastige Bewegungen, um das Kaninchen nicht zu verscheuchen.

      »Halten Sie tief«, sagte er. »Und nicht vergessen: langsam den Abzug ziehen und die Luft anhalten. Es wird schon klappen.«

      Befriedigt sah er zu, wie sie das Gewehr fest an die Schulter zog, ohne die Hände oder den Körper zu verkrampfen, und die Beine leicht spreizte. Das Kaninchen saß auf den Hinterläufen und mümmelte in der graugrünen See des Chaparrals, die sich bis zu den Bergen am Havasu erstreckte.

      Plötzlich nahm es den Geruch von Gefahr wahr, Menschengeruch. Es richtete sich noch weiter in die Höhe und äugte herüber. Die Kugel riss es um.

      »Gut geschossen, Madam«, sagte Luke Bonnart anerkennend. »Sie werden selbst in diesem rauen Land nicht verhungern.«

      Joan Hamilton lachte. »Sie waren ein ausgezeichneter Lehrer, Luke. Wo haben Sie so gut schießen gelernt?«

      »Auf der Weide. Holen wir die Beute und kehren wir zurück«, sagte er und setzte sich schon in Bewegung.

      Sie war etwas mehr als mittelgroß, reichte ihm also gerade bis an die Achsel. Ihr Haar wirkte im Sonnenlicht goldblond und fiel ihr bis auf die Schulter. Ihre veilchenblauen Augen hatten einen direkten, offenen Blick, ihre Nase war kurz und schmal, ihr Mund ein wenig zu breit, mit einer vollen Oberlippe. Ihr Gesicht verriet Stärke und Willenskraft, fand Luke.

      Sie gingen zu dem Kaninchen. Luke hob es auf.

      »Vier bis fünf Pfund. Reicht für eine Mahlzeit, wenn wir es ein bisschen strecken. Wie ist die Lage auf dem Proviantsektor?«

      »Zwei Wochen reicht er, drei, wenn wir genügend schießen können«, erwiderte sie.

      »Sie meinen Frischfleisch, Madam?«

      Joan nickte, fuhr fort. »Mein Mann hat mir gesagt, dass Sie drängen, das Land zu verlassen. Ich möchte Sie bitten, noch zwei oder drei Wochen zu warten.«

      »Ich habe meinen Vertrag mit Ihrem Mann eingehalten. Mehr als das«, fügte er hinzu.

      »Aber wir werden fündig, ich weiß es. Rus und Larry sind ebenfalls überzeugt.«

      »Bei Hagman bin ich da nicht so sicher«, knurrte Luke Bonnart orakelhaft. »Der sagt heute das und morgen dies. Und wenn er in Ihre veilchenblauen Augen schaut, Madam, dann fühlt er sich stark genug, den Mond vom Himmel zu holen.«

      »Bitte, sagen Sie doch so was nicht!« Joan wurde rot und wandte sich ab. »Morgen stoßen wir auf die Ader.«

      Luke lachte laut und bitter.

      »Sie werden ein paar Skelette finden, nichts weiter, Madam. Skelette von Menschen, denen Rus für das schöne Märchen vom Gold danken kann.«

      »Sie meinen die Padres?«

      Luke nickte. »Natürlich die Padres. Ihre Geister bewachen den Stollen. Sehen Sie, Madam, die einzigen Skelette, die mich interessieren, haben Fleisch und Fell auf den Knochen und zwei Hörner auf dem Kopf. Und sie warten auf mich dort drüben.« Er zeigte mit der Hand nach Nordosten und kicherte.

      »Es geht doch nur um ein paar weitere Wochen, Luke«, sagte sie überredend. »Sie wissen doch, dass wir ohne Sie hier völlig hilflos sind. Bitte.«

      Luke Bonnart schüttelte den Kopf.

      »Der Vertrag ist abgelaufen. Was zu erfüllen war, habe ich nach bestem Wissen und Gewissen getan.«

      Sie wechselte schnell das Thema. Ihre Stimme klang einen Diskant heller, und als sie ihn beim Sprechen ansah, hatte der Mann das Gefühl, in zwei blaue Märchenseen zu schauen.

      »Haben Sie noch einmal Spuren entdeckt, Luke?«

      »Klar, habe ich. Täglich neue. Coconino streicht wie ein Coyote ums Lager – unsichtbar, unhörbar, dabei gefährlich wie eine Klapperschlange.«

      Joan Hamilton ging weiter. Luke blieb einen Schritt hinter ihr und richtete seinen Blick zu Boden. Abrupt blieb er stehen und starrte auf das pulverisierte Erdreich. Deutlich war dort der Abdruck eines Stiefels zu sehen.

      »Warum kommen Sie nicht? Was ist …?« Joan Hamilton war stehengeblieben und sah zu ihm hin.

      Luke antwortete nicht. Seine Gedanken liefen im Kreis. Ein Stiefelabdruck … Apachen trugen keine Stiefel. Sie mochten die harte Fußbekleidung der Weißen nicht. Woher kam der Abdruck? Von ihnen selbst? Von Rus, Larry oder Pedro? Luke schloss sekundenlang die Augen.

      Rus hatte Stiefelgröße 46, Larry kaum einen kleineren Fuß, und wenn man Pedro Comparatos Quadratlatschen sah, konnte man sich weitere Fragen ersparen. Der Abdruck war von einem Fremden, von einem kleinen schlanken, und leicht vornübergebeugt gehenden Mann. Kein Zweifel.

      »Luke, sind Sie eingeschlafen?«

      Joan trat neben ihn, sah den Abdruck im Sand und streckte den Rücken, ihre Stimme klang belegt, als sie sagte: »Das ist es also … Luke, sind Fremde in der Nähe?«

      Bonnart nickte. Er schaute an der schönen Frau vorbei. Sein Blick blieb an einer kaum sichtbaren Unregelmäßigkeit des Bodens hängen. Ein anderer hätte sie vielleicht nicht einmal bemerkt, aber die Männer, die in diesem Land leben, achten automatisch auf die winzigsten Details, die hier zwischen Leben und Tod entscheiden können. Ruhig streckte er die Hand aus.

      »Geben Sie mir bitte die Winchester, Madam.«

      Joan verfärbte sich,


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