Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch). Christian MorgensternЧитать онлайн книгу.
Montium custos nemorumque, Virgo, quae laborantes utero puellas ter vocat' audis adimisque leto, diva triformis, inminens villae tua pinus esto, quam per exactos ego laetus annos verris obliquum meditantis ictum sanguine donem. | Die Sie Wind und Wetter nicht scheuten, Emma, als wir neulich Ihrer Person bedurften und in Todesängsten ich dreimal Ihnen telephonierte – wolln Sie für den Winter ein Klafter Brennholz? Darf ich Ihnen Schinken und Wein zuschicken? Ausgestanden hab ich! ... ach, Frau! wie bin ich Ihnen so dankbar! |
III,25
Quo me, Bacche, rapis tui, plenum? Quae nemor aut quos agor in specus, velox mente nova? Quibus antris egregii Caesaris audiar aeternum meditans decus stellis inserer' et consilio Jovis? Dic', insigne, recens, adhuc indict' or' alio. Non secus in iugis edonis stupet Euhias, Hebrum prospiciens et nive candidam Thracen ac pede barbaro lustratam Rhodopen, ut mihi devio ripas et vacuum nemus mirari libet. O Naiadum potens Baccharumque valentium proceras manibus vertere fraxinos nil parv' aut humili modo, nil mortale loquar. Ducle periculumst, o Lenaee, sequi deum ringentem viridi tempora pampino. | Wohin reißt mich der süße Wein? Welche Gassen sind das, die ich noch nie gesehn? Welches Glückskind von Nachtrat hört, was die schweigende Stadt laut mich zu schwärmen reizt! Wißt ihr, was ich im Pult noch hab? Was euch allen noch winkt? Glückliche Menschen, ihr! Solche Dinge, wie ich da sag, hat noch keiner gesagt, seit Gott die Welt erschuf! Mädel, du vor der Schenke dort – he, was guckst du mich an? Guck dich doch selber an! Ich bin völlig bei klarem Sinn! Ich kann gehn, wie ich will – wo ich – wohin ich will! Gott ist Zeuge, ich hab noch nie einen schlüpfrigen Vers – noch einen schlechten Vers, überhaupt einen Vers – gemacht, der nicht, ihm zu gefall'n, mir aus der Feder floß! Ach... es ist doch von eigenem Reiz, zwischen schwankenden Reihn schiefer Gebäude so sichern Fußes des Weges zu ziehn, des Zylinderhuts Rohr tief in die Stirn gedrückt... |
III,26
Vixi duellis nuper idoneus, et militavi non sine gloria;nunc arma, defunctumque bello barbiton hic paries habebit, laevum marinae qui Veneris latus custodit. Hic, hic ponite lucidafunali' et vectes et arcus oppositis foribus minaces. O quae beatam diva tenes Cypr' et Memphin carentem Sithonia nive,regina, sublimi flagello tange Chloen semel arrogantem! | Vor kurzem noch ein Ritter im Liebesspiel, der seine Klinge nicht ohne Glück geführt –und heut? .. Genug! laßt uns nun endlich Leyer und Schwert an den Nagel hängen. Und an denselben Nagel den Dieterich, der mir nichts half, die kleine Laterne, dieverlosch, und die Strickleiter, die das freche Geschöpf mir vom Fenster abschnitt. Du sonst so eifrig rächende Nemesis – die Dirn empfehl ich deiner besondern Huld!Der wünscht' ich einen Mann einst, der sie ein um den anderen Tag verprügelt. |
III,30
Exegi monument' aere perennius, regalique situ pyramid' altius, quod non imber edax, non Aquil' inpotens possit diruer' aut innumerabilis annorum series et fuga temporum. Non omnis moriar multaque pars mei vitabit Libitin': usqu' ego postera crescam laude recens, dum Capitolium scandet cum tacita virgine pontifex. Dicar, qua violens obstrepit Aufidus et qua pauper aquae Daunus agrestium regnavit populor', ex humili potens princeps Aeolium carmen ad Italos deduxisse modos. Sume superbiam quaesitam meritis et mihi Delphica lauro cinge volens, Melpomene, comam. | Wenn die Bürger mir ein Monument stifteten, ob aus Gips oder Holz, Erz oder Marmerstein, – Sommers sonnt es sich froh, kinderwagenumringt, Winters baut man ein Dach drüber aus Papp' und Stroh – kann man eins gegen zehn wetten: Der Zahn der Zeit nagt so lange daran, bis es in Trümmer füllt. Darum lob ich mir das, was ich mit eigner Hand in der Weltpoesie ewige Tafeln schrieb. Nimmer werd ich vergehn; blühen, solange mich ein Magister durchs Tor eines Gymnasiums trägt und die Klasse mit mir würdigen Schritts betritt und voll tiefen Verstands mich seiner Prima preist! Überall, wo der Mensch klassische Bildung pflegt wird man fordern von ihm, daß er horazfest sei. Habe mich darum auch redlich genug geplagt! Reicht mir neidlos den Kranz, der meiner Kunst gebührt! |
Anhang:
Eduard Mörike: Wispeliaden, "Sommersprossen" (1837): IXte Ode des Horace
.Horatius ad / Thaliarchum (Chansons, Livre I, od. 9) Vides, ut alta stet nive candidum Soracte, nec jam sustineant onussivae laborantes, geluqueflumina constiterint acuto. Dissolve frigus, ligna super foco large reponens; atque benigniusdeprome quadrimum Sabina,o Thaliarche, merum diota. | Des / Vtus Horazius Flakkus / aus Wenusia / Ersten Buches der Oden / die Neunte Schau, wie, an Altersweisheit ein Sokrates Höchlings der Berg steht, und wie die Silphe sich,Ihn untergrabend, umsonst abmühet,Und die Gewässer wie Spießglas zwitzern! Wärme dich, Guter! stapple den Holzstoß auf, Reichlich, nicht etwa über dem Sparherd bloß!Und vielleicht ist Sabinchen* so gütig,Uns, Daliarch, ein Quart Rein-Wein zu wismen.** * Wahrscheinlicherweise Horazens Gattin. ** Die übrigen Verse blieben weg, weil ich sie nicht für antique halte. |
Ich und die Welt