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Südwärts. Ernest Henry ShackletonЧитать онлайн книгу.

Südwärts - Ernest Henry Shackleton


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Mühe, sich laut Befehle zuzurufen. Den ganzen Tag schoben wir uns durchs lose Packeis, und der Blick aus dem Krähennest23 bot keine Hoffnung auf bessere Bedingungen. Wir sichteten eine Weddellrobbe und eine Krabbenfresserrobbe auf den Eisschollen, machten jedoch keinen Halt, um uns mit frischem Fleisch zu versorgen. Es war wichtiger, so schnell wie möglich unser Ziel zu erreichen, und es stand zu befürchten, dass uns später genug Zeit blieb, sollten sich die Eisbedingungen weiter verschlechtern.

      Am Morgen des 12. Dezember arbeiteten wir uns durch loses Packeis, das später stellenweise dichter wurde. Der Himmel war bedeckt, und es fiel leichter Regen. Um 7 Uhr ließ ich sämtliche Rahsegel setzen, um den Wind aus Nord zu nutzen, musste sie fünf Stunden später aber wieder einholen lassen, als er auf West drehte. Die Mittagsposition war 60° 26' S und 17° 58'W. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatten wir nur dreiunddreißig Meilen zurückgelegt. Das Eis war noch immer stark gedrängt und wir schlängelten uns durch schmale Durchfahrten und gelegentliche Öffnungen, wobei die Eisschollen gefährlich nah ans Schiff kamen. Wir sichteten Sturmvögel, Seeschwalben und Adeliepinguine. An Bord amüsierten wir uns über die putzigen kleinen Pinguine, bei denen das Schiff offenbar für große Aufregung sorgte. Es kursierte der Witz, dass all die Adeliepinguine auf den Eisschollen unseren Biologen Clark kannten, und wenn er am Ruder stand, kamen sie herbeigerannt, so schnell ihre Beine sie trugen, und riefen immer »Clark! Clark!« und waren dann entrüstet und verstört, dass er weder wartete noch antwortete.

      Am 14. Dezember brach das Wetter ein, mit nebligem Dunst und gelegentlichem Schneefall. Ein paar Eisberge kamen in Sicht. Das Packeis war dichter als die Tage zuvor. Älteres Eis mischte sich unter das neue und hemmte unsere Fahrt. Die Schiffsschraube erhielt frühmorgens einige Schläge, erlitt aber keinen Schaden. Unter dem Klüverbaum wurde eine Plattform angebracht, damit Hurley Filmaufnahmen davon machen konnte, wie das Schiff durchs Eis bricht. Das neue Eis durchbrach die Endurance ohne Probleme, aber die Brocken alten Eises stellten erhebliche Hindernisse dar. Es erforderte höchste Aufmerksamkeit, das Schiff dort hindurchzusteuern. Auch sorgfältigstes Navigieren konnte gelegentliche Zusammenstöße mit Eisbrocken, die zu mächtig waren, um zerbrochen oder beiseitegeschoben zu werden, nicht vermeiden. Der Wind aus Richtung Süden steigerte sich am Nachmittag zu einem leichten südwestlichen Sturm, und um 20 Uhr drehten wir an einer Eisscholle bei, da eine Weiterfahrt unmöglich wurde, ohne ernsthafte Beschädigungen an Steuerruder oder Schiffsschraube zu riskieren. Ich machte die interessante Beobachtung, dass wir selbst nach dreitägiger Fahrt unter Dampf durch das Packeis noch immer von der nordwestlichen Dünung begleitet wurden. Sie machte es noch schwieriger, durch die engen Rinnen zu steuern, da sich das Eis in ständiger Bewegung befand.

      Am nächsten Tag kam die Endurance ein Stück voran. Lange offene Wasserrinnen verliefen Richtung Südwest, und das Schiff brach mit voller Fahrt durch die wenigen Flächen neuen Eises, bis es mit einem lauten Schlag gegen ein Scholle alten Eises stieß. Während Wild das Schiff steuerte, kletterte Worsley für ein paar Minuten an die Spitze des Klüverbaums und berichtete nach seiner Rückkehr aufgeregt von seinen Beobachtungen. Der Klüverbaum schwang von links nach rechts und von oben nach unten, während der massive Bug des Schiffes aufs Eis krachte, es entzwei schlug, zu beiden Seiten aufhäufte und beiseiteschob. Die Lufttemperatur betrug angenehm milde 2,8° Celsius und die Wassertemperatur – 1,7° Celsius. Wir machten weiter gute Fahrt durch lange offene Rinnen, bis zum 17. Dezember um 4 Uhr, als die Verhältnisse sich wieder verschlechterten. Enorm große Schollen alten Eises lagen dicht an dicht. Einige dieser Schollen bildeten eine geschlossene Oberfläche von einer Quadratmeile, durchsetzt von Bruchstücken aus dünnem und auch massivem älteren Eis. In Sichtweite trieben viele Eisberge, durch die sich unser Kurs hindurchwand. Einmal wurde das Schiff von einer keilförmigen Scholle aufgehalten, wir konnten jedoch den Eisanker daran befestigen, die Scholle in Schlepp nehmen und wegziehen und dann durch die Lücke weiterfahren. Unter diesen Umständen zu navigieren erforderte sowohl Muskelkraft wie auch Nervenstärke. Nachmittags erscholl ein lautes Klappern von achtern, und Hussey, der am Steuerrad stand, erklärte: »Das Rad schlug herum und wirbelte mich einmal durch die Luft!« Die Mittagsposition war 62° 13' S und 18° 53' W. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatten wir zweiunddreißig Meilen in südwestlicher Richtung zurückgelegt. Wir sichteten drei Blauwale und einen Kaiserpinguin, einen Vogel von achtundfünfzig Pfund, mit dem die Speisekammer aufgefüllt wurde.

      Am Morgen des 18. Dezembers fuhr die Endurance durch große Eisschollen, die mit dünnem Eis verbunden waren. Es gab nur wenige Fahrrinnen. Der Wind wehte mit gelegentlichem Schneegestöber aus Richtung Norden. Wir erlegten drei Krabbenfresserrobben – zwei Kühe und einen Bullen. Der Bulle war ein Prachtexemplar, fast ganz weiß und 9 Fuß 3 Zoll groß. Er wog 600 Pfund. Kurz vor Mittag machte dichtes Packeis jegliches Weiterkommen unmöglich. Wir warfen einen Eisanker auf die Scholle und drosselten die Maschinen. Ich war auf schlechte Bedingungen im Weddellmeer gefasst gewesen, hatte jedoch im Dezember und Januar zumindest auf lockeres Packeis gehofft, wenn es schon kein offenes Wasser geben sollte. Tatsächlich trafen wir aber auf ziemlich dichtes Packeis von der zähen Sorte. Packeis ließe sich als gigantisches, unermesslich großes, von der Natur entworfenes Puzzlespiel beschreiben. Im losen Packeis sind die Teile ein wenig verrutscht und in Unordnung geraten, an anderen Stellen sind sie wiederum zusammengedrückt. Im dichteren Packeis werden die zusammengedrückten Stellen größer und die Teile immer stärker ineinandergepresst, bis das Ganze eine geschlossene Packeisdecke bildet und man das Puzzle mit entsprechender Vorsicht zu Fuß überqueren kann. Wo die Teile nicht eng aneinandergefügt sind, befindet sich natürlich offenes Wasser, das innerhalb weniger Stunden gefriert, nachdem es jede Menge »Frostrauch« abgegeben hat. Unter dem herrschenden Druck bewegt sich das junge Eis wie ein Floß, wird dabei doppelt so dick und bekommt eine karamellartige Konsistenz. Wenn die Kanten der dicken Eisschollen aneinanderreiben, bäumen sie sich zudem in einem langsamen und fast stillen Kampf auf, bis jedes Puzzleteil von einer hohen »Hecke« umgeben ist. An den Übergängen der Schollen formen sich chaotische Flächen mit aufgetürmten Eisblöcken. Manchmal sieht man so ebenmäßig geformte Blöcke, die so exakt zu fünf bis sechs Fuß hohen Stapeln gefügt sind, dass man sie kaum für das alleinige Werk der Natur halten mag. Ein andermal kann ein gewundener Canyon von sechs bis zehn Fuß hohen Eiswänden durchzogen werden, oder ein unter Druck geformter Eisdom unter erneutem Druck wie ein Vulkan explodieren. Den ganzen Winter über befindet sich das treibende Packeis in ständiger Veränderung: Es wächst durch Gefrieren, verdichtet sich durch die


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