Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
er Harrison so lange, bis er außer Atem war. Er hätte Harrison am liebsten umgebracht.
Willenlos ließ Joel Harrison alles über sich ergehen. Er grinste blöde, als Downers von ihm abließ. Als er zur Flasche greifen wollte, riß Downers sie ihm aus der Hand.
Dann verließ er das Zimmer und beeilte sich, ans Telefon zu gelangen. Er mußte den Boß unbedingt informieren und fragen, wie sie an ein neues Scheckheft kamen.
Denn ohne Scheckheft gab’s kein Geld, war. Harrison vollkommen wertlos …
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Downers daran, daß Harrison ihnen vielleicht einen Streich gespielt hatte. Aber war das diesem willenlosen Wrack überhaupt zuzutrauen …?
*
Anwalt Rander und sein Butler Josuah Parker statteten Leutnant Current einen Besuch ab. Das Büro des Leutnants im Hauptquartier der Polizei war klein und einfach eingerichtet. Alles war auf reine Zweckmäßigkeit abgestellt.
»Wir kamen gerade zufällig vorbei«, behauptete Mike Rander und blinzelte Current zu.
»Diesen Zufall kenne ich. Sie wollen wissen, was aus Glenn Mossels geworden ist, oder?«
»Das auch …!«
»Er überstand die Operation, Rander. An eine Sprecherlaubnis ist vorerst aber nicht zu denken. Mossels verlor zu viel Blut, die Operation schwächte ihn.«
»Zu dumm …!«
»Was glauben Sie, wie ich darauf warte, mit Mossels sprechen zu können. Nach der Ermordung des Nachtportiers Worland ist er der einzige Mann, der uns etwas über den Boß sagen kann.«
»Schon etwas über Hostans gehört?«
»Die Großfahndung nach ihm läuft. Bisher ohne jeden Erfolg. Aber das besagt noch nichts. Die Jungens müssen sich erst mal einspielen.«
»Eine Frage am Rande, Current, Mossels wird doch bewacht, nicht wahr?«
»Sehr scharf sogar, Rander. Mossels darf nicht von seinem Boß umgebracht werden. Wir sind sogar noch einen Schritt weiter gegangen und bauten für diesen unbekannten Chef der Gang eine Falle. Selbst im Spital nimmt alles an, Mossels liege in der zweiten Etage. In Wirklichkeit ließen wir ihn bereits in das Polizeihospital bringen. Nur einige wenige eingeweihte Pfleger wissen Bescheid. Kann sein, daß der Boß versucht, an Mossels heranzukommen. Dann wird er sein blaues Wunder erleben.«
»Sir, darf ich eine bescheidene Frage einwerfen?« erkundigte Josuah Parker sich höflich.
Current nickte. Er kniff die Augen zusammen, paßte scharf auf. Wenn Josuah Parker mit bescheidenen Fragen kam, die er dazu noch höflich stellte, dann verfolgte er stets einen ganz besonderen Zweck damit.
»Sie wollten die Güte haben, Sir, mich die genauen Unterlagen über Hostans, Cardy, Lurchess und Mossels einsehen zu lassen.«
»Was bezwecken Sie damit, Parker?«
»Nur ein allgemeines Interesse, Sir.«
»Ihnen soll einer trauen. Ich wette, Sie kochen bereits wieder Ihre eigene Suppe.«
Parker verzichtete auf eine Antwort. Er wartete, bis er den Schnellhefter in Händen hielt, der vor Current lag. Dann zog er sich in die Zimmerecke neben der Tür zurück und studierte die Unterlagen.
Current und Mike Rander schwiegen..
Sie sahen sich an, schauten hinüber zu Parker und warteten darauf, daß der Butler sich endlich äußerte.
Doch Josuah Parker dachte nicht daran, zu den Unterlagen Stellung zu nehmen. Er schloß den Schnellhefter und gab ihn an Leutnant Current zurück.
»Na …?« erkundigte sich Current.
»Was haben Sie entdeckt, Parker?« fragte Mike Rander.
»Ich bedaure, Sir. Mein Interesse konnte nicht geweckt werden.«
»Nichts …?« wunderte sich Leutnant Current. Er glaubte dem Butler kein Wort.
Josuah Parker hüllte sich in Schweigen. Er verwandelte sich wieder in eine leblose Statue. Current verzichtete darauf, weitere Fragen an Parker zu richten. Aus Erfahrung wußte er, daß es sinnlos war.
»Haben Sie wirklich nichts entdeckt?« erkundigte sich Mike Rander Minuten später, als sie Current verlassen hatten.
»Vielleicht den Hauch eines Verdachts. Sir …!«
»Und in Welcher Richtung?«
»Sir, wenn Sie gestatten, würde ich der Privatklinik, in der Mr. Harrison seine Entziehungskur absolvierte, einen kurzen Besuch abstatten.«
»Was versprechen Sie sich denn davon?«.
»Ich möchte die dortige Atmosphäre studieren, Sir.«
»Also schön, studieren Sie, Parker. Ich beschäftige mich mal ausgiebig mit Mr. Glidden. Über diesen Chefbuchhalter muß doch etwas zu erfahren sein …!«
Die Privatklinik befand sich im Westen der Stadt, in der Nähe des Oakbrook York Polo Club.
Hinter der hohen Steinmauer war nur das rote Dach des Gebäudes zu sehen. Und die vielen Baumkronen des Parks. Ein schweres Gittertor versperrte den Zutritt zur Klinik. Selbst von diesem Tor aus waren der Park und das Gebäude nicht einzusehen. Eine Art spanische Wand aus Hecken und Sträuchern nahm jede Sicht.
Josuah Parker hielt sein hochbeiniges Monstrum an, stieg aus und näherte sich der Anmeldung, die in einem kleinen Pförtnerhaus untergebracht war.
Seine schwarze Melone schwenkend, beugte er sich vor das Sprechfenster.
»Mir liegt daran, den Chefarzt zu sprechen«, sagte er zum Pförtner, einem untersetzten Mann mit groben Gesichtszügen, der eine Art Privatuniform trug.
»Den Chef wollen Sie sprechen? Sind Sie angemeldet?«
»Ich komme im Auftrag der Familie Harrison.«
Parker mußte einen Moment warten. Der Pförtner telefonierte mit der Klinik. Dann stand er auf und drückte auf einen Knopf. Surrend öffnete sich das elektrisch angetriebene Tor.
»Sie können durchfahren, aber bleiben Sie auf dem Asphaltweg.«
Parker erkletterte seinen Wagen, setzte sich ans Steuer und fuhr in den Park hinein.
Er war weiträumiger, als er von außen aussah. Und sehr gepflegt. Der sattgrüne Rasen war kurzgeschoren. Nicht ein einziges Blatt Unkraut konnte der Butler entdecken. Für einen kurzen Augenblick dachte er fast wehmütig an die englischen Rasen drüben in seiner Heimat.
Vor der Klinik hielt er an, stieg aus.
Das zweistöckige Gebäude befand sich in tadelloser Verfassung. Es gab zwei Seitentrakte, allerdings waren, sie nur einstöckig. Parker fiel auf, daß alle Fenster unvergittert waren. Viele Scheiben bestanden allerdings aus Milchglas.
An der Tür wurde er bereits von einer jungen Dame in einem weißen Kittel erwartet. Sie war groß, schlank und hatte aschblondes Haar. Kluge braune Augen in dem interessanten Gesicht sahen ihn freundlich an.
»Ich bin Margy Bessers«, stellte sie sich vor, »Doktor Givons schickt mich.«
»Ich begrüße Sie«, antwortete Parker und machte einen gekonnten Kratzfuß. Elegant schwang seine schwarze Melone durch die Luft, »ich hoffe nicht zu stören.«
»Darf ich vorausgehen …?« fragte Miss Bessers. Ohne Parkers Antwort abzuwarten, ging sie zurück ins Haus. Josuah Parker genoß das sanfte Schwingen ihrer Hüften. Weiblicher Schönheit war er nicht abhold. Er schätzte alles, was harmonisch und schön war.
»Ich komme wegen Mr. Joel Harrison«, plauderte Parker, der Margy Bessers eingeholt hatte. Innerhalb weniger Sekunden verwandelte er sich in einen harmlosen älteren Mann, der kein Wässerchen trüben kann, »wie Sie vielleicht wissen, Miss Bessers, ist Mr. Harrison nach seiner Entlassung aus der Klinik verschwunden.«
»Verschwunden