Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
schien es auch so zu empfinden, unterbrach sie aber nicht, bis sie geendet hatte.
»Es muss für Außenstehende unverständlich scheinen, dass ich mich offenbar nicht um mein Kind gekümmert habe. Aber die Verhältnisse lagen anders«, sagte er ruhig. »Ich wurde auch nicht von dem Tod meiner …, Jacquelines Mutter verständigt. Erst Dr. Braun teilte mir im Auftrag der sterbenden Frau von Czibulski mit, die ich übrigens nie persönlich kennenlernte, dass das Kind nach dem tödlichen Unfall seiner Mutter nach Deutschland gebracht werden sollte. Vor Jahren hatte ich sie einmal angeschrieben, mir den Aufenthaltsort meiner Tochter mitzuteilen, doch ich bekam keine Antwort.«
»Frau von Czibulski wusste ihn selbst nicht«, erklärte Dr. Braun. »Sie war mit dem Leben ihrer Tochter nicht einverstanden und hatte sie auch jahrelang nicht gesehen. Ihr Entschluss, das Kind nach Deutschland bringen zu lassen, entsprang dem Wunsch, ihm eine normale Erziehung zuteil werden zu lassen. Sie wusste auch nicht, dass ihre Tochter viermal verheiratet war.«
Nun ergriff wieder Bob Dane das Wort.
»Ich bin seit drei Jahren verheiratet, sehr glücklich, wie ich bemerken darf, und meine Frau ist sehr einverstanden, dass Jacqueline zu uns kommt. Wir haben einen kleinen Sohn und wünschen selbstverständlich, dass Jacqueline gemeinsam mit ihm aufwächst.«
Selbstverständlich, dachte Dorrit beklommen. So selbstverständlich, wie Eric Ride das Kind behalten will.
Sie begann wieder zu sprechen, und diesmal wurde es ein leidenschaftliches Plädoyer für Eric Ride.
Sie schilderte eingehend, wie rührend er um das Kind besorgt war und sprach davon, dass er nichts sehnlicher wünschte, als Jacky behalten zu können.
»Mr Ride ist sehr reich, und er wäre bereit …«
»Davon reden wir besser nicht«, fiel Bob Dane ihr ins Wort. »Ich habe damals mein Kind nicht hergeben wollen. Es ist mir weggenommen worden. Jetzt endlich bietet sich mir die Möglichkeit, Jacqueline wiederzubekommen. Bei allem Respekt vor Mr Rides Menschenfreundlichkeit, ich kann ihm keine Zugeständnisse machen.«
»Ich bitte Sie, Mr Dane«, begann Dorrit bebend, »machen Sie es ihm auf eine verständnisvolle Weise klar! Nehmen Sie ihm das Kind nicht einfach weg! Was würde es Ihnen nützen, wenn Jacky eine aggressive Haltung gegen Sie einnähme, wenn Sie derjenige sind, der sie von ihrem Daddy wegholt. Wenn Ihnen Ihr Kind etwas bedeutet – mein Gott, niemand wird Ihnen sein Verständnis dafür versagen – stürzen Sie es nicht in Konflikte, die ihr mehr schaden könnten als die vergangenen Jahre.«
Bob Dane betrachtete sie schweigend.
»Sie sind eine kluge Frau, Miss Maxwell«, bemerkte er anerkennend. »Ich kann mich Ihren Worten nicht verschließen. Vielleicht sollten wir diese Dinge freundschaftlich mit meiner Frau besprechen, die mich begleitet hat. Ich will Jacqueline ja nicht gewaltsam holen. Sie soll zu mir finden, zu meiner Frau und unserem kleinen Danny. Ich bin kein Barbar, Miss Maxwell.«
Er meinte es ehrlich, aber wie sollte sich das bewerkstelligen lassen? Dorrit fürchtete mit Recht, dass Eric Ride so viel Toleranz nicht aufbringen würde.
Aber sie war nun schon fast unlöslich mit diesem Geschehen verstrickt. Sie konnte jetzt nicht einfach Adieu sagen und verschwinden.
*
Die Hauptperson, um die sich alles drehte, hatte keine Ahnung davon, welches Ringen um sie begann. Sie hatte sich schnell eingewöhnt, spielte mit Manuel und freute sich, wenn Bambi kam.
Andächtig bewunderte sie die Zwillinge Felix und Alexandra und versicherte immer wieder, dass sie so kleine Kinder ganz süß fände.
Eric hatte ihr gesagt, dass ihre Großmutter gestorben sei und sie deshalb nicht holen konnte.
Sie hatte es gleichmütig aufgenommen, und als ihr bewusst wurde, was das bedeuten konnte, hatte sie sich gefreut.
Dass sie auch noch einen Vater besaß, hatte Eric ihr verschwiegen. Er wollte es nicht zur Kenntnis nehmen.
Mary-Ann behagte es nicht, dass das Kind in Sicherheit gewiegt wurde.
Sie wusste nun, dass es einen Mr Dane gab, und den konnte man nicht wegzaubern, wie sie heute in einem sehr langen Telefongespräch mit Dorrit erfuhr.
Von schweren Gedanken bewegt, legte sie den Telefonhörer auf.
»Mit wem hast du denn so lange geredet?«, fragte Eric Ride.
Sie war erschrocken, aber dann sagte sie sich, dass er das Gespräch nicht mit angehört hatte, wenn er jetzt so fragte.
»Mit Dorrit Maxwell«, antwortete sie zögernd.«
»Sie ist aber anhänglich«, bemerkte er hintergründig.
Ihr gefiel das gar nicht.
»Ich habe sie darum gebeten«, erwiderte sie. »Sie hat mir einen großen Gefallen erwiesen, und ich möchte nicht, dass du sie dafür kritisierst, denn gern hat sie meiner Bitte gewiss nicht entsprochen.«
»Was für einen Gefallen?«, fragte er wachsam.
»Ich werde es dir heute Abend erklären. Wir brauchen Zeit und Ruhe dafür.«
»Das klingt nicht gut«, brummte er. »Sie ist eine Fremde für uns. Konnte nicht jemand anders dir diesen Gefallen erweisen, Granny?«
»Nein«, entgegnete sie wortkarg.
»Ich habe ihr eine Stellung angeboten, die sie abgelehnt hat!«, brauste er auf. »Auf dich spricht sie scheinbar mehr an.«
»Wahrscheinlich habe ich den richtigen Ton gefunden«, stellte sie ironisch fest. »Sie ist kein Mädchen, das sich bezahlen lässt.«
»Du tust geradeso, als hätte ich sie zu einem Amüsement kaufen wollen«, äußerte er ungehalten.
»Da würdest du aber auf Granit beißen. Offenbar ist dir noch nicht ganz bewusst geworden, was sie für dich getan hat und noch tut und was sie sich dafür eingehandelt hat.«
»Sie hätte sich ja heraushalten können«, entgegnete er barsch.
»Mein lieber Eric, jetzt möchte ich dir mal etwas sagen. Du brauchst nicht alles Gefühl, das du besitzt, an Jacky zu verschwenden. Du kannst auch etwas abzweigen für einen Menschen, der seine Stellung riskiert und verloren hat. Genaugenommen ist es doch so, dass sie dir vertraute und du sie hintergangen hast.«
»Ich – wieso denn?«, fragte er irritiert.
»Indem du mit Jacky verschwandest und das arme Ding sich selbst überlassen blieb. Aber vielleicht geht dir das später einmal auf. Wir sprechen uns heute Abend.«
Und damit überließ sie ihn sich selbst und seinen Gewissensbissen, die sich plötzlich zu regen begannen.
*
An diesem Tag wurde Emmerich beerdigt. Darüber stellte Bambi tiefsinnige Betrachtungen an.
»Es ist nicht schön, wenn Leute sterben«, meinte sie, »es ist viel schöner, wenn Kinder geboren werden, nicht wahr, Mami?«
»Aber wenn gar niemand sterben würde, wäre bald kein Platz mehr auf der Welt«, erwiderte Inge Auerbach.
»In Australien ist noch sehr viel Platz«, erklärte Bambi. »Freddy hat es mir erzählt.«
»Dort wollen sie aber junge Leute, die noch viel schaffen können. Emmerich war sehr alt, er hat seine Ruhe verdient.«
»Nun braucht er nicht mehr in den Wald zu gehen und kann keine Leute mehr erschrecken. Kommt er in den Himmel oder in die Hölle, Mami?«
»Warum in die Hölle?«
»Weil er die Leute erschreckt hat und sie Angst vor ihm hatten. Hannes sagt, er kann nichts dafür, dass er einen Piepmatz hatte. Warum sagt man eigentlich Piepmatz, wenn jemand spinnt?«
Inge Auerbach seufzte in sich hinein.
»Das sind so Redensarten«, murmelte sie.
»Manchmal