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Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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halbe Stunde später stand er vor einem neuen Einfamilienhaus. Es konnte noch nicht lange fertiggestellt sein.

      Im Garten spross eben erst junges Grün, der weiße Verputz war makellos wie die Gardinen an den Fenstern.

      Holger Frerichs’ Herz schlug dumpf, als er seinen Finger zögernd auf den Klingelknopf legte.

      *

      »Vati ist heute sehr früh gegangen«, stellte Carola Deuring fest.

      »Du musst dich auch beeilen«, wurde sie von ihrer Mutter ermahnt. »Vati musste noch zur Bank wegen der Hypothek.«

      »Gibt es Schwierigkeiten?«, fragte die zwanzigjährige Carola erschrocken. »Warum sagt ihr uns nichts, Mutti?«

      »Ihr seid jung. Ihr sollt unbeschwert sein«, erwiderte Franziska Deuring. Da läutete es.

      Sie konnte nicht ahnen, dass nun ihren vier Kindern alle Unbeschwertheit genommen werden würde.

      Carola eilte zur Tür.

      »Ich sage gleich ade, Mutti«, rief sie. Doch da erkannte sie Pfarrer Frerichs, den sie kürzlich während einer Sonntagspredigt in der Kirche gesehen hatte. »Herr Pfarrer?«, fragte sie atemlos. »Was führt Sie zu uns?«

      Holger Frerichs blickte in das frische, natürliche Mädchengesicht. Sein Herz schlug dumpf.

      Unwillkürlich musste er an Fritzi denken, die beide Eltern früh verloren hatte.

      »Kann ich bitte Freu Deuring sprechen?«, fragte er leise.

      »Mutti, der Herr Pfarrer«, rief Carola. »Ich muss ins Geschäft.«

      »Bitte, bleiben Sie noch«, sagte er gepresst.

      Ihre blauen Augen verdunkelten sich.

      »Was ist denn?«, fragte sie erregt. »Mein Gott, es ist doch nichts mit Peter, Helga oder Volker? So reden Sie doch!«

      Franziska Deuring stand in der kleinen Diele. Alles Blut war aus ihrem Gesicht gewichen.

      Sie griff sich mit der rechten Hand an die Kehle, und ihre Augen weiteten sich schreckensvoll.

      »Mein Mann!«, ächzte sie. »Was ist mit meinem Mann?«

      Carola lehnte an der Tür. Sie zitterte am ganzen Körper. Holger Frerichs griff nach Franziska Deurings Hand.

      »Bitte, setzen Sie sich, Frau Deuring«, sagte er stockend. »Ich habe eine …« Er kam nicht weiter.

      »Er ist tot!«, schrie Frau Deuring auf. »O nein, das kann nicht sein! Sagen Sie, dass es nicht wahr ist! Der Traum, dieser schreckliche Traum kann nicht wahr sein!«

      »Mutti, bitte, reg dich nicht auf! Vati war doch gesund und munter, als er ging. Herr Pfarrer, warum sagen Sie nichts?«

      Holger senkte den Kopf.

      »Es tut mir so unendlich leid«, flüsterte er hilflos. »Ich war dabei. Herr Deuring starb auf dem Transport ins Krankenhaus. Seine letzten Gedanken galten Ihnen, den Kindern. Verzeihen Sie, aber es musste Ihnen jemand die Nachricht bringen.«

      Es peinigte ihn, dass er keine anderen Worte fand, keine finden konnte.

      Das Leid, das er in diesen Sekunden miterlebte, war so grenzenlos, dass seine Lippen stumm blieben.

      »Unser Vati …, es kann nicht wahr sein«, schluchzte Carola auf.

      »Warum er? Mutti, es darf nicht wahr sein! Ich kann es nicht glauben!«

      Mit leeren Augen blickte Frau Deuring ihre Tochter an.

      »Ich habe es so sehr gefürchtet, Roli«, flüsterte sie. »Es war zu viel für ihn. Er wollte uns ein Heim schaffen, er hat zu viel für uns getan.«

      Sie richtete sich auf, tränenlos, wie versteinert.

      »Bitte, Herr Pfarrer, ich möchte jetzt zu meinem Mann«, sagte sie flehend.

      »Mutti!«, schluchzte Carola. Voller Zärtlichkeit nahm Franziska Deuring ihre Älteste in die Arme.

      »Wir können ihm nicht mehr helfen, mein Kind. Wir müssen jetzt sehr tapfer sein, Roli. Vati würde es von uns erwarten. Du musst in der Fabrik anrufen.«

      »Ich kann nicht, Mutti. Ich kann es nicht sagen«, weinte das Mädchen.

      »Ich werde es tun«, erklärte Holger Frerichs. »Ich kann es Herrn Münster persönlich sagen. Wir kennen uns.«

      Er fuhr mit Franziska Deuring zum Krankenhaus. Mit gefalteten Händen saß sie neben ihm, still, in sich zusammengesunken.

      »Wir haben vier Kinder«, sagte sie monoton. »Vor sechs Wochen haben wir das Haus bezogen. Hilmar hat sich so sehr gewünscht, ein Haus für uns zu bauen. Wir kommen aus Ostpreußen. Es hat lange gedauert, bis wir eine Heimat fanden. Wir waren so glücklich.«

      Er konnte es sich vorstellen, das Haus vor Augen, die hübsche, mütterliche Frau, die reizende Tochter.

      Die anderen Kinder würden auch nicht anders sein. Eine intakte fleißige Familie, nun ihres Vaters beraubt.

      Er fühlte mit Franziska Deuring, die so tapfer erscheinen wollte und so von Schmerz zerrissen war.

      Verstohlen wischte sie ein paar Tränen von ihren Wangen, als er vor dem Krankenhaus hielt.

      »Ich danke Ihnen, Herr Pfarrer«, sagte sie bebend. »Wir werden uns ja wohl noch sehen.«

      »Sie können auf mich zählen, Frau Deuring«, erwiderte er. »Wenn es Ihnen recht ist, werde ich nachmittags vorbeikommen.«

      Sie nickte, dann ging sie mit gesenktem Kopf auf den Eingang zu.

      Er musste zu einer Beerdigung. Und eine weitere würde ihm bald bevorstehen.

      Doch heute Mittag musste er ein junges Paar trauen, das voller Zuversicht den gemeinsamen Lebensweg beschreiten wollte und ganz gewiss nicht an die Unabänderlichkeit des vorgezeichneten Schicksals glaubte.

      Jetzt musste er tröstende Worte sprechen, später freudvolle. Es war sein Beruf! Nur ein Beruf?

      Nein, es war eine Aufgabe, die er sich selbst gestellt hatte. Doch manchmal fiel es unendlich schwer, alles gottergeben hinzunehmen.

      *

      Harald Herwig, Abteilungsleiter in den Münster-Werken, ein Cousin des Industriellen, drückte die Sprechtaste.

      »Frau Deuring, bitte zum Diktat«, sagte er ruhig.

      Sekunden später tat sich die Tür auf. Ein junges, supermodern gekleidetes Mädchen erschien.

      »Die Deuring fehlt«, erklärte es schnippisch. »Unentschuldigt.«

      Die Narben in seinem Gesicht, die von einem schweren Autounfall herrührten, färbten sich dunkel.

      »Danke«, erwiderte er scharf. »Sie können gehen, Frau Berg.«

      Sie schürzte die Lippen, wagte aber nichts zu sagen, als sein eisiger Blick sie traf. Gekränkt zog sie sich zurück.

      »Die Deuring ist Favoritin«, sagte sie gehässig zu ihrer Kollegin. »Sie kann es sich leisten, unentschuldigt zu fehlen.«

      »Sie hat bisher nicht eine Stunde gefehlt«, erklärte die andere gerechterweise. »Überleg mal, wie oft du schon zu spät gekommen bist, Hanni.«

      Es muss etwas pasiert sein, dachte Harald Herwig beklommen. Das gibt es doch gar nicht, dass Carola unentschuldigt fehlt.

      Anrufen konnte er nicht. Sie hatten noch kein Telefon. Er überlegte ein paar Minuten.

      Dann erhob er sich von seinem Schreibtisch und ging rasch durch das Vorzimmer, wo Hanni Berg und ihre ältere Kollegin saßen.

      »Wetten, dass er ihr nachrennt?«, bemerkte Hanni Berg gehässig. »Die mit ihrem scheinheiligen Getue reißt sich den Junior unter den Nagel.«

      »Spinn dich aus«, sagte die andere, die verheiratet war und


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