Die Beste Father Brown-Kriminalfälle. Гилберт Кит ЧеÑтертонЧитать онлайн книгу.
Archibald Ogilvie war der einzige vom Stamme der Glengyle, der dem Begriffe eines guten Menschen noch am nächsten kam. Über seine verbissene Tugend verkehrte ihn zum Menschenfeind; er beklagte die Unehrlichkeit seiner Vorfahren, aus der er weiß Gott wie auf eine allgemeine Unehrlichkeit des Menschengeschlechtes schloß. Ganz besonderes Mißtrauen hegte er gegen die Philanthropie oder Freigebigkeit, und er schwor, daß, wenn er einen Mann fände, der nur und ganz seinem Rechte lebe, er ihm all das Gold von Glengyle überlasse. Nachdem er der Menschheit diese Herausforderung entboten hatte, schloß er sich ein ohne die geringste Erwartung, darauf je eine Antwort zu erhalten. Eines Tages jedoch brachte ihm ein tauber und anscheinend aus dem Gleichgewicht geratener Bursche aus einem entfernten Dorfe ein verspätetes Telegramm und Glengyle reichte ihm dafür in seiner bissigen Herablassung ein neues Zweipencestück. Das heißt, er glaubte, ihm dieses gegeben zu haben, als er jedoch sein Geld besah, fand er, daß das Zweipencestück noch da war, dafür aber ein Zwanzigschillingstück fehlte. Der Vorfall eröffnete ihm Ausblicke für hohnvolle Spekulationen. Auf jeden Fall würde der Bursche seine Art verraten. Entweder würde er als Dieb, der eine Münze gestohlen hat, sich nicht mehr sehen lassen, oder er würde hübsch brav zurückkehren und gierig seine Belohnung einfordern. Mitten in der Nacht wurde Lord Glengyle aus dem Bette geklopft – denn er lebte allein – und genötigt, dem tauben Idioten die Türe zu öffnen. Der Idiot überbrachte ihm – nicht das Zwanzigschillingstück, sondern neunzehn Schillinge und 10 Pence, den ganzen Rest.
Die unerhörte Korrektheit dieser Handlungsweise wirkte wie Feuer auf das Hirn des gräflichen Sonderlings. Er schwor, er sei Diogenes, der lange nach einem ehrlichen Menschen gesucht und ihn endlich gefunden habe. Er machte ein neues Testament, welches ich eingesehen habe. Er nahm den sklavisch getreuen Burschen in sein mächtiges, vernachlässigtes Haus und zog ihn zu seinem Diener heran und – nach Art der Sonderlinge – auch zu seinem Erben. Und wie wenig auch immer dieses eigentümliche Geschöpf begreifen mochte, die beiden fixen Ideen seines Herrn begriff es vollständig. Erstens, daß der Buchstabe des Rechtes über alles geht, und zweitens, daß ihm selbst alles Gold von Glengyle zukomme. Das ist alles und sonst ist nichts daran. Er hat das Haus von allem Golde entblößt und nicht ein Stückchen genommen, das nicht Gold war, auch nicht einmal ein Stäubchen Schnupftabak. Er hob die Goldblättchen aus den alten Handmalereien, ganz befriedigt, all das übrige unberührt gelassen zu haben. Das alles begriff ich, aber die Geschichte mit dem Totenschädel konnte ich nicht begreifen. Ich war wirklich in Unruhe über diesen menschlichen, unter Kartoffeln begrabenen Kopf. Es verstimmte mich – bis Flambeau das Wort sprach.«
»Es wird wieder alles in Ordnung kommen. Er wird den Schädel in das Grab zurückbringen, sobald er das Gold aus dem Zahn genommen haben wird.«
Und tatsächlich, als Flambeau an jenem Morgen über den Hügel wanderte, sah er jenes seltsame Wesen, den gerechten, armen Teufel an dem entweihten Grabe arbeiten, das bunte Halstuch im Bergwinde flatternd und auf dem Kopfe den schlichten Zylinder.
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