Mein erster Ausflug: Wanderungen in Griechenland. Kaiser Maximilian von MexikoЧитать онлайн книгу.
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Kaiser Maximilian von Mexiko
Mein erster Ausflug: Wanderungen in Griechenland
Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2021
EAN 4064066114527
Inhaltsverzeichnis
Der erste Tag auf griechischer Erde.
Eine Landreise durch Griechenland.
Ein Besuch in der Moschee von Smyrna.
Ein Besuch auf dem Sclavenmarkte von Smyrna.
Ein Morgen beim Pascha von Smyrna.
Zwei Tage in den Bocche di Cattaro.
Der vierte October auf offener See.
[Vorwort]
Die gegenwärtigen Blätter, welche eigentlich den Reigen der unter dem Titel »Aus meinem Leben« veröffentlichten Reisetagebücher des verewigten Kaisers Maximilian hätten eröffnen sollen, erscheinen durch eine eigene Verkettung der Umstände an deren Schluß und unter einem selbstständigen Titel. Jene jüngst publicirten Bände nehmlich waren bereits früher als Manuscript gedruckt und nur dem kaiserlich österreichischen Hofe, speciell den dem Erzherzog Ferdinand Maximilian Nahestehenden zum Geschenk gemacht worden. Das vorliegende Tagebuch über des Erzherzog-Kaisers erste Reise nach Griechenland (der Prinz zählte damals 18 Jahre) war ursprünglich von dem hohen Autor in seiner Bescheidenheit selbst nicht für bedeutend genug erachtet worden, um dessen Veröffentlichung wünschenswerth erscheinen zu lassen. Jetzt indessen, nach dem Scheiden des Kaisers Maximilian, glaubten wir den zahlreichen Verehrern seines Charakters, wie seiner Muse, keine freundlichere Gabe bieten zu können, als die Blätter seines Erstlingswerkes, die den für alles Gute und Schöne warm erglühenden kaiserlichen Jüngling trefflich kennzeichnen.
Die Reise nach Griechenland fällt noch in die Studienzeit des jungen Prinzen; es war ein Ferien-Ausflug, der ihm, wie seinem jüngern Bruder, dem Erzherzog Carl Ludwig, vom Kaiser wie den kaiserlichen Eltern gestattet worden war. Die Reisegesellschaft bestand aus dem Erzherzog Max, dem Erzherzog Carl, dem Fürsten Jablonowsky (seitdem in der Blüthe seiner Jahre gestorben), dem Grafen Coudenhove (jetzigem Obersten in der Armee), dem Baron Koller, dem Archivarius Kaltenbeck (als Herausgeber gelehrter Schriften bekannt – seitdem gleichfalls verstorben), dem Professor Geiger (einem talentvollen und hochgeachteten Maler) und dem Doctor Fritsch (kaiserlichem Leibarzte, und von Seiner Majestät dem Kaiser Franz Joseph, seinen Brüdern beigegeben). Den Dampfer Vulcan, der die Prinzen beförderte, befehligte der jetzige Vice-Admiral und Commandant der Marine, damaliger Capitain Julius Vissiak, während sich Dr. Ilek, jetzt Marine-Stabsarzt und der unglücklichen Kaiserin Charlotte bis zu Ihrem Abschiede von Miramar ärztlicher Rathgeber, als Schiffsmedicus auf der Corvette befand. Die Reise sollte keinem wissenschaftlichen Zwecke dienen; sie war im eigentlichen Sinne eine Lustreise. Erzherzog Max sowohl wie sein eben erst in das Jünglingsalter eintretender Bruder gehörten damals noch nicht dem »Dienste« an. Der Erstere trat bald darauf in die Marine ein, und mußte während der italienischen Reise (im Jahr 1851) schon seine Schiffswacht halten. – Es existirt in Miramar ein hübsches Bild von Professor Geiger, welches die Vorstellung beim Pascha von Smyrna*) darstellt, und auf dem die beiden Erzherzoge in weißer Uniform erscheinen.
*) S. 181.
Die Leidenschaft des Prinzen Max für die See und die Tropen tritt in den nachfolgenden Blättern schon bedeutend in den Vordergrund – sie hat ihn nie verlassen. Die Cajüte war sein liebster Aufenthaltsort; er hat sich in Miramar aus seinem eigensten Gemach fast eine Cajüte geschaffen; die Wogen des Meeres, die an das Schloß anschlagen, vervollständigten die Täuschung. Es ist ein großes viereckiges Zimmer, wohl kaum mehr als 9 Fuß hoch, und eines der anmuthigsten und interessantesten Gemächer im Schlosse. Außer dem leeren Fleckchen auf dem Schreibtische, dessen der Erzherzog-Kaiser nicht entbehren konnte, war kaum ein freies Plätzchen zu finden. Er war, wie dies schon aus dem nachfolgenden Tagebuche hervorgeht, ein leidenschaftlicher Sammler: die Symbole und Producte aller Länder und Meere füllten Tische, Schränke und Gestelle in diesem Gemache. Indessen fehlten demselben auch die behaglichsten Möbel nicht. Nach Tische pflegte der Erzherzog hier mit den Herren seiner Umgebung eine Cigarre zu rauchen, während seine hohe Gemahlin, nur durch wenige Zimmer getrennt, in dem Kreise Ihrer Damen weilte; oft ging er ab und zu, um die hohe Frau durch heiteres und kurzweiliges Gespräch zu erfreuen.
Es möge uns gestattet sein, hier einige wenige biographische Skizzen über den verewigten hohen Verfasser zu geben: Ferdinand Maximilian wurde am 6. Juli 1832 geboren; er hat somit, da er am 19. Juni 1867 schied, sein 35stes Lebensjahr nicht vollendet. Er ward von seiner Familie mit dem zweiten Namen genannt, den er auch als Kaiser von Mexico ausschließlich führte. Er war ein so schwaches und wenig hübsches Kind, so unbeweglich und theilnahmlos, daß nur das Auge der Mutter in seinem lebhaften Blicke das Erwachen des Geistes wahrnahm. Zwei Züge aus seiner frühesten Kindheit seien hier mitgetheilt, obgleich diese Zeilen nur die äußersten Umrisse seines Erdenlebens geben sollen: Als Max eben sprechen gelernt hatte, zeigte man den erzherzoglichen Kindern einen der Zwerge, die ihre Kindergestalt beibehalten haben, in deren Gesicht sich aber das vorgerückte Alter ausspricht. Der kleine, etwa zweijährige Knabe lief zu seiner Aja in das andere Zimmer und sagte: »Draußen ist ein altes Kind!« Das war der erste Geistesblitz. Sein Herz sprach auf eine noch schönere Weise. Zu der Zeit, als die jungen Erzherzoge unter männliche Aufsicht gestellt werden sollten, war das Herz des kleinen Max von Schmerz erfüllt, sich von Fräulein v. Sturmfeder, der erzherzoglichen Kinder Aja, trennen zu sollen. Fräulein v. Sturmfeder liebte den zwei Jahre älteren, viel hübscheren und aufgeweckteren Bruder Franz viel mehr, als den mageren, blassen, stillen Knaben. Als sie nun gehen wollte, stürzte sich Max ihr um den Hals, und weinend rief er aus: »Ich liebe Dich so – so sehr – wie Du den Franzi liebst.«
Der Erzherzog wuchs heran; er gewann sich durch sein frisches, warmes Wesen, durch seinen