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Mein erster Ausflug: Wanderungen in Griechenland. Kaiser Maximilian von MexikoЧитать онлайн книгу.

Mein erster Ausflug: Wanderungen in Griechenland - Kaiser Maximilian von Mexiko


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zierlichen Ranken herunter; die geübteste Gartenkunst hätte diese Kränze nicht so schön knüpfen können. Gerne hätte ich diese Fülle frischen Lebens, das die todten Glieder umspann, gezeichnet, wenn ich Zeit dazu gehabt hätte. Wir kosteten von den Früchten der wilden Reben und fanden, daß sie an Süßigkeit unsern Gartentrauben gleichkommen. Als wir an den Strand zurückkamen, fanden wir Professor G. beschäftigt, die Bucht mit ihrer Umgebung mit gewohnter Genialität zu zeichnen. Archivarius K. saß im Schatten eines Olivenbaumes und schrieb ein Gedicht. Die Uebrigen verschliefen die schöne Zeit zum Theil, einige aber hatten sich in den Wellensand des Meeres gesetzt; wir gesellten uns zu ihnen. Die Tiefen des Meeres wirken mit einem mystischen Reize auf mich, mächtig und unwiderstehlich zieht mich die unergründete Fluth an, und Alles was ihr angehört erfreut mich. So auch die kleinen Muscheln, die ich im Sande wühlend fand; man hätte nicht eifriger Goldstücke suchen können, wie ich jetzt diese lieblichen Kleinigkeiten. Doch bald wurde das Zeichen zum Aufbruch gegeben und man schwang sich, oder man kroch, je nach der Korpulenz, auf die Sättel. Immer neue Gegenden kamen und schwanden, es folgte Bucht auf Bucht; bald gingen wir auf dem feinen Sande des Meeres, bald durch Buschwerk und malerische Hohlwege, bald über leicht gewellte Höhen.

      Man kann das Land wild und unkultivirt nennen, aber es liegt ein großer Reiz in dieser ursprünglichen Natur, wenn auch große gelbe Erdflecke brach liegen, so steht doch dicht daneben die feine, schlanke Pinie mit ihrer Nadelkrone, die grüner ist als das frischeste Laub, die üppige Platane, die ihre breiten Aeste den Schlingpflanzen und Reben zur Stütze darreicht, und die liebliche Myrte mit dem poetischen Lorbeer verschlungen. Diese grünen Anhaltspunkte für das Auge sind noch hundertmal schöner, wenn die kalte Hand des nutzensuchenden Menschen nicht ihre geraden Ackerlinien dazwischen gezogen hat. Ein großartiger Friede herrscht auf solcher Erde, die der Pflug nicht durchwühlt hat; kein Schiff stört den Spiegel des tiefen blauen Meeres, kein Kirchthurm, keine Ruine lenken den Blick von den stolzen, südlich glühenden Gebirgsmassen ab; wer über die Monotonie dieser Länder klagt, hat ihren Reiz nicht empfunden, und ich kann das Gemüth nur beklagen, das sich hier nicht in Wonne aufschließt und die Luft des alten Hellas mit Entzücken schlürft. Bald that die griechische Sonne ihre Wirkung, und nach abermaligem dreistündigen Ritt sehnten wir uns nach Erquickung; man näherte sich wieder einem Kani, welches von großen Olivenbäumen umwaldet war; einzelne Weingärten befanden sich in der Nähe, und wir drückten daher unseren Führern den Wunsch aus, uns an den griechischen Trauben zu laben; bald war eine Fülle derselben und eine herrliche Melone herbeigeschafft. Schon unterwegs hatten wir Gruppen zu dreien und vieren, auf Eseln reitend getroffen, die Trauben zum Trocknen in Schläuchen auf den Markt größerer Städte brachten. Diese Reiter haben ein höchst pittoreskes Aussehen; die Art wie sie sich kleiden, der eigenthümliche Sitz auf dem Esel, die edle Haltung gaben uns einen hohen Begriff von der Schönheit des griechischen Volkes. Wir fanden mehrere dieser Männer im Kani; die Meisten waren stark bewaffnet, was ihre natürliche Würde erhöhte. Als sie Dr. F. schnupfen sahen, baten sie ihn um eine Prise, für welche sie mit Grazie dankten. Sie ließen uns ihre Kleider ohne Verlegenheit betrachten und behielten ihre stolze, selbstbewußte Haltung bei. Im Innern des Kani war ein budenähnlicher Raum, in welchem die für das genügsame Land nöthigen Gegenstände, Gläser, Schalen und Töpfe, feil geboten wurden; da darunter auch Liqueure von wenig einladendem Geruche waren, so hielten wir den Rest unserer Rast im Freien.

      Im Weiterreiten zeigte es sich, daß mein Gaul mich ziemlich rasch von der Stelle brachte, was nicht bei allen der Fall war. Archivarius K. behauptete, der seinige sei wild und schlüge aus; indessen hatte er nur einen Zuckfuß; der arme Herr hatte nie geritten und mußte nun sein Probestück durch zwölf Stunden auf schlechtem Sattel machen. Zwei Gensd'armen eröffneten unsern drolligen Zug; sie waren ein Gemisch von Baiern und Griechen, der Kopf gehörte dem Vaterlande an, Gewand oder Uniform war griechisch; hinter ihnen ritt in unzerstörbarer Ruhe Graf C., rauchend und stumm die neuen Eindrücke in sich aufnehmend; dann folgten Fürst J. und Baron K.; der erste spähte vergebens nach comfortablen Villas mit schönen Bewohnerinnen; der letzte dressirte, als echter Reitersmann, die Pferde des armen Demetry. Dr. F. machte den Weg mit gemächlicher Ruhe, und ergötzte uns durch interessante Erzählungen, die er uns liebenswürdig vorzutragen wußte; zuweilen erfrischte er sich durch eine Prise; mein Bruder ritt gewöhnlich neben ihm und schützte sich durch einen großen Regenschirm vor der Sonnenhitze. Nun kam G., zwischen die ledernen Schanzen seines türkischen Sattels eingepfercht; beim Auf- und Absteigen mußten ihm mitleidige Seelen Hülfe leisten, denn auch er war des Reitens ungewohnt, schickte sich jedoch recht gut in die anhaltende Bewegung. Ich schwärmte auf meinem feurigen kleinen Schimmel von dem Einen zum Andern, mein chinesisches parasol als Siegesfahne in der Hand, und ergötzte mich an dem lustigen Witze der Gesellschaft. Als wir wieder einmal längs dem Meere und zuweilen auch darin ritten, wurden wir plötzlich von einem vorübergehenden Gußregen überfallen und mußten in einer elenden Hirtenhütte Obdach suchen; der Regen kühlte und reinigte die Luft, und der Abend an unserem Ufer war desto herrlicher, während in Rumelien schwarze Wolken den Parnaß umhüllten. Von einem Städtchen angefangen, das wir anfangs für unser Nachtquartier hielten, wurde die Gegend wasserreich; wir hatten manchen Bach zu durchwaten, in dessen Mitte der Oleander blühte. Bei einem dichten Busche begann das Pferd des vor uns reitenden Gensd'armen sich zu bäumen, das Pferd des Fürsten, neben dem ich gerade ritt, erschrak ebenfalls; doch kamen wir glücklich vorüber; der Fürst aber forderte mich auf, zu beobachten, wie es den Uebrigen bei diesem verhexten Strauche gehen würde; da erblickte ich unsern armen Archivarius, der auf dem dünnen Halse seines Braunen einen verzweifelten Gleichgewichtstanz auszuführen genöthigt war – endlich lag er unrettbar im Grase. Ein mit Schilf bedeckter Esel war's, der diesen Schrecken verbreitete; die Pferde hatten vor der beweglichen Masse gescheut. Ich sprengte zu meinem lieben Archivarius, dem zum Glück nichts geschehen war und der sogar auf das Schnellste wieder im Sattel saß und über seinen Unfall lachte. Etwas vor Sonnenuntergang erblickten wir unser Nachtquartier, das Städtchen Vostizza. Was die Ufer dieses Golfs so überraschend schön macht, sind die in das Meer vorspringenden Erhöhungen, welche die kommenden Buchten verbergen und die schon durchwanderten Meeresküsten den Blicken entziehen. Vostizza liegt auf einer solchen malerischen Erhöhung. Mein Bruder und ich ritten nun mit Fürst J. rasch unserem Ziele entgegen; wir hatten ein breites Flußbett zu passiren, dann ging es eine steile Anhöhe hinan, die wie eine Sandbank ausgewaschen ist; es scheint, daß das Meer einst bis dahin, folglich bei dreißig Klaftern höher als jetzt, gereicht hat. Zwischen dieser Wand und dem Meere dehnt sich eine freundliche grüne Fläche aus, mit Weingärten übersät; einige Häuser erstrecken sich bis an das Meer; mitten unter diesen ragt eine mächtige Platane empor, die die Sage aus den Zeiten des Pythagoras herabstammen läßt. Wir ritten in den oberen Theil der durchaus unregelmäßigen Stadt ein. Der vorausgeeilte Koch des Demetry leitete uns in das Haus, in dem wir die Nacht zubringen sollten. Es stellte ein Wirthshaus vor. Zu ebener Erde befand sich ein großer Raum, der eine breite Oeffnung auf die Straße statt eines Fensters hatte, und als Küche, Keller, Vorrathskammer und Magazin diente; unsere im Entstehen begriffenen Speisen waren von tausend und abermals tausend Fliegen bedeckt, was nicht ermunternd wirkte. Außer den Fliegen hatten sich noch einige neugierige Städter versammelt, deren Geplapper mit dem Gesumme der Insecten ein verwirrendes Concert gab. Ueber eine zitternde Holztreppe stolperten wir in das obere Stockwerk, das zwei sogenannte Zimmer enthielt, in welchen man sich nicht über die neumodische Möbelfülle beklagen konnte; vier nackte Wände waren nicht einmal weiß zu nennen, so hatte sie der Schmutz bedeckt. Auch die Nase wollte sich nicht in die griechische Zimmeratmosphäre finden; dies war keine sehr tröstliche Aussicht nach einem zwölfstündigen Ritt; ich meinte indessen, mit Stroh und unseren Marinaros könnten wir uns wohl behelfen; der Fürst aber behauptete, diese Unterkunft sei dem Contracte nicht gemäß, den wir mit Demetry abgeschlossen hätten; auch sei es unter unserer Würde, unser Hauptquartier in solchen Räumlichkeiten aufzuschlagen. Ich stellte vor, es sei am einfachsten bei der herrlichen Nacht im Freien zu campiren; der Fürst jedoch bestand auf einer ernsten Unterredung mit Demetry, und ich setzte mich unterdessen auf die Brüstung des untern Fensterraumes und betrachtete mir das Treiben der Hellenen. Es zogen einige Züge von beladenen Eseln, Pferden und Maulthieren langsamen Schrittes vorbei. Da es, außer in Athen, in Griechenland gar keine Wagen giebt, so begegnet man dergleichen auf allen Straßen, die auch mitten in den Orten erbärmlich sind. Unsere Erscheinung lockte sehr bald mehrere Honoratioren der Stadt herbei. Seit der englischen Blokade


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