Эротические рассказы

Die Nacht der Erfüllung: Erzählungen. Rabindranath TagoreЧитать онлайн книгу.

Die Nacht der Erfüllung: Erzählungen - Rabindranath Tagore


Скачать книгу
die Augen und sah an seinem Lager die Gestalt einer Frau. Er konnte nur noch wie durch einen Nebel sehen. Und es schien ihm, daß das aus dem Schatten geborene Bildnis, das er so lange im geheimen Schrein seines Herzens bewahrt hatte, jetzt in seinem letzten Augenblick in die Welt hinausgekommen war, um ihm ins Antlitz zu sehen.

      Die Gestalt sagte: „Ich bin die Prinzessin Adschita.“ Mit äußerster Anstrengung richtete sich der Dichter von seinem Lager auf.

      Die Prinzessin flüsterte ihm ins Ohr: „Der König hat dir nicht Gerechtigkeit widerfahren lassen. Du warst es, mein Dichter, der den Kampf gewann, und ich bin gekommen, um dich mit dem Siegeskranz zu krönen.“

      Damit nahm sie den Blumenkranz von ihrem Haar und setzte ihn dem Dichter aufs Haupt, und der Dichter sank tot auf sein Lager zurück.

       Inhaltsverzeichnis

       Inhaltsverzeichnis

      „MASCHI!“

      „Versuche zu schlafen, Dschotin, es wird spät.“

      „Das macht nichts. Ich habe nicht mehr lange zu leben. Ich dachte eben, daß Mani doch lieber zu ihrem Vater sollte nach – wo wohnt er doch noch?“

      „In Sitarampur.“

      „O ja, Sitarampur. Schicke sie dahin. Sie sollte nicht länger bei einem kranken Mann bleiben. Sie ist selbst nicht kräftig.“

      „Nun höre ihn einer! Denkst du denn, sie könnte es ertragen, dich in diesem Zustand zu verlassen?“

      „Weiß sie, was die Ärzte –?“

      „Aber das sieht sie ja selbst! Als ich neulich nur leise andeutete, daß sie zu ihrem Vater sollte, weinte sie sich fast die Augen aus.“

      Wir müssen hier zur Erklärung sagen, daß dieser Bericht die Wahrheit etwas entstellte – um es gelinde auszudrücken. In Wirklichkeit verlief das Gespräch mit Mani folgendermaßen:

      „Nun, mein Kind, du hast wohl Nachricht von deinem Vater bekommen? Ich meinte, deinen Vetter Anath hier zu sehen.“

      „Ja! Nächsten Freitag ist das Annapraschan-Fest[2] meiner kleinen Schwester. Daher meine ich –“

      „Schön, liebes Kind. Schicke ihr ein goldenes Halsband. Darüber wird deine Mutter sich freuen.“

      „Ich möchte selbst hinreisen. Ich habe meine kleine Schwester noch gar nicht gesehen, und ich möchte sie gar zu gern sehen.“

      „Was fällt dir ein? Du denkst doch nicht im Ernst daran, Dschotin allein zu lassen? Hast du nicht gehört, was der Arzt gesagt hat?“

      „Aber er sagte doch, daß augenblicklich keine besondere Ursache zu –“

      „Wenn er das auch gesagt hat, du siehst doch, wie krank er ist.“

      „Sie ist das erste Mädchen nach drei Brüdern und alle machen soviel aus ihr. – Ich hörte, daß es eine große Sache werden soll. Wenn ich nicht komme, wird Mutter sehr –“

      „Ja, ich weiß! Ich verstehe deine Mutter nicht. Aber ich weiß auch sehr gut, wie böse dein Vater sein wird, wenn du jetzt gerade Dschotin allein läßt.“

      „Du mußt ihm ein paar Zeilen schreiben und ihm sagen, daß kein besonderer Grund zur Besorgnis da ist und daß, selbst wenn ich reise, auch kein –“

      „Ja, da hast du recht; selbst wenn du reist, so ist nicht viel verloren. Aber das wisse: wenn ich deinem Vater schreibe, werde ich ihm offen sagen, was ich denke.“

      „Dann brauchst du nicht zu schreiben. Ich werde meinen Mann fragen, und er wird sicher –“

      „Nun hör mal, mein Kind. Ich habe ein gut Teil von dir ertragen, aber wenn du das tust, sind wir fertig miteinander. Und dein Vater kennt dich zu gut, als daß du ihn täuschen könntest.“

      Als Maschi fort war, warf Mani sich verdrießlich aufs Bett.

      Ihre Nachbarin und Freundin kam und fragte, was geschehen sei.

      „Denk dir nur! Ist es nicht eine Schande? Jetzt kommt das Annapraschan-Fest meiner einzigen Schwester, und sie wollen mich nicht hinreisen lassen!“

      „Aber Mani! Du denkst doch nicht wirklich daran, hinzureisen, wo dein Mann so krank ist?“

      „Ich tue doch nichts für ihn, und ich könnte es auch nicht, wenn ich es auch versuchte. Ich will dir offen sagen: Es ist so sterbenslangweilig in diesem Hause, daß ich es nicht aushalten kann!“

      „Du bist eine seltsame Frau!“

      „Ich kann nur nicht heucheln wie ihr andern und trübsinnig aussehen, nur damit andre nicht schlecht von mir denken.“

      „Nun, dann sag' mir, was du jetzt tun willst.“

      „Ich muß fort. Niemand kann mich hindern.“

      „Kßß! Was du für eine eigenwillige kleine Frau bist!“

       Inhaltsverzeichnis

      ALS Dschotin hörte, daß Mani geweint hätte bei dem bloßen Gedanken an eine Heimreise zu ihrem Vater, wurde er so erregt, daß er sich im Bett aufrichten mußte. Er schob das Kissen hinter seinen Rücken und sich darauf zurücklehnend, sagte er: „Maschi, öffne das Fenster ein wenig und nimm die Lampe weg.“

      Die stille Nacht stand schweigend am Fenster wie ein Pilger der Ewigkeit, und die Sterne schauten herein, die Zeugen zahlloser Todesszenen in zahllosen Jahrtausenden.

      Dschotin sah das Antlitz seiner Mani auf dem Hintergrunde der dunklen Nacht und sah, wie ihre großen dunklen Augen unaufhörlich von Tränen überflossen.

      Maschi fühlte sich erleichtert, als sie ihn so ruhig sah, denn sie dachte, er schliefe.

      Plötzlich machte er eine hastige Bewegung und sagte: „Maschi, ihr meintet alle, Mani sei zu oberflächlich, um sich in unserem Hause glücklich zu fühlen. Aber jetzt siehst du –“

      „Ja, mein Liebling, jetzt sehe ich, daß ich mich irrte, – aber in der Prüfung bewährt sich erst der Mensch.“

      „Maschi!“

      „Versuch doch zu schlafen, mein Liebling.“

      „Laß mich doch ein bißchen denken, laß mich plaudern. Sei nicht böse, Maschi!“

      „Nun also, plaudre.“

      „Damals, als ich glaubte, ich könnte Manis Herz nicht gewinnen, ertrug ich es still. Aber du –“

      „Nein, mein Liebling, das darfst du nicht sagen; ich ertrug es auch.“

      „Unsre Herzen, weißt du, sind nicht leblose Dinge, die man nur aufzunehmen braucht, um sie zu besitzen. Ich fühlte, daß Mani ihr eigenes Herz nicht kannte und daß eines Tages, durch ein starkes Erlebnis –“

      „Ja, Dschotin, du hast recht.“

      „Daher beachtete ich ihre Launen nicht viel.“

      Maschi schwieg und unterdrückte einen Seufzer. Nicht einmal, sondern oft hatte sie bemerkt, wie Dschotin die Nacht auf der Veranda zugebracht hatte. Er hatte sich lieber von dem prasselnden Regen durchnässen lassen, als daß er in sein Schlafzimmer gegangen wäre. Wie manchen Tag lang hatte er mit fieberndem Kopf dagelegen, und sie wußte, wie er sich


Скачать книгу
Яндекс.Метрика