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Thekla, oder die Flucht nach der Türkei. August SchraderЧитать онлайн книгу.

Thekla, oder die Flucht nach der Türkei - August Schrader


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begleiteten, verbreitete sich in Semlin das Gerücht, Thekla Andrasy habe sich hierher gewendet, um bei günstiger Gelegenheit auf türkisches Gebiet zu entkommen, das ein großer Theil politischer Flüchtlinge vor Absperrung der Grenze bereits erreicht hatte.

      In dem Hause des Apothekers ward nur oberflächlich dieses Gerüchtes erwähnt, da seit der Wendung der Dinge Herr Czabo mit seinen schwarz-gelben Gesinnungen förmlich prahlte und alles zum Henker wünschte, was die unglückliche Revolutionsparthei bedauerte. Außerdem auch hatte ihn ein Zufall betroffen, der eine Störung in seinem Hauswesen herbeigeführt, dessen regelmäßiger Gang ihm ebenfalls so sehr am Herzen lag, als die Regelmäßigkeit der alten Staatsmaschine.

      Die alte Meta, seine Haushälterin, die schon längere Zeit an einem Augenübel litt, stand auf dem Punkte blind zu werden, und der Arzt, der einer Augenheilanstalt vorstand, hatte erklärt, daß die Sehkraft der treuen Dienerin noch zu retten sei, wenn sie unverweilt sich einer Kur in der Anstalt unterzöge, die freilich einige Monate dauern könne.

      Meta hatte also das Haus verlassen und ein Stübchen in der Anstalt bezogen, die auf einer freundlichen Wiese neben der Stadt lag.

      Ein alter Fischer der Save, Namens Lajos, den zufällig ein Geschäft in das Haus des Apothekers führte, als Meta sich anschickte, es zu verlassen, bot Herrn Czabo seine Nichte zum Dienste an; sie sei, hatte er hinzugefügt, ein schmuckes Mädchen von zweiundzwanzig Jahren und eigens nach der Stadt gekommen, um sich eine Herrschaft zu suchen, da ihre vorige aus politischen Gründen flüchtig geworden wäre.

      Kathi, so hieß die Nichte des Fischers, stand also seit zwei Tagen im Dienste des Herrn Czabo, der, beiläufig gesagt, die schmucke Dienstmagd gern sah, obgleich ihr die Arbeit nicht flink genug von der Hand wollte und Netti sich mehr als sonst der Sorge um die Wirthschaft unterziehen mußte.

      Es war an demselben Tage, an dem die Ausschreibung des Preises auf den Kopf der Gräfin Andrasy an den Ecken der Straßen von Semlin aushing, als der Advokat Ferenz, erschüttert von der neuen Tyrannei der Sieger, sein Zimmer betrat und sich mißmuthig in den Sessel vor seinem Arbeitstische warf. Wohl eine Viertelstunde sah der junge Mann starr vor sich hin und sein Geist schien dem Orte entrückt zu sein, wo der Körper sich befand. Plötzlich griff er in die Seitentasche seines Rockes und holte ein zierlich gesticktes Taschenbuch, ein Geschenk seiner Netti, daraus hervor. Ohne Säumen zog er den Stift, der die Blätter zusammenhielt, aus den feinen goldenen Oesen, öffnete und las mit halb lauter Stimme, aber mit großer Begeisterung, folgende Verse:

      Und in den Straßen wogte das Gedränge

      Des wuthentbrannten Volkes, das empört

      In unabsehbar, fürchterlicher Menge,

      Den Tigern gleich, die Durst nach Blut verzehrt,

      Das Stadthaus droh'nden Blicks umschlossen hielt –

      Und Schrecken, überall, wohin man sah –

      Der Ausbruch eines Bürgerkriegs war da!

      Noch fehlte nur ein Führer, der mit Kraft

      Den rechten Geist im rohen Volke schafft –

      Da stand urplötzlich eine hohe Frau – – –

      – Herrlich, vortrefflich! unterbrach sich der Leser. O wenn ich in dieser Begeisterung vollenden könnte, wenn sie nur heute nicht durch Nebenumstände unterbrochen würde! Es ist auch wahrhaftig nicht leicht, eine Heldin wie die Gräfin Thekla Andrasy zu besingen, den großen Charakter dieser Jungfrau zu malen, die den Muth eines Generals entwickelt, ohne die eigenthümliche Grazie ihres Geschlechtes zu verletzen. Aber eben diese Schwierigkeit verdoppelt meine Kräfte und ich besinge sie. Soviel steht fest, fuhr er mit Begeisterung fort, daß mein Gedicht unter den obwaltenden Verhältnissen ein kühnes Unternehmen ist, denn wie viele mußten in der jüngsten Zeit ähnliche Wagnisse mit dem Leben büßen – Und wenn man entdeckte, daß ich, ein einfacher Advokat von Semlin, es wagte, den Ruhm einer edeln Verbannten zu besingen, die von der Regierung für eine Hochverrätherin und von trägen, filzigen Philistern für ein überspanntes Weib gehalten wird – was würde man denken? Und vor allen mein künftiger Schwiegervater? Er ist zwar ein respektabler Apotheker, ein herzensguter Mann – aber ein Feind des Fortschrittes, ein Feind der Freiheit und Unabhängigkeit. Ich muß indeß seine Schwachheit ehren, denn bald, fügte er mit einem zärtlichen Blicke auf das Taschenbuch hinzu, bald werde ich sein Schwiegersohn. Ach, Netti, Du wirst meine poetische Begeisterung würdigen und mein Werk verstehen, Du wirst stolz darauf sein, daß ich für eine so edle, unglückliche Jungfrau meine Stimme erhebe, denn alle scheinen sie verlassen zu haben, selbst ihr Oheim, der jetzt kaiserlicher Minister ist. Ihre Freunde sind theils geflüchtet, theils gefangen, theils durch ein Kriegsgericht zum Schweigen gebracht – und sie, das zarte, edle Mädchen, irrt in dem eigenen Vaterlande flüchtig durch die Steppen, verfolgt von fremden Soldatenhorden, welche die österreichische Ohnmacht zu Hülfe rief.

      Wohlan denn, mögen alle sie verlassen und verdammen, ich allein will es wagen, sie zu besingen, – ja, sie soll die Heldin meiner Verse sein! Ich kenne sie nur nach einem unvollkommenen Gemälde, das ich in der Gallerie eines ihrer Schlösser sah – aber noch glaube ich den sanften und doch so stolzen Blick zu sehen, noch schwebt mir die anmuthgeschmückte Stirn vor den Blicken. Wenn der Maler das Urbild nicht erreichen konnte, soll es der Dichter – ich will das Gemälde vollenden, beseelen!

      Der junge Mann nahm den Stift wieder zur Hand, stützte den Kopf auf den linken Arm, sann einige Augenblicke nach und begann zu schreiben:

      – Da stand urplötzlich eine hohe Frau,

      Wie einst Johanna d'Arc im Volksgewühl,

      Die Menge ward begeistert – –

      Ein Klopfen an der Thür unterbrach den Dichter. Rasch verbarg er das Buch in seiner Tasche und rief »herein!«

      Herr Czabo trat ein.

      Der Apotheker trug einen schwarzen Frack, schwarze lange Beinkleider, eine weiße Weste und ein weißes Halstuch. Eine feine goldene Brille, die er nur dann auf die Nase herabrückte, wenn er ein Recept zu lesen hatte, lag vor der hohen, glänzenden Stirn. In dieser Kleidung sah man ihn täglich in der Apotheke.

      – Guten Tag, lieber Sohn! rief freundlich der Greis – störe ich?

      – O nein, Herr Czabo, sagte Ferenz, indem er aufstand und dem Ankommenden entgegentrat – der Vater meiner Netti stört nie, selbst bei den dringendsten Geschäften.

      Die beiden Männer gingen in dem Zimmer auf und ab.

      – Geschäfte gehen allem vor, sagte der Apotheker im Tone des Vorwurfs, selbst der Braut und dem Schwiegervater.

      – Sie kennen ja doch die allgemeine Stockung der Geschäfte, antwortete lächelnd der Advokat – wenn ich mich nicht mit Privatarbeiten beschäftigte, hätte ich jetzt Langeweile.

      – Ein fürchterlicher Wurm, der tödtet! rief der Apotheker. Ich habe eine Arbeit für Dich.

      – Einen Proceß?

      – O nein; ich hatte nur einen Proceß in meinem Leben, den Du mir so glorreich gewinnen halfst – aber trotzdem ich ihn gewonnen, möchte ich um die Welt keinen zweiten wieder erleben, ich hasse die Processe, wie die Langeweile.

      – Nun, was ist es denn?

      – Niklas, mein Zögling und Provisor hat seit einiger Zeit meine Bücher dergestalt vernachlässigt, daß sie einer gründlichen Durchsicht bedürfen. Willst Du Dich nach Tische diesem Geschäfte unterziehen?

      – Gern, bester Vater. Wie kommt es nur, daß der sonst so pünktliche junge Mann – –

      – Soll ich es Dir sagen, Ferenz? sagte lächelnd Herr Czabo.

      – Nun?

      – Ich glaube, Deine Heirath mit meiner Netti, die bei der Wiederkehr des Friedens in naher Aussicht steht, hat dem armen Menschen den Kopf etwas verdreht. Er ist ein guter Junge, weiß seine Medicamente zu präpariren – ich muß aber aufrichtig bekennen, daß


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