Ein Winter auf Mallorca. George SandЧитать онлайн книгу.
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George Sand (1804 – 1876) war berühmt, berüchtigt und heftig umstritten. Sie war wohl die erste Frau, die Männerkleider trug, Pfeifen und Zigarren rauchte. Sie machte ihre Liebschaften öffentlich, und das zu einer Zeit, als für Frauen noch Zuchthaus auf Ehebruch stand. Geborene Amantine-Aurore-Lucile Dupin, Urenkelin Moritz’ von Sachsens, verheiratete Baronin Dudevant, lässt sie 1831 ihren Mann und ihre beiden Kinder in der Provinz zurück und geht nach Paris. Ihre Liebesbeziehungen mit Alfred de Musset, Prosper Mérimée, Frédéric Chopin oder der Schauspielerin Marie Dorval sind legendär. Mit ihren zahlreichen Romanen, die sie unter ihrem männlichen Pseudonym veröffentlichte, erreichte sie ihre finanzielle Unabhängigkeit und einen Platz in der Weltliteratur.
Zum Buch
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Im November 1838 reisen George Sand mit ihren beiden Kindern und der von Tuberkulose gezeichnete Frédéric Chopin, der sich im südlichen Klima gesundheitliche Besserung erhofft, nach Mallorca. Doch die Reise ist voller Widrigkeiten: Erst nach langer Suche finden sie eine Unterkunft, das verlassene Kloster von Valldemosa, die Bevölkerung verhält sich feindselig und intolerant, mangelnder Komfort und katastrophales Wetter prägen diese Zeit auf der Baleareninsel. Die strenggläubigen Mallorquiner sind geradezu entsetzt: George Sand und ihre Tochter tragen Hosen, Chopin, schwer lungenkrank und schon daher verdächtig, lebt im »Konkubinat« mit George Sand – und keiner der vier geht je in die Kirche! Statt dessen klettert die 34jährige Familienmutter tollkühn über Felsen, schimpft über Ungeziefer im Bett, flucht über Flöhe in der Suppe – und schildert das alles in ihrem amüsanten, farbigen Reisebericht, der hier in einer neuen Übersetzung vorliegt. Sie setzt den Mallorquinern damit ein überaus galliges Denkmal, das heute noch ebenso reizvoll zu lesen ist wie damals.
Den Komponisten Frédéric Chopin lernt George Sand durch Franz Liszt kennen und beginnt 1838 eine Liebesbeziehung mit ihm. Im November desselben Jahres reist sie auf Anraten eines Arztes mit ihren Kindern Maurice und Solange nach Mallorca, da sie sich eine Verbesserung des Gesundheitszustandes ihres Sohnes erhofft, den eine rheumatische Erkrankung quälte. Aber auch Chopin, der an Tuberkulose litt, verspricht sich eine Linderung seines Leidens durch das mildere Klima und schließt sich der Familie an. Während Maurice sich erholt, verschlimmert sich der Gesundheitszustand Chopins zusehends aufgrund von Kälte, mangelnder Hygiene, schlechter Nahrung, fehlender Arznei und schlechtem Wetter. Die unüberbrückbare Distanz der Mallorquiner gegenüber dem unverheirateten Paar lassen den Aufenthalt teils zu einem wahren Alptraum werden. Nach 98 Tagen verlassen Chopin und Sand die Insel wieder. Sie hat später einen ausführlichen, lebendigen Bericht über diese »Familienreise« geschrieben: EIN WINTER AUF MALLORCA
Inhalt
Brief eines ehemaligen Reisenden an einen sesshaften Freund
IV Das Kloster der Inquisition
Notiz
Dieses Buch trägt sein Entstehungsdatum in einem Widmungsbrief an meinen Freund François Rosina und den Grund seines Zustandekommens in den Betrachtungen zu Beginn des vierten Kapitels – ich kann sie nur wiederholen: »Warum reist man, wenn man nicht dazu gezwungen ist?« Heute, da ich von den gleichen Breitengraden zurückkomme, die ich an einem anderen Punkt Südeuropas überschritten habe, gebe ich mir dieselbe Antwort wie bei meiner Rückkehr von Mallorca: Es geht nicht so sehr ums Reisen als vielmehr ums Fortfahren. Wer von uns hat nie einen Schmerz gekannt, den es zu vertreiben galt, oder ein Joch, das abzuschütteln gewesen wäre?
Nohant, den 25. August 1855
George SAND
Brief eines ehemaligen Reisenden an einen sesshaften Freund
Du, der du sesshaft geworden bist aus Pflicht, mein lieber François, glaubst, dass ich, mitgerissen vom stolzen und launischen Zeitvertreib der Unabhängigkeit, in dieser Welt kein glühenderes Vergnügen erlebt habe, als Meere und Gebirge, Seen und Täler zu durchmessen. Und doch habe ich meine schönsten, meine angenehmsten Reisen an meinem Kamin gemacht, mit den Füßen am warmen Feuer und den Armen aufgestützt auf die abgewetzten Lehnen des Sessels meiner Großmutter. Ich bezweifle nicht, dass du ebenso angenehme und tausendmal poetischere Reisen unternimmst: Deswegen rate ich dir, nicht zu sehr der Zeit nachzutrauern, nicht den Anstrengungen, nicht deinem Schweiß, die du in den Tropen gelassen hast. Ebenso wenig deinen halb erfrorenen Füßen in den Ebenen des Pols, auch nicht den schrecklichen Stürmen auf dem Meer, nicht den Überfällen der Räuber sowie kleineren Gefahren, keine Erschöpfung die du jeden Abend aushalten musst, ohne deine Pantoffeln abzustreifen und ohne andere Beeinträchtigungen hinnehmen zu müssen als die Löcher, die dir die Zigarre ins Hemd brennt.
Um dich darüber hinwegzutrösten, dass du den wirklichen Raum und die körperliche Bewegung nicht erfährst, schicke