Эротические рассказы

Theodor Storm: Novellen, Märchen, Gedichte & Briefe (Ãœber 400 Titel in einem Band). Theodor StormЧитать онлайн книгу.

Theodor Storm: Novellen, Märchen, Gedichte & Briefe (Über 400 Titel in einem Band) - Theodor Storm


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auf den Hausflur, und stieg von dort die Treppe hinauf, die zwischen weißgetünchten Wänden in das obere Stockwerk führte.

      Die Stufen knarrten, die einsame Hauskatze, die auf dem Treppenabsatz eingedämmert war, sprang vor ihm auf und stob die Bodentreppe hinan. Oben auf dem engen Flur zwischen zwei dunklen ungeheuren Schränken stand der Doktor still und öffnete mit seinem Schlüssel die Tür eines nach der Straße hinausführenden geräumigen Zimmers, dessen Fußboden mit einem wollenen Teppich belegt war. Der Schein der Lampe fiel auf eine Tapete, wie man sie vor einem Vierteljahrhundert wohl zu sehen pflegte; eine Südseelandschaft mit den Figuren Pauls und Virginiens, die sich in bunten, jetzt freilich verblichenen Farben oberhalb des hohen Paneels wie ein Panorama an der Wand entlangzog. Das mit Mahagoni furnierte, jetzt tiefdunkle Gerät des Zimmers schien im Gegensatz zu der unteren Wohnung einst mit besonderer Sorgfalt ausgewählt. – Der Doktor setzte die Lampe auf den länglichen mit einem bunten Teppich behangenen Sofatisch. Seine Augen ruhten eine Weile auf dem mit Buchsbaum eingelegten Jagdstückchen in der Lehne des Sofas; dann breitete er sein Schnupftuch auf das Sitzpolster, stieg hinauf und hob die bestaubte Glasglocke von einer Tafeluhr, die mitten in dem hartblauen Himmel der Südseeinsel auf einem kleinen Postamente stand. Er nahm den verrosteten Stahlschlüssel, und, nachdem er langsam aufgezogen und den Perpendikel angestoßen hatte, horchte er auf das plötzlich laut werdende Ticken. Die Uhr ging wieder, sie ging ganz wie vor fünfundzwanzig Jahren; es war wieder etwas lebendig in dem Zimmer, worin es sonst so still war.

      Er hatte die Glasglocke wieder aufgesetzt und ging jetzt wie vorsichtig über den weichen Teppich zu einem Sessel, der in einer der beiden tiefen Fensternischen stand. Es war schon dunkel draußen; aus den einzelnen Fenstern und von den hie und da stehenden Gassenlaternen fielen spärliche Lichter; nur drüben rechts hinab über den Markt in dem großen Giebelhause waren alle Fenster des oberen Stockwerks erleuchtet. Der Doktor stützte den Arm auf die Fensterbank und sah nach dem hellen Schein, der von dort in das Dunkel hinausbrach.

      Damals, an einem Vormittag vor vielen Jahren, acht Tage mochte es gewesen sein nach jener Februarnacht, hatte das Haus drüben in vollem Sonnenlicht gestanden; auf die spiegelblanken Ladenfenster und an der andern Seite auf die Fenster des vorspringenden Ausbaues und zwischen ihnen auf die Fliesen des weitgeöffneten großen Hausflurs war der goldene Schein gefallen.

      Der Doktor erinnerte sich dessen wohl.

      An einem Markttage war es gewesen; er hatte sich von seinem Hause an durch die Reihen der Bauernwagen und der Eier-und Gemüsekörbe durchgedrängt; er hatte hier und dort einer Marschbäuerin die Hand geschüttelt und sie bei Vor-und Zunamen begrüßt; ja sogar ein Rezept hatte er stehend und aus freier Hand auf seine Brieftafel schreiben müssen. Nun trat er in das große Giebelhaus, um nach dem alten Friedeberg zu sehen. Es hatte keine Gefahr mehr, er war schon in der Besserung. Auf dem Flur vor dem Laden drängten sich die Käufer. Der Lehrling konnte nicht allen Händen genügen, die ihre Körbe und Kannen vor ihm hinschoben. Aber er hatte eine Gehülfin bekommen; dort auf dem Ladentritt stand eine schlanke Mädchengestalt und hantierte in den obersten Schubladen des Repositoriums.

      »Ei was, Mamsell Sophie!« rief der Doktor.

      Sie wandte den Kopf zurück; ein paar helle Augen sahen auf ihn herab. »Guten Morgen!« rief sie.

      »Was treiben Sie denn da?«

      »Sie wissen ja«, sagte sie und sprang mit einem leichten Satz zu Boden, »der alte Friedeberg ist invalid; da muß ich der alte Friedeberg sein!«

      »Das seh ich’«’, sagte der Doktor, und seine kleinen Augen folgten ihr mit Verwunderung, wie sie mit den flinken Fingern die Ware in Papier schlug, wie sie den Bindfaden von der Rolle schnurrte, ihn um das Päckchen knüpfte und dann so resolut an dem großen Ladenmesser abschnitt.

      Als sie die Ware aus der Hand legte, setzte schon wieder ein Arbeiter seine Branntweinflasche vor sie hin. Sie blickte einen Augenblick wie hülfesuchend nach dem Lehrling. Als sie ihn beschäftigt sah, kniete sie seitwärts vor das Ankerfaß und hielt das zinnerne Maß unter das Messinghähnchen. Aber während die Flüssigkeit hineinrann, bog sie den Kopf zurück und schüttelte sich unmerklich, als widre sie der Dunst des Alkohols.

      Der Doktor stand noch immer und ließ kein Auge von ihr. Und schon plauderte sie mit einem Haufen Kinder, die ungeduldig mit ihren Sechslingen klopfend vor dem Ladentisch standen. Sie neigte sich herüber und nahm das pausbackige Gesicht eines Nachbarknabens zwischen ihre Hände. »Junge, was du für ein Kerl geworden bist«, sagte sie und sah ihm ernsthaft in die Augen. »Du hast wohl gar den Nachtwächter schon gesehen?«

      Der Junge schüttelte den Kopf. – »Der tutet bloß!« sagte er und sah sie trotzig an.

      Sie lachte und steckte ihm sein Päckchen in die Tasche. »Halt, du vergißt ja was!« Dann nahm sie ein Glas mit Bonbons aus dem Schaufenster. »Nun greif einmal, aber herzhaft!« Und der Kleine ließ es daran nicht fehlen. Der Ladenbursche warf einen bedenklichen Blick auf seine junge Prinzipalin, als sie ihm das Glas zum Wegsetzen in die Hand gab; der Doktor aber lächelte still in sich hinein und blickte unvermerkt zurück, als er durch den Laden nach dem dahinterliegenden Zimmer des alten Friedeberg ging. – –

      Der kleine Greis saß aufrecht in den Kissen und zählte mit den Fingern an seinen Knöcheln, während er durch die Fenster nach dem dunkeln Packhofe sah, in dessen engem Raume er einen so großen Teil seines Lebens zugebracht hatte.

      »Nun, Friedeberg«, sagte der Doktor, »laßt einmal die Rechenmaschine stillstehen! Ihr habt ja Euern Stellvertreter draußen.«

      Der Alte nickte, und ein sanftes Lächeln trat in das kleine faltenreiche Gesicht. »Freilich, Doktor«, sagte er, »aber es schickt sich nur nicht so recht, und der Herr Bürgermeister sehen es auch nicht gern.«

      Der Doktor warf noch einen Blick durch das Türfensterchen in den Laden; dann aber nahm er den Puls seines Patienten und examinierte und schalt ihn freundlich, wie es seine Art war.

      Indessen knarrte die Tür, und das junge Mädchen trat still herein, indem sie fragend zu dem Arzt hinübersah.

      Dann setzte sie sich zu dem Alten auf die Bettkante und drohte ihm mit dem Finger. »Halt dich nur ruhig, Friedeberg«, sagte sie, »da les’ ich dir nachmittag wieder aus dem Theatrum mundi; die Belagerung Magdeburgs, oder was du sonst mir aufschlägst! – Nein, nein, sprich nur nicht! Ich weiß schon alles, was du fragen kannst. Deinen faulen Burschen halt ich auch in Respekt; es wird alles sauber eingetragen, es geht alles nach deiner Vorschrift. Und verkauft haben wir heute morgen! Ich bekomme noch die ganze Kinderkundschaft.«

      »Traut ihr nicht, Friedeberg!« sagte der Doktor, »ein Viertel Zichorie und eine Tasche voll Bonbons als Draufgabe, das gibt eine schlechte Rechnung!«

      Der Alte nahm ihre kleinen Finger und drückte sie zärtlich zwischen seine alten arbeitsmüden. »Lassen Sie sie, Doktor«, sagte er, »das ist eine gesegnete Hand.«

      Das Mädchen lächelte. »Ja, alter Friedeberg«, sagte sie, indem sie eine kleine Münze auf dem neben dem Bette stehenden Tisch klingen ließ, »sogar einen falschen Schilling habe ich eingenommen! Du kannst ihn hernach auf deinen Ladentisch nageln; da hast du das Dutzend voll.«

      »Die falschen Stücke«, erwiderte er langsam, »die sind schon alt; das war in meiner Jugend; da nahm ich auch alles unbesehen.«

      Sie sah ihn mit klugen Augen an. »Es ist von meiner Kinderkundschaft«, sagte sie.

      Der Doktor konnte noch nicht wegfinden. Er hatte sich unter dem Fenster auf den Drehstuhl des alten Friedeberg gesetzt und begann zu plaudern; er wagte es sogar, die junge Dame an den Contretanz zu erinnern, den sie letzthin im Kasino mit ihm getanzt hatte.

      Sie hörte ihm ruhig zu. »Ja«, sagte sie, »und dann das Solo; vergessen Sie das Solo nicht!«

      Der Doktor fand auch gar keine Veranlassung, das Solo zu vergessen. Er lachte; denn er sah sich selbst mit den Händen balancierend durch den Saal schreiten; aber trotz seiner kleinen kurzen Füße, er hatte doch das Gleichgewicht behalten, und das war nicht allemal so ganz geglückt. – Und dann klatschten sie ein wenig über die roten


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