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Wachtmeister Studer. Friedrich C. GlauserЧитать онлайн книгу.

Wachtmeister Studer - Friedrich C.  Glauser


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Ent­schluss sei­nes Gläu­bi­gers mit. Wit­schi reg­te sich sehr auf, sag­te, er sei ein rui­nier­ter Mann, es blei­be ihm nichts an­de­res üb­rig, als sich das Le­ben zu neh­men. Ich mach­te ihn dar­auf auf­merk­sam, dass dies die Sa­che nicht än­dern wer­de, sie wer­de da­durch nur schlim­mer, denn die Ver­si­che­rung wür­de sich als­dann wei­gern, die Sum­me aus­zu­zah­len…«

      Es ka­men ei­ni­ge tech­ni­sche Aus­füh­run­gen und dann fuhr der No­tar Münch fort:

      »Wit­schi be­gann zu jam­mern, er schimpf­te auf sei­ne Frau und auf sei­nen Sohn, die ihm das Le­ben zur Höl­le mach­ten, wie er sich aus­drück­te. Ich ver­such­te ihn zu be­ru­hi­gen. Aber er reg­te sich im­mer mehr auf, plötz­lich zog er einen Re­vol­ver aus der Ta­sche und droh­te mir, er wer­de sich in mei­nem Büro er­schie­ßen, wenn ich ihm nicht zu Hil­fe käme. Der Mann be­gann mir auf die Ner­ven zu fal­len, ich woll­te ihn los sein, er klag­te und jam­mer­te wei­ter: der Ge­mein­de­prä­si­dent wol­le ihn in­ter­nie­ren las­sen… Ich schnitt ihm das Wort ab: Das gehe mich gar nichts an, er sol­le ma­chen, dass er aus mei­nem Büro kom­me, ich kön­ne sol­chen Lärm nicht brau­chen. Da be­gann er wie­der zu wei­nen, nein, er wol­le nicht ge­hen, bis er nicht einen Rat er­hal­ten habe. Ich konn­te ihm aber kei­nen Rat ge­ben und sag­te ihm dies. Jetzt wer­de er sich also er­schie­ßen, sag­te Wit­schi. Ich dar­auf: Aber nicht in mei­nem Büro. Da habe er nicht die rech­te Ruhe dazu, aber ich hät­te eine leer­ste­hen­de Kam­mer, wenn er sich dort­hin be­mü­hen wol­le, so wer­de er dort die bes­te Ge­le­gen­heit ha­ben, sich aus er Welt zu schaf­fen. Du wirst na­tür­lich den­ken, lie­ber Wacht­meis­ter, dass ich ein herz­lo­ser Mensch bin. Aber das bin ich gar nicht. Nur musst du be­den­ken, dass ich in mei­ner Pra­xis schon vie­le der­ar­ti­ge Fäl­le ge­habt habe; Selbst­mord­dro­hun­gen sind be­que­me Er­pres­sungs­ver­su­che. Die Leu­te wol­len sich gar nicht um­brin­gen, sie wol­len nur Ein­druck ma­chen und ver­su­chen, et­was her­aus­zu­schin­den. Ich sage dir das ver­trau­lich und du wirst mich ver­ste­hen.«

      Stu­der schüt­tel­te den Kopf. War es bei Wit­schi nicht doch viel­leicht eine ech­te Verzweif­lung ge­we­sen? Er sah den Wen­de­lin vor sich, wie er auf dem Schra­gen lag im hel­len, all­zu wei­ßen Raum des Ge­richts­me­di­zi­ni­schen… Der ru­hi­ge, schier er­lös­te Aus­druck auf sei­nem Ge­sicht… Münch schrieb wei­ter, und was er schrieb, schi­en ei­gent­lich dem No­tar recht zu ge­ben:

      »Ich führ­te den Wen­de­lin in eine ab­ge­le­ge­ne Kam­mer und sag­te zu ihm: ›Bit­te!‹ Dann schloss ich die Türe. Ich war noch nicht fünf Schrit­te weit ge­gan­gen, als ich einen Schuss hör­te. Nun wur­de mir doch un­ge­müt­lich zu­mu­te. Ich kehr­te zu­rück, öff­ne­te die Türe: Wit­schi stand in der Mit­te des Zim­mers. Ein al­ter Spie­gel, der an der Wand hing, hat­te dar­an glau­ben müs­sen… Aber Wit­schi hat­te sich ge­schont. Merk­wür­dig scheint mir nur, dass er dann zwei Tage spä­ter im Wal­de er­schos­sen auf­ge­fun­den wor­den ist. Ich kann da kei­ne Mei­nung äu­ßern…«

      Die Tür ging auf. Zwei Frau­en tra­ten ein. Frau Mur­mann, groß, müt­ter­lich, schüt­zend, führ­te Son­ja ins Zim­mer.

      Stu­der sah die bei­den Frau­en an. Er nick­te.

      »Dan­ke, Frau Mur­mann«, sag­te er. »Ist’s ohne Auf­se­hen ge­gan­gen?«

      »Wohl, wohl«, ant­wor­te­te die Frau. »Ich hab’ sie vor dem Bahn­hof er­war­tet, und sie ist ganz wil­lig mit­ge­kom­men.«

      »Wir fah­ren zu­sam­men nach Thun, Meit­schi, wir ge­hen den Schlumpf be­su­chen. Ist’s dir so recht? Ich hab’ nur nicht wol­len, dass die Mut­ter et­was da­von er­fährt, drum hab’ ich die Frau vom Land­jä­ger ge­schickt, da­mit sie dir’s sagt. Ver­stehst? Es ist wei­ter nicht ge­fähr­lich…«

      »Ja­wohl, Herr Wacht­meis­ter.« Son­ja nick­te eif­rig.

      »Aber die Leu­te hier brau­chen uns nicht zu se­hen«, fuhr Stu­der fort. »Mur­mann leiht mir sein Mo­tor­rad, er wird vor­aus­fah­ren und auf uns war­ten. Du kannst auf dem So­zi­us­sitz hocken, um neun Uhr sind wir in Thun. Vor­her hat’s kei­nen Zweck. Geh’ jetzt mit der Frau Mur­mann. Ich muss noch ar­bei­ten. Ich sag’ dir dann, wann wir ge­hen. Du gehst vor­aus, und wir tref­fen uns. Ver­stehst?«

      Son­ja nick­te schwei­gend.

      »Komm, Meit­schi«, sag­te Frau Mur­mann.

      Aber Son­ja zö­ger­te noch. End­lich stot­ter­te sie (und Stu­der merk­te, dass ihr das Schluch­zen zu­oberst in der Keh­le saß):

      Ob der Wacht­meis­ter nicht wis­se, wo der Ar­min hin sei?

      »So? Ist er nicht da­heim?«

      – Nein, er sei ver­schwun­den, seit… ja seit er da­mals vom Tisch auf­ge­stan­den sei; aber die Mut­ter habe gar kei­ne Sor­ge ge­zeigt, sie sei heut’ mor­gen wie­der zum Kio­s­k… Was der Wacht­meis­ter mei­ne?

      Der Wacht­meis­ter schi­en gar nichts zu mei­nen, denn er schwieg. Er hat­te et­was Der­ar­ti­ges er­war­tet. Die gan­ze Nacht hat­te er in Wit­schis Gar­ten ver­bracht, ver­steckt hin­ter ei­nem großen Ha­sel­busch und hat­te den Schup­pen nicht aus den Au­gen ge­las­sen. Be­vor er die Wa­che an­ge­tre­ten hat­te, war er noch in den Schup­pen ge­gan­gen. Die Tür mit den Spu­ren von Wit­schis Schieß­ver­su­chen (ei­gent­lich, hat­te er ge­dacht, ist es noch gar nicht be­wie­sen, dass Wit­schi sich ge­übt hat) stand noch an der glei­chen Stel­le, und wäh­rend der gan­zen Nacht hat­te nie­mand ver­sucht, sie zu ho­len. Wit­schis Haus blieb still und dun­kel, die alte Frau Ana­sta­sia war um zehn Uhr heim­ge­kom­men. Eine Stun­de lang hat­te Licht in der Kü­che ge­brannt. Dann war das Haus dun­kel ge­blie­ben bis zum Mor­gen. Stu­der war si­cher, dass Frau Wit­schi wuss­te, wo­hin ihr Sohn ge­gan­gen war. Er tauch­te si­cher auf, wenn die Luft wie­der rein war.

      Aber was hat­te ihn ver­trie­ben, den Ar­min Wit­schi, den Maque­reau? Etwa Schrei­ers, des Hand­har­fen­spie­lers, laut ge­spro­che­ne Wor­te: »So, so, hat das Schlumpf­li ge­stan­den?«

      War etwa das Ge­ständ­nis Schlumpfs nicht im Pro­gramm vor­ge­se­hen ge­we­sen?

      Wie leicht hät­te Stu­der den Auf­ent­halts­ort des Ar­min er­fah­ren kön­nen! Aber er woll­te ihn vor­läu­fig gar nicht wis­sen. Heut’ am Mor­gen, beim Früh­stück, hat­te die Ber­t­ha, die Saal­toch­ter, ver­wein­te Au­gen ge­habt. Sie hat­te hin und wie­der tro­cken auf­ge­schnupft und Stu­der hat­te sich treu­her­zig er­kun­digt, was denn los sei?

      – Gar nüd sei los, hat­te die Ber­t­ha ge­meint.

      Da hat­te Stu­der sich nicht be­herr­schen kön­nen und im glei­chen treu­her­zi­gen Ton wei­ter­ge­fragt:

      – Wie viel Geld sie denn dem Ar­min habe ge­ben müs­sen?

      – Fünf­hun­dert Fran­ken, ihr gan­zes Er­spar­tes! Aber der Wacht­meis­ter müs­se das für sich be­hal­ten, ja nicht wei­ter sa­gen! So­bald die Ver­si­che­run­gen aus­be­zahlt sei­en, wer­de der Ar­min sie hei­ra­ten, das habe er ihr ver­spro­chen, ja, ge­schwo­ren habe er es ihr. Sie wis­se nicht, warum sie das jetzt dem Wacht­meis­ter er­zählt habe, sie hät­te nichts sa­gen sol­len, der Ar­min habe ihr das Ver­spre­chen ab­ge­nom­men… und wei­ter in dem Ton. Stu­der hat­te dem Mäd­chen be­ru­hi­gend die Hand ge­tät­schelt. Die­se Saal­toch­ter! Sie war nicht mehr jung, im­mer muss­te sie freund­lich sein mit den Gäs­ten, muss­te klo­bi­ge Wit­ze an­hö­ren, sich hand­greif­li­che Zärt­lich­kei­ten


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