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Wachtmeister Studer. Friedrich C. GlauserЧитать онлайн книгу.

Wachtmeister Studer - Friedrich C.  Glauser


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war grau.

      »Die an­de­ren im Dorf ha­ben das nie ge­wusst«, sag­te Son­ja und ihre Stim­me war lei­se, »aber der On­kel Äsch­ba­cher war ein un­glück­li­cher Mann. Ich hab’ es ge­wusst. Und ich hab’ ihn gern ge­habt, ob­wohl er den Va­ter nicht hat lei­den kön­nen. Auch der Va­ter…«

      »Ja, ja, schon gut«, sag­te der Un­ter­su­chungs­rich­ter und man merk­te es ihm an, dass er un­ge­dul­dig wur­de. »Mich in­ter­es­siert am meis­ten, was am Abend des Mor­des pas­siert ist!«

      Son­ja blick­te auf, sie sah den Un­ter­su­chungs­rich­ter vor­wurfs­voll an und dann sag­te sie mit ei­ner Stim­me, die stark an die ih­rer Mut­ter er­in­ner­te:

      »Ich muss von dem, was frü­her ge­sche­hen ist, doch auch er­zäh­len, sonst kommt Ihr ja nicht nach!«

      »So­wie­so«, mein­te Stu­der, »nur er­zäh­len las­sen. Wir ha­ben ja Zeit. Schlumpf­li, eine Zi­ga­ret­te?«

      Der Bur­sche Schlumpf nick­te. Son­ja er­zähl­te wei­ter.

      »Vor ei­nem hal­b­en Jahr etwa ist zwi­schen dem Va­ter und dem On­kel Äsch­ba­cher al­les an­ders ge­wor­den. Es sah so aus, als ob der On­kel vor dem Va­ter Angst hät­te. Das war…« Son­ja stock­te, »das war nach ei­nem Aben­d…« Son­ja wur­de rot und schiel­te zu Schlumpf hin­über. Der stand auf­recht da, rauch­te schwei­gend, sicht­lich auf­ge­regt und nahm tie­fe Lun­gen­zü­ge…

      »An ei­nem Abend, da war ich al­lein mit dem On­kel Äsch­ba­cher. Er war trau­rig. Es war An­fang De­zem­ber. Drau­ßen war’s dun­kel. Ich hab’ die Lam­pe an­zün­den wol­len. Da sagt der On­kel Äsch­ba­cher: ›Lass die Lam­pe, Meit­schi, mir tun die Au­gen weh.‹ Dann schweigt er und hält sei­ne di­cke Hand wie einen Schirm über die Au­gen.

      Ich saß am Tisch. ›Es geht al­les schief. Sie ha­ben mich nicht in die Kom­mis­si­on ge­wähl­t…‹ In wel­che Kom­mis­si­on? hab’ ich ge­fragt. ›Ah, das ver­stehst du nicht‹, sagt er drauf. Und ich soll ein we­nig zu ihm kom­men. Er saß in ei­nem tie­fen Lehn­stuhl, ganz in ei­ner fins­te­ren Ecke. Ich bin hin­ge­gan­gen, er hat mich auf sei­ne Knie ge­nom­men und mich fest­ge­hal­ten. Ich hab’ gar kei­ne Angst ge­habt, denn er ist im­mer gut zu mir ge­we­sen, der On­kel Äsch­ba­cher.«

      Seuf­zer.

      »Da plötz­lich ist die Tür auf­ge­ris­sen wor­den, das Licht ist an­ge­gan­gen. In der Tür steht der Va­ter und der Ar­min. ›So‹ sagt der Va­ter, ›hab’ ich dich end­lich er­wi­scht, Äsch­ba­cher. Was fällt dir ein, mei­ne Toch­ter zu kares­sie­ren?‹ Der On­kel hat mich weg­ge­sto­ßen, ist auf­ge­sprun­gen: ›Du bist be­sof­fen, Wit­schi!‹ hat er ge­sagt. Und dann hat er mich fort­ge­schickt. Mehr hab’ ich nicht hö­ren kön­nen. Sie sind dann noch etwa eine Stun­de bei­sam­men ge­ses­sen. Der Ar­min war auch da­bei. Von die­ser Zeit an hat der On­kel kaum mehr mit mir ge­spro­chen. Aber mit dem Va­ter ist es im­mer schlim­mer ge­wor­den, der alte El­len­ber­ger von der Baum­schu­le hat ihm Pa­pie­re ge­ge­ben, die hat er in Bern um­ge­wech­selt. Dann ver­schwand der Va­ter im­mer auf eine Wo­che oder zwei aus Ger­zen­stein, kam dann wie­der, müd, trau­rig. Wenn ich ihn frag­te, wo er ge­we­sen sei, sag­te er nur: ›In Genf.‹ Ein­mal hab’ ich den Va­ter zu­fäl­lig in Bern ge­trof­fen. Auf der Haupt­post. Ich hab’ ein pressan­tes Pa­ket fürs Ge­schäft auf­ge­ben müs­sen. Er hat mich nicht ge­se­hen. Er stand vor ei­nem Post­fach, nahm Brie­fe her­aus, riss die Ku­verts auf und warf sie dann weg. Er sah trau­rig aus, der Va­ter, er ging aus der Hal­le wie ein al­ter Mann. Ich hab’ dann ein Ku­vert, das er weg­ge­wor­fen hat, auf­ge­le­sen. Es kam von ei­ner Bank in Genf.«

      »Spe­ku­liert, wei­ter spe­ku­lier­t…«, sag­te Stu­der lei­se und der Un­ter­su­chungs­rich­ter nick­te.

      Man kann den Wen­de­lin ent­schul­di­gen, dach­te Stu­der. Er hat’s für die Fa­mi­lie ge­tan. Hat das Geld zu­rück­ho­len wol­len, das Geld der Frau…

      Da sprach Son­ja wei­ter:

      »Er ist im­mer öf­ter zum El­len­ber­ger ge­gan­gen, da­mals.

      Er hat auch viel ge­trun­ken, der Va­ter. Nicht re­gel­mä­ßig. Aber so alle Wo­chen ein oder zwei­mal ist er be­trun­ken heim­ge­kom­men. Ein­mal hab’ ich ihm Schnaps ho­len müs­sen. Ei­nen hal­b­en Li­ter. Er ist früh in sein Zim­mer hin­auf. Die Mut­ter war an dem Abend beim On­kel Äsch­ba­cher ein­ge­la­den. Sie ist erst spät heim­ge­kom­men. Am nächs­ten Mor­gen war die Fla­sche leer. Ich hab’ sie fort­ge­wor­fen, da­mit die Mut­ter sie nicht sieht.«

      Wie­der das Schwei­gen. Man sah es dem Un­ter­su­chungs­rich­ter an, dass er un­ge­dul­dig wur­de. Aber Stu­der be­ru­hig­te den ner­vö­sen Herrn mit ei­ner be­schwich­ti­gen­den Hand­be­we­gung.

      »Heut’ vor acht Ta­gen bin ich wie ge­wohnt um halb sie­ben heim­ge­kom­men. Der Va­ter war schon da. Er stand im Wohn­zim­mer, beim Kla­vier und hör­te mich nicht kom­men. Ich hab’ ge­schaut, was er macht. Er hat die Vase, die im­mer auf dem Kla­vier steht, in der Hand ge­hal­ten, hat sie ge­schüt­telt, es hat ge­klirrt, dann hat er sie wie­der an ih­ren Platz ge­stellt und das Herbst­laub ge­ord­net. ›Was machst du da, Va­ter?‹ hab’ ich ge­fragt. Er ist ein we­nig er­schro­cken. Ich hab’ dann nicht wei­ter ge­fragt. Am nächs­ten Mor­gen bin ich als ers­te auf­ge­stan­den. Es wa­ren fünf­zehn Pa­tro­nen­hül­sen in der Vase. Ja!«

      Son­ja sah den Un­ter­su­chungs­rich­ter an, sah Schlumpf an. Sie schi­en auf lau­te Rufe des Er­stau­nens zu war­ten. Aber die bei­den blie­ben stumm. Ein­zig Stu­der, vor der Schreib­ma­schi­ne, auf der er noch kein Wort ge­tippt hat­te, wink­te ab:

      »Das wis­sen wir. Wir ha­ben auch die Tür ge­fun­den, die dei­nem Va­ter als Schieß­schei­be ge­dient hat…«

      Da wur­de end­lich der Un­ter­su­chungs­rich­ter doch von Neu­gier­de ge­plagt. Und Stu­der muss­te von der Ent­de­ckung im dunklen Schup­pen er­zäh­len, von dem ab­ge­ho­bel­ten Recht­eck auf der al­ters­schwar­zen Tür und von den Ein­schuss­öff­nun­gen, die kei­ne Pul­ver­spu­ren an den Rän­dern ge­zeigt hat­ten.

      Der Un­ter­su­chungs­rich­ter nick­te.

      »Und wie war es am Diens­tag­abend, was ha­ben Sie da ge­trie­ben, Fräu­lein Wit­schi?«

      »Ich bin mit dem Er­win spa­zie­ren ge­gan­gen«, sag­te Son­ja und ihr Ge­sicht blieb bleich. »Wir wa­ren zu­sam­men im Wald, es war ein schö­ner Abend. Ich bin um elf Uhr heim­ge­kom­men. Der Va­ter war noch nicht zu Hau­se. Die Mut­ter ist am Tisch ge­hockt, in der Kü­che. Sie schi­en auf­ge­regt. Auch der Ar­min war nicht zu Hau­se. Ich hab’ ge­fragt, wo die bei­den sei­en. Die Mut­ter hat die Ach­seln ge­zuckt. ›Drau­ßen‹, hat sie ge­sagt. Um halb zwölf ist der Ar­min heim­ge­kom­men. Die Mut­ter hat ge­fragt: ›Hat er?…‹ Der Ar­min hat ge­nickt und be­gon­nen sei­ne Ta­schen zu lee­ren.«

      »Halt!« rief der Un­ter­su­chungs­rich­ter. »Herr Stu­der, schrei­ben Sie bit­te.« Und er dik­tier­te nach den ein­lei­ten­den Flos­keln je­des Zeu­gen­ver­hörs Son­jas Er­zäh­lung.

      »Wei­ter«, sag­te er dar­auf. »In­halt der Ta­schen?«

      »Eine Brow­ning­pis­to­le, eine Brief­ta­sche, ein Füll­fe­der­hal­ter, ein Por­te­mon­naie, eine Uhr. Das al­les leg­te der Ar­min auf den Tisch. Ich hab’ ge­zit­tert vor Angst. ›Was ist dem Va­ter pas­siert?‹ hab’ ich im­mer wie­der ge­fragt.


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