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Wachtmeister Studer. Friedrich C. GlauserЧитать онлайн книгу.

Wachtmeister Studer - Friedrich C.  Glauser


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Die mi­kro­sko­pi­sche Un­ter­su­chung des Stau­bes? Für ihn ge­nüg­te es als Be­weis. Für ein Schwur­ge­richt, ein Schwur­ge­richt, an dem die Ge­schwo­re­nen Bau­ern wa­ren? Aus­la­chen wür­de man ihn! Schon der Un­ter­su­chungs­rich­ter wür­de ihn aus­la­chen.

      Blieb noch üb­rig, die Sa­che auf sich be­ru­hen zu las­sen. Wit­schi hat­te Selbst­mord be­gan­gen, das wür­de zu be­wei­sen sein, leicht zu be­wei­sen sein, der Un­ter­su­chungs­rich­ter war über­zeugt, Schlumpf kam frei – die Fa­mi­lie Wit­schi wür­de ihr Haus ver­kau­fen müs­sen, die alte Frau wür­de wei­ter im Kiosk sit­zen und Ro­ma­ne le­sen, der Ar­min wür­de die Saal­toch­ter hei­ra­ten und eine Wirt­schaft kau­fen, und Son­ja? Son­ja wür­de den Schlumpf hei­ra­ten, der Er­win wür­de mit der Zeit Ober­gärt­ner wer­den, und Äsch­ba­cher? Mein Gott, er wür­de si­cher nicht der ein­zi­ge Mör­der sein, der straf­los in der Welt um­her­lau­fen wür­de.

      »Ihr habt ganz recht, Wacht­meis­ter«, tön­te Äsch­ba­chers Stim­me in die Stil­le. »Es hat gar kei­nen Wert, die Sa­che wei­ter zu ver­fol­gen. Ihr bla­miert Euch nur. Habt Ihr Euch nicht schon ein­mal bla­miert, da­mals, in je­ner Ban­kaf­fä­re? Glau­bet doch dem Po­li­zei­haupt­mann, fol­get sei­nem Rat. Es ist bes­ser, Stu­der, glau­bet mir. Noch einen Grog?«

      »Gern«, sag­te Stu­der und ver­sank wie­der in Schwei­gen. War es nicht merk­wür­dig, dass Äsch­ba­cher Ge­dan­ken le­sen konn­te? Stu­der frös­tel­te. Der ste­chen­de Punkt in der Brust war wie­der da, kal­ter Schweiß brach aus. Drau­ßen vor den Fens­tern hock­te ein grau­er Ne­bel, es war, als ob die Wol­ken auf die Erde ge­fal­len wä­ren. Und dann war es kalt im Zim­mer. Stu­ders Stum­pen war aus­ge­gan­gen, er hat­te nicht den Mut, ihn wie­der an­zu­zün­den; er hat­te über­haupt kei­nen Mut mehr, er war krank, er woll­te ins Bett, er hat­te eine Brust­fell­ent­zün­dung, Herr­gott noch ein­mal! Und mit ei­ner Brust­fell­ent­zün­dung geht man ins Bett und spielt nicht den scharf­sin­ni­gen eng­li­schen De­tek­tiv mit de­duk­ti­ven Metho­den à la Sher­lock Hol­mes. Staub in ei­ner Ta­sche! Wenn schon! Wenn es so wei­ter­ging, wür­de er bald auf dem Bo­den her­um­krie­chen mit ei­ner Lupe in der Hand und den Tep­pich ab­su­chen!

      »Trinkt Stu­der«, sag­te Äsch­ba­cher und schob das frisch­ge­füll­te Glas über den Tisch. Und der Wacht­meis­ter leer­te es ge­hor­sam.

      Es war doch eine Schwei­ne­rei, träum­te er wei­ter. Da hat­te man ein Ge­halt von ein paar hun­dert Fran­ken im Mo­nat, es lang­te wohl, es lang­te ganz gut. Und für das lum­pi­ge Ge­halt war man ver­pflich­tet, den Kanal­räu­mer zu spie­len. Är­ger als das. Man muss­te schnüf­feln, an­de­rer Leu­te Mis­se­ta­ten auf­de­cken, man muss­te sich über­all hin­ein­mi­schen, kei­nen Au­gen­blick hat­te man Ruhe, nicht ein­mal pfle­gen konn­te man sich, wenn man krank war.

      Äsch­ba­cher sog hoch­er­freut an sei­nem Stum­pen. Sei­ne klei­nen Äug­lein glänz­ten bos­haft, scha­den­froh.

      Und da tauch­te in Stu­der plötz­lich wie­der der Traum je­ner Nacht auf. Der rie­si­ge Dau­men­ab­druck auf der Ta­fel, der Leh­rer Schwomm im wei­ßen Kit­tel und Äsch­ba­cher, der den Arm um Son­ja ge­schlun­gen hat­te und ihn, Stu­der, aus­lach­te.

      Spä­ter hät­te Stu­der nie sa­gen kön­nen, ob es wirk­lich die Erin­ne­rung an die­sen Traum war, die ihm plötz­lich neu­en Mut gab. Oder ob ihm das höh­ni­sche Grin­sen Äsch­ba­chers auf die Ner­ven fiel. Ge­nug, er raff­te sich auf, leg­te die Un­ter­ar­me auf sei­ne ge­spreiz­ten Schen­kel, fal­te­te die Hän­de und blick­te zu Bo­den. Er sprach lang­sam, denn er fühl­te, dass sei­ne Zun­ge große Lust zeig­te, ei­ge­ne Wege zu ge­hen.

      »Gut«, sag­te er, »Ihr habt recht. Ich wer­de mich bla­mie­ren. Aber das steht nicht in Fra­ge, Äsch­ba­cher. Ich tue mei­ne Ar­beit, die Ar­beit, für die ich be­zahlt bin. Ich bin da­für be­zahlt, Un­ter­su­chun­gen zu füh­ren. Man hat mich dar­auf ver­ei­digt, dass ich die Wahr­heit sage. Ich weiß, Ihr wer­det la­chen, Äsch­ba­cher. Wahr­heit! Ich bin auch nicht von heu­te. Ich weiß auch ganz ge­nau, dass die Wahr­heit, die ich fin­de, nicht die wirk­li­che Wahr­heit ist. Aber ich ken­ne sehr gut die Lüge. Wenn ich die Sa­che auf­ge­be und der Schlumpf wird frei, und das Ge­richt legt den Fall zu den Ak­ten, wie man sagt, dann ist al­les ganz gut und schön. Und schließ­lich bin ich kein Rich­ter und Ihr müsst mit Eu­rer Tat al­lein fer­tig­wer­den.« Im­mer lang­sa­mer sprach Stu­der. Er sah nicht auf, er woll­te den Bli­cken Äsch­ba­chers nicht be­geg­nen, ver­zwei­felt starr­te er auf ein klei­nes Mus­ter im Tep­pich: ein schwar­zes Recht­eck, das von ro­ten Fä­den durch­zo­gen war und das ihn, weiß der Him­mel warum, an Wit­schis Hin­ter­kopf er­in­ner­te. Ge­nau­er: an die spär­li­chen Haa­re, durch die sich Blut­fä­den zo­gen.

      »Al­lein fer­tig­wer­den, das ist es. Und ich weiß nicht, ob Ihr das könnt. Ihr spielt ger­ne, Äsch­ba­cher, spielt mit Men­schen, spielt an der Bör­se, spielt mit Po­li­tik. Ich habe man­ches über Euch ge­hört. Ich würd’ Euch gern lau­fen las­sen… Aber da ist die Ge­schich­te mit der Son­ja. Lue­get, Äsch­ba­cher, die Son­ja! Das Meit­schi hat’s nicht schön ge­habt. Ihr habt es ein­mal auf die Knie ge­nom­men, der Va­ter ist dann dazu ge­kom­men… Hat der Wen­de­lin Wit­schi da­mals wirk­lich un­recht ge­habt mit sei­ner Be­haup­tung? Nein, schweigt jetzt. Ihr könnt nach­her re­den. Ihr müsst nicht mei­nen, ich sei ein Stün­de­ler. Ich ver­steh auch Spaß, Äsch­ba­cher; aber ir­gend­wo muss der Spaß auf­hö­ren. Ihr habt vie­les auf dem Ge­wis­sen, nicht nur den Wen­de­lin Wit­schi. Und ich möcht nicht, dass Ihr auch die Son­ja auf dem Ge­wis­sen habt. Ver­steht Ihr?«

      Die Wol­ken drau­ßen san­ken im­mer tiefer, es wur­de düs­ter im Zim­mer. Äsch­ba­cher saß ver­gra­ben in sei­nem Stuhl, Stu­der konn­te nur sei­ne Knie se­hen. Ein hei­se­res Kräch­zen war hör­bar, man wuss­te nicht, war es ein Räus­pern oder ein un­ter­drück­tes La­chen.

      »Was er sonst noch von Euch ge­wusst hat, der Wen­de­lin Wit­schi, hab’ ich nicht er­fah­ren…« Das Re­den ging jetzt leich­ter. Aber im­mer noch sprach Stu­der lang­sam, und was das Merk­wür­digs­te war, es war wie eine Spal­tung sei­ner Per­sön­lich­keit: er sah das Zim­mer von oben, sah sich selbst, nach vor­ne ge­beugt, mit ge­fal­te­ten Hän­den, im Stuh­le sit­zen und dach­te da­bei: »Stu­der, du siehst si­cher aus, wie ein Pfar­rer, wenn er eine Kon­do­lenz­vi­si­te macht.« Aber auch das ver­ging wie­der, und er sah plötz­lich das Zim­mer des Un­ter­su­chungs­rich­ters und den Schlumpf, der sei­nen Kopf auf den Schoß des Mäd­chens ge­legt hat­te.

      »Wenn’s dar­auf an­kommt«, sag­te Stu­der, »wird auch das noch zu er­mit­teln sein. Ich habe mir sa­gen las­sen, dass Ihr mit Mün­del­gel­dern spe­ku­liert habt, Äsch­ba­cher; Ihr seid doch hier in der Vor­mund­schafts­be­hör­de… und dass Ihr das Geld wie­der zu­rück­ge­zahlt habt, aber, dass der Wit­schi da­von ge­wusst hat. Er ist doch mit Euch in der Für­sor­ge­kom­mis­si­on ge­ses­sen? Oder? Ihr braucht nicht zu ant­wor­ten. Ich er­zähl’ Euch das nur, da­mit Ihr den Stu­der nicht für einen Löli hal­tet. Der Wacht­meis­ter Stu­der weiß auch ei­ni­ge­s…«

      Schwei­gen. Stu­der stand auf, aber im­mer noch ohne auf Äsch­ba­cher zu schau­en, griff nach ei­ner Fla­sche, schenk­te sich ein, leer­te das schar­fe Zeug, setz­te sich wie­der und zog eine Bris­sa­go aus dem Etui. Merk­wür­dig, aber sie schmeck­te. Sein Herz mach­te zwar noch im­mer Sei­ten­sprün­ge; – aber, dach­te er, heut’ nach­mit­tag werd’ ich ins Spi­tal fah­ren. Dort hat man Ruhe.

      »Soll


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