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Wachtmeister Studer. Friedrich C. GlauserЧитать онлайн книгу.

Wachtmeister Studer - Friedrich C.  Glauser


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Vic­tor Alois. Pro­fes­si­on: Géo­logue.

       Na­tio­na­lité: Suis­se.

       En­trée: 12/7/1917. – Pa­lu­dis­me.

      Ins Deut­sche über­tra­gen hieß dies, dass es sich um einen ge­wis­sen Cle­man Vic­tor Alois han­del­te; sein Be­ruf: Geo­lo­ge; sein Hei­mat­land: die Schweiz; das Da­tum sei­nes Ein­trit­tes: zwölf­ter Juli neun­zehn­hun­dert­sie­ben­zehn. Und er­krankt war der Mann an Sumpf­fie­ber, an Mala­ria.

      Die Fie­ber­kur­ve hat­te stei­le Spit­zen, sie lief vom 12. bis zum 30. Juli. Und hin­ter dem 30. Juli hat­te ein Blau­stift ein Kreuz ge­zeich­net. Am 30. Juli war also der Cle­man Alois Vic­tor, Geo­lo­ge, Schwei­zer, ge­stor­ben.

      Cle­man?… Cle­man-Hor­nuss?… Spa­len­berg 12?…

      Stu­der zog sein Ring­buch. Da stand es, auf der ers­ten Sei­te des Weih­nachts­ge­schen­kes!…

      »Meit­schi!«, rief Stu­der; das Fräu­lein im Pelz­jackett schi­en über die An­re­de nicht über­mä­ßig er­staunt zu sein.

      »Los, Meit­schi«, sag­te Stu­der. Und es sol­le ab­ho­cken. Er hat­te sein Ring­buch auf den Tisch ge­legt und mach­te sich, No­ti­zen wäh­rend er das Mäd­chen aus­frag­te.

      Und es sah wirk­lich aus, als habe Wacht­meis­ter Stu­der einen neu­en Fall über­nom­men.

      »War das dein Va­ter?«, frag­te Stu­der und zeig­te auf den Na­men oben auf der Fie­ber­kur­ve.

      Ni­cken.

      »Wie hei­ßest?«

      »Ma­rie… Ma­rie Cle­man.«

      »Also, ich bin der Wacht­meis­ter Stu­der von Bern. Und der Mann, der dich heut mor­gen ab­ge­holt hat, der hat mich um Schutz ge­be­ten – falls et­was pas­sie­re in der Schweiz. Er hat mir ein Mär­li er­zählt, aber an dem Mär­li ist eins wahr: dei­ne Mut­ter ist tot.«

      Stu­der stock­te. Er dach­te an das Pfei­fen. Kein Pfeil. Kein Bol­zen. Kein ge­tupf­tes Ban­d… Gas!… Gas pfiff auch, wenn es aus den Bren­nern ström­te… Item!… Und ver­tief­te sich in die Fie­ber­kur­ve.

      Am 18. hat­te die Abend- und am 19. Juli die Mor­gen­tem­pe­ra­tur 37,25 be­tra­gen. Über die­sem Strich war ver­merkt:

      »Sul­fa­te de qui­ni­ne 2 km.«

      Seit wann gab man Chi­nin ki­lo­me­ter­wei­se? Ein Schreib­feh­ler? Wahr­schein­lich han­del­te es sich um eine Ein­sprit­zung und statt 2 ccm, was die Ab­kür­zung für Ku­bik­zen­ti­me­ter ge­we­sen wäre, hat­te ir­gend­ein Stof­fel »km« ge­schrie­ben.

      Mi­ra…

      »Dein Va­ter«, sag­te Stu­der, »ist in Marok­ko ge­stor­ben. In Fez. Er hat dort, wie ich ge­hört habe, nach Er­zen ge­schürft. Für die fran­zö­si­sche Re­gie­rung… Apro­pos, wer war der Mann, der dich heut am Bahn­hof ab­ge­holt hat?«

      »Mein On­kel Matt­hi­as«, sag­te Ma­rie er­staunt.

      »Stimmt«, sag­te Stu­der. »Ich hab’ ihn in Pa­ris ken­nen­ge­lernt.«

      Schwei­gen. Der Wacht­meis­ter saß hin­ter dem fla­chen Schreib­tisch, be­quem zu­rück­ge­lehnt. Ma­rie Cle­man stand vor ihm und spiel­te mit ih­rem Nas­tuch. In das Schwei­gen schrill­te die Klin­gel des Te­le­fons; Ma­rie woll­te auf­ste­hen, aber Stu­der wink­te ihr zu: sie sol­le nur sit­zen­blei­ben. Er nahm den Hö­rer ab, sag­te, wie er es von sei­nem Büro im Amts­haus ge­wöhnt war: »Ja?«

      »Ist Frau Cle­man da?«

      Eine un­an­ge­neh­me Stim­me, schrill und laut.

      »Im Au­gen­blick nicht, soll ich et­was aus­rich­ten?«, frag­te Stu­der.

      »Nein! Nein! Üb­ri­gens weiß ich ja, dass Frau Cle­man tot ist. Mich er­wi­schen Sie nicht. Sie sind wohl von der Po­li­zei, Mann? Ha­ha­ha­ha…« Ein rich­ti­ges Schau­spie­ler­la­chen! Der Mann sprach die »Ha«. – Und dann knack­te es im Hö­rer.

      »Wer war’s?«, frag­te Ma­rie ängst­lich.

      »Ein Löli!«, sag­te Stu­der tro­cken. Und frag­te gleich dar­auf – war es die Stim­me, die ihn auf den Ge­dan­ken ge­bracht hat­te –: »Wo ist dein On­kel Matt­hi­as?«

      »Die ka­tho­li­schen Pries­ter«, mein­te Ma­rie müde, »müs­sen je­den Mor­gen ihre Mes­se le­sen… Wo sie auch sind.

      Sonst brau­chen sie, glaub’ ich, einen Dis­pens… Vom Papst – oder vom Bi­schof – ich weiß nicht…« Sie seufz­te, zog die Fie­ber­kur­ve zu sich her­an und be­gann sie eif­rig zu stu­die­ren.

      »Was ist das?«, frag­te sie plötz­lich und deu­te­te auf das blaue Kreuz.

      »Das?« Stu­der stand hin­ter dem Mäd­chen. »Das wird wohl der To­des­tag dei­nes Va­ters sein.«

      »Nein!« Ma­rie schrie das Wort. Dann fuhr sie ru­hi­ger fort: »Mein Va­ter ist am 20. Juli ge­stor­ben. Ich hab’ selbst den To­ten­schein ge­se­hen und den Brief vom Ge­ne­ral! Am 20. Juli 1917 ist mein Va­ter ge­stor­ben.«

      Sie schwieg und auch Stu­der hielt den Mund.

      Nach ei­ner Wei­le sprach Ma­rie wei­ter: Die Mut­ter habe es oft ge­nug er­zählt. Am ein­und­zwan­zigs­ten Juli sei ein Te­le­gramm ge­kom­men, das Te­le­gramm müs­se noch bei den An­den­ken sein, dort im Schreib­tisch, in der zweit­un­ters­ten Schub­la­de. Und dann, etwa vier­zehn Tage spä­ter, habe der Brief­trä­ger die große gel­be En­ve­lop­pe ge­bracht. Nicht viel habe sie ent­hal­ten. Den Pass des Va­ters, vier­tau­send Fran­ken in No­ten der al­ge­ri­schen Staats­bank und den Bei­leids­brief ei­nes fran­zö­si­schen Ge­ne­rals. Lyau­tey habe der Mann ge­hei­ßen. Ein sehr schmei­chel­haf­ter Brief: Wie gut Herr Cle­man die In­ter­es­sen Frank­reichs ver­tre­ten habe, wie dank­bar das Land Herrn Cle­man sei, dass er zwei deut­sche Spio­ne ent­larvt ha­be…

      »Zwei Spio­ne?«, frag­te Stu­der. Er saß auf ei­nem Stuhl in der Ecke beim of­fe­nen Fens­ter, hat­te die Ell­bo­gen auf die Schen­kel ge­stützt und die Hän­de ge­fal­tet. Er starr­te zu Bo­den. »Zwei Spio­ne?«, wie­der­hol­te er.

      Ma­rie schloss das Fens­ter. Sie blick­te auf den Hof, ihre Fin­ger trom­mel­ten einen ein­tö­ni­gen Marsch ge­gen die Schei­ben und ihr Atem ließ auf dem Gla­se einen trü­ben Fleck ent­ste­hen: Tröpf­lein bil­de­ten sich, kol­ler­ten her­ab, bis der Fens­ter­rah­men sie auf­hielt.

      »Ja, zwei Spio­ne.« Ma­ri­es Stim­me war ein­tö­nig. »Die Ge­brü­der Man­nes­mann… Mit dem Brief aber war es so: Wir wohn­ten da­mals an der Rhein­schan­ze und hat­ten eine große Woh­nung. Dann kam ei­nes Ta­ges der Brief. Ich hat­te Fe­ri­en… Der Brief­trä­ger brach­te die große En­ve­lop­pe, sie war re­kom­man­diert, und die Mut­ter muss­te un­ter­schrei­ben. Es fie­len zwei Trä­nen in das Büch­lein des Brief­trä­gers und die Schrift des Tin­ten­blei­stifts lief aus­ein­an­der. Der Va­ter hin­ter­ließ nicht viel, und nach sei­nem Tode ging es uns schlecht. Die Mut­ter wun­der­te sich spä­ter oft, dass so we­nig Geld zu­rück­ge­blie­ben war. Die Tan­te in Bern, die be­saß ein Ver­mö­gen…«

      Stu­der blät­ter­te in sei­nem No­tiz­buch. Die ers­te Frau!… Hat­te der Mönch, der Wei­ße Va­ter, nicht von ihr ge­spro­chen? Da: »So­phie Hor­nuss, Ge­rech­tig­keits­gas­se 44, Bern.«

      »Wie ist der


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