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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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auf Doritt. Schien ganz vergessen zu haben, daß diese ihr am Vormittag die Freundschaft gekündigt hatte.

      »Ich war bereits bei dir zu Hause«, sagte sie in einem Ton, als wäre das Mädchen verpflichtet, ihr über sein Kommen und Gehen Rechenschaft zu geben. »Man wußte dort nicht wo du geblieben bist. Da kam mir der glorreiche Gedanke, daß du hier sein könntest. Ich habe dir nämlich eine Menge zu erzählen. Eis eßt ihr? Das ist ja wunderbar. Hoffentlich habt ihr mir auch was übriggelassen.«

      Frau Hadebrandt schaute zu ihren Enkelchen hin, die noch immer ihre molligen Schoßplätze innehatten und von dort aus großäugig beobachteten, wie Ebba ihr Eis verzehrte. Da sie fürchtete, daß Ann-Magret in ihrer Unschuld eine Äußerung machen könnte, die ein Peinlichkeitsgefühl hervorrufen mußte, sagte sie: »Nun hopp, meine Mädchen. Zeit, daß ihr euch trollt. Geht brav zu Meta, die euch abfüttern und dann ins Bett bringen wird.«

      Sofort rutschte Brigit folgsam von dem Schoß Doritts, doch die Kleinste schien noch keine Lust zu haben, den behaglichen Sitz zu verlassen; denn sie rührte sich nicht.

      »Sßa«, bequemte sie sich endlich, es der Schwester gleichzutun. Artig machten sie ihre Knickschen und trollten ab. Doch kaum waren sie einige Schritte gegangen, als die Jüngste ihrem Herzchen mit folgenden Worten Luft machte.

      »Is die aber geizig – nis, Bigit?«

      Dann waren sie im Zimmer verschwunden. Wenn Frau Runard nicht dabei gewesen wäre, hätten die Basen nebst Doritt wohl herzlich herausgelacht. So jedoch nahmen sie auf diese Rücksicht, deren feines Antlitz sich langsam rötete. Ob aus Ärger über die harmlose Bemerkung des Kindes oder aus Beschämung über ihre Tochter, ließ sich nicht feststellen. Sie schwieg beharrlich. Um so mehr sprach Ebba voller Empörung: »Na, Tante Anne, artig ist dein Enkelkind gerade nicht. Dem hätte ein Klaps auf den vorlauten Schnabel gebührt.«

      »Dafür ist es auch noch nicht einmal drei Jahre alt«, war die gelassene Erwiderung. »Zehn Jahre später wird es derartige Bemerkungen bestimmt unterlassen.«

      »Das glaube ich auch«, bestätigte Frau Herma. »Übrigens, was ich dich längst fragen wollte, Anne: Wo ist Holger? Er pflegt um diese Zeit immer zu Hause zu sein.«

      »Er mußte gleich nach dem Mittagessen auf einige Tage verreisen.«

      »Was, dann ist er nicht da, wenn ich morgen meinen Dienst antrete?« fragte Ebba in einem Ton, als dürfte sie bei ihrem Antritt einen feierlichen Empfang verlangen. »Was denkt er sich so eigentlich?«

      »Kind«, rügte die Mutter leise. »Du vergißt wohl, daß du nur ein Lehrmädchen…«

      »Sei du bloß still!« fiel ihr die Tochter ungezogen ins Wort. »Du hast doch vom Geschäftsleben keine Ahnung.«

      Ist das die Möglichkeit! entrüstete Frau Wentruck sich innerlich. Dieser Rüpel ist ja noch ärger, als ich ihn mir vorgestellt habe! Mit dem kann diese feine, sensible Frau unmöglich fertig werden.

      »Ebba kommt sich nämlich sehr wichtig vor, daß sie morgen ein Amt erhält«, versuchte sie ihre ungezogene Tochter mit nachsichtigem Lächeln äußerlich zu entschuldigen, während sie sich innerlich ihrer schämte.

      »Komm, Ebba! Es ist höchste Zeit, daß wir nach Hause kommen.«

      »Na schön«, war diese unerwarteterweise einverstanden – und zwar nur, weil diese alte Tanten sie langweilten. Nach förmlichem Abschied gingen sie davon und Frau Herma schüttelte sich wie ein begossener Pudel.

      »Nun sag mal, Anne, hätte diesem Balg nicht eins hinter die Ohren gefehlt? Mir kribbelte es bei so viel Frechheit förmlich in den Fingerspitzen. Wie die mit ihrer Mutter umspringt, ist tatsächlich einmalig. Und diese tat noch großartig gekränkt, weil wir die Ungezogenheit ihres Goldkindes nicht belachten. Mir hat sie immer leid getan, weil sie mit so einer Tochter geplagt ist, doch nach dem heutigen Vorfall muß ich sagen, daß sie selbst viel Schuld daran hat.«

      »Was du da sahst, war nichts weiter als Notwehr, Herma«, seufzte Frau Hadebrandt. »Mechthild wollte nicht zeigen, daß sie sich ihrer Tochter schämt. Denn gutheißen tat sie deren Rüpelei gewiß nicht, dazu ist sie selbst ein viel zu gut erzogener Mensch mit Takt und Feingefühl. Soviel ich weiß, hat sie sich alle Mühe gegeben, das auszumerzen, was durch des Vaters hirnverbrannte Erziehung bei dem Kinde hochgewuchert war. Das heißt, als Ebba vor drei Jahren hier aus und ein ging, war sie so rüpelhaft nicht, obgleich ihr Benehmen auch damals schon viel zu wünschen übrig ließ. Ich habe Angst, daß das übel endet.«

      »Das kann man auch«, nickte Frau Herma. »Wenn Frau Runard hier auch nichts sagen wollte, dann wird sie dem Frechdachs hoffentlich hinterher sein übrigens reizendes Köpfchen waschen.«

      »Das glaube ich nicht«, schaltete sich Doritt ein. »Sie dringt ja nie bei Ebba durch. Wenn sie ihr Vorhaltungen macht, wird sie frech, läuft nach ihrem Zimmer und knallt die Tür hinter sich zu. Das habe ich, wenn ich sie besuchte, mehr als einmal mitgemacht.«

      »Das ist ja reizend! Und dann hat die Mutter nicht die Courage, dem Rüpel nachzugehen und ihn zu verprügeln? So ein junges Ding muß doch schließlich noch zu bändigen sein. Später, wenn die Kinder ihre eigenen Wege gehen, kann die Mutter ja nicht mehr so energisch durchgreifen. Aber solange diese die Beine unter den elterlichen Tisch stecken, sollte man bei ungebührlichem Betragen mit Ohrfeigen nicht sparen.«

      Doritt lachte zu Frau Anne hin.

      »Wenn Mutti sich über Ebba ärgert, gerät sie immer so in Harnisch, daß sie diese am liebsten ohrfeigen möchte. Und dabei ist sie sonst gar nicht für Schläge. Ich jedenfalls habe noch keine von ihr bekommen.«

      »Wenn du solch ein Strolch wärst, dann würden sie nur so prasseln, verlaß dich drauf! Ich müßte Ebba unter meiner Fuchtel haben, dann sollte sie was erleben! Übrigens, Anne, habe ich vorhin recht gehört? Will Holger das Mädchen wirklich als Lernende in seinen Betrieb nehmen?«

      »Leider.«

      *

      Es ging ganz gut mit Ebba im Büro. Der Prokurist war angenehm überrascht. Ebba selbst fand, sie habe enorme Fortschritte gemacht.

      Ihre stille Aufsässigkeit gegen Nuckelchens Strenge, die dem guten Menschenkenner natürlich nicht entging, störte den Prokuristen nicht.

      Man saß wie gewöhnlich in Arbeit vertieft, als ganz unerwartet der Chef eintrat.

      »Da bin ich wieder«, grüßte er lächelnd, und freudig wurde sein Gruß erwidert. »Hat man mich sehr vermißt?«

      »Wie immer«, schmunzelte der Prokurist. »Eine Herde ohne Hirt fühlt sich immer verlassen.«

      »Hm, dann werde ich meine Schäfchen alle wieder um mich scharen…«

      »Aber den Hund – weglassen, der sie zusammentreibt«, rief Ebba keck dazwischen, was bei den anderen ein amüsantes Lachen hervorrief.

      »Schau mal an – das Fräulein Runard!« ironisierte der Chef. »Das Zünglein ist immer noch obenauf. Hoffentlich geht’s mit der Arbeit auch so flott.«

      Holger räusperte sich.

      »Wollen Sie bitte mit mir kommen, Herr Meiber. Ich habe Aufträge mitgebracht, die ich eingehend mit Ihnen besprechen möchte.«

      Die Tür fiel hinter den Herren zu – und Ebba ärgerte sich. Ein wenig freundlicher hätte der Chef schon zu ihr sein können, ohne seiner Würde dabei etwas zu vergeben.

      »Ei, Ebba, welch Gesicht«, spöttelte Egolf Dietsch, »bist du auch in unseren Chef verliebt, und beachtet er dich nicht?«

      Ebba zischte etwas und griff nach einem Buch.

      Blitzschnell bückte er sich, und so sauste dieses Buch, das seinen Kopf treffen sollte, durch die Fensterscheibe, klatschte unten auf dem Hof auf, woher dann eine polternde Stimme kam: »Na, nun wird’s ganz verrückt! Behalt’ gefälligst eure Schwarten oben und knallt sie nicht ahnungslosen Menschen auf den Schädel!«

      Flugs beugten sich drei Herren zum Fenster hinaus und bemerkten unten einen


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