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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Ist es Sölve, die Sie in die Flucht schlägt?«

      »Um Gottes willen, Herr Baron, dieses arme brave Seelchen! Sie hörten doch, daß ich sie mit mir nehmen will. Weshalb ich von hier fort möchte, ist, daß ich mich dem allen, was auf mich einstürmen würde, nicht gewachsen fühle.«

      »Nanu, zehn Jahre lang ging es doch? Man hat uns allgemein um die Repräsentantin unseres Hauses beneidet. Und als meine Angehörigen noch lebten, war eine Repräsentation doch weit schwieriger als jetzt. Aber ich weiß nun den Grund: Frau Fränze –«

      Sie zuckte erschrocken zusammen, und er lächelte.

      »Ihrem Erschrecken sehe ich an, daß ich den Nagel auf den Kopf getroffen habe.«

      Er weidete sich an ihrer Verlegenheit, die immer größer wurde.

      »Herr Baron, Sie quälen mich –!«

      »Schadet nichts, das haben Sie verdient, meine ungetreue Getreue.«

      »Es ist nicht meinetwegen allein – hier geht es auch noch um Sölve. Frau von Ragnitz sowie ihr Sohn, der sich hier schon als Herr fühlt, betrachten das Mädchen als Eindringling und würden es danach behandeln. Und Sölves Sensibilität ist Ihnen ja nicht unbekannt.

      Kurz und gut: Um allen Kränkungen, Demütigungen und allen Schikanen zu entgehen, räumen wir beide freiwillig das Feld.«

      »Also kneifen wollen Sie – ganz einfach kneifen«, schüttelte er mißbilligend den Kopf.

      »Ist das etwa fair?

      Und nun werde ich Ihnen mal etwas sagen, meine Liebe: Ehe ich Sie von Uhlen lasse, breche ich lieber mit der Verwandtschaft und verbiete ihnen das Haus.«

      »Großer Gott, nur das nicht–!« wehrte sie entsetzt. »Das will ich nicht auf mein Gewissen laden.«

      »Können Sie ruhig! Mir würde das Herz dabei nicht brechen. Denn ich weiß ganz genau, was ich von Frau Fränze und ihrem Wunderknaben zu halten habe. Oder nehmen Sie an, daß ich mit verbundenen Augen und Ohren durch meine Tage gegangen bin?

      Und nun werde ich Ihnen eine zwar derbe, aber wirkungsvolle Vollmacht geben, der zufolge Sie die Herrschaften an die frische Luft befördern können, wenn sie zu unverschämt werden. Als Zugabe dürfen Sie dem anmaßenden Wunderknaben noch eine herunterhauen.«

      Nun mußte sie herzlich lachen.

      »Das würde wenig nützen – sie würden trotzdem wiederkommen.«

      »Recht haben Sie, denn deren Unverfrorenheit ist auch mir nicht unbekannt. Aber wiederholen Sie diese Prozedur so lange, bis sie endlich merken, was die Glocke geschlagen hat.

      Wie kommt der Bengel überhaupt darauf, sich hier schon so als Herr zu fühlen? Mir hat die pedantische, altkluge Art des Bürschchens immer großen Spaß gemacht, und ich habe daher vieles durchgehen lassen, was ich hätte rügen müssen. Aber daß er hier den Herrn herauskehrt, ist denn doch die Höhe. Mit welchem Recht, möchte ich bloß wissen –?«

      »Haben Sie nicht testamentarisch festgelegt, daß Roderich Uhlens Erbe ist?« fragte sie gespannt.

      »Wie kommen Sie denn darauf, Frau Fröse?« fragte er verwundert. »Ich habe wohl einmal bei meinen Verwandten erwähnt, daß Roderich eventuell als mein Erbe in Frage käme – das ist aber auch alles.«

      »Und Heike, Herr Baron?«

      Ein Zucken ging über sein Gesicht.

      »Mein kleines Mädchen werde ich nach meiner Rückkehr nicht mehr wiedersehen –«

      Frau Fröse fühlte erbarmendes Mitleid mit dem Mann, dem das Schicksal so hart zusetzte. Was sollte sie sagen – wie sollte sie trösten? Jedes Wort wäre eine Wunde, die jede Berührung scheute.

      »Ich habe heute schon von ihr Abschied genommen, da ich nicht weiß, was die letzten Tage noch an Scherereien bringen könnten, und mir noch Zeit bleibt, das Kind noch einmal zu sehen.

      Und wozu auch? Es ist ja doch immer dasselbe – immer dasselbe! – Auf meine Frage ein bedauerndes Achselzucken der Ärzte und das Phrasenhafte: Solange noch Leben ist, ist Hoffnung. Worauf soll ich denn noch hoffen? Auf ein Wunder vielleicht? Das darf ich doch nicht ausgerechnet ich –!« schloß er, und es klang unendlich bitter.

      Die Frau konnte nicht anders, sie mußte sanft und lind über die Augen streicheln, in denen soviel hoffnungslose Resignation lag

      Da stöhnte er auf – nur einmal – dann hatte er sich wieder in der Gewalt.

      »Schon um meines kleinen Mädchens willen dürfen Sie nicht von hier gehen, Frau Fröse. Vielleicht lebt es doch noch eine Zeit. Und wer sollte sich denn um es kümmern? Doch nicht gar Frau Fränze. Die wartet ja nur auf des Würmchens Tod.

      Auch an Sölve müssen Sie Ihr Samariterwerk vollenden, meine Getreue. Auch die werde ich wohl nicht wiedersehen.

      »Also, sie bleiben –«

      »Ja, Herr Baron – ich bleibe –«, entgegnete sie fest.

      Da packte er die gütigen Frauenhände und sagte leise:

      »Nicht mehr, Herr Baron – Sie Liebe, Sie Gute! Einfach nur Jobst. Denn diese Stunde hat uns ganz nahegebracht.«

      *

      Und hüte deine Zunge wohl!

      Ein Wort in Unbedacht gesagt,

      kann stechen wie des

      Schwertes Spitze,

      schafft Leid und Ungemach.

      Sölve lag in ihrem Zimmer auf dem Diwan. Spielerisch glitten ihre Finger über das seidenweiche Fell des Kätzleins, das zusammengerollt in ihrem Arm schlief und vor Wohlbehagen schnurrte. Es wich kaum noch von ihrer Seite, zumal es die Hunde fürchtete.

      Auch jetzt lauerten sie wieder vor der Tür. Das vornehme Windspiel Fasold, das immer so hochnäsig tat, Harras, der Jagdhund, der das Privileg hatte, Herrchen immer begleiten zu dürfen, der schwarze »Tintenwischer« Tiwi und der freche Dackel Fink, der seinen Namen weghatte, weil er dem Finken des Hauses, dem Liebling aller, mit Vorliebe das Futter wegfraß.

      Aber da nahte die Rettung in Gestalt Frau Fränzes, die sie wohl nicht gern mochten, als Erlöserin jedoch gelten ließen. Und als diese die Tür zu Sölves Zimmer öffnete, schossen Tiwi und Fink ihr durch die Beine, daß sie um ein Haar die Balance verloren hätte. Es gelang ihr noch mit knapper Not, sich am Türpfosten festzuhalten. »Was ist das hier bloß für eine verrückte Zucht!« schalt sie hochrot vor Ärger. »Sich so viele Hunde zu halten, bekommt doch nur mein Schwager fertig. Alles unnütze Fresser!

      Wollt ihr wohl, ihr Gesindel!«

      Nach rechts und links Schläge austeilend, wollte sie sich zum Diwan hinpirschen, was ihr jedoch erst gelang, als Sölve die Hunde zur Ordnung gerufen hatte.

      »Ihr seid meine braven Hundchen«, begütigte das Mädchen, die stürmischen Gesellen zärtlich streichelnd. »Aber ihr müßt brav sein und euch legen, sonst müßt ihr hinaus.«

      Das Wort war ihnen sehr geläufig. Mit hängenden Ohren und hängender Rute streckten sie sich seufzend nieder, aufmerksam beobachtend, was um sie herum vorging.

      »Na, endlich –!« schnappte Frau Fränze nach Luft. »Bei dem Höllenspektakel kann man ja verrückt werden.

      Guten Tag, Fräulein, was haben Sie denn da? Ist das etwa ein Junges von unserer Angorakatze?«

      »Ja, gnädige Frau, das hat mir Ihr Töchterchen geschenkt.«

      »Die Ira? Sieht diesem Firlefanz ähnlich! Die ist ja der reinste Tiernarr. Möchte sich am liebsten eine ganze Menagerie halten. Und mein Mann unterstützt sie noch bei diesem Unfug.

      Aber, was ich fragen wollte: Wo ist mein Schwager?«

      »Ich weiß es nicht, gnädige Frau.«

      »Auch Frau Fröse ist nirgends zu finden, man kann unten


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