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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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für ratsam, ihr das auszureden. Da mußte sie erst soweit gekräftigt sein, um der Erschütterung, die ihr der Anblick des kleinen Wesens bringen mußte, tapfer standhalten zu können.

      Es kam aber auch der Tag, an dem Sölve neben Frau Fröse im Auto saß und der Kinderklinik zufuhr, wo Heike seit länger als zwei Jahren weilte. Sölve war so erregt, daß Frau Marga wieder einmal tiefe Sorge empfand.

      »Sölve, wenn du dich so unerhört aufregst, dann lasse ich sofort wenden –«

      »Aber Tante Marga, du siehst wieder einmal Gespenster«, zwang sie sich zu einem Lachen. »Ich bin ja ganz ruhig –«

      Sie riß sich nun tapfer zusammen, während die Gedanken in ihrem Hirn wie flatternde Vögel kreisten. Sollte sie doch nun endlich das Kind sehen, das Vermächtnis des Gatten, das zu lieben sie verpflichtet war.

      Als sie vor dem Bettchen des Kindes stand, flog diesem ihr Herz sofort zu. Es war aber auch so ganz anders, als sie erwartet hatte. Aus einem durchsichtig zarten Gesichtlein schauten sie zwei tiefblaue Augen mit dem Ernst eines Erwachsenen an, der viel Leid erfahren hatte. Auf dem Köpfchen ringelten sich goldige Löcklein. Von einer geradezu überirdischen Schönheit war dieses engelgleiche kleine Geschöpf.

      »Heike –«, stammelte Sölve, erschüttert bis ins tiefste Herz. »Heike – du Süßes du –!«

      War es nicht, als wollte sich das Gesichtlein bei der zärtlichen Stimme zu einem Lächeln verziehn? Doch wohl nicht. Denn dieses Dinglein konnte ja nicht einmal lächeln, auch nicht die puppenkleinen Händchen bewegen. Es lag schon zwei Jahre regungslos da. Schon so lange, wie sein Leben währte.

      Sölve sah sich in dem Zimmer um, das vor Sauberkeit blitzte. Sah das Kind in seinem peinlich reinen Bettchen – und sah auch die Schwester, die gewiß die beste Kinderpflegerin der Klinik war.

      Sah aber auch deren kühle Augen.

      Da griff sie wie hilfesuchend nach der Hand Frau Fröses, die neben ihr stand und sie mit fast atemloser Spannung betrachtete.

      »Tante Marga –«, flehte Sölve. »Tante Marga, du bist doch ihr Vormund. Bitte, wir nehmen sie mit –!«

      Letzteres klang wie ein Schluchzen, und beruhigend streichelten die Hände der Frau über das heiße Gesicht des erregten Menschenkindes. Ein Aufatmen dehnte ihre Brust.

      Gott sei Dank, nun war es geschafft.

      »Ich habe es von dir nicht anders erwartet, mein liebes Kind –«, entgegnete sie tief bewegt und wandte sich dann dem leitenden Arzt der Anstalt zu, der soeben eintrat.

      »Herr Doktor, wir nehmen das Kind mit. Das hat die Mutter des Kindes soeben bestimmt. Und daß es mein Wunsch ist, das wissen Sie ja.«

      Sie machte ihn mit Sölve bekannt, die ihn erwartungsvoll ansah.

      »Wie Sie wollen, meine Damen. Aber ich weiß nicht, ob es im Sinne des Herrn Barons wäre, das Kind aus den gewohnten Verhältnissen zu reißen. Wenn Sie jedoch die Verantwortung übernehmen wollen –«, schloß er achselzuckend.

      »Die übernehmen wir –«, bemerkte Sölve kühl. »Das Kind kann doch hier nicht sein ganzes Leben verbringen.«

      »Das Leben wird nicht mehr lange währen –«, lächelte der Mann nachsichtig.

      »Gut, so mag das Kind in seinem Elternhaus dahingehen«, entschied sie fest, und Frau Marga sah sie wie gebannt an.

      War das ihre Sölve, ihre vor einigen Wochen noch so hilflose teilnahmslose Sölve, die hier sprach? Ein Glücksgefühl ohnegleichen erfüllte ihr Herz.

      *

      Du reitest noch auf hohem Roß,

      führst Habgier, Mißgunst,

      Streit in deinem Troß.

      Gib acht, das Schicksal reitet

      dir zur Seit’,

      in des’ Gefolg’ gibt’s Gram

      und Herzeleid.

      Der Einzug des kleinen Schloßfräuleins brachte alles in Aufruhr. Helle Freude stand auf allen Gesichtern, und man war sofort bereit, das kleine Mädchen ins Herz zu schließen und ihm alles zuliebe zu tun.

      Zuerst mußte das Problem der Unterbringung gelöst und für eine Kinderpflegerin gesorgt werden. Wie gewöhnlich fand Tante Marga auch hier guten Rat.

      »Die ehelichen Gemächer stehen leer, Sölve. Dahin siedelst du nun endlich über. Neben dem Wohnzimmer liegt das Zimmer des kleinen Adalbert, das Heike mit Beschlag belegen kann. Ein schöner Raum für die Kinderschwester ist nebenan.«

      »Soll ich etwa die Räume meiner Vorgängerin bewohnen?« fragte Sölve ablehnend.

      Frau Fröse schüttelte den Kopf. »Wo denkst du hin, mein Herz! Die Möbel ihrer verstorbenen Schwester besitzt Frau Fränze längst. Hat sie für Walburgas Aussteuer bestimmt. Gleich, nachdem sie entfernt waren, ließ Jobst die seiner Schwester Konstanze hineinstellen.«

      »Er soll sie doch aber gehütet haben wie ein Heiligtum.«

      »Das schon. Aber dir würde er sie gern überlassen«, tat sie zuversichtlich ab. »Und nun zur Schwesternfrage.

      Ich habe eine Schwester in der Klinik kennengelernt, die Heike eine kurze Zeit betreute. Die andere brachte sie durch allerlei Intrigen hinaus, weil sie den leichten und gutbezahlten Posten für sich haben wollte. In ihrer Empörung deckte erstere so allerlei Mißstände auf, worauf sie fristlos entlassen wurde. Nun kann sie keine Stellung finden, weil die Auskunft, die von der Klinik eingeholt wird, fragwürdig ist. Die holen wir uns, Sölve, die ist gut.«

      Nach einigen Tagen war alles geregelt, und Heike lag in dem Bettchen des Brüderchens, betreut von der jungen, frohen Schwester, die lange Zeit in einer Kinderklinik gearbeitet hatte und daher die nötige Erfahrung besaß.

      Sölve hatte die ehelichen Gemächer bezogen. Nebenan lagen die Zimmer des Gatten, die sie zuerst voller Scheu mied. Und als sie sich dazu zwang, sie eines Tages zu betreten, glaubte sie, das Herz müsse ihr brechen. – Hier hatte er gelebt, hier gewohnt – und nun – und nun – Bitterlich weinend, ließ sie sich am Schreibtisch nieder. So fand sie Frau Fröse.

      »Ich sage ja, man kann dich nicht eine Stunde allein lassen«, schalt sie zärtlich.

      »Komm, ich mache dir einen Vorschlag: Wir lassen den Kamin heizen und nehmen hier gemütlich unsern Kaffee. Die Tür zum Schlafzimmer lassen wir offen – und langsam wirst du dich an die Zimmer gewöhnen.«

      Sölve trocknete die Tränen.

      »Ach, Tante Marga, wenn ich dich nicht hätte! Ich müßte ja versinken in Kummer und Not –!«

      Die beiden Frauen hatten es sich am Kamin gemütlich gemacht. Über den runden Tisch mit der wertvollen Einlegearbeit, ein Geschenk Jührichs an den Freund, mitgebracht aus fernen Landen, war eine Kaffeedecke gebreitet. Kuchen, Brot, Butter, Honig und Marmelade standen darauf und ein Schälchen mit Schlagsahne, die Sölve so gern aß. In der Kaffeemaschine brodelte es.

      Frau Fröse plauderte munter und humorvoll, um nur nicht die Traurigkeit gar zu sehr in Sölve aufkommen zu lassen.

      »Weißt du, Sölvelein, worüber ich mich wundere?« fragte sie jetzt. »Daß Frau Fränze noch keinen Wind von der Anwesenheit unseres Prinzeßleins bekommen hat, sonst wäre sie doch längst hier –«

      »Sie naht bereits«, unterbrach Sölve sie trocken. »Ich höre sie mit unserm Erzengel Michael die Einlaßformel wechseln.«

      So kam es, daß Frau Fränze, die sich über die würdige Art des Dieners wie gewöhnlich hochrot geärgert hatte, nun noch über die lachenden Damen wüten mußte.

      »Ihr sitzt hier und lacht –«, schalt sie verdrießlich, »während ich mich mit diesem bornierten Kerl von Diener herumschlagen muß. Ob der Mensch denn nie begreifen wird, daß ich zur Familie gehöre?

      Und wie kommt es, daß Ihr in Jobsts


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