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Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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gewesen, wenn nicht die Wölfin durch das Gebüsch herbeigesprungen wäre. Da ließ das Wiesel die Beute los und schoß blitzschnell der Wölfin an die Kehle. Aber der Sprung ging fehl und traf nur auf den Kinnbacken. Da schlenkerte die Wölfin mit dem Kopf hin und her, wie man mit einer Peitsche tut, wenn man knallen will, und schleuderte dabei das Wiesel hoch in die Luft. Dann fing sie es auf, und ihre Kinnladen schlossen sich über dem dünnen, gelben Körper, und unter ihren zermalmenden Zähnen hauchte das Wiesel sein Leben aus.

      Nun spielte sich eine Szene voll überquellender Zärtlichkeit zwischen der Wölfin und dem grauen Jungen ab. Die Freude der Mutter, ihr Kind wiederzufinden, war vielleicht noch größer, als die des Wölfleins. Sie liebkoste es mit der Schnauze und leckte ihm die Wunden, welche die Zähne des Wiesels ihm beigebracht hatten. Dann verzehrten sie zusammen den Blutsauger und gingen darauf zur Höhle, um dort zu schlafen.

      5. Kapitel. Das Recht auf Fleisch

       Inhaltsverzeichnis

      Das Wölflein entwickelte sich schnell. Es ruhte sich zwei Tage aus, dann wagte es sich wieder aus der Höhle. Bei diesem Abenteuer fand es das junge Wiesel wieder, dessen Mutter es mitverzehrt hatte, und es sorgte dafür, daß das Junge der Mutter nachfolgte. Diesmal aber verirrte es sich nicht. Als es müde war, trat es den Rückzug zur Höhle an, um zu schlafen, und jeden Tag machte es sich nun auf Abenteuer aus und wagte sich immer weiter hinaus.

      Es fing an, seine Stärke gegen seine Schwäche genau abzuwägen und zu wissen, wann es kühn und wann es vorsichtig sein müßte. Es fand es ratsam, immer vorsichtig zu sein, bis auf die seltenen Augenblicke, wo es auf die eigene Unerschrockenheit sicher bauen konnte, um sich Wutanfällen oder Begierden hinzugeben.

      Immer gebärdete es sich wie ein kleiner Teufel, wenn es ein verirrtes Schneehuhn antraf, und stets antwortete es wütend auf das Geschnatter des Eichhörnchens, das es zuerst an der zerschmetterten Tanne getroffen hatte. Der Anblick eines Hähers versetzte es fast immer in die wildeste Wut, denn nie vergaß es den Schnabelhieb, den es von dem ersten Vogel dieser Gattung auf die Nase erhalten hatte. Allein es gab Zeiten, wo selbst ein solcher Vogel es nicht aufregen konnte, und das war, wenn es sich vor einem lauernden Feind in Gefahr glaubte. Nie vergaß es den Habicht und ein beweglicher Schatten trieb es ins nächste Dickicht, wo es niederkauerte. Es schritt nicht länger breitbeinig und ungeschickt einher, sondern nahm allmählich den schleichenden, verstohlenen Gang der Mutter an, indem es scheinbar ohne Anstrengung mit unberechenbarer Schnelligkeit dahinglitt.

      Aber nur am Anfang hatte es bei der Jagd auf Raub Glück gehabt. Die sieben Küchlein des Schneehuhns und das junge Wiesel waren lange alles, was es getötet hatte. Mit jedem Tage jedoch wuchs sein Verlangen zu töten, und hungrig und ehrgeizig verlangte es auch nach dem Eichhörnchen, das so geläufig schnatterte und alle wilden Geschöpfe vor der Annäherung des Wölfleins warnte. Aber wie die Vögel in die Luft aufflogen, so konnten die Eichhörnchen auf Bäume klettern, und das Wölflein konnte nur versuchen, das Eichhörnchen unbeobachtet zu beschleichen, wenn es auf dem Boden war.

      Es hatte großen Respekt vor der Mutter. Ging sie auf Raub aus, so brachte sie ihm stets seinen Anteil daran heim; auch hatte sie vor nichts Angst. Es kam ihm nicht in den Sinn, daß diese Furchtlosigkeit auf Erfahrung beruhte, es machte ihm den Eindruck von Macht. Die Mutter stellte ihm die Macht vor, und es fühlte dieselbe, als es älter wurde, in der härter strafenden Pfote, in dem scharfen Biß der Zähne, der gegen den sanften Stoß der Nase vertauscht wurde. Deshalb hatte es vor ihr Respekt, denn sie zwang es zum Gehorsam, und je älter es wurde, desto leichter wurde sie böse.

      Abermals brach eine Hungersnot aus, und das Wölflein erfuhr von neuem; und diesmal mit klarem Bewußtsein, die Pein des nagenden Hungers. Die Wölfin magerte aus Mangel an Nahrung ab. Sie blieb kaum mehr in der Höhle, sie verbrachte die meiste Zeit auf der Suche und immer ohne Erfolg. Diese Hungersnot dauerte zwar nicht lange, war aber sehr heftig. Das Wölflein fand keine Milch mehr in der Mutterbrust, auch bekam es nicht einen Bissen Fleisch. Früher hatte es zum Scherz gejagt, zum bloßen Zeitvertreib, jetzt war es bitterer Ernst damit und dennoch fand es nichts. Doch dieser Mißerfolg entwickelte seine Fähigkeiten. Es studierte die Gewohnheiten des Eichhörnchens sorgfältiger und bemühte sich, dasselbe mit größerer Schlauheit zu beschleichen. Es studierte auch die Waldmäuse und versuchte, sie aus ihren Löchern herauszugraben; es lernte die Gewohnheiten der Spechte und anderer Vögel kennen. Dann kam ein Tag, wo der Schatten des Habichts es nicht mehr ins Gebüsch und ins Versteck trieb. Es wurde stärker, klüger, zuversichtlicher; auch war es in Verzweiflung. So saß es ganz offenkundig in der Lichtung und forderte den Habicht in den Lüften heraus. Denn es wußte, daß dort über ihm im Blauen Speise sei, wonach sein Magen so beharrlich verlangte. Allein der Habicht wollte nicht herabkommen, um zu kämpfen, und das Wölflein kroch ins Dickicht zurück und winselte vor Enttäuschung und Hunger.

      Aber auch diese Hungersnot ging vorüber, und die Wölfin brachte wieder Fleisch heim. Es war eine ganz seltsame Beute, etwas ganz anderes, als sie je früher heimgebracht hatte. Es war ein halb ausgewachsener junger Luchs, nicht ganz so groß wie das Wölflein, und ganz allein für ihn. Die Mutter hatte ihren Hunger anderwärts gestillt. Es wußte ja nicht, daß der Luchs der letzte von dem Wurf sei, der ihr vollständig zum Opfer gefallen war. Auch wußte es nicht, wie verzweifelt die Tat gewesen war. Nur daß das Kätzchen mit dem Sammetfell Fleisch sei, wußte es, und es verzehrte dasselbe, und bei jedem Bissen wurde ihm wohler.

      Ein voller Bauch führt zur Untätigkeit, und das Wölflein lag in der Höhle dicht neben der Mutter und schlief. Es wachte durch ihr Knurren auf. Nie hatte es so fürchterlich knurren hören. Vielleicht nie im Leben hatte sie einen so furchtbaren Ton ausgestoßen, und sie hatte auch allen Grund dazu, das wußte niemand besser als sie, denn das Lager eines Luchses wird nicht ungestraft beraubt. Im vollen Licht der Nachmittagssonne sah das graue Wölflein die Luchsin geduckt vor dem Eingang der Höhle liegen; sein Haar sträubte sich ihm auf dem Rücken empor. Hier war etwas Furchtbares, das brauchte ihm der Instinkt nicht erst zu sagen, und wenn der Anblick allein nicht genügt hätte, so wäre das wütende Geschrei des Eindringlings, das mit Knurren begann und rasch zu heiserem Kreischen wurde, hinreichend überzeugend gewesen. In dem Wölflein regte sich die Liebe zum Leben, es stand auf und stellte sich mit tapferem Knurren neben die Mutter. Allein sie schob es verächtlich beiseite und stellte sich vor es. Die Luchsin konnte des niedrigen Eingangs wegen nicht in die Höhle hineinspringen, aber als sie behende hineinkroch, sprang die Wölfin auf sie los und drückte sie zu Boden. Das Wölflein sah von dem Kampfe nur wenig, allein es hörte fürchterlich knurren, fauchen und kreischen. Die beiden Tiere hieben aufeinander los, die Katze, indem sie mit den Krallen riß und kratzte und auch die Zähne gebrauchte, während die Wölfin nur diese als Waffe besaß. Einmal sprang das Wölflein zu und biß der Luchsin in eines der Hinterbeine. Es hielt fest und knurrte wütend. Ohne daß es das wußte, lähmte das Gewicht seines Körpers die Bewegung des Beines, und es ersparte dadurch der Mutter manche Wunde. Bei einer Wendung des Kampfes jedoch kam es unter die beiden Kämpfenden und ließ das Bein fahren. Einen Augenblick später trennten sich die beiden Feinde, und bevor sie von neuem aufeinander losstürzten, versetzte die Luchsin dem Wölflein einen Schlag mit der Vorderpfote, riß ihm die Schulter bis zum Knochen auf und schleuderte es an die Wand. Nun mischte sich auch sein gellendes Schmerzensgeschrei in den Lärm, aber das Wölflein hatte Zeit, sich auszuheulen und noch einmal mutig einzugreifen, indem es wiederum die Luchsin bei einem Hinterbeine packte und zornig knurrend festhielt, bis der Kampf zu Ende war.

      Zwar war die Luchsin endlich tot, aber auch die Wölfin war sehr wund und krank. Sie liebkoste ihr Junges und leckte ihm die wunde Schulter, aber der große Blutverlust hatte sie sehr schwach gemacht, und einen Tag und eine Nacht lag sie bewegungslos und kaum atmend neben der toten Feindin. Acht Tage lang verließ sie die Höhle nur, um zu trinken, und hernach noch waren ihre Bewegungen langsam und matt. In dieser Zeit wurde der tote Feind verzehrt und die Wunden der Wölfin heilten wieder so weit, daß sie auf Raub ausgehen konnte.

      Eine Zeitlang blieb die Schulter des Wölfleins nach dem furchtbaren Schlage, den es erhalten hatte, steif und tat sehr wehe, und es hinkte beim Gehen. Aber die Welt hatte sich seitdem für es verändert. Es schritt


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