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Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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sanft, wie nur die seligen Geister lächeln können, und so rein, wie er es nie für möglich gehalten. Ihre Reinheit traf ihn wie ein Schlag. Sie erschreckte ihn. Er hatte Gutes und Böses gekannt, aber an Reinheit als Wesensausdruck hatte er nie gedacht. Und jetzt hatte er bei ihr eine Reinheit gesehen, die der höchste Grad von Güte und Unschuld war, und deren Summe das ewige Leben ausmachte.

      Und sofort spornte sein Ehrgeiz ihn an, nach diesem ewigen Leben zu greifen. Er war nicht einmal würdig, ihr das Schuhband zu lösen – das wußte er; es war ein Wunder und ein phantastisches Spiel des Schicksals, das ihm an diesem Abend ermöglicht hatte, sie zu sehen, mit ihr zusammen zu sein und zu sprechen. Es war Zufall, nicht sein Verdienst. Er verdiente ein solches Glück nicht. Er war ganz religiös gestimmt. Er war bescheiden und demütig, von der Erkenntnis seiner eigenen Kleinheit und Unwürdigkeit erfüllt. Es war die Stimmung, die Sünder zum Beichtstuhl treibt. Er war von seiner Sünde überzeugt. Aber wie die Geringen und Demütigen, wenn sie Buße tun, einen strahlenden Schimmer ihrer eigenen künftigen Größe sehen, so sah auch er einen Schimmer dessen, was er durch ihren Besitz erreichen würde. Dieser Gedanke an ihren dereinstigen Besitz war jedoch dunkel und verschwommen und hatte nichts mit der Art Besitz zu tun, die er bisher gekannt hatte. Sein Ehrgeiz hob sich in wahnsinnige Höhen, und er sah, wie er gemeinsam mit ihr sich zu diesen Höhen emporkämpfte, seine Gedanken mit ihr teilte und sich mit ihr über schöne, edle Dinge freute. Es war ein Besitz der Seele, von dem er träumte, von aller irdischen Plumpheit gereinigt, eine geistige Kameradschaft, der seine Gedanken keine Form verleihen konnten. Er dachte überhaupt nicht. Das Gefühl trat an die Stelle des Denkens, und nie gekannte Stimmungen ließen ihn beben und zittern, bis er entzückt auf einem Meer von Gefühlen trieb, die, selbst erhaben und geläutert, ihn auf die höchsten Zinnen des Lebens führten.

      Er schwankte wie ein Betrunkener und murmelte laut und begeistert: »Bei Gott! Bei Gott!«

      An einer Straßenecke sah ihn ein Schutzmann mißtrauisch an und bemerkte seinen rollenden Seemannsgang.

      »Wo hast du dir den geholt?« fragte der Schutzmann. Da war Martin Eden auf die Erde zurückgekehrt. Sein Organismus war wie ein leichtflüssiger Stoff, der sofort alle Winkel und Ritzen füllen konnte. Der Anruf des Schutzmanns brachte ihn sofort zu sich, und er erfaßte die Situation klar.

      »Der ist nicht schlecht, was?« antwortete er lachend. »Ich wußte gar nicht, daß ich laut redete.«

      »Du wirst bald anfangen zu singen«, meinte der Schutzmann.

      »Nein, das tue ich nicht. Gib mir ein Streichholz, und dann fahre ich mit der nächsten Straßenbahn nach Haus.«

      Er zündete sich seine Zigarette an, sagte gute Nacht und ging weiter. »Dem hab' ich wohl einen Schrecken eingejagt«, murmelte er. »Der Blaue dachte, ich sei betrunken.« Er lächelte und dachte nach. »Das war ich wohl auch,« fügte er hinzu, »aber ich hätte nicht gedacht, daß man das von einem Frauengesicht werden könnte.«

      Er stieg in eine Straßenbahn, die nach Berkeley ging. Sie war überfüllt mit jungen Burschen und Männern, die sangen und lärmten und hin und wieder ein Gebrüll ausstießen. Er betrachtete sie mit Interesse. Es waren Studenten. Sie besuchten dieselbe Universität wie Ruth, gehörten derselben sozialen Klasse an wie sie, kannten sie vielleicht, sahen sie jeden Tag, wenn sie Lust dazu hatten. Er wunderte sich, daß sie keine Lust dazu hatten, daß sie heute hinausfuhren, um sich zu belustigen, statt in einem ehrerbietigen, bewundernden Kreis um sie zu sitzen. Seine Gedanken gingen weiter. Er bemerkte einen jungen Mann mit zusammengekniffenen Augen und hängenden Lippen. Das ist ein Mistkerl, dachte er. An Bord eines Schiffes würde man ihn einen Schleicher, einen Waschlappen, ein Klatschweib genannt haben. Er, Martin Eden, war ein besserer Mann als dieser Bursche. Der Gedanke ermutigte ihn. Es war, als ob er ihn ihr näherbrachte. Er begann sich mit den anderen Studenten zu vergleichen. Er war sich seines Muskelmechanismus bewußt und war überzeugt, daß er ihnen in körperlicher Beziehung überlegen war. Aber ihre Köpfe waren mit einem Wissen gefüllt, das sie befähigte, so zu sprechen, wie sie zu sprechen pflegte. Dieser Gedanke entmutigte ihn. Aber wozu hat man denn einen Kopf? fragte er sich heftig. Was die getan hatten, konnte er auch tun. Sie hatten das Leben in Büchern studiert, während er genug zu tun gehabt hatte, das Leben selbst zu studieren. Sein Kopf war genau so mit Wissen gefüllt wie die ihren, es war nur eine andere Art von Wissen. Wie viele von ihnen konnten wohl einen Taljenreepknoten machen, am Ruder stehen oder Wache gehen? Sein Leben lag vor ihm ausgebreitet in einer ganzen Reihe von Bildern, Bildern von Gefahr, Kühnheit, Mühsal und Fleiß. Er erinnerte sich seiner Fehlschläge bei seinen Versuchen, sich Wissen zu verschaffen. Soviel hatte er jedenfalls doch gewonnen: sie mußten später auch hinaus ins Leben und die Tretmühle durchmachen, wie er es getan. Schön! Während sie damit beschäftigt waren, konnte er die andere Seite des Lebens aus Büchern lernen.

      Als der Wagen die schwach bebaute Zone durchfuhr, die Oakland und Berkeley trennte, hielt er Ausschau nach einem wohlbekannten zweistöckigen Gebäude, das an der Straßenfront das stolze Schild »Higginbothams Bar-und Kassageschäft« trug. An dieser Ecke stieg Martin Eden aus. Er starrte einen Augenblick auf das Schild. Es verkündete ihm mehr als die Buchstaben selbst. Es war gerade, als ob er hinter diesen Buchstaben eine kleinliche, egoistische und tückisch berechnende Persönlichkeit sähe. Bernard Higginbotham war mit seiner Schwester verheiratet, und er kannte ihn gut. Er öffnete die Haustür mit einem Drücker und stieg die Treppe hinauf zum zweiten Stock. Hier wohnte sein Schwager. Das Geschäft befand sich unten. Ein Duft von welkem Gemüse hing in der Luft. Auf dem dunklen Vorplatz stolperte er über einen Spielzeugwagen, den eines von seinen zahlreichen Neffen oder Nichten hatte stehenlassen, und fiel mit einem Krach, der im ganzen Hause widerhallte, gegen eine Tür. »Der Knicker!« dachte er. »Er ist zu geizig, um für zwei Cent Gas zu brennen. Lieber kann sich sein Pensionär den Hals brechen.«

      Schließlich fand er den Türgriff und betrat ein erleuchtetes Zimmer, in dem seine Schwester und Bernard Higginbotham saßen. Sie war dabei, ein paar alte Hosen ihres Mannes zu flicken, und er rekelte seinen mageren Körper auf einem Stuhl, während seine Füße in ganz ausgetretenen Filzpantoffeln von einem zweiten Stuhl herunterbaumelten. Er blickte mit einem Paar dunkler, unzuverlässiger, stechender Augen über den Rand seiner Zeitung hinweg. Martin Eden konnte ihn nie ansehen, ohne sich von einer Art Widerwillen gepackt zu fühlen. Was seine Schwester an diesem Manne sah, ging über seinen Verstand. Auf ihn wirkte er stets wie ein giftiges Gewürm, und er fühlte immer die Versuchung, ihn unter seinem Absatz zu zertreten. »Eines schönen Tages zerschlage ich ihm doch die Fratze«, sagte er oft bei sich, um sich darüber zu trösten, daß er sich die Existenz dieses Mannes gefallen lassen mußte. Die wieselartigen, grausamen Augen sahen ihn gereizt an.

      »Na?« fragte Martin. »Heraus damit!«

      »Ich hab' erst vorige Woche die Tür streichen lassen,« sagte Bernard Higginbotham in halb jammerndem, halb gebieterischem Ton, »und du weißt, was Gewerkschaftslöhne sind. Du könntest gerne etwas vorsichtiger sein.«

      Martin wollte antworten, sah dann aber die Zwecklosigkeit ein. Sein Blick glitt von diesem Mann mit seinen unsagbar schmutzigen Gedanken auf einen Farbendruck an der Wand. Er wunderte sich. Bisher hatte der ihm stets gefallen, jetzt aber war ihm, als sähe er ihn zum erstenmal. Er war billig, das war es – billig, wie alles andere in diesem Hause. Seine Gedanken kehrten zu dem Heim zurück, das er soeben verlassen hatte, und er sah zuerst die Gemälde und dann SIE, die ihn mit so milden, freundlichen Augen angeblickt hatte, als sie ihm die Hand zum Abschied drückte. Er vergaß ganz, wo er war, ja, er vergaß die Existenz Bernard Higginbothams, bis dieser Herr fragte: »Hast du einen Geist gesehen?«

      Martin trat zu ihm und sah ihm in die kleinen, spöttischen, gereizten, feigen Augen, und vor seinen Blicken standen wie auf einem gemalten Schirm dieselben Augen, wenn ihr Besitzer unten im Laden stand und handelte – demütige Augen mit einem wohlwollenden, schmeichlerischen Ausdruck.

      »Ja,« antwortete Martin, »ich habe einen Geist gesehen. Gute Nacht. Gute Nacht, Gertrude.«

      Er wandte sich zum Gehen, strauchelte aber über einen Riß in dem verschlissenen Teppich.

      »Schmeiß nicht die Tür zu«, warnte Herr Higginbotham ihn.

      Martin Eden fühlte das Blut in


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