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Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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die Eisen, die sich über den feuchten Stoff bewegten, sandten Dampfwolken aus. Diese Eisen waren viel heißer als die, welche die Hausfrau verwendet. Ein Eisen, das sich auf die übliche Art mit einem feuchten Finger probieren ließ, wäre für Joe und Martin zu kalt und eine solche Probe unnütz gewesen. Sie hielten die Eisen dicht an die Backe und maßen die Hitze durch einen geheimnisvollen physischen Prozeß, den Martin bewunderte, aber nicht verstand. Waren die neuen Eisen zu warm, so wurden sie an Eisenstangen gehakt und in kaltes Wasser getaucht. Das erforderte wieder ein genaues und feines Urteil. Den Bruchteil einer Sekunde zu lange im Wasser, und die seidige Schärfe der erforderlichen Hitze war verloren. Und Martin wunderte sich über seine Sicherheit – eine automatische Sicherheit, die sich auf rein mechanische und unfehlbare Kennzeichen stützte.

      Aber es blieb ihnen nicht viel Zeit, Betrachtungen anzustellen. Martins ganzes Bewußtsein konzentrierte sich auf die Arbeit. Unaufhörlich waren Kopf und Hände in Tätigkeit. Er war eine denkende Maschine, und alles, was ihn zum Menschen machte, ging in diesem Denken auf. In seinem Hirn war kein Platz mehr für das Universum mit seinen mächtigen Problemen. All die breiten, geräumigen Korridore seines Geistes waren hermetisch verschlossen und versiegelt. Der Echoraum seiner Seele war eine enge Kammer, ein Kommandoturm, von dem aus seine Arm- und Schultermuskeln, seine zehn gewandten Finger und das schnellbewegte Eisen seinen dampfenden Weg in breiten, schnellen Strichen gelenkt wurde. Es waren genau so viele Striche, nicht mehr, und jeder genau so lang und nicht den Bruchteil eines Zolls länger, als sie sein sollten. Und er plättete endlose Mengen von Ärmeln, Seiten, Rücken und Schößen und warf die fertigen Hemden, ohne sie zu zerknüllen auf die Borde. Und in einem Wirrwarr seiner gehetzten Seele streckte er schon die Hand nach dem nächsten Hemd aus. So ging es Stunde auf Stunde, während draußen die ganze Welt unter der brennenden kalifornischen Sonne ruhte. Aber in diesem überhitzten Raum gab es keine Ruhe. Die Gäste auf den Veranden brauchten frische Hemden.

      Martin troff von Schweiß. Er trank riesige Mengen Wasser, aber so groß war die Hitze des Tages und seiner Anstrengungen, daß das Wasser sofort wieder durch alle Poren verdampfte. Auf See hatte mit seltenen Ausnahmen die Arbeit ihm reichlich Gelegenheit gegeben, sich mit seinen eigenen Gedanken zu beschäftigen. Der Kapitän des Schiffes war Herr über Martins Zeit gewesen; aber hier war der Leiter des Hotels auch Herr über Martins Gedanken. Er hatte für nichts Sinn als für diese nervenaufreibende, körpervernichtende Arbeit. Darüber hinaus konnte er nicht denken. Er wußte nicht, daß er Ruth liebte. Sie existierte nicht einmal, denn seine gequälte Seele hatte keine Zeit, sich ihrer zu erinnern. Nur, wenn er abends ins Bett kroch, oder wenn er morgens sein Frühstück aß, stand sie ihm einen flüchtigen Augenblick vor Augen.

      »Das ist die Hölle, nicht wahr?« sagte Joe einmal.

      Martin nickte, fühlte sich aber dabei gereizt. Die Bemerkung war einleuchtend und unnötig gewesen. Sie sprachen sonst nicht bei der Arbeit. Wenn sie es taten, kamen sie aus dem Takt, und so ging es denn auch diesmal, denn Martin machte einen falschen Strich mit seinem Eisen und mußte zwei überflüssige Bewegungen machen, um wieder mit Joe in Takt zu kommen.

      Am Freitagmorgen war die Waschmaschine an der Reihe. Zweimal wöchentlich mußte die Hotelwäsche, Laken, Kissenbezüge, Überdecken, Tischdecken und Servietten, gewaschen werden, und wenn sie damit fertig waren, ging es an die »Feinwäsche«. Das war eine langsame Arbeit, die große Vorsicht erforderte, und Martin lernte sie nicht so schnell. Hier konnte er auch nichts mit Kunstgriffen ausrichten, denn jeder Fehlgriff war verhängnisvoll.

      »Sieh mal hier«, sagte Joe und hob ein kleines spinnwebfeines Leibchen hoch. »Wenn du das verbrennst, kostet es dich zwanzig Dollar von deinem Lohn.«

      Martin verbrannte es also nicht und verminderte den Druck seiner Muskeln, und seine Nerven waren höher als je gespannt. Er hörte mitfühlend auf die Blasphemien des andern, während er mit all den schönen Dingen stritt und kämpfte, die Frauen gebrauchen, wenn sie nicht selbst waschen müssen. Die »Feinwäsche« war Martins wie Joes Verzweiflung. Sie raubte ihnen die mühsam ersparten Minuten. Die beiden Männer arbeiteten den ganzen Tag. Um sieben Uhr abends hörten sie auf, um die Hotelwäsche zu mangeln. Um zehn, wenn die Hotelgäste schliefen, arbeiteten die beiden Wäscher weiter an der »Feinwäsche« bis Mitternacht, bis ein, bis zwei Uhr. Um halb drei konnten sie nicht weiter.

      Am Sonnabendmorgen gab es wieder »Feinwäsche« und dazu verschiedene Kleinigkeiten, und erst um drei Uhr nachmittags war die Mühsal der Woche beendet.

      »Aber du willst doch nicht jetzt noch die siebzig Meilen nach Oakland fahren?« fragte Joe, als sie auf der Treppe saßen und rauchten.

      »Ich muß«, lautete die Antwort.

      »Was willst du da – ein Mädel?«

      »Nein, ich will die zweieinhalb Dollar sparen, die die Eisenbahn kostet. Ich muß ein paar Bücher in der Bibliothek abliefern.«

      »Warum schickst du sie nicht als Postpaket? Das macht nur fünfundzwanzig Cent.«

      Martin dachte über den Vorschlag nach.

      »Und dann kannst du dich morgen ausruhen«, fuhr der andere fort. »Du hast es nötig. Ich weiß jedenfalls, was ich tue. Ich bin vollkommen fertig.«

      Man sah es ihm an. Unbeugsam, wie er war, nie rastend, die ganze Woche um Sekunden und Minuten kämpfend, Verzögerungen vorbauend und alle Hindernisse aus seinem Wege räumend, eine Quelle ewiger Energie, der keiner widerstehen konnte, eine menschliche Hochdruckmaschine, ein Teufel bei der Arbeit, war er jetzt, da die Arbeitswoche zu Ende war, einem Zusammenbruch nahe. Er war vollkommen erschöpft, und seine hübschen Züge waren vor Müdigkeit erschlafft. Er paffte mutlos seine Zigarette, und seine Stimme war ungewöhnlich tot und monoton. Es war, als hätte alle Energie, alle Kraft ihn verlassen. Sein Triumph schien ein recht kläglicher zu sein.

      »Und nächste Woche fangen wir wieder von vorne an«, sagte er traurig. »Und wozu das alles? Manchmal möchte ich, ich könnte als Vagabund leben. Die arbeiten nicht und haben doch, was sie brauchen. Du lieber Gott! Ich möchte ein Glas Bier trinken, aber ich kann nicht auf die Beine kommen, um ins Dorf zu gehen. Du bleibst, wo du bist, und schickst deine Bücher als Postpaket, oder du bist ein blöder Narr.«

      »Aber was soll ich hier den ganzen Sonntag machen?« fragte Martin.

      »Ausruhen. Ich weiß nicht, wie müde du bist, aber ich bin Sonntags so müde, daß ich nicht einmal die Zeitungen lesen kann. Ich war einmal krank – Typhus. Zweieinhalb Monate lag ich im Krankenhaus. Die ganze Zeit tat ich gar nichts. Das war herrlich.«

      »Das war herrlich!« wiederholte er eine Minute später träumerisch.

      Martin nahm ein Bad, und als er fertig war, merkte er, daß sein Chef verschwunden war. Vermutlich war er fortgegangen, um ein Glas Bier zu trinken, aber es war zu weit nach dem Dorfe, als daß Martin Lust gehabt hätte, sich davon zu überzeugen. Er hatte die Schuhe ausgezogen, lag auf dem Bett und versuchte nachzudenken. Nach einem Buche griff er nicht. Er war zu müde, um sich schläfrig zu fühlen, und blieb gedankenlos und halb betäubt vor Müdigkeit liegen, bis es Zeit war, Abendbrot zu essen. Joe erschien auch bei dieser Gelegenheit nicht, und als der Gärtner bemerkte, daß er wahrscheinlich die Fenster in der Bar einschlüge, wußte Martin Bescheid. Nach dem Abendessen ging er zu Bett, und am nächsten Morgen fühlte er sich herrlich ausgeruht. Joe war immer noch fort, und Martin erwischte eine Sonntagszeitung und legte sich in einen schattigen Winkel unter Bäumen. Der Vormittag verging, er wußte nicht wie. Er schlief nicht, niemand störte ihn, und er wurde nicht fertig mit der Zeitung. Nach dem Mittagessen nahm er sie wieder vor und schlief über ihr ein.

      So verging der Sonntag, und am Montagmorgen hatte er alle Hände voll zu tun, um Wäsche zu sortieren, während Joe, ein Handtuch straff um den Kopf gebunden, stöhnte, mit den schrecklichsten Flüchen auf die Waschmaschine losfuhr und Seifenlösung mischte. »Ich kann nichts dafür«, erklärte er. »Wenn Sonnabend abend kommt, muß ich trinken.«

      Eine zweite Woche verging, und jeden Abend wurde derselbe verzweifelte Kampf unter den elektrischen Lampen fortgesetzt und erreichte seinen Höhepunkt am Sonnabend nachmittag um drei, wenn Joe wieder seinen kläglichen Triumph genoß und dann ins Dorf schlenderte, um Vergessen zu suchen. Martins Sonntag


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