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Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Allard hat mir Ischia empfohlen«, berichtete Melanie. Dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Ich muss jetzt gehen. Alf kommt jetzt immer schon früher heim.«

      Ursula begleitete sie hinaus.

      »Du hast einen sehr guten Mann, Melanie«, sagte sie betont.

      »Ich weiß es zu schätzen.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Drückst du mir die Daumen, dass ich doch noch ein Baby haben darf, Ursula?«

      Ursula umarmte sie rasch.

      »Ich wünsche es dir von ganzem Herzen, Melanie. Nichts wünsche ich jetzt sosehr.«

      *

      Die Tage gingen dahin. Melanie hatte ihren Abschiedsbesuch in der Klinik gemacht und eine Unmenge Sachen für Dagmar mitgebracht. Manches war ganz neu. Aber als Ursula das feststellte, war Melanie schon wieder weg. Doch sie hatte noch mehr mitgebracht. Dagmar zeigte ihr stolz ein Sparbuch.

      »Das hat mir Tante Melanie geschenkt«, erzählte sie. »Es ist so gut wie Geld, hat sie gesagt.«

      Fünftausend Euro waren darauf eingezahlt. Ursula wurde es ganz schwindelig.

      Wie sollte sie dies alles wiedergutmachen? Niemals konnte sie das.

      Sie konnte nur beten, dass Melanies Wunsch nach einem Kind erfüllt wurde.

      »Ein bisschen traurig bin ich schon«, meinte Dagmar.

      »Tante Melanie kommt ja wieder, und du kannst sie oft besuchen«, entgegnete Ursula tröstend.

      »Ich bin aber traurig, weil Maxi morgen heimgeht und mich nicht mehr jeden Tag besuchen kann«, sagte die Kleine.

      Wegen Maxi war sie trauriger als wegen Melanies Abwesenheit.

      Kinder wollen zu Kinder, hatte gestern Hartmut Raimund gesagt.

      Sie hatten sich während dieser Tage immer nur flüchtig gesehen. Sie hatte es auch vermieden, länger mit ihm zu sprechen. Sie wünschte es und ging ihm doch aus dem Weg.

      Die Schneeglöckchen waren immer noch frisch. Abends, bevor sie zu Bett ging, betrachtete sie diese, und dann dachte sie über ihn nach.

      Aber was konnte er schon anderes für sie empfinden als Mitleid?

      Heute konnte sie ihm nicht ausweichen. Er musste auf sie gewartet haben.

      Es kostete ihn sichtliche Überwindung, seine Befangenheit zu unterdrücken.

      Seine Stimme klang unsicher, als er fragte: »Müssen Sie nicht wieder einmal an die frische Luft, Schwester Ursula? Ich bin heute wieder bei Thewalds. Es würde mich freuen, wenn wir wieder einen kleinen Spaziergang machen könnten.«

      »Ich weiß nicht, wann ich weg kann«, antwortete sie stockend.

      »Schwester Selma hat gesagt, dass sie heute Abend Dienst macht«, bemerkte er mit einem flüchtigen Lächeln.

      Ursula machte sich Mut.

      »Dann werde ich ja ein bisschen Zeit haben«, erklärte sie leise.

      Ein freudiger Schein huschte über sein Gesicht.

      »Das wäre schön«, sagte er.

      *

      Maxi legte seine Arme um ihren Hals, als sie ihm gute Nacht wünschte.

      »Weißt du, Schwester Ursula, ich freue mich, wenn ich wieder bei Papi bin«, flüsterte er, »aber ich werde dich sehr vermissen.«

      »Wir werden uns bestimmt wiedersehen, Maxi. Du besuchst mich, und ich besuche euch mit Dagmar.«

      »Bestimmt?«

      »Ganz bestimmt. Ich verspreche es dir.«

      »Dann bäckt Papi Schokoladenkuchen«, strahlte er. »Der schmeckt noch besser als der Streuselkuchen. Und wenn im Sommer die Kirschen reif sind, macht er Kirschauflauf. Der wird euch schmecken.«

      Gerührt umschloss sie sein Gesicht mit beiden Händen und fühlte, wie er sich richtig hineinschmiegte.

      Er war seinem Vater so ähnlich, wie Dagmar ihr ähnlich war. Irgendwie war die Vorsehung doch gütig, ging es ihr durch den Sinn.

      »Vielleicht habe ich noch einen Blinddarm. Dann komme ich wieder«, flüsterte Maxi ihr ins Ohr.

      »Da möchte ich es schon lieber haben, dass wir uns ohne Blinddarm wiedersehen. Jetzt schlaf noch einmal gut, Maxi, morgen liegst du in deinem Bett.«

      »Aber schön wäre es dann auch, wenn du mir einen Gutenachtkuss geben würdest«, seufzte er.

      Er bekam heute gleich mehrere, doch die Tränchen, die er sich dann verstohlen abwischte, konnte sie nicht mehr sehen.

      *

      Hartmut Raimund hörte Schorsch französische Vokabeln ab. Er sollte in den Sommerferien Michael und Lisa von Jostin an der französischen Riviera besuchen und setzte seinen ganzen Ehrgeiz darein, sich auch mit den Franzosen verständigen zu können.

      »Guten Tag?«, fragte Hartmut.

      »Bonjour«, kam prompt die Antwort.

      »Bitte?«

      »S’il vous plait.«

      »Danke?«

      »Merci, mon ami.«

      »Das heißt: Danke, mein Freund, Schorsch.«

      »Mon ami klingt gut«, behauptete Schorsch. »Was heißt Aimée?«

      »Meinst du Aimée Garnet?«, fragte Hartmut leicht verlegen.

      »Aimée heißt lieben«, sagte Schorsch. »Aimée wird aber mit dem Strichel auf dem e geschrieben.«

      »Das heißt Geliebte«, rief Frieder dazwischen. »Aimée hat es mir selbst erklärt.«

      »Und wie heißt: Sprechen Sie Deutsch?«, fragte Hartmut schnell.

      »Parlez vous allemand?«

      »Er kann es schon prima«, bemerkte Frieder, »aber ich bleibe lieber bei Papa und Mama.«

      »Ich auch«, schloss die kleine Marilli sich an.

      »Und für heute ist Schluss«, sagte Hartmut. »Ihr müsst ins Bett.«

      Und er selbst hatte Angst, Ursula zu verpassen.

      »Sie machen sich so viel Mühe mit Schorsch«, meinte Lotte Thewald.

      »Es ist immer gut, wenn die Kinder sich auch im Ausland verständigen können. Lerne fleißig, Schorsch.«

      »Mir macht es ja Spaß«, erklärte der Junge. »Lisa soll doch nicht denken, dass Mama und Papa jetzt bloß Dummköpfe haben.«

      »Das denkt sie bestimmt nicht«, versicherte Hartmut.

      *

      Er sah Ursula kommen, als er aus der Tür trat. Schnell ging er ihr entgegen. Ein glückliches Lächeln lag um seinen Mund.

      Ein Beben durchlief Ursulas Körper, als er ihre Hände ergriff und an seine Lippen zog. Sie erlebte dies zum ersten Mal in ihrem Leben.

      »Ich freue mich«, sagte er weich. »Darf ich Ihnen heute unser Dorf zeigen, Ursula?«

      Sie nickte. Sie ließ sich einfach treiben von ihren Gefühlen, die ein Gemisch von Sehnsucht, Angst und Hoffnung waren.

      »Mein fahrbarer Untersatz ist nicht gerade komfortabel«, äußerte er entschuldigend, »aber zuverlässig.«

      Wie er, dachte Ursula. Das war es, was ihr an ihm so besonders gut gefiel. Er war ein Mensch, von dem man nicht enttäuscht wurde.

      »Sie sind mit den Thewalds befreundet?«, fragte sie, um überhaupt etwas zu sagen.

      »Zur Zeit bringe ich Schorsch, dem Ältesten, ein bisschen Französisch bei. Er fährt in den großen Ferien zu den Jostins an die Riviera. Ach, die


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