Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
wusste ja nicht, wie dieser Tag verlaufen war.
Und dann kam Schwester Dorle hereingeplatzt und sagte: »Da ist jemand von der Polizei, der Sie sprechen will, Ursula.«
»Was will denn die Polizei von dir?«, fragte Maxi aufgeregt, und Dagmar schaute ängstlich drein.
Man durfte es Schwester Dorle nicht übel nehmen, dass sie so flink mit den Worten war. Es war ihre Art, und sie dachte sich nichts dabei.
»Das werde ich schon erfahren«, äußerte Ursula leichthin.
Hartmut erhob sich, als sie zur Tür ging.
»Unterhaltet ihr zwei euch ein bisschen allein«, erklärte er und folgte Ursula.
»Papi passt auf, dass sie deine Mutti nicht ärgern, Dagi«, meinte Maxi. »Aber bei uns ist die Polizei recht nett.«
»Ob sie mich strafen, weil ich in das Auto gelaufen bin?«, fragte Dagmar ängstlich.
»I wo! Das können sie doch nicht. Mach dir nur keine Gedanken.«
»Bei Onkel Alf war mal Polizei, weil sie im Geschäft eingebrochen hatten. Aber hier kann doch keiner einbrechen?«
»Nein, da passt schon der Herr Thewald auf«, beruhigte Maxi sie.
»Vielleicht haben sie auch wieder im Geschäft eingebrochen und wollen das der Mutti sagen. Tante Melanie und Onkel Alf sind doch nicht da. Sie haben auch noch gar nicht geschrieben. Siehst du, so schnell haben sie mich vergessen. Aber wir vergessen uns nicht, nicht wahr, Maxi?«
Sein Blick ging träumerisch in die Ferne. Er musste immerzu daran denken, wie lieb der Papi Ursula angeschaut hatte. Er konnte sich nicht erinnern, dass er jemanden mal so angesehen hatte.
»Magst du meinen Papi, Dagi?«, fragte er.
»Hmm, ich mag ihn ganz furchtbar gern. Ich mag ihn viel lieber als Onkel Alf. Der hat nie so lieb mit mir geredet.«
»Ich mag deine Mutti auch sehr«, versicherte Maxi. »Mit mir hat auch noch keine Dame so lieb geredet. Weißt du, was ganz schön wäre, Dagi?«
»Was denn?«
»Wenn wir immer beisammen wären, Tag und Nacht.«
»Aber das geht ja leider nicht«, sagte sie seufzend. »Dein Papi muss Lehrer sein, und meine Mutti muss Krankenschwester sein.«
»Und wenn es doch geht?«, meinte er nachdenklich.
»Vielleicht, wenn bei euch einer krank ist? Aber dann muss ich erst gesund sein, sonst kann Mutti hier ja gar nicht weg.«
»Eigentlich könntest du doch auch bei uns krank sein«, überlegte er. »Wir haben noch zwei Zimmer, die wir sonst eigentlich gar nicht brauchen. Weißt du was, Dagi, wenn du erst raus kannst aus der Klinik, dann kommt ihr zu uns, und dann sind wir beide noch ein bisschen krank. Dann muss deine Mutti auch bei uns bleiben.«
»Und was haben wir dann?«, fragte sie recht interessiert.
»Vielleicht Masern? Hattest du die schon?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Aber ich. Schlimm ist das gar nicht, da muss man bloß ein paar Tage im Bett bleiben und hat rote Pünktchen.«
»Und wie kriegt man die?«
»Das muss ich noch überlegen.«
»Und wenn dein Papi und meine Mutti sich dann aufregen?«
»Dann sagen wir, dass es nicht so schlimm ist«, erklärte Maxi. »Keuchhusten ist viel schlimmer. Den hört man auch. Bei Masern hustet man nur ein bisschen. Aber das ist ansteckend. Da müssen wir beide zu Hause bleiben.«
*
Ursula hatte doch einigen recht unangenehmen Fragen standhalten müssen.
Man wollte es Hartmut nicht gestatten, dass er im Zimmer blieb, aber da hatte er kurz und bündig erklärt, dass Ursula seine zukünftige Frau sei.
Von dieser Offenheit konnte sich Ursula nicht so rasch erholen.
Sie gab anfangs recht konfuse Antworten, was die Person Walter Pohls betraf.
»Wir möchten mit Herrn Pohl nichts zu schaffen haben«, ergriff Hartmut energisch das Wort. Und wie energisch er sein konnte! Ursula war fassungslos.
Sie erfuhr, dass er behauptet hatte, in enger Verbindung mit ihr zu stehen.
Wahrscheinlich erhoffte er sich noch immer Hilfe von ihr. In seiner maßlosen Selbstüberschätzung war das durchaus möglich.
»Diese enge Verbindung besteht wohl darin, dass er Frau Amren ein Vermögen schuldet«, erwiderte Hartmut an ihrer Stelle.
Der Beamte schnaufte. »Er hat erklärt, dass Frau Amren ein Kind von ihm hat«, bemerkte er verlegen.
Ursula sah schon wieder rote und schwarze Funken vor ihren Augen.
»Sie haben doch ein Kind?«, fragte der Beamte wieder.
»Es ist mein Kind«, sagte da Hartmut. »Ich bin der Vater. Genügt das endlich?«
Er hatte nicht nur Ursula, sondern auch den Beamten in Verwirrung gestürzt.
»Wenn Sie es sagen«, murmelte der geplagte Mann verstört.
»Sie haben es gehört.«
»Und Sie wollen nicht Anzeige erstatten wegen des Geldes?«, fragte der Beamte beklommen.
»Meinen Sie, dass ich es wiederbekomme?«, entgegnete Ursula, nun doch wieder einigermaßen gefasst.
»Kaum. Es sei denn, er hat Vermögen. Aber es sind etliche Anzeigen gegen ihn erstattet worden. Da kommt eine hübsche Summe zusammen.«
»Wie viel?«, fragte Hartmut.
»An die zweihunderttausend Euro.«
»Ich bin nur daran interessiert, dass Frau Amren aus dem Spiel bleibt«, bemerkte Hartmut.
Der Beamte zuckte die Schultern.
»Wenn sie keine Anzeige erstattet und auch nicht als Entlastungszeugin auftreten will?«
»Das fehlte noch!«, entgegnete Hartmut.
Und endlich war das Verhör beendet. Sie blieben allein zurück.
»Hast du dir auch überlegt, was du da gesagt hast, mein Freund?«, fragte Ursula leise.
»Und ob! Sollen sie sich doch ihre Köpfe zerbrechen. Du den deinen jedenfalls nicht. Der gehört jetzt nämlich mir. Von wegen Freund«, meinte er mit einem leisen Lachen. »Man sagt, dass Freundschaft der Anfang oder das Ende einer große Liebe ist, aber diesmal ist es wirklich der Anfang, Ursula. Oder bist du anderer Ansicht?«
»Du kannst so schrecklich energisch sein«, flüsterte sie.
»Wenn es um dich geht, schon!«
Er küsste sie lange und innig, und sie merkten nicht, dass die Tür leise geöffnet wurde.
Aber Dr. Fernand zog sich schnell und unbemerkt wieder zurück.
»Lieber Nicolas, ich fürchte, du musst wieder mal nach einer Krankenschwester annoncieren«, sagte er zu Dr. Allard.
»Das fürchte ich schon seit heute Nacht«, erwiderte Nicolas.
*
»Wann kündigen Sie, Ursula?«, fragte Dr. Allard ohne Umschweife, als er sie allein erwischte.
»Ich habe nicht die Absicht«, antwortete sie errötend.
Nun war er doch erstaunt.
»Sollte ich mich so getäuscht haben?«, fragte er.
Sie musste unwillkürlich lächeln.
»Nicht so ganz. Aber Schwester Selma hat mir mal ein Angebot gemacht, und das könnte auch gelten, wenn ich in absehbarer Zeit heiraten sollte«, entgegnete sie mit einem verschmitzten