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Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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      Es gab augenblicklich nur vier schwere Fälle, die übrigen waren schon auf dem Weg der Genesung und entsprechend lebhaft.

      Die Krankenzimmer waren alle gleich hübsch und modern eingerichtet, was man nicht vermutete, wenn man diesen prächtigen Bau von außen sah, der seine geschichtliche Vergangenheit nicht verleugnete.

      Wie die Sternseeklinik entstanden war, erfuhr Ursula erst später von Dorle, die ihr mit wahrer Begeisterung erzählte, dass die beiden schlossartigen Gebäude früher Besitz der Grafen Jostin gewesen waren und Frau Allard eine geborene Gräfin Jostin sei.

      »Richtig romantisch muss es gewesen sein, als Dr. Allard und seine Frau sich kennenlernten«, schwärmte Schwester Dorle. »Geredet wird ja nicht darüber, aber so hintenherum erfährt man doch manches.«

      Als sie beisammensaßen, hatten sie schon ein paar Arbeitsstunden hinter sich, aber zu Ursulas Erstaunen machte ihr das gar nichts aus. Sie wirkte frischer als bei ihrer Ankunft, als Dr. Allard dann endlich eine halbe Stunde Zeit für sie hatte.

      »Nun haben Sie gleich einen Vorgeschmack bekommen, wie es bei uns zugeht«, begann er schmunzelnd. »Hoffentlich sind Sie nicht gleich verschreckt.«

      »Ganz und gar nicht«, erwiderte Ursula. Ob er mir nun tiefgründige Fragen stellen wird, überlegte sie.

      Doch er sah sie nur gedankenvoll an.

      »Es würde mich freuen, wenn Sie sich bald heimisch fühlten, Schwester Ursula«, erklärte er freundlich. »Morgen werden Sie auch meine Frau kennenlernen. Aber jetzt machen Sie Schluss für heute und schlafen sich richtig aus.«

      *

      Sie schlief tatsächlich fast sofort ein. Als Schwester Dorle noch einen Blick in ihr Zimmer warf, war es schon dunkel.

      Schwester Dorle begab sich auf die Station zurück. Eben entschloss Hartmut Raimund sich, zu gehen.

      »Wenn Maxi aufwacht, sagen Sie ihm bitte, dass ich morgen Nachmittag wiederkomme«, bemerkte er leise.

      »Mache ich, Herr Raimund«, erwiderte Schwester Dorle. »Wir geben schon acht auf ihn. Sie können ruhig schlafen.«

      Das konnte er gewiss nicht. Er war noch immer voller Angst, und als er dann im Bett lag, fühlte er sich entsetzlich einsam ohne seinen Jungen.

      »Ich bin ja überflüssig hier«, hatte Hanna gesagt, als sie ihn verließ. »Du hast ja deinen Sohn.«

      Aber sie hatte wohl nie bedacht, dass er Maxi gerade deshalb sosehr liebte, weil seine Mutter ihn nur als Last empfand.

      Maxi hatte es gefühlt. Schon als kleines Kind, das noch nicht sprechen und nicht laufen konnte, war sein Vater die Hauptperson gewesen.

      An seiner Hand tat er die ersten Schritte, sein erstes Wort war Papa, und als Hanna sie dann verlassen hatte, erklärte er: »Brauchen keine Frau, Papi. Haben uns lieb.«

      Konnte denn jemand nachfühlen, was ihm das Kind bedeutete? Dass sein Leben freudlos war ohne Maxi?

      Er war doch nur deshalb ein so guter Lehrer, weil er im Unterricht auch immer daran dachte, dass Kinder Liebe brauchten, sie viel nötiger hatten als alles andere.

      Er wusste nicht, dass Schwester Ursula Ähnliches dachte, als sie schon sehr früh aufwachte.

      Nach dem erquickenden Schlaf hatte sie wieder einen klaren Kopf.

      Ihr ging durch den Sinn, ob die zwei Jahre in Dagmars Leben ohne sie nicht doch eine nicht mehr zu schließende Kluft geschaffen hatten.

      Melanie hatte es verstanden, die Liebe des Kindes zu erringen. Sie hatte ihren festen Platz in Dagmars Welt, der man keinen Vorwurf machen konnte, wenn es seine Mutter als fremde Frau betrachtete.

      Ich habe das alles nicht bedacht, überlegte Ursula. Ich bin selbst schuld. Ich kann auch Melanie keinen Vorwurf machen.

      *

      Melanie hatte ihren Mann mit der Nachricht, dass Ursula bei ihr gewesen war, buchstäblich überfallen. Er war spät heimgekommen. Dagmar hatte schon geschlafen.

      »Na und?«, hatte er nur gefragt. Er war müde, wollte essen und dann gleich zu Bett gehen. Zuerst wollte er sich die Abendschau im Fernsehen anschauen, und dabei ließ er sich ungern stören.

      Melanie hatte ihn ob seiner Interessenlosigkeit mit bitteren Vorwürfen bedacht, woraufhin er erwidert hatte, dass sie schließlich immer gewusst hätten, dass Dagmar nicht ihr Kind, sondern Ursulas wäre.

      Gekränkt war Melanie zu Bett gegangen. Doch jetzt, am nächsten Morgen, kam Alf Siemon wieder auf das Thema zurück.

      »Wo ist Ursula?«, fragte er.

      »Sie hat eine Stellung in der Sternseeklinik angenommen«, erwiderte Melanie missmutig.

      Sie war noch immer gekränkt, aber sie wollte keinen Streit provozieren.

      »Wir müssen schleunigst etwas unternehmen, damit wir Dagmar adoptieren können«, fuhr Melanie fort.

      »Du stellst dir das so einfach vor, mein liebes Kind«, erklärte Alf Siemon. »Dazu bedarf es der Einwilligung der Mutter.«

      »Aber ihr kann das Sorgerecht entzogen werden, wenn sie sich nicht um ihr Kind kümmert.«

      »Sie will sich doch um Dagmar kümmern«, stellte er sachlich fest.

      »Zwei Jahre hat sie uns die Sorge für Dagmar überlassen!«, begehrte Melanie auf.

      »Du hast sie freiwillig übernommen. Ich war dagegen«, sagte er ruhig. »Sie ist nicht unser Kind, und du kannst von mir nicht erwarten, dass ich sie als eigenes Kind betrachte. Gut, ich hätte nichts dagegen, wenn sie für immer bei uns bliebe, sofern Ursula damit einverstanden wäre, aber ich mache mir keine Schwierigkeiten.«

      »Du hast überhaupt kein Verständnis für mich. Ich habe mir immer Kinder gewünscht. Ich kann doch nichts dafür, dass ich keine bekomme. Vielleicht bist du sogar daran schuld.«

      »Nun langt es mir aber!«, rief er zornig. »Wir haben uns immer verstanden, und unsere Ehe würde auch ohne Kinder gutgehen, wenn du nicht plötzlich so eigensinnig wärest!«

      Sie hatten keine Ahnung, dass Dagmar alles mithörte. Sie war aufgewacht und die Treppe hinuntergegangen. Nun stand sie vor der Tür und lauschte.

      Wenn sie auch nicht alles begriff, so doch dies, dass von ihrer Mutter die Rede war und dass die Frau, zu der Melanie Ursula gesagt hatte, ihre Mutti sein musste. Das ging auch schon in ihr kleines Köpfchen hinein.

      Und sie begriff auch, dass Onkel Alf – zu ihm sagte sie immer noch Onkel – gar nichts dagegen hätte, wenn sie wieder zu ihrer Mutter gehen würde.

      Dagmar war sehr erschrocken und auch betrübt. Sie hätte zwar nicht erklären können, was in ihrem Innern vor sich ging, aber irgendetwas tat da plötzlich sehr weh.

      Sie konnte auch gar nicht zur Mama gehen und sie fragen. Sie schlich wieder hinauf, legte sich in ihr Bett und tat so, als schliefe sie, als Melanie dann eintrat.

      Melanie war bemüht, dem Kind ein heiteres Gesicht zu zeigen.

      »Na, du kleine Langschläferin, hast du vergessen, dass wir heute Morgen zum Friseur gehen wollen?«, fragte sie.

      »Bin noch müde«, erwiderte Dagmar.

      »Sonst bist du um diese Zeit schon längst auf. Onkel Alf ist schon fort.«

      Das wusste Dagmar. Sie hatte ihn ja weggehen gehört. Melanie küsste sie auf die Wange.

      Sie vermisste es, dass die Kleine sie nicht umarmte, wie sie es sonst immer tat.

      »Was hast du denn heute?«, fragte sie betroffen. »Bist du böse mit mir?«

      »Bist ja gar nicht meine Mama!«, stieß Dagmar hervor.

      Melanie erschrak. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, doch sie nahm sich zusammen.

      So vernünftig war sie doch, dass sie


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