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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Denn das eigenwillige Töchterlein hatte absolut keine Lust, den Herrn Papa nach Hause zu begleiten.

      »Machen Sie sich nichts daraus, Herr Doktor«, tröstete Jo den niedergedrückten Mann, als sie mit ihm allein am Tisch saß, während Doro mit dem Baron tanzte. »Unsere Dörth tobt sich schon noch aus, man muß ihr nur Zeit dazu lassen. Bedenken Sie, daß die Kleine viel nachzuholen hat. Daß sie sich nichts zuschulden kommen läßt, dafür sorge ich schon. Außerdem hat sie gar keine Veranlagung dazu.«

      »Das war ein gutes Wort, Frau Baronin. Es beruhigt mich ungemein. Ich mache mir schon Sorge um meine Tochter, schon wegen ihrer Ehe allein. Aber ich mußte dieser fixen Idee von ihr nachgeben, damit sie mir nicht womöglich aus lauter Aufsässigkeit einen unmöglichen Schwiegersohn anbrachte.«

      »Was man ihr ohne weiteres zutrauen kann«, warf Jo lachend ein. »Also ist es schon besser so. Ich glaube sogar, daß Graf Sölgerthurn der rechte Mann für unsern Tollkopf ist. Der läßt sich nämlich nicht an den Wimpern klimpern, wie man so sagt. Der hat seine starren Grundsätze, von denen er um kein Jota abweicht. Und wenn seine Gattin sich denen durchaus nicht beugen will, dann wird er sich von ihr trennen, ohne viel Worte zu machen. Das heißt, wenn sie ihm nicht schon vorher ausrückt«, schloß sie jetzt lachend, und er sah sie darum ziemlich vorwurfsvoll an.

      »Aber, Frau Baronin, das wäre doch nun wirklich nicht zum Lachen – sehr, sehr traurig wäre das. Und mir bleibt nichts anderes übrig, als mich ohne meine störrische Tochter auf den Weg zu machen und mich zu Hause auslachen zu lassen – was mir übrigens ganz recht geschähe. Denn was ich jetzt bei meiner Tochter ernte, sind die Früchte einer total falschen Erziehung.«

      *

      Nun, man lachte gewiß nicht. Ruth war im Gegenteil tief bekümmert, und Sölgerthurns nahmen Doros Fernbleiben mit Gleichgültigkeit auf, was verletzend wirkte.

      Drei Wochen später erschien die Dörth dann unverhofft in ihrem Elternhaus – lachend, strahlend, quietschvergnügt.

      »Da bin ich wieder«, erklärte sie einfach. Nahm den Eltern, die im Wohnzimmer saßen, gegenüber Platz und griff nach einer Zigarette.

      »Und warum geruhen gnädigste Gräfin zu erscheinen?« fragte der Vater bissig, und sie lachte ihn lieblich an.

      »Weil es mir nicht mehr gefiel, Herr Industrieller Doktor Sander. Die Jo ist ja so schrecklich verliebt in ihren Bertie und sah in mir nun ein lästiges Anhängsel – und das paßte mir nicht.«

      »Hm – da bin ich aber neugierig, was dir hier so alles nicht passen wird, meine anspruchsvolle Tochter, die ja überall die erste Geige spielen will.«

      »Nun, hier scheine ich sie ja schon ausgespielt zu haben«, entgegnete sie trocken. »Also werde ich diese gastliche Stätte verlassen und mich nach Rautenau begeben, wo ja wohl jetzt mein Zuhause ist.«

      »Nimmst du etwa an, daß man dich dort mit überströmender Freude empfangen wird?«

      »Zum mindesten mein Herr Gemahl. Sollst mal sehen, wie er herkommt, sofern ich mich melde.«

      Aber ach, das war ein Trugschluß! Und man konnte wirklich nicht sagen, wie die selbstsichere junge Gräfin ihn aufnahm, so gleichmütig tat sie oder war sie.

      »Nun, wann wird er hier sein?« fragte der Vater schmunzelnd, als die Tochter den Hörer auflegte.

      »Überhaupt nicht, weil er stark beschäftigt ist. Na, wenn nicht, dann nicht. Ich bin ja nicht auf ihn angewiesen und bleibe fürs erste hier.«

      Das tat sie denn auch drei Tage lang. Dann tauchte sie in Rautenau auf und begrüßte die Schwiegermutter, die auf der Terrasse saß und an einer feinen Handarbeit stichelte.

      »Tag, Mama, wie geht es dir?«

      »Gut, Doro. Und dir?«

      »Danke, ich kann nicht klagen. Wo ist Edzard?«

      »Auf dem Feld bei der Roggenernte.«

      »Muß er denn auch jetzt noch so schwer auf Posten sein?«

      Ein verwunderter Blick traf sie, vor dem sie den ihren niederschlug.

      »Na, was denn sonst?«

      »Nun – ich meine – wo er jetzt doch Geld hat – dank der Großzügigkeit von Paps.«

      »Sprich bitte nicht weiter, Doro«, klang es da gelassen in ihre Stotterei hinein. »Vor allen Dingen laß derartige Bemerkungen nicht vor Edzard hören. Das würde nämlich das Ende deiner Ehe bedeuten – bevor sie überhaupt noch begonnen hat. Ich hoffe, daß du mich verstehst, mein liebes Kind.«

      Doro kam zu keiner Antwort, weil die beiden Herren die Stufen der Terrasse emporstiegen.

      »Ach, schau mal an, die Dörth ist ja wieder da«, bemerkte der Senior so gleichmütig, als wäre die Schwiegertochter nur auf Stunden weggewesen. »Somit wären wir ja hübsch vollzählig beisammen und können Kaffee trinken. Wir beiden Stoppelhopser haben nämlich gräßlichen Durst.«

      Damit führte er die Hand der jungen Frau galant an die Lippen, ihr Gatte tat desgleichen, und dann nahm man Platz.

      »Heute kommt ihr schon so früh?« fragte Gräfin Linda. »Es ist ja noch gar keine Kaffeezeit.«

      »Das wohl nicht, Liebste, aber wir haben den Kaffee trotzdem verdient. Denn der Roggen ist geborgen, ährenschwer und knistertrocken. Endlich mal nach den verregneten Mißernten eine üppige.«

      »Das freut mich aber! Und da kommt auch schon unser guter Balduin mit der Kaffeemaschine.«

      Wenig später ließ man sich das aromatische Getränk gut munden. Aß dazu das herrliche Landbrot mit tropfenfrischer Butter nebst Honig und Marmelade. Auch ein Teller mit Kuchen fehlte nicht, den Doro denn auch mit Beschlag belegte.

      »Ich mag Kuchen doch so schrecklich gern«, gestand sie freimütig. »Nur die Schlagsahne vermisse ich.«

      »Die du dir sofort bestellen kannst, mein Kind«, entgegnete die Schwiegermutter freundlich. »Du bist ja die junge Herrin hier.«

      »Uijeh, Mama, muß ich mich da etwa auch um die Wirtschaft kümmern?«

      »Nur, wenn du es auch willst.«

      »Na, Gott sei Dank! Ich will nämlich nicht.«

      Balduin erschien und meldete, daß die Zofe mit den Koffern angekommen wäre. Sie warte auf die Befehle der Frau Gräfin.

      »Ich komme selbst!« sprang diese auf, wirbelte davon – und die Schwiegermutter sah ihr seufzend nach.

      »Na, nehmen wir es leicht«, brummte der Gatte.

      »Vergessen wir nie, daß es uns durch dieses herrschsüchtige Persönchen vergönnt ist, auf unserm geliebten Rautenau zu bleiben. Dafür müssen wir schon manche bittere Pille hinunterwürgen.«

      Es wurde übrigens gar nicht so arg, weil Doro nicht ständig in Rautenau weilte. Sie tauchte auf, wann sie wollte, und ging, wann sie wollte. Flatterte unbekümmert von Haus zu Haus wie ein schillernder Schmetterling von Blume zu Blume. Man gewöhnte sich daran, um es schließlich als Selbstverständlichkeit hinzunehmen.

      *

      Mittlerweile verging die Zeit, Woche reihte sich an Woche. Die Landwirte konnten gerade noch Kartoffeln und Hackfrüchte bergen, als auch schon die Schlechtwetterperiode einsetzte, die dann später von Eis und Schnee gelöst wurde, wie es sich nun einmal für den Winter gehört.

      Das brachte neue Freuden für die Dörth, seitdem sie erst »so richtig Mensch geworden war«, wie sie es lachend zu bezeichnen pflegte. Und dieses »Menschwerden« hatte sich ja in südlichen Regionen abgespielt. In Italien, Spanien, Ägypten und anderen sonnigen Ländern. Und vordem, als Doro noch als vermickertes, tyrannisches Töchterlein im Elternhaus vor jedem kalten Windzug ängstlich gehütet wurde, hätte sie jeden wegen Beleidigung verklagt, der ihr zugemutet, sich in Eis und Schnee hinauszuwagen.

      Aber wie war es jetzt doch so wunderherrlich, sich darin zu tummeln. Auf Schiern, Schlittschuhen


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