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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt


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der ihm ihre Liebe verriet, was in ihm ein unbehagliches Gefühl aufsteigen ließ. Zwar ahnte er ihre Liebe längst, aber jetzt kam sie ihm so recht zum Bewußtsein.

      Das hat mir gerade noch gefehlt, dachte er ärgerlich, als er aufsaß und zum Gutshof ritt. Bald darauf betrat er das Schloß, wo Jan meldete, daß der Herr Graf zur Stadt gefahren wäre und die Frau Gräfin sich zurückgezogen hätte. Sie wünsche nicht gestört zu werden.

      »Ist gut, Jan. Wann kam die Frau Gräfin nach Hause?«

      »Vor ungefähr einer halben Stunde. Frau Gräfin sahen, mit Verlaub zu sagen, verstimmt aus.«

      »Das schien dir gewiß nur so, Alter. Stelle mir einige Schnitten und ein Glas Wein in mein Arbeitszimmer. Ich habe keine Lust, hier unten zu essen.«

      Also war es doch keine Halluzination, als ich Rosita zu sehen glaubte, dachte Detlef, als er die Treppe hinaufstieg und dann in sein Schlafzimmer ging. Er verweilte jedoch nicht darin, sondern ging durch den Raum und offnete die breite Glastür.

      »So ungefähr habe ich es mir gedacht«, sagte er gelassen, als er die Gattin weinend im Bett fand. Jetzt setzte sie sich hoch und blitzte ihn zornig an. Doch bevor sie sprechen konnte, tat er es.

      »Ich hoffe, Rosita, daß du verständig genug bist, dem, was du im Wald sahst, keine Bedeutung beizumessen. Es war nichts weiter als ein Zufall.«

      »Schweige!« unterbrach sie ihn heftig. »Auf deine Ausreden lege ich keinen Wert. Das, was ich sah, genügte mir vollkommen.«

      »Worauf ich dir antworten muß, daß der Schein oft trügt, mein liebes Kind. Laß dir also erklären...«

      »Danke«, schnitt sie ihm schroff das Wort ab. »Ich bitte dich nur um eines: laß Vater nichts von dem Unwürdigen erfahren. Es würde ihn hart treffen.«

      Noch blieb der Mann gelassen, obgleich sein Gesicht blaß war und in den Augen ein gefährliches Drohen lag. Seine Stimme klang eiskalt, als er sagte:

      »Damit kommst du meinem Wunsche entgegen, Rosita. Es würde den Vater hart treffen, das stimmt. Aber nicht durch mich – sondern durch dich, die du mit deiner Ehe spielst

      wie ein tändelndes Kind. Sonst hättest du schon längst einsehen müssen, daß unsere Ehe nichts weiter als eine lächerliche Farce ist. Du bist zwar noch jung, aber so jung wiederum auch nicht mehr, um die Heiligkeit der Ehe nicht zu begreifen.«

      »Die auf das Wort hin, das du dem Vater gabst, geschlossen wurde«, fiel sie ihm erbittert ins Wort. »Aber ich mache nicht mehr mit, seitdem ich heute...«

      »Halt!« stieß er zwischen den Zähnen hervor, indem er so nahe an das Bett herantrat, daß Rosita entsetzt zurückwich und unwillkürlich das dünne Nachtgewand über der Brust zusammenzog. Sie fürchtete sich namenlos vor dem Männer­antlitz, das hart und erschreckend blaß war. Die Zähne bissen sich so fest zusammen, daß die Wangenmuskeln spielten, in den Augen blitzte es wie bläuliches Eis.

      »Rosita, ich warne dich«, sprach der Mann jetzt mit einer Stimme, die ihr ins Herz drang, wie Eiskörner, spitz und scharf. »Ich weiß genau, was du sagen willst, aber sprich nicht weiter, sonst müßte ich die Konsequenzen daraus ziehen und damit den Mann, den wir beide lieben, bis ins tiefste Herz treffen. Er hat ein unerschütterliches Vertrauen zu mir, wie ich es leider bei dir vermisse. Du hast meine Mannesehre verletzt, und ich hoffe, daß du bald dahinterkommst, was du in diesem Fall zu tun hast.«

      Die breite Glastür fiel hinter ihm zu, und Rosita sah ihm so verstört nach wie ein Mensch, der seinen Weg verlor.

      *

      Die nächste Zeit sollte lehren, daß die junge Rosita einen festen Willen besaß. »Du mußt es können«, diese Worte wurden ihr, die noch vor einem halben Jahr sich wie ein tändelndes Kind durch das Leben gespielt hatte, zur Richtschnur.

      Und sie konnte es, zuerst einmal, sich nichts davon anmerken lassen, wie qualvoll sie unter ihrer Liebe litt. Ihr unbändiger Stolz stand ihr dabei wie schützend zur Seite. Immer wieder redete sie sich ein, wie gut es ihr ginge, daß sie alles das besaß, was vielen anderen nicht zuteil wurde: ein Wohlleben, einen gütigen Vater, selbst einen Mann, wie man ihn nicht oft findet. Daß er sie nicht liebte, nun, man darf vom Schicksal auch nicht zuviel verlangen. Liebe ist ein eigenwilliges Gewächs, das unter sorgsamster Pflege oft verdorrt und wiederum zwischen Disteln und Dornen prächtige Blüten treibt.

      Rosita machte sich ernstliche Gedanken darüber, was aus ihrer Ehe werden sollte. Denn eine Farce, wie der Gatte es bezeichnete, konnte sie ja nicht bleiben, dessen war die junge Frau sich voll bewußt. Detlefs Worte: Du hast meine Mannes­ehre verletzt, und ich hoffe, daß du bald dahinterkommst, was du in diesem Fall zu tun hast, hatten sich eingebrannt in Herz und Hirn. Doch – was sollte sie da tun?

      Ach, es war für die junge, unerfahrene Rosita wirklich schwer, sich zurechtzufinden.

      Und es kam auch der Tag, an dem sie erfahren sollte, wie unrecht sie dem Gatten getan. Denn ungefähr eine Woche später erschien Baron von Brunbach in Brandungen, lachend über das ganze Gesicht.

      »Endlich bin ich mein Hauskreuz los«, berichtete er. »Und das danke ich dir, Detlef. Denn du hast mit deiner Freundestreue viel dazu beigetragen.«

      »Wie soll ich das verstehen?« fragte Rosita erstaunt, worauf der Freiherr den Bescheid gab:

      »Nun, Detlef war es doch, der die Szene im Wald belauschte, bei der meine Verflossene sich mit dem Doktor Ballix gründlich kompromittierte. Hat er Ihnen das nicht erzählt, Frau Gräfin?«

      »Nein.«

      »Das sieht ihm ähnlich. Sich doch nicht womöglich in den Vordergrund drängen, wo gibt’s denn so was! Bei ihm ist alles Selbstverständlichkeit«, streifte er den Freund mit einem warmen Blick. »Willst du nicht wenigstens jetzt erzählen, was ich dir zu verdanken habe?«

      »Du übertreibst, Manfred.«

      »O nein, das tue ich nicht.«

      Er erzählte nun ausführlich, was er von Detlef erfuhr, und setzte dann noch hinzu:

      »Das genügte vollkommen für eine Scheidung. Ich sagte es der Ehebrecherin auf den Kopf zu, und da kapitulierte sie dann endgültig. Mein Anwalt frohlockte, und so ist dann in nächster Zeit das Scheidungsurteil zu erwarten.«

      »Ohne daß Fräulein Grandt dabei behelligt wird?« fragte Rasmus interessiert.

      »Ja, Herr Graf. Der Onkel der jungen Dame und der Herr Bürgermeister noch dazu haben dem Unverschämten ganz gehörig ihre Meinung gesagt. Dann warf letzterer ihn hinaus, und nun ist er mit Lida auf und davon. Ob sie heiraten werden, weiß ich nicht, aber das geht mich ja auch nichts an.«

      Rosita, die dem allen mit fast atemloser Spannung gefolgt war, sah unsicher zu dem Gatten hin, der ihr einen Blick zuwarf, unter dem sie beschämt den Kopf senkte. Würde er ihr jemals verzeihen können? Das war die Frage, die ihr jetzt am meisten am Herzen lag.

      *

      Der Mai verging, der Juni kam, auf den Feldern trat nach dem Blühen das Reifen ein. Wer gut säet, soll auch gut ernten, steht schon in der Bibel, und danach richtet sich auch die Natur.

      Nun, die Landwirte im Umkreis hatten gut gesät, also ward ihnen die gute Ernte gewiß. Üppig stand auf den weiten Flächen das Grün, das für den Winterbedarf des Viehes notwendig ist. Das Korn wogte noch unreif in den Ähren, denn seine Zeit war noch nicht gekommen. Kornblumen prangten dazwischen, für den Landwirt Schmarotzer, für andere wieder eine Zierde der Vasen im Heim.

      Rosita wurde nicht müde, die Blumen zu pflücken, die so blau waren wie ihre Augen. Und der flammende Mohn, der sich dazugesellte, schien die Farbe des Blutes zu haben, das sich langsam in ihrem Herzen vertropfen wollte.

      Detlef, ein Name, der für sie alles barg, höchstes Glück und tiefstes Leid. Detlef, ein Klang, der ihr vertraut war, solange sie überhaupt denken konnte. Sie lauschte diesem Klang nach im Wachen wie im Träumen. Und was sie damals gesungen, fand jetzt erst Bedeutung in all seiner schmerzlichen Süße.

      Du


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