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Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman. Kathrin SingerЧитать онлайн книгу.

Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman - Kathrin Singer


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      Stefan schüttelte den Kopf. Wie blass sie war! Das schmale Gesicht mit den feinen hellen Brauen über den großen tiefblauen Augen verriet schon immer ihre Verletzlichkeit. Heute erinnerte es fast an eine schöne Geistererscheinung! Und ihr feines Blondhaar kringelte sich über der feuchten Stirn zu zarten Löckchen. Meistens trug sie es vom Mittelscheitel bis zu den Ohren zu einer Zopffrisur geflochten. Das harmonisierte mit ihren Dirndlkleidern, und wenn dazu noch kleine Ringe an ihren Ohren schaukelten, machte Marie ihr immer Komplimente, und Reserl klatschte vor Freude über die ungewöhnlich gekleidete Lehrerin in die Hände. Aber heute?

      Sie zog ihn in die Wohnung und presste ihren Rücken an die Tür. Dann schloss sie den Sicherheitsriegel. »Danke, Stefan!«

      »Kann ich mich setzen, damit du mir in Ruhe erzählst, was los ist?«

      Blass und nervös war sie. Gleich darauf saßen sie sich in ihrem gemütlichen Wohnzimmer am Biedermeiertisch gegenüber. Alles war hier sehr ordentlich und gepflegt und unterstrich das etwas Altmodische ihres Äußeren.

      »Es ist ein Mann, Stefan. Ich will ihn nicht mehr sehen, aber er nimmt das nicht hin. Deshalb kommt er her. Du musst ihn verjagen – ein für alle Mal!«

      »Was für ein Mann?!« Stefan kannte keine Angst, dafür war seine Neugier schnell geweckt.

      »Schrecklich, schrecklich!«

      Sie faltete die Hände und legte sie auf den Tisch. Irritiert bemerkte Stefan, wie unregelmäßig sie atmete. Zweifellos war sie in großen Schwierigkeiten. Aber warum? Sie, die beliebte Lehrerin und dazu eine Frau von untadeligem Ruf, ließ sich doch nicht von irgendeinem Mann in eine Notlage zwingen!

      »Anette!«, wollte er sie behutsam zum Sprechen ermuntern.

      »Bist du mein Freund, Stefan?«

      »Ich hoffe doch!«

      »Also gut. Dann gib mir ein Versprechen. Das Wort eines Gentlemans, eines Ritters, einen Helden, das niemals gebrochen wird.«

      Er war wie seine beiden Brüder in der dreizehnten Generation ein Baron von Weißenberg. Dass er als Gentleman durchs Leben ging, war selbstverständlich. Ritterlich zu handeln, war ihm in die Wiege gelegt worden. Aber ein Held? Ja, in Maries Armen, wenn sie sich an ihn drängte, weil sie von seinen Zärtlichkeiten nicht genug bekam, fühlte er sich zuweilen wie ein Held des Glücks. Aber bei Anette?

      »Natürlich. Großes Weißen­­berg-Ehrenwort«, versprach er zögernd.

      Sie schluckte. »Du darfst Marie kein Wort über unser Treffen verraten. Und auch nichts über meine Ängste vor diesem Mann.«

      »Aber du bist Maries beste Freundin! Und Marie ist meine Frau und damit der Mensch, der mir am nächsten steht.«

      »Das ist es ja! Ihr seid ein perfektes Ehepaar, ein Traumpaar. Und Marie ist eine vollkommene Frau. Sie wird nie verstehen, wozu ich mich hinreißen ließ.«

      »Zu diesem Mann, vor dem du dich jetzt fürchtest?«

      »Ja. Das würde sie doch nie verstehen. Nie! Nie, Stefan. Ich habe ihn … nämlich durchs Internet kennen gelernt.«

      Da musste er schmunzeln. Anette hatte doch recht. Seine Marie würde lieber als vertrocknete Jungfer von dieser Welt verschwinden, als sich mit einem Fremden übers Internet einzulassen! Nicht mal, wenn der mehr von Landwirtschaft verstand als er!

      »Und?«

      »Ein höherer Beamter sei er, habe ein angenehmes Äußeres und beste Manieren. Ja, er hatte wirklich eine sanfte Stimme und wirkte auf dem Foto sehr gepflegt. Wir haben uns getroffen. In München.« Wieder presste sie die Lippen zusammen.

      Während er auf ihre weitere Schilderung wartete, fühlte er sich schon bestätigt. Hatte er es nicht gewusst? Auch Anette hatte ein Recht auf ein eigenes Leben und auf nette Abende ohne die Weißenbergs! Konnte es sein, dass Marie fürchtete, ihre beste Freundin mit anderen Menschen teilen zu müssen? Das wollte sie natürlich nicht eingestehen.

      »Es war ein kurzes Treffen. Denn er konfrontierte mich mit Einzelheiten aus meinem Leben, die mich gleich abstießen.«

      »Wie können dich Einzelheiten aus deinem eigenen Leben abstoßen?« Das kapierte er nicht.

      »Er wusste einfach alles über mich. Sogar, wie meine erste Liebe mich enttäuschte, während ich in Freiburg studierte! Und dass meine Schwester und ich eines Tages das große elterliche Anwesen am Chiemsee erben werden, meine Mutter nun wieder im Schwarzwald lebt und, ja, dass es in der Ehe meiner Schwester kriselt, was mir besonders zu schaffen macht.« Fröstelnd knöpfte sie ihr Strickjäckchen zu.

      »Und das wusste er bestimmt nicht von dir?«

      »Nein!« Sie griff nach einer Packung Taschentücher. »Und das war längst noch nicht alles. Er hatte eine Plastiktüte dabei. Deren Inhalt zeigte er mir mitten im Café. Ich habe nur schwarze Lack- und Ledersachen gesehen. Und schon schlug er vor, zu ihm zu gehen, damit ich das Zeugs anprobieren könne. Er meinte, es würde mir sehr gut stehen.«

      »Wie widerlich! Jetzt brauch ich was zu trinken, Anette!«

      »Bier, Wein und alles Alkoholische habe ich schon aus der Wohnung geschafft«, gestand Anette kleinlaut und stellte Apfelsaft auf den Tisch. »Ich habe ja immer noch Angst, er dringt hier ein.« Sie sah ihn voller Verzweiflung an. »Deshalb nehme ich das Telefon seit gestern nicht mehr ab. Ich habe es ihm verboten, aber das ließ er nicht gelten. Also, wenn er klingelt, trittst du ihm entgegen und sagst, wir hätten uns gerade verlobt.«

      Stefan trank erst mal. »Am liebsten würde ich ihm etwas weniger Angenehmeres sagen, Anette!«

      »Nein, dann schlägt er zu, Stefan. Ich traue ihm alles zu. Du bist doch der Einzige, der davon weiß, und dazu mein Freund. Was ist, wenn du ein blaues Auge mit nach Hause nimmst? Marie würde mir das nie verzeihen!«

      Unwillkürlich ballte Stefan seine Fäuste. Nein, er war kein Schlägertyp! Aber Anettes Bräutigam war er auch nicht.

      »Soll ich etwa einen meiner Kollegen um Hilfe bitten? Dann ist mein Ruf am Gymnasium ruiniert. Außerdem sind alle meine Kollegen verheiratet. So was kann bös enden.«

      »Nein, Anette. Lass mich nur machen.«

      Die Zeit bis zehn Uhr verging unendlich langsam. Stefan dachte an Marie, die wohl schon im Bett lag. Ob sie auf ihn wartete?

      Dann endlich klingelte es ­stürmisch. Ja, unverschämt stürmisch. Anette zuckte zusammen. »Wieso, weiß ich nicht, aber er kriegt die untere Tür immer auf und steht dann gleich vor der Wohnungstür«, verriet sie mit zitternder Stimme.

      Stefan erhob sich. Im Flur trat er energischer mit den Füßen auf. Das Geräusch sollte dem aufdringlichen Typen gleich klarmachen, dass hier ein starker Mann anwesend war. Er riss die Tür auf und schaute einem rundlichen Weichgesicht in die Augen.

      »Ist Frau Lichtner da? Anette erwartet mich«, behauptete der. »Wie jeden Abend.«

      »Heute bestimmt nicht. Wie feiern gerade unsere Verlobung.«

      Fassungsloses Staunen zeichnete sich auf dem Gesicht ab, und gleich darauf verriet es Verachtung. »Was? Mit der? Die ist doch eine Schlampe!«

      »Kann sein. Aber sie ist meine Schlampe!«, sagte Stefan und tippte sich auf die Brust. »Meine Schlampe! Und nun trollen Sie sich bitte. »Wir erwarten noch Freunde, ein Dutzend gute Kumpels … vom Verband der Jungbauern.«

      Eine Gruppe starker Jungbauern flößte immer Respekt ein. Stefan schloss die Tür und wartete so lange, bis unten die Haustür zufiel. Inzwischen hatte Anette sich aus dem Wohnzimmer gewagt. Mit angstvoll geweiteten Augen schluchzte sie auf. Sie war wirklich am Ende! Er geleitete sie zum Sofa und drückte ihr sein Taschentuch in die Hand.

      »Warum, Anette? Eine Frau wie du?!«

      »Du weißt ja nicht, wie sich eine Dreißigjährige fühlt, die weder Mann noch Kinder … nur euch, die Weißenbergs, hat.«

      Er sah sie nachdenklich an. Eigentlich


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