Эротические рассказы

Gesammelte Werke: Romane + Erzählungen + Gedichte. Eugenie MarlittЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke: Romane + Erzählungen + Gedichte - Eugenie  Marlitt


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wird sehr glücklich sein … Wenn es übrigens gefällig ist, so kann die Uebersiedelung sogleich vor sich gehen; denn meine Kammerfrau meldete mir, als ich aus dem Wagen stieg, daß alles zum Empfange meiner lieben Gäste bereit sei.«

      Hier erhob sich Elisabeth und rüstete sich zum Fortgehen. Herr von Walde richtete einen fragenden Blick auf die Baronin. Ohne Zweifel erwartete er, daß sie das junge Mädchen auffordern würde, mitzukommen; die Dame fand jedoch in diesem Augenblicke, daß der Gärtner den Blumentisch im Fenster doch zu reizend arrangiert habe, und vertiefte sich förmlich im Anschauen einer Gruppe Azaleen, wobei sie dem jungen Mädchen den Rücken zukehrte.

      Elisabeth verabschiedete sich mit einer tiefen Verbeugung, nachdem ihr Helene mit unsicherer Stimme, aber in herzlicher Weise gedankt hatte. Draußen im Korridor kam ihr Herr von Hollfeld entgegen. Bei ihrem Anblicke verdoppelte er seine Schritte; zugleich fuhr sein Blick wie ein Blitz nach allen Seiten hin, als wolle er sich versichern, daß kein Lauscher in der Nähe sei. Ehe sie sich dessen versah, hatte er Elisabeths Hand erfaßt, drückte einen glühenden Kuß auf dieselbe und flüsterte: »so groß, daß sie im ersten Augenblicke keine Worte finden konnte. Sie zog aber schnell, als sei sie gestochen worden, ihre Hand zurück, und er schien sehr einverstanden damit zu sein, denn Helenes Zimmer wurde in diesem Augenblicke geöffnet und Herr von Walde trat heraus. Hollfeld nahm, als sähe er erst in diesem Augenblicke Elisabeth, den Hut leicht vor ihr ab, wobei seine Züge wieder einen völlig fremden Ausdruck hatten, und ging seinem Verwandten entgegen.

      Elisabeth war außer sich über diese Komödie. Zuerst die empörende Vertraulichkeit, die ihr das Blut wallen machte vor Entrüstung, und dann die Verleugnung derselben vor dritten Personen. Ihr Mädchenstolz war tief verwundet. Sie schalt sich, ihn nicht auf der Stelle hart angelassen und seine Dreistigkeit gerügt zu haben. Eine helle Röte stieg ihr in das Gesicht aus Scham darüber, daß ein Mann in der Weise sie berührt hatte … es war ihr, als brenne die Stelle noch, auf der die heißen Lippen geruht; sie ließ eilends den Strahl einer Fontaine im Parke über ihre Hand sprühen, um den vermeintlichen Fleck wegzuspülen.

      In großer Aufregung kam sie nach Hause und klagte der Mutter unter Thränen des Unwillens die ihr widerfahrene Beleidigung. Frau Ferber war sehr verständig und besaß einen ruhigen, klaren Blick. Sie erkannte sofort aus Elisabeths Entrüstung, daß hier nicht die mindeste Gefahr für das Herz ihres Kindes zu befürchten sei, und war beruhigt. Aeußere Anfechtung ließ sich abwehren, nicht aber der Jammer, den eine unglückliche Neigung heraufbeschwört.

      »Du weißt nun, wes Geistes Kind Herr von Hollfeld ist,« sagte sie. »Es wird dir durchaus nicht schwer werden, jede fernere Begegnung mit ihm streng zu vermeiden, und wenn er trotzdem abermals zudringlich werden sollte, ihn gebührend in die Schranken zurückzuweisen … Sein Benehmen zeugt von aristokratischem Dünkel und Feigheit, zwei Eigenschaften, die ihn höchst wahrscheinlich nicht weiter vorgehen lassen werden, wenn er sieht, daß du seine Huldigungen verschmähst … Auf alle Fälle aber mache dich mit dem Gedanken vertraut, daß dir mit dieser Zurückweisung ein Feind erwächst, der später möglicherweise deine Beziehungen zu Fräulein von Walde lösen wird … Das kann dich selbstverständlich nicht einen Augenblick im unklaren lassen, wie du dich zu verhalten hast. Gehe also ruhig und besonnen deinen Weg weiter … Vorläufig rate ich dir noch nicht, deine Besuche im Schloß Lindhof einzustellen.«

      »O behüte! … Das werde ich auch ganz und gar nicht!« rief Elisabeth lebhaft. »Was würde der Onkel dazu sagen, wenn das Küchlein in der That eilig und verscheucht unter die Flügel des Daheim kröche!« fügte sie unter Thränen lächelnd hinzu. »Es wäre doch schlimm, wenn ich von all der Stärke, deren ich mich gerühmt, nicht einmal so viel besäße, um einen zudringlichen Menschen in der Weise abzufertigen, daß ihm die Wiederholung des aufgedrungenen Handkusses für alle Zeit vergeht.«

      Sie dachte an ihr heutiges Gespräch mit Herrn von Walde und fand zu ihrer großen Beruhigung, daß sie doch eigentlich sehr tapfer sei; denn diesen durchdringenden Augen, dieser strengen Stirn gegenüber, war es wahrhaftig nicht so leicht gewesen, eine Ueberzeugung auszusprechen, die kecklich an dem stolzen Gebäude seines Ahnenhochmutes zu rütteln wagte. Sie hatte jeden Augenblick erwartet, sein Blick werde sich wieder zu Eis panzern, wie im Gespräch mit der Baronin; allein der eigentümliche Glanz und Ausdruck, der ihr sogleich aufgefallen war, als sie ihm gegenüber Platz genommen, war nicht gewichen; ja, einigemal hatte es ihr sogar geschienen, als ob sich die Lippen unter dem Barte zu einem leisen, kaum bemerkbaren Lächeln verzögen … »Vielleicht hat er sich heute in der Rolle des Löwen der Maus gegenüber gefallen. Er hatte großmütig geduldet, daß ein kleines Mädchen seine naiven Ansichten zu seinen Füßen auskrame; dort blieben sie freilich liegen; denn sich danach zu bücken, das war einem hochadligen Rücken nicht zuzumuten – aber sie hatten ihn doch einen Augenblick amüsiert als ein Beweis, daß das Sprüchlein vom Hündlein, welches den Mond anbellt, sich bewahrheite.« … Sie sagte sich dies eindringlich, um ihrem ungetreuen Gedächtnisse die allgemein feststehende Ansicht von seinem unbegrenzten Hochmute aufs neue fest einzuprägen.

      Sie wußte selbst nicht, wie ihr der Gedanke kam, aber sie war sich plötzlich bewußt, daß sie unter dem Hochmute des Herrn von Walde unsäglich leiden müßte, wenn er denselben ihr gegenüber geltend machen würde; deshalb mußte sie doppelt auf ihrer Hut sein, um sich durch die Formen der allgemeinen Höflichkeit nicht irreführen zu lassen. Daß er diese achte und konsequent zur Geltung zu bringen suche, davon hatte sie schon am nächsten Tage den schlagendsten Beweis.

      11.

       Inhaltsverzeichnis

      Sie war nämlich nachmittags eben im Begriffe, mit dem Nähkorbe in den Garten zu gehen, als am Mauerpförtchen geläutet wurde.

      Im Hinblicke auf die gestrige Szene war ihre Verwunderung wohl sehr begründet, als sie beim Oeffnen der Thür Bella vor sich sah. Hinter der Kleinen standen Miß Mertens und der Herr, mit dem sie neulich abends die Begegnung gehabt hatte. Bella reichte ihr beim Eintritte sogleich die Hand, machte aber ein scheues verlegenes Gesicht und sagte kein Wort. Elisabeth erriet jetzt, sehr erstaunt, den Grund ihres Kommens und suchte ihr über das Peinliche der Situation hinwegzuhelfen, indem sie ihre Freude aussprach, die Kleine in ihrem Heim begrüßen zu können, und sie aufforderte, mit in den Garten zu kommen. Allein Miß Mertens trat vor.

      »Machen Sie es Bella nicht so leicht, Fräulein Ferber,« sagte sie. »Es ist ihr ausdrücklich anbefohlen worden, Ihnen der gestrigen Unart wegen Abbitte zu thun … ich muß darauf bestehen, daß sie spricht.«

      Diese mit großer Bestimmtheit gesprochenen Worte, mehr aber vielleicht noch das schützende Dunkel der Halle, in welche sie an Elisabeths Hand eingetreten war, lösten endlich Bellas Zunge. Sie bat leise um Verzeihung und versicherte, nie wieder unartig sein zu wollen.

      »Na, das wäre ja glücklich überstanden!« rief der Herr, indem er sich an Miß Mertens Seite stellte und nun Elisabeth schelmisch lächelnd eine tiefe Verbeugung machte.

      »Es mag Ihnen vielleicht sehr ungewöhnlich erscheinen,« begann er, »daß ich, als nicht dazu gehörig, mich dieser Deputation in Sühne und Ausgleichungssachen anschließe; allein ich bin der Ansicht, bei einem Akte der Versöhnung sei man meist geneigt, ein Auge zuzudrücken, und dies scheint mir ganz der geeignete Moment für einen Fremdling, sich einzuschmuggeln … Ich heiße Ernst Reinhard, bin Reisebegleiter und Sekretär des Herrn von Walde und kenne seit acht Tagen kein sehnlicheres Verlangen, als die interessante Familie im Schlosse Gnadeck kennen zu lernen.«

      Elisabeth reichte ihm freundlich die Hand. »Die alten Mauern haben bereits die Unthaten des Raubrittertums mit angesehen,« entgegnete sie, »wir haben deshalb ganz und gar keine Ursache, die Schmuggelei zu verurteilen … Sie werden meinen Eltern gewiß willkommen sein.«

      Sie schritt voran und stieß die hohe Eichenthür auf, die nach dem Garten führte.

      Die Eltern und der Onkel, die mit dem kleinen Ernst unter den Linden saßen, erhoben sich beim Erblicken der Eintretenden und gingen ihnen entgegen. Elisabeth stellte gegenseitig vor und verschwand dann wieder im Hause, um auf den


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