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Dr. Norden (ab 600) Staffel 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden (ab 600) Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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nichts mehr. Ich mache mir wirklich große Sorgen, Mutti.«

      »Wenn ich etwas tun kann, sag es mir. Walter ist zur Zeit wahnsinnig im Streß. Du weißt ja, wie angespannt die Marktlage ist, und die Konkurrenz schläft nicht.«

      »Mit meinen Angelegenheiten braucht er nicht belastet zu werden. Ich habe meine Anstellung sicher und die Sache mit Kim wird auch zu klären sein. Ich glaube jetzt, daß sie vor etwas oder jemand Angst hat.«

      »Es ist ja auch keine Sache, allein in diesem großen Haus zu sein. Die Meyrings sind schon komische Eltern.«

      »Kim ist fast einundzwanzig, und sie war nie ängstlich. Sie ist schon oft allein im Haus gewesen.«

      »Aber es wird so oft eingebrochen, dauernd liest man davon. Diese Ganoven gehen oft auch brutal vor.«

      »Es sah aber nicht so aus, als wäre viel gestohlen worden. Ich weiß zwar nicht, was da so an wertvollen Sachen vorhanden ist, aber auffallende Unordnung war nicht zu bemerken.«

      »Wenn es ein Einbrecher war, könnte er gestört worden sein«, sagte Hella nachdenklich.

      »Ich habe die Schlüssel mitgenommen und könnte ja mal nachsehen, ob im Haus alles in Ordnung ist.«

      »Geh da nicht allein hinein, man könnte dir etwas anhängen. Setz dich lieber mit Dr. Kiesling in Verbindung, er ist der Familienanwalt.«

      »Ich werde mich jetzt lieber mit Constantin treffen. In dieser Situation wird er ja hoffentlich mal eine Zeit in dem Haus wohnen.«

      »Was ist denn mit dem Hauspersonal, wohnt denn da niemand im Haus?«

      »Darüber habe ich mit Kim nie gesprochen. Ich denke schon, daß jemand zum Saubermachen kommt. Vielleicht ist Kim heute ansprechbar.«

      »Vergiß über Kim aber nicht dein Staatsexamen, Jan.«

      »Bestimmt nicht, Mutti, aber mach dir keine Gedanken, ich habe alles im Kopf gespeichert, da passiert nichts.«

      Hella Bernold war stolz auf ihren Sohn, aber sie war keine Glucke, die immer ihre Fittiche über ihn gebreitet hatte. Sie verstand Mütter nicht, die mit ihrer Affenliebe ihren Kindern, vor allem Söhnen, keinen Spielraum für ihre persönliche Freiheit ließen, sich in alles einmischten, auch in ihr Gefühlsleben, und so auch häufig der Grund waren, wenn Partnerschaften in die Brüche gingen. Für ihren Sohn stand die Tür immer offen, aber es gab keine Zwänge, die Konflikte hervorrufen konnten.

      »Sag mir bitte, was die Untersuchungen ergeben, und sag Kim auch, daß ich sie sehr gern habe.« Jan küßte sie auf die Wange, als er sich verabschiedete. Seine Gedanken waren schon bei Kim.

      *

      Constantin kam erstaunlich pünktlich in die Klinik. Die jüngeren Schwestern verdrehten gleich die Augen und himmelten ihn an. Er war genau der Typ, der sofort auf Frauen wirkte, ein großer, jungenhaft wirkender, attraktiver Mann mit störrischem blondem Haar und strahlendblauen Augen. Man konnte ihn als Siegertyp bezeichnen.

      Constantin verstand sich aber nicht so. Er freute sich des Lebens, wie er es sich eingerichtet hatte, kümmerte sich nicht um die Meinung anderer und ließ jedem seine eigenen Macken, wie er sich ausdrückte. Er beeindruckte dadurch, weil er so locker und natürlich war und gar keinen Eindruck schinden wollte.

      Jan war immer wieder überrascht, wie zufrieden Constantin mit seinem Leben zu sein schien. Sie verstanden sich gut, so selten sie sich auch trafen.

      »Meinst du, ich sollte mich mehr um Kim kümmern?« fragte Constantin unverblümt.

      »Es wäre vielleicht ganz gut, aber wichtiger wäre es jetzt, daß du dich um das Haus kümmerst. Es könnte sein, daß tatsächlich etwas gestohlen wurde, ich kann das nicht sagen. Ich möchte auch nicht allein ins Haus gehen.«

      »Hast du etwa Angst?« fragte Constantin ironisch.

      »Nein, aber es könnte ja etwas fehlen.«

      »Liebe Güte, dich würde doch niemand verdächtigen.«

      »Das kann man nie sagen. Als Kim weggebracht wurde, habe ich alle Fenster und Türen geschlossen. Mit der Alarmanlage kann ich nicht umgehen.«

      »Ich auch nicht, sie geht außerdem zum falschen Zeitpunkt los. Wenn meine Eltern so bedacht wären auf ihr Luxushaus, müßten sie ja nicht wochenlang fern sein. Wahrscheinlich ist nichts so wertvoll, daß es nicht zu ersetzen wäre.«

      Sie wurden unterbrochen, denn Dr. Jenny Behnisch kam aus einem Krankenzimmer. Sie bat die beiden jungen Männer in ihr Sprechzimmer. Sie war so ernst, daß Jan die Kehle eng wurde.

      »Der Zustand von Kim ist jetzt stabil«, begann sie. »Anzeichen von Bulimie sind vorhanden, da sie Untergewicht und Mangelerscheinungen hat. Aber es gibt auch Anzeichen, daß ihr Amphetamine zugeführt wurden.«

      »Das ist kaum vorstellbar«, sagte Jan hastig.

      Constantin runzelte die Stirn. »Drogen?« sagte er kopfschüttelnd. »Nein, das kommt bei Kim nicht in Frage, dazu ist sie viel zu gescheit.«

      »Es besteht die Möglichkeit, daß sie durch eine Erkrankung an solche Mittel gekommen ist und die Magersucht daher resultiert.«

      »Als sie vor vier Wochen den Urlaub antrat, war sie gesund, schlank aber nicht mager«, sagte Jan. »Nun ja, viel gehörte ja bei ihr nicht dazu, so mager zu werden. Ich schätze, daß sie dazu ungefähr drei Kilo abnehmen mußte.«

      »Sie hat nie mehr als fünfzig Kilo gewogen«, warf Constantin ein.

      »Bei einer Größe von ein Meter sechsundsechzig ohnehin wenig«, stellte Jenny Behnisch fest. »Aber wir kennen die Probleme, die sich Mädchen und junge Frauen selbst schaffen. Die Mode, dieses unzählige Diäten, in jeder Illustrierten gibt es andere, und dann werden auch noch Fettblocker und Schlankmacher angepriesen, man macht sich ganz schnell kaputt dabei. Die Folgen können schwerwiegend sein, nicht nur für die Organe, auch für Knochen und Muskeln. Aber wer denkt schon daran.«

      »Was also kann für Kim getan werden?«

      »Man kann ihr vielleicht diese Folgen schildern, aber zuvor muß man ihr die Sicherheit geben, daß sie nicht im Stich gelassen wird.«

      »Sie hat sich in ein Schneckenhaus verkrochen«, sagte Jan, »man kommt nicht an sie heran. Ich war neulich unnachgiebig, und als ich heimkam, hatte sie auf Band gesprochen, daß es ihr leid tut und ich nicht böse sein soll. Also macht sie sich doch Gedanken, aber irgendwie ist eine Blockade da, die sie hindert, sich auszusprechen.«

      »Man muß ganz behutsam vorgehen und nach dem Grund suchen. Sie könnte einen Schock erlitten haben oder sehr enttäuscht worden sein.«

      »Sie erzählt gar nichts«, sagte Jan.

      »Manchmal dauert es lange, bis man einen Durchbruch erzielt, man muß viel Geduld haben«, erklärte Jenny Behnisch. »Schauen wir jetzt mal nach ihr. Es sind ihr schon drei Infusionen zugeführt worden. Sie müßten schon eine Wirkung haben.«

      Sie gingen gemeinsam zu dem Krankenzimmer, es war ein größerer heller Raum. Blaß und schmal lag Kim in dem weißen Bett, die Augen geschlossen, die Lippen leicht geöffnet, was Jenny als gutes Zeichen wertete.

      Constantin und Jan tauschten einen langen Blick.

      »Geh du zuerst«, sagte Jan leise.

      Constantin zuckte die Schultern und sah Jenny fragend an. Sie nickte ihm zu, und er näherte sich dem Bett.

      Zaghaft streichelte er Kims Hände. »Hallo, Kleine«, sagte er heiser, »dein treuloser Bruder ist da. Ich hoffe, du kannst mich hören.«

      In ihrem Gesicht arbeitete es. Man müßte jetzt ihre Gedanken lesen können, dachte Jenny Behnisch, während Jans Mundwinkel zuckten. Sein Gesicht war wie ein offenes Buch.

      Wo bin ich, dachte Kim, denn sie hatte Constantins Stimme wie aus weiter Ferne vernommen. Was ist geschehen? Sie wollte sehen, wer da bei ihr war, denn sie konnte nicht glauben, daß es Constantins Stimme gewesen war. Mühsam versuchte sie


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