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Hexenhammer 1 - Die Inquisitorin. Uwe VoehlЧитать онлайн книгу.

Hexenhammer 1 - Die Inquisitorin - Uwe  Voehl


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Hühner oder versteckten sich ängstlich unter dem Tisch.

      Nur einer handelte.

      Es war der hässliche kleine Junge, dem Vincenz das Brot gestohlen hatte. Er sprang zu Schwester Hildegards Platz, ergriff das Messer, mit dem diese gerade noch den Speck geschnitten hatte, und rannte damit zu Vincenz.

       Er will ihn umbringen!

      Mit Entsetzen sah Lotte, wie der Junge Vincenz herumwarf, sodass dieser auf dem Rücken lag, und sich über ihn beugte. Er riss ihm das Gewand vom Oberkörper, und mit einer blitzschnellen Bewegung stach er ihm in den Halsansatz!

      »Was passiert hier?« Die Schwester Oberin kam hereingestürzt. Sie und die anderen Schwestern speisten in einem Nebenraum. Der Lärm hatte sie alarmiert.

      Mit einem Blick erfasste sie die Situation.

      Aber auch sie konnte nicht verhindern, dass der Junge in die Wunde an Vincenz’ Hals fasste, einen blutigen Klumpen herausholte und ihn sich in den Mund steckte.

      Er hat sich wiedergeholt, was ihm gehörte, erkannte Lotte bestürzt.

      In der nächsten Sekunde hatten gleich mehrere Schwestern die beiden Jungen erreicht. Eine fegte den hässlichen Jungen mit einem Fußtritt zur Seite, sodass er jaulend auf dem Steinboden zu liegen kam. Die Schwester Oberin beugte sich zu Vincenz herab. Sie legte die Hände auf die klaffende Wunde und murmelte einen Heilzauber.

      Vincenz hatte die Augen geschlossen. Aber er röchelte nicht mehr und schnappte auch nicht mehr nach Luft. Sein Atem ging gleichmäßig.

      Zwei der Schwestern nahmen sich den hässlichen Jungen vor und nahmen ihm das Messer ab. Als sie ihn jedoch züchtigen wollten, hielt ein Ruf der Schwester Oberin sie davon ab.

      »Halt! Albert hat versucht, Vincenz das Leben zu retten – wahrscheinlich aus Mitleid! Dafür hat er eine schlimmere Bestrafung verdient!«

      Ein erneutes Raunen ging durch die Reihen der Zöglinge und Schwestern.

      »Vincenz ist nur durch Asmodis Gunst errettet worden! Asmodi sei Dank!«

      »Asmodi sei Dank!«, wiederholten die Anwesenden, während Schwester Hildegard den hässlichen Jungen hinausführte. Lotte erfuhr nie, worin die schlimmere Bestrafung bestand.

      Auch sie dankte dem HERRN. Er hatte ihren Fluch nicht zugelassen.

      Und das war gut so.

      Der kleine hässliche Junge hatte also einen Namen, und alle Mädchen kannten ihn nun: Albert.

      Keines von ihnen schloss aufgrund der Tat mit ihm Freundschaft. Eher fürchtete man ihn, soweit Lotte es mitbekam.

      Vincenz erholte sich und saß nach einer Woche bereits wieder im Refektorium. Doch er konnte fortan nur flüssige Nahrung zu sich nehmen. Zudem hatte es ihm die Sprache verschlagen, er konnte nur noch stammelnde Laute von sich geben.

      Die hasserfüllten Blicke, mit denen er Albert bedachte, ließen Lotte schaudern. Sobald sich eine günstige Gelegenheit ergab, würde er sich rächen, das spürte sie.

      Doch Albert schien sich nicht darum zu scheren. Zu gern hätte sie ihn gewarnt, sich vor Vincenz in Acht zu nehmen, aber es ergab sich keine Gelegenheit. Und so konnte sie nur hoffen und zum HERRN beten, dass ihr lästerlicher Fluch nicht noch weiteres Unheil auf sich zöge.

      Aber zumindest eines hatte er bewirkt: Niemand wagte es mehr, Albert das Brot zu stehlen oder auf andere Weise seinen Zorn auf sich zu ziehen.

      Kapitel 2

       Aufstehen. Antreten. Asmodi unser, der du wandelst auf Erden. Trocken Brot und Haferschleim.

      Das Abendessen fiel heute aus, denn die Nacht des Vollmonds war angebrochen. Noch nie zuvor hatte sich Lotte so davor gefürchtet wie diesmal.

      Sie hatte Schuld auf sich geladen.

      Und sie war nicht die Einzige, die es wusste. Albert starrte sie noch immer während der Mahlzeiten an, noch unverblümter als zuvor. Einmal lächelte er ihr sogar scheu zu. Es war ein dankbares Lächeln. Wusste er, dass sie Vincenz den Tod gewünscht hatte?

      Und auch Vincenz’ Blick erhaschte sie ein Mal. Er war voller Hass. Ahnte er, dass sie für sein Martyrium die Verantwortung trug?

      Eine ahnte es ganz bestimmt: die Schwester Oberin. Auch sie schaute Lotte oft auf eine so merkwürdige Art an, mit einem Lächeln auf den Lippen, so als wüsste sie Bescheid.

      Lotte lief jedes Mal rot an, und es blieb ihr nicht viel mehr, als den Kopf zu senken und zu hoffen, dass die Schwester Oberin nicht ihre allerheimlichsten Gedanken las.

      Sie alle, die hier im haus zur heiligen dreieinigkeit den Glauben des HERRN erfuhren, waren spezielle Kinder. Sie alle besaßen eine Gabe. Über welche Gabe Lotte verfügte, wusste sie nicht. Sie war noch jung, die Gabe, so sagten die Schwestern, komme erst allmählich zum Vorschein, so wie eine Blume sich zunächst mühsam aus dem Erdreich nach oben graben müsse, um schließlich im Lichte zu erblühen. Doch um die Gabe zu fördern, war es erforderlich, den Schwestern jede nur mögliche Missetat zu beichten.

      Die Schwester Oberin rief die Kinder in die Krypta. So standen sie um den gläsernen Schrein, in dem eine Kralle Asmodis aufbewahrt wurde. Die Gesänge und Gebete zu Ehren Asmodis dauerten Stunden. Zum Höhepunkt wurde ein schwarzer Ziegenbock geschlachtet und zerteilt. Das Blut wurde sorgsam in Kelchen aufgefangen. Nicht ein Tropfen spritzte auf den Mosaikboden, auf dem Asmodis Höllenscharen verewigt worden waren.

      »Besser als Haferschleim, was?«, flüsterte Melisende und stupste Lotte an.

      Lotte erwiderte nichts. Ihre Kehle war jetzt schon wie zugeschnürt, wenn sie an die Beichte dachte.

      Die Schwestern gingen zu jedem Kind und drückten ihm ein Stück blutiges, warmes Fleisch in den Mund und segneten es dabei. Das Fleisch war der Leib Asmodis, und indem sie es in sich aufnahmen, wurden sie des HERRN selbst leibhaftig.

      Jedem Kind setzten die Schwestern einen Kelch mit dem Blut an die Lippen, damit es davon trinken konnte. Auch das war eine Spende des HERRN, und sie alle drückten ihre Dankbarkeit mit umso hingebungsvolleren Gebeten aus.

      Lotte ließ ihren Blick umherschweifen. Ja, auch Angela war gekommen. Sie hatte das todkranke Mädchen seit zwei Wochen nicht mehr gesehen. Nun schien es wieder bei Kräften zu sein. Schwester Gertruds Heilkünste hatten Wunder gewirkt. Die roten Wangen sprachen Bände. Ebenso wie die Striemen an ihren Armen, die von Schwester Adelheids Gerte zeugten.

      Als sie alle auf Geheiß der Schwestern ihre Gewänder ablegten und splitternackt vor dem Schrein standen, sah Lotte, dass nicht nur Angelas Arme von Schwester Adelheids Austreibungen gezeichnet waren. Beide Schwestern hatten auf ihre Art die Krankheit aus Angela getilgt.

      Die Schwestern begleiteten die Kinder zum Teufelshügel unweit des Klosters, um dem Mond so nah wie möglich zu sein.

      Sie alle waren aufgeregt und gespannt, die Jungen waren besonders vorlaut, aber heute wurde manche Verfehlung geflissentlich übersehen, selbst unerlaubt das Wort zu ergreifen, wurde nicht wie sonst auf der Stelle bestraft.

      Auch Lotte spürte die verlockende Berührung des Mondes. Die feinen Härchen auf ihrer Haut stellten sich auf, als sein Licht auf sie fiel. Gleichzeitig fühlte sie eine unerfüllte Sehnsucht, die der Mondschein in ihr entfesselte, wie ein leises, aber dringliches Flüstern, dass da eine noch viel tiefere Wahrheit war als jene, die die Schwestern im haus zur heiligen dreieinigkeit verkündeten.

      Für ein paar Momente vergaß Lotte sogar die Furcht vor der Beichte. In der aufgekratzten Stimmung fühlte sie sich stark genug, der Schwester Oberin ihre Sünden zu gestehen und eine jede Strafe zu ertragen. Strafen waren etwas Vergängliches, doch der Mond und die Gefühle, die er in ihr hervorrief, waren ewig.

      Sie alle spürten seine prickelnde Macht. Einige der Kinder wälzten sich wie junge Hunde auf dem schneebedeckten Boden, andere tanzten und jauchzten, bis die Schwester Oberin


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