Butler Parker 101 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
und der Mann an der Tür in eine gelinde Panik gerieten.
Sie beeilten sich, an den Arbeitstisch zu gelangen, und drängten Agatha Simpson ziemlich ungeniert ab.
»Ich bin wohl zu neugierig«, stellte die Lady fest und räumte das Feld.
»Verzeihen Sie einer alten Frau, meine Liebe! Ich denke, ich werde mich verabschieden müssen.«
»Mister Hamlin wird Sie hinausbringen«, verkündete Mandy Saxon gespielt vornehm.
»Ist das Ihr Leibwächter, meine Liebe?« erkundigte sich Lady Agatha völlig ungeniert und laut.
»Wie bitte?« Mandy Saxon wurde von dieser Frage völlig überfahren.
»Falls nicht, werden Sie aber bestimmt einen brauchen«, redete Lady Agatha ungeniert weiter, »es wird doch, nicht bei diesem einen Schuß bleiben.«
Bevor Mandy Saxon antworten konnte, war von der Terrassentür her ein lautes Pochen gegen die Fensterscheibe zu hören. Es wirkte wie ein Pistolenschuß.
Mandy Saxon reagierte nervös.
Sie verschwand sofort hinter der Lehne eines Sessels.
Hamlin hatte blitzschnell einen 38er in der Hand, warf sich förmlich auf den Lichtschalter neben der Tür und schaltete die Deckenbeleuchtung aus.
»Ja, bitte?« war Agatha Simpsons energische und gar nicht ängstliche Stimme zu hören. »Wer ist da?«
»Ist es erlaubt, näher zu treten!« antwortete Parker beherrscht und gemessen. »Ich bin sicher, daß ich Mylady eine Überraschung bieten kann.«
*
Das Licht war wieder eingeschaltet worden.
Hamlin hatte seinen 38er weggesteckt und sah mißtrauisch auf den Butler, der seinen Begleiter in einen Sessel drückte. Dieser Begleiter hatte ein gedunsenes, schlaffes Gesicht, war untersetzt und überdies identisch mit jenem Mann, der vor Myladys Haustür von Parker überrascht worden war.
Der Mann mit dem schlaffen Gesicht sah nicht gerade glücklich aus. Er rieb sich immer wieder verstohlen seinen Hinterkopf. Und speziell jene Stelle, die von Parkers Regenschirm nachdrücklich berührt worden war.
Lady Agatha Simpson hatte ihren Butler bereits vorgestellt. Mandy Saxon hatte das leicht verwirrt zur Kenntnis genommen. Sie war eindeutig überfordert und wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Hamlin interessierte sich fast ausschließlich für Josuah Parker. Er schien instinktiv zu ahnen, daß dieser so würdevoll aussehende Mann mehr war als nur ein Butler.
»Mister Victor Rooters«, stellte der Butler inzwischen vor und deutete auf den Begleiter. »Mister Rooters muß sich im Park ein wenig verirrt haben. Ich war so frei, Mylady, Mister Rooters hierher ins Haus zu bringen.«
»Sie … Sie haben mich niedergeschlagen«, beschwerte sich Rooters und fühlte automatisch nach seiner Kopfbeule. Seine Stimme klang ein wenig schrill.
»In Verkennung der Sachlage«, antwortete der Butler. »Ich mußte Sie zwangsläufig für den Bogenschützen halten, Mister Rooters. Falls ich ein wenig zu nachdrücklich gewesen sein sollte, bitte ich dies entschuldigen zu wollen.«
»Bogenschütze?« ließ Hamlin sich vernehmen.
»Bogenschütze«, wiederholte Parker und präsentierte den Anwesenden einen Pfeil, der eindeutig nur mit einem Sportbogen verschossen worden sein konnte.
»Damit habe ich überhaupt nichts zu tun«, stellte Rooters beleidigt fest.
»Dieser Pfeil wurde auf meine bescheidene Wenigkeit abgeschossen«, erklärte der Butler ungerührt und gemessen. »Ich entdeckte von der Straße aus eine Bewegung im Park, folgte ihr und wurde dann jäh von diesem Geschoß überrascht.«
Parker blieb nicht ganz bei der Wahrheit, was seinen Aufenthalt im Park anbetraf.
»Ich habe den Pfeil nicht abgeschossen«, sagte Rooters erneut, »ich weiß überhaupt nicht, wie man mit solch einem Ding umgeht.«
»Aber Sie befanden sich im Park, nicht wahr?« Agatha Simpson sah Victor Rooters streng an.
»Ja.« Rooters wirkte jetzt ein wenig verlegen.
»Und was wollten Sie?«
»Ich hatte auch eine Bewegung im Park gesehen«, gab Rooters schnell zurück.
»Wieso kamen Sie in diese Straße?« verlangte die Detektivin zu wissen.
»Ich kam zufällig vorbei.«
»Der Kerl lügt doch wie gedruckt«, schaltete sich Hamlin lautstark ein. »Aber das werden wir gleich haben. Ich werde mich mal mit ihm privat unterhalten.«
»Keine Privatjustiz«, sagte Parker und sah den großen, breitschultrigen Mann verweisend an.
»Hier bestimme immer noch ich«, behauptete Hamlin leichtsinnigerweise und marschierte an Parker vorbei auf Rooters zu, der sich jetzt förmlich in seinem Sessel verkroch und unwillkürlich die Beine anzog.
Hamlin war sich seiner Sache völlig sicher.
Er griff nach der Krawatte des ängstlichen Mannes und stemmte seinen Gegner ohne jede Schwierigkeiten hoch.
Victor Rooters hechelte und schnappte nach Luft. Sein schlaffes Gesicht nahm plötzlich eine fast gesunde, rötliche Färbung an. Er stieß mit den Füßen gegen Hamlins Beine, richtete aber nichts aus.
»Hilfe!« röchelte er.
»Jetzt mal zur Sache, Freundchen«, sagte Hamlin. »Wer hat dich hierhergeschickt? Mach ganz schnell den Mund auf, Junge, bevor ich die Geduld verliere.«
Josuah Parker war ehrlich peinlich berührt.
Rüde Redensarten dieser Art liebte er überhaupt nicht. Er sah etwas verlegen zu Boden und übersah so den strafenden Blick von Agatha Simpson, die von ihm wohl ein Eingreifen erwartete.
»Loslassen«, keuchte Rooters und wurde schlaff wie sein Gesicht, »ich … ich rede!«
»Dann mal los, Freundchen!«
»Ich bin Privatdetektiv«, hechelte Rooters und massierte sich vorsichtig den Hals. »Ich arbeite für Lesley Maulding.«
»Lesley Maulding?« Hamlin schien mit diesem Namen etwas anfangen zu können. Er versetzte Rooters einen derben Stoß und beförderte ihn zurück in den Sessel.
»Lesley Maulding«, stellte Parker fest und sah wieder hoch, »ist das nicht …«
»… der Verleger der Global-Express?« fragte Lady Simpson, nachdem sie ihren Butler unterbrochen hatte.
Victor Rooters nickte nur.
»Da Sie sich zur Wahrheit entschlossen haben, Mister Rooters, sollten Sie auch den Anwesenden mitteilen, warum Sie diesem Landsitz einen Besuch abgestattet haben«, sagte Parker höflich.
»Warum ich?« Rooters staunte den Butler sichtlich an. »Das fragen ausgerechnet Sie? Ich bin doch hinter Ihnen her. Und hinter der Lady dort! Wer hat denn den Mann auf dem Parkplatz niedergeschmettert? Doch nicht ich! Das war doch die Lady! Ich habe genau gesehen, daß sie ihm ihren Pompadour an den Kopf geworfen hat.«
Hamlin nickte langsam und wandte sich zu Parker um.
»So ist das also«, stellte er dann fest. »Sie schnüffeln hier also auch herum. Das werde ich Ihnen austreiben!«
»Echauffieren Sie sich nicht unnötig«, bat Parker gemessen.
»Es handelte sich wohl um diesen Pompadour hier, nicht wahr?« mischte Agatha Simpson sich in die angeregte Unterhaltung ein. Sie hatte den Handbeutel vom Gelenk gelöst und hielt ihn erklärend hoch.
»Was ist damit?« fragte Hamlin ahnungslos.
»Passen Sie genau auf«, sagte Mylady und kam langsam auf Hamlin zu, wobei sie den Pompadour an den Schnüren durch die Luft rotieren ließ. »Achten Sie auf die Bewegung.«
»Was