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Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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aber ihre Stimme klang ihm noch lange in den Ohren, und er wußte, daß sie nach ihm eben solche Sehnsucht hatte, wie er nach ihr.

      Er hatte noch ein bißchen lesen wollen und mit den Tageszeitungen eine alte Illustrierte erwischt. Sonst kam er nie dazu, einen Blick hineinzuwerfen, denn ein Gespräch mit Antonia war ihm wichtiger als der Klatsch, der in solchen Illustrierten verbreitet wurde.

      Er blätterte auch nur achtlos darin. Sein Blick fiel auf eine Schlagzeile:

      ›Der mysteriöse Bankraub in Berlin‹, sah das Bild eines Mannes und einer Frau und blätterte weiter, aber irgend etwas in seinem Gehirn reagierte, und er blätterte zurück.

      Er sah die Bilder noch einmal an. Zum Lesen war er zu faul. War da nicht eine Ähnlichkeit mit jemandem, den er schon einmal gesehen hatte?

      Unsinn, dachte er, in Berlin war ich schon ewig nicht mehr, und schlug die Zeitung zu.

      Er schlief dann doch ein, und am Morgen hatte er bereits alles vergessen, weil er wieder an seine Klinik dachte und an das, was vor ihm lag.

      Karin hatte den Frühstückstisch bereits gedeckt. Alles war so, wie er es gern hatte. Er brauchte nichts zu entbehren außer Antonias Gesellschaft.

      Wahrscheinlich ist es der Kaminkehrer, dachte er, als es läutete.

      Karin erschien im Bauernzimmer, und ihre Miene verhieß nichts Gutes. »Da sind zwei Herren von der Kripo, Chef, die wollen Sie unbedingt sprechen«, sagte sie.

      Ach, du liebe Güte, was ist denn nun wieder los? dachte Leon Laurin.

      Der eine Beamte tat sehr dienstlich. »Herr Dr. Laurin?« fragte er.

      »In Lebensgröße«, erwiderte Leon. »Was ist los?«

      »Sie haben gestern in einem Antiquitätengeschäft vier Hunderteuroscheine in Zahlung gegeben.«

      »Ganz richtig, bei Egon Meyer. Darf man nicht mehr bar zahlen?« fragte Leon ironisch.

      »Diese Scheine stammen aus einem Bankraub.«

      »Meine Scheine? Daß ich nicht lache!« sagte Leon erbost. »Sie wollen mir doch nicht unterstellen, daß ich einen Bankraub begangen habe?«

      Er war wütend. Er explodierte leicht.

      »Wir möchten nur wissen, woher Sie die Scheine haben«, sagte der Beamte sanft.

      Leon Laurin faßte sich an die Stirn. »Woher ich die Scheine habe? Guter Gott, meine Sprechstundenhilfe hat sie mir gegeben. Ich brauchte Geld, um ein Geschenk für meinen Schwiegervater zum Geburtstag zu kaufen, und die Banken hatten geschlossen.«

      »Sie hätten doch mit einem Scheck zahlen können«, mischte sich der andere Beamte ein.

      »Mit einem Scheck? Die Scheckbücher hat meine Frau, und sie ist mit meinen Kindern im Wochenende. Ich kümmere mich um das Geld eigentlich gar nicht. Wie kommen Sie eigentlich darauf, daß meine Hunderteuroscheine aus einem Bankraub stammen?«

      »Weil die Nummern der Hunderter und Tausender aus der Beute registriert sind. Die kleineren Noten allerdings nicht. Wir nehmen an, daß die den Räubern ausgegangen sind und sie nun an die größeren heran müssen. Wir wollen Sie doch nicht verdächtigen, Herr Doktor. Wir hoffen nur, daß Sie uns auf eine Spur bringen können.«

      »Da müssen wir Frau Bluhme fragen, meine Sprechstundenhilfe«, sagte Leon Laurin nachdenklich.

      Mehr wollte er nicht sagen, aber seine Gedanken arbeiteten fieberhaft.

      »Wie groß war denn die Beute?« fragte er, während er seinen Mantel anzog.

      »Vierhundertzwanzigtausend.«

      Leon pfiff durch die Zähne.

      »Halleluja«, sagte er, »das hat sich gelohnt.« Diese Summe hatte er doch kürzlich einmal gehört oder gelesen. Er nahm sich nicht die Zeit, in seinem noch immer müden Kopf zu forschen, denn jetzt dachte er erstmal wieder an seine Klinik und an die Unannehmlichkeiten, die auf ihn zukommen konnten. Denn Hanna konnte das Geld eigentlich nur von einer Patientin bekommen haben.

      Karin war die verkörperte Empörung. Daß Kriminalbeamte es wagten, in ihr Haus einzudringen, schockierte sie. Daß der Chef aber gemeinsam mit den Beamten das Haus verließ, brachte sie in Rage.

      »Keine Angst, Karin, ich habe nichts verbrochen«, sagte Leon lächelnd.

      »Das weiß ich, aber niemand hat das Recht, Sie mitzunehmen.«

      »Ich gehe ja freiwillig«, beruhigte er sie. »Die Herren brauchen nur ein paar Auskünfte. – Fahren wir mit meinem Wagen«, schlug er draußen vor. »Den brauche ich nachher.«

      »Wir kommen nach, Herr Doktor«, sagte der ältere Beamte höflich.

      »Eigentlich würde ich mich gern noch mit Ihnen unterhalten«, sagte Leon.

      »Gern.« Kriminalkommissar Thal setzte sich neben ihn. »Ich hoffe, Sie haben Verständnis für unsere Ermittlungsarbeit. Sie ist nicht immer angenehm«, sagte er.

      »Sie müssen bei mir völlige Unwissenheit voraussetzen«, erklärte Leon. »Ich lese keine Zeitungen, höre kaum Nachrichten, und wenn ich etwas höre, habe ich es spätestens am nächsten Morgen im OP vergessen. Hat der Bankraub hier stattgefunden?«

      »Nein, in Berlin«, erwiderte der Kommissar. »Der Hauptverdächtige war ein Kassierer, der erst ein paar Wochen in der Bank beschäftigt war und danach die Flucht ergriff. Es war vor fünf Monaten. Wir haben nicht die geringste Spur von ihm gefunden. Er heißt Geßner. Ihre Hunderteuroscheine sind die ersten, die aufgetaucht sind. Wenigstens bei uns. Wir arbeiten jetzt natürlich auf Hochtouren, und wenn wir bei Ihnen einen Hinweis finden können, sind wir sicher ein Stück weiter.«

      Gebe Gott, daß sich alles in Wohlgefallen auflöst und unsere Klinik nicht auch noch in einen Bankraub verwickelt wird, dachte Leon Laurin.

      Es war noch nicht ganz acht Uhr, als sie in der Klinik ankamen, aber Hanna Bluhme war schon an ihrem Platz.

      »Das ist Frau Bluhme, meine bewährte und über jeden Verdacht erhabene Sprechstundenhilfe«, sagte Leon mit einem warnenden Unterton, den Hanna allerdings sehr gut verstand. Und zu ihr gewandt, fuhr er fort: »Es handelt sich um die Hunderteuroscheine, die Sie mir gestern gegeben haben, Hanna. Die Herren sind von der Kriminalpolizei.«

      Hanna klammerte sich an die Schreibtischkante.

      »Es kommt so überraschend«, stammelte sie. »Ich muß erst überlegen.«

      Sie will nur Zeit gewinnen, dachte Leon, der Blümchen schon sehr gut kannte. Aber was hat sie für einen Grund?

      »Verschiedene Patientinnen haben gestern bar bezahlt«, sagte sie zögernd.

      Dr. Laurin kam ihr zu Hilfe. »Sie werden verstehen, Herr Kommissar, daß wir nicht irgend jemanden verdächtigen können. Es würde dem Ruf unserer Klinik schaden, wenn wir alle Namen preisgeben und die Damen dann in ein Verhör verstrickt würden, obgleich sie mit der ganzen Angelegenheit nichts zu schaffen haben.«

      »Wir wollen ja auch nicht behaupten, daß diese Dame zu den Bankräubern gehört. Wir möchten nur wissen, woher sie das Geld hat«, erklärte Kommissar Thal. »Ich habe durchaus Verständnis, daß Sie diese Angelegenheit unter aller Diskretion behandelt wissen wollen.«

      Dr. Laurin blickte auf die Uhr. »Ich muß in den OP«, sagte er mit gekünstelter Ruhe. »Überlegen Sie in aller Ruhe, Blümchen. Aber bevor es zur Befragung einer Patientin kommt, möchte ich informiert werden. Ich kann keinesfalls zulassen, daß der Gesundheitszustand der Betroffenen darunter leidet.«

      »Wir werden das alles berücksichtigen«, versprach der Kommissar.

      *

      So war der Stand der Dinge, als Dr. Laurin sich seiner unaufschiebbaren Arbeit zuwandte. Hanna Bluhme wünschte den Kommissar und seinen Begleiter, mit Verlaub zu sagen, zum Teufel. Sie wußte natürlich genau, von wem diese vier Hunderteuroscheine stammten und hatte noch sechs weitere in der Kassette verschlossen,


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