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Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Sie ist vor einem halben Jahr gestorben.«

      »Davon hat Dr. Rasmus mir nichts erzählt. Durch wen hast du die Wahrheit erfahren?«

      »Durch ihre Aufzeichnungen. Dies alles ist sehr seltsam. Wir gleichen uns sehr, aber doch trennen uns Welten, empfindest du das nicht?«

      »Nein, ich will es nicht. Es ist nur so verwirrend, daß wir beide den gleichen Vornamen haben. Das wenigstens hätte uns erspart bleiben sollen.«

      »Ich betrachte es so, daß er uns von Menschen gegeben wurde, die unsere gemeinsame Mutter sehr lieb hatten«, sagte Mirja Rickmann leise. »Du hast einen Vater gehabt, der dich liebte, und ich eine Mutter, die ich über den Tod hinaus liebe. Sie war ein guter Mensch. Was vor mehr als zwanzig Jahren geschah, das soll vergeben und vergessen sein. Ihr Herz war voller Güte.«

      »Das sagst du, obgleich sie dich um eine sorglose Jugend gebracht hat? Pa wird ihr das nie verzeihen.«

      Ein nachdenklicher Blick traf sie. »Du hast sie nicht gekannt, und wir haben unsere gemeinsame Mutter nicht kennengelernt. Dein Vater soll erst Mutters Aufzeichnungen lesen, bevor er urteilt.«

      »Es ist unser Vater, Mirja.«

      »Nein, es ist dein Vater, und für mich ist er noch ein Mann, der eine Frau, die nur einer anderen nicht noch mehr Schmerz zufügen wollte, aus dem Hause gejagt hat. Vielleicht sehe ich es einseitig, aber ich habe Anna Rickmanns Leben zwanzig Jahre geteilt, und sie hat sich nichts gegönnt, damit ich nichts entbehren sollte. Niemand kann es verstehen. Ich glaube nicht, daß ich Vater das bedeuten könnte, was du ihm bedeutest. Aber in deinem wie in meinem Leben gibt es einen anderen Mann, der künftig unser Leben bestimmen wird. Unsere Wege würden sich jetzt auch trennen, wenn wir gemeinsam aufgewachsen wären.«

      »Lars hat schon mit dir gesprochen?«

      »Ja, aber er weiß die Wahrheit noch nicht. Er liebt dich. Wärest du dennoch bei deinem Vater geblieben?«

      »Wenn man heiraten will, muß man eine Entscheidung treffen«, sagte Mirja von Korten verhalten. »Aber wie kannst du so sprechen? Wir sind Zwillinge, wir müssen uns doch auch sonst ähnlich sein in allem.«

      Mirja Rickmann überlegte einen Augenblick. »Schau, Mirja, wir haben einundzwanzig Jahre nichts voneinander gewußt. Es schließt nicht aus, daß ich dich nun trotzdem sehr lieb haben werde«, schloß sie leise. »Ich habe auch gleich eine Bitte an dich. Sprichst du mit Vater? Bittest du ihn, erst zu urteilen, wenn er die ganze Wahrheit weiß? Ich werde dir Mutters Aufzeichnungen geben. Ich habe sie hier. Weiß der Himmel, warum ich sie mitgenommen habe, aber augenblicklich habe ich noch mehr Sorgen.«

      »Kann ich dir helfen?« fragte Mirja von Korten.

      »Nein.« Sie lächelte flüchtig. »Selbst Zwillinge müssen eines Tages ihre Entscheidungen allein treffen. Übrigens finde ich, daß du viel hübscher bist als ich.«

      »Nein, du bist hübscher«, kam sofort ein Protest. »Und bestimmt bist du auch viel gescheiter.«

      »Pst«, machte Mirja Rickmann, »wir werden doch nicht gleich Meinungsverschiedenheiten haben.«

      »Wer von uns beiden ist eigentlich zuerst zur Welt gekommen?« fragte Mirja von Korten.

      »Ich«, erwiderte Mirja Rickmann verhalten.

      »Dann nenne ich dich Mia und ich bin Jana.«

      Darauf gaben sie sich einen ersten schwesterlichen Kuß.

      *

      Johannes von Korten hielt schon Ausschau nach seiner Tochter. »Ich habe nichts erreicht«, sagte er niedergeschlagen. »Es war niemand im Haus.«

      Mirja nahm sich zusammen. »Anna Rickmann ist vor einem halben Jahr gestorben. Ich habe mit Mia gesprochen.«

      »Mia?« fragte er gedankenvoll.

      »Da wir nun mal beide Mirja heißen, habe ich beschlossen, daß ich Mia zu ihr sage und sie Jana zu mir. Bevor du etwas gegen Anna Rickmann sagst, lies das hier bitte. Mia hat es mir gegeben. Sie kennt die Zusammenhänge auch erst seit gestern. Lars war übrigens schon bei ihr.«

      »Ich brauche mich also nur noch mit den Tatsachen abzufinden?« fragte er gepreßt.

      »Du wirst es müssen, denn Mia hat einundzwanzig Jahre eine Mutter gehabt, die es anscheinend wert war, geliebt zu werden. Ich lasse dich jetzt allein, Pa. Es hat keinen Sinn, wenn du dich weiterhin deinem Groll hingibst.«

      Sie wirkte plötzlich reifer und erwachsener. Johannes von Korten warf ihr einen staunenden Blick zu.

      »Hast du Lars getroffen?« fragte er.

      »Nein, aber er wird schon erfahren, wo wir wohnen. Er wollte gegen fünf Uhr in der Prof.-Kayser-Klinik sein.«

      »Warum hast du nicht auf ihn gewartet?«

      »Weil ich dachte, daß es jetzt wichtiger für dich ist, wenn du erfährst, wie sich alles zugetragen hat.«

      »Will Mirja – ich meine Mia, mich nicht sehen?«

      »Die Entscheidung liegt bei dir. Sie wird nicht dulden, daß ein Wort des Vorwurfs gegen ihre Mutter gesagt wird.«

      Sie schloß schnell die Tür hinter sich, bevor er noch etwas sagen konnte.

      *

      Um die gleiche Zeit stand Rolf Hilger vor dem prachtvollen Anwesen, an dessen Tür der Name Arnold stand. Mit gemischten Gefühlen ging er den Weg zum Haus.

      Er hatte Irene zuvor angerufen, und sie hatte darauf nahezu euphorisch reagiert.

      Allerdings wirkte sie nun, da sie ihn empfing, merkwürdig unruhig, wenngleich sie eine hektische Betriebsamkeit entfaltete und so tat, als wäre er ihr bester Freund.

      Er hatte kaum ein paar Worte gesprochen und ließ sich eben in einem der riesigen Sessel nieder, als Fred Haldegg eintrat.

      Er war auch diesmal nicht nüchtern. Aus zusammengekniffenen Augen starrte er Rolf Hilger an, und dieser sah sich schon durchschaut, denn er war Haldegg kein Unbekannter.

      »Du machst schon wieder einen Fehler, Irene«, sagte Fred Haldegg mit schwerer Stimme, »und du wirst immer mehr Fehler machen, wenn nicht endlich Schluß ist mit diesem Theater. Dieser Mann ist als Ingenieur in den Arnold-Werken beschäftigt. Jetzt ist endgültig Schluß. Ich spiele nicht mehr mit.«

      Irenes Reaktion war ein hysterischer Ausbruch. Er war fürchterlich, und Rolf Hilger war schon aufgesprungen, bevor sie wie eine Raubkatze mit erhobenen Händen auf ihn zuschoß.

      Fred Haldegg hielt sie fest, bevor sie sich auf ihn stürzen konnte.

      »Verschwinden Sie«, zischte Fred Haldegg, »und vergessen Sie, daß Sie ihr begegnet sind. Ich wollte, ich könnte es auch vergessen.«

      *

      Eine Stunde später läutete es an Mirja Rickmanns Tür. Sie war gerade nach Hause gekommen.

      »Ach, Herr Hilger«, sagte sie verlegen. Sie hatte doch tatsächlich vergessen, daß es ihn auch noch gab, nachdem Lars Lundgren in der Klinik erschienen war.

      »Ich wollte Ihnen doch Bericht erstatten«, sagte Rolf Hilger, der trotz Herumlaufens das Erlebte noch nicht ganz bewältigt hatte.

      »Sie waren bei Frau Arnold-Mattis?« überbrückte Mirja das Schweigen.

      Er nickte und schilderte ihr stockend, was sich dort zugetragen hatte, aber bevor er noch zu Ende kam, schrillte die Türglocke.

      »Es kommt Besuch für mich«, flüsterte Mirja. »Entschuldigen Sie bitte, Herr Hilger. Wenn es Herrn Arnold bessergeht, wird er noch mit Ihnen darüber sprechen.«

      Sie drückte auf den Türöffner. Schritte wurden vernehmbar. Mit einer höflichen Verbeugung zog sich Rolf Hilger zurück, ohne einen Blick zur Treppe zu werfen, auf der nun Johannes von Korten emporstieg. Auf dem letzten Treppenabsatz verhielt er den Schritt und umfaßte Mirja mit einem langen Blick. Tiefste Erschütterung drückte sich in seinem Mienenspiel aus,


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