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Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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hatten mit einer schwerwiegenden Ankündigung gerechnet und mussten sich zurückhalten, um nicht laut loszulachen.

      »So ist es recht! Sie müssen sich gleich Autorität verschaffen«, scherzte Andrea Sander und zwinkerte Mario zu.

      »Jawohl! Zeig den Leuten, wo der Hammer hängt!«, feuerte Marianne mit nicht zu überhörender Ironie an.

      »Nehmt mich nur auf den Arm!«, schimpfte Mario. »Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt.« Glücklicherweise hatte er seine Schwester Fee entdeckt, die nach ihrer Mittagspause auf die Klinik zueilte, und winkte ihr zu.

      »Hey, Fee, komm und rette mich vor diesen niederträchtigen Weibsbildern!«, rief er theatralisch.

      »Aber als Chef wirst du dich doch hoffentlich selbst deiner Haut wehren können«, bemerkte Fee, als sie sich zu den dreien gesellte.

      Marianne und Andrea lachten, ehe sich die Tortenkünstlerin verabschiedete. Es wurde Zeit, in die Bäckerei zu fahren, und auch Andrea Sander machte sich auf den Weg in ihr Büro. Mario und Fee blieben zurück, und er sah seine Schwester aus schmalen Augen an. »Ich bekomme zehn Euro von dir«, erklärte er ihr auf dem Weg in die Klinik.

      Felicitas wunderte sich.

      »Ich kann mich nicht erinnern, dass du mir Geld geliehen hättest.«

      »Jeder, der mich Chef nennt, muss zehn Euro in die Kaffeekasse zahlen«, erklärte er ihr, und auch um Fees Mundwinkel begann es verdächtig zu zucken.

      »Das sind ja drakonische Maßnahmen. Da kann sich Jenny eine Scheibe von dir abschneiden.«

      »Lach du nur auch über mich!«, beschwerte sich ihr Bruder, und fast sofort wurde sie ernst.

      »Ehrlich gesagt ist mir gar nicht zum Lachen zumute«, gestand Fee und grüßte eine Schwester, die ihnen entgegen kam.

      »Was ist passiert?«, fragte Mario, als Schwester Anita an ihnen vorbei gehuscht war. »Ist dir Lammers schon wieder in die Parade gefahren?«

      »Noch nicht. Aber er will nicht wahrhaben, dass Kevin Trostmann keinen Typhus hat. Es muss was anderes hinter dieser seltsamen Schwäche stecken. Aber ich werde ihn schon noch davon überzeugen, dass er mich unterstützt. Oder mich wenigstens meine Arbeit tun lässt, ohne mich ständig zu kritisieren.« Felicitas wunderte sich selbst über ihren neu erwachten Kampfgeist. Mit Sicherheit war dafür Daniel verantwortlich, und sie dankte ihm im Stillen für seine aufmunternden Worte.

      »Was ist es dann, was dich bedrückt?«, erkundigte sich Mario, blieb vor einer Glastür stehen und ließ seiner Schwester den Vortritt, nachdem sie sich vor ihnen geöffnet hatten.

      »Bedrückt ist das falsche Wort«, rückte Fee zögernd mit der Wahrheit heraus. »Ich habe vorhin einen Anruf bekommen, der mich nachdenklich macht.«

      »Bitte, Schwesterherz, lass dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Sonst ist meine Schicht vorbei, bis du zu Ende erzählt hast«, drohte Mario und bat sie in sein Büro. Dort setzte er sich an den Schreibtisch und warf einen Blick auf seinen Terminkalender, während Fee vor ihm stehen blieb.

      »Erinnerst du dich an Carla Hansen?«, fragte sie.

      Mario hob den Kopf und sah sie sinnend an.

      »Carla Hansen, Carla Hansen…«, wiederholte er, ehe er den Kopf schüttelte. »Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung. Wer soll denn das sein?«

      »Unsere Cousine fünften Grades oder so. Jedenfalls ist sie weitverzweigt mit uns verwandt. Sie lebt in der Nähe von Hamburg und hat einen Sohn in München. Leider ist es für Urs nicht gut gelaufen. Offenbar ist er auf die schiefe Bahn geraten, hat Drogen genommen und einen Raubüberfall verübt. Dafür und für ein paar andere Delikte ist er ins Gefängnis gewandert. Jetzt soll er wegen guter Führung Freigänger werden, und seine Mutter hat gefragt, ob ich nicht ein Auge auf ihn haben könnte«, berichtete sie von dem Anruf, den sie auf dem Weg zum Wagen erhalten hatte.

      Schweigend hatte Mario den Ausführungen seiner Schwester gelauscht. Eine steile Falte stand auf seiner Stirn.

      »Und? Was hast du gesagt?«

      »Dass ich darüber nachdenken muss. Auch wenn Urs irgendwie zur Familie gehört … er ist ein Verbrecher. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich damit etwas zu tun haben will.«

      »Verständlich, schon wegen der Kinder«, bemerkte Mario, ganz fürsorglicher Onkel.

      Doch Fee war noch nicht fertig.

      »Andererseits kann ich mich gut an Urs erinnern. Vor vielen Jahren hat er mal seine Ferien auf der Insel der Hoffnung verbracht. Ich war damals auch dort und habe mich ziemlich viel mit ihm beschäftigt. Als er abreisen musste, hat er sogar geweint. Am liebsten wäre er bei mir geblieben.« Jahrelang hatte Felicitas nicht an diesen Urlaub gedacht. Sie wunderte sich, woher diese Erinnerung auf einmal kam, noch dazu so klar und deutlich, als läge sie erst ein paar Wochen zurück.

      Mario, der ihre Gedanken nicht lesen konnte, hatte inzwischen weitergedacht.

      »Wie hat sich Carla dieses ›ein Auge auf ihn haben‹ denn vorgestellt?«

      Felicitas zuckte mit den Schultern.

      »Das habe ich nicht gefragt. Ehrlich gesagt war ich zu verwirrt, um überhaupt klar denken zu können. Ich werde mit Dan darüber sprechen, was er davon hält, und sie morgen zurückrufen.«

      »Gute Idee«, nickte Mario, als das Telefon vor ihm auf dem Schreibtisch klingelte. Er schickte seiner Schwester einen entschuldigenden Blick und hob ab. »Cornelius am Apparat.«

      »Chef, wo stecken Sie denn?« Selbst aus dieser Entfernung konnte Fee hören, dass Andrea Sander am anderen Ende der Leitung war. »Sie werden zur Besprechung erwartet.«

      Mario war so überrascht, dass er die zehn Euro Strafe vergaß.

      »Warum? Wo sollte ich denn sein?«, fragte er und sah noch einmal auf den Terminkalender. »Hier steht nichts von einer Besprechung.«

      »Sie sitzen ja auch am falschen Schreibtisch«, machte ihn die Assistentin der Klinikleitung auf sein Versehen aufmerksam. »Wenn Sie dann bitte so schnell wie möglich ins Büro des Klinikchefs kommen wollen…« Grußlos legte sie auf.

      Einen Moment lang saß Mario wie versteinert am Tisch. Dann erhob er sich.

      »Die wahre Chefin der Privatklinik Dr. Behnisch hat ein Machtwort gesprochen«, erklärte er nicht ganz ernst in Fees Richtung und ließ seine Schwester notgedrungen mit ihrem Problem allein.

      *

      »Wow, wir haben einen Knastbruder in der Familie. Ist ja cool!« Nachdem Felicitas am Abend vor versammelter Mannschaft ihre Geschichte zum Besten gegeben hatte, erntete sie nicht nur skeptische Zurückhaltung. Im Gegensatz zum Rest seiner Familie war Janni Norden sichtlich angetan von der Vorstellung, mit einem Kriminellen verwandt zu sein. »Den will ich unbedingt kennenlernen. Dann kann er mal erzählen, ob’s da wirklich so abgeht wie im Fernsehen.«

      Felix hatte dem Monolog seines jüngsten Bruders gelauscht. Mit hochgezogener Augenbraue wandte er sich an seine Eltern.

      »Mum, Dad, ich will eure Erziehung ja nicht kritisieren. Aber ist es möglich, dass Janni zu viel fernsehen darf?«

      Diesen Vorwurf wollte Daniel nicht auf sich sitzen lassen.

      »Ich bitte dich! Janni ist inzwischen alt genug, um selbst verantwortungsbewusst mit diesem Medium umzugehen.«

      »Das war aber bei mir noch anders«, beschwerte sich Felix, und in seinen Augen blitzte es verdächtig. »Bei mir wart ihr noch total streng. Aber je mehr wir geworden sind, umso lockerer scheint eure Einstellung zu werden.«

      »Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, dein jüngerer Bruder zu sein«, platzte Janni heraus, und der Rest der Familie brach in Gelächter aus.

      Sogar Felix stimmte mit ein.

      »Diesen Witz und diese Schlagfertigkeit musst du von mir haben.« Er zwinkerte Janni zu, was Felicitas mit einer gewissen Erleichterung


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