Moonlight Romance Staffel 2 – Romantic Thriller. Scarlet WilsonЧитать онлайн книгу.
den Grund dafür.
Es war weniger die Tatsache an sich gewesen; er hatte durchaus Verständnis, dass sie es nicht ertragen konnte, einen Menschen, an dem sie seit Kindertagen hing, hilflos zu wissen und nicht einzugreifen. Aber er hatte zumindest erwartet, dass man ihn in die Entscheidung eingebunden und nicht einfach über seinen Kopf hinweg entschieden hätte …
Das ihrer Tante zu erklären war Maja allerdings zu peinlich. Sie befürchtete, es könnte deren gute Meinung über Bernd beeinträchtigen.
»Nun ja, in letzter Zeit gab es gelegentlich schon gewisse Spannungen zwischen uns«, murmelte sie verlegen. »Ich will damit sagen, dass wir durchaus nicht immer einer Meinung sind«, glaubte sie eine Erklärung nachschieben zu müssen.
»Herrgott im Himmel, Mädchen!« Claudia Ritter schüttelte den Kopf. »Das ist ja wohl normal! Es wäre doch zu komisch – ja, geradezu absurd und nebenbei gesagt stinklangweilig – wenn zwei erwachsene intelligente Menschen stets und ständig in allem einig wären und die gleichen Ansichten vertreten würden!
Immerhin hat jeder von euch zweien ein eigenes Hirn und ein eigenes Herz, eigene Erfahrungen, eigene Wünsche und seine ganz privaten Vorlieben und Vorstellungen.
Deswegen zu behaupten, in der Beziehung wäre etwas nicht in Ordnung, kommt mir reichlich abwegig vor! Ich finde, mit Bernd Hoferrichter hast du einen ausgezeichneten Fang gemacht.«
Ehe Maja etwas dazu sagen konnte, kam die Bedienung zurück und stellte ihnen die bestellten Getränke hin. »Wohl bekomm’s, meine Damen! Das Essen kommt auch gleich!«
Die kleine Unterbrechung verschaffte Maja die Gelegenheit, sich eine Antwort zu überlegen.
»Natürlich, Tantchen!«, begann sie, wurde aber sofort unterbrochen.
»Dann verdirb’ dir deine Chancen bei ihm nicht, indem du zickig wirst, Kind!«
Maja erschrak. Das klang ja richtig eindringlich! Und das von ihrer Tante, die sich bisher noch nie in ihr Liebesleben eingemischt hatte.
»Aber nein, natürlich nicht! Aber es ist doch so, dass mittlerweile alles etwas weniger aufregend geworden ist und alltäglicher!«
»Aber sicher! Der Alltag ist inzwischen bei euch eingekehrt. Lange genug seid ihr ja zusammen! Wenn dir das nicht passt, mein Schatz, weil dir der Alltag zu grau geworden ist, dann ist es an dir, gegenzusteuern und ihn wieder bunter zu machen!«
Als Claudia Majas betroffene Miene sah, lenkte sie ein wenig ein. »Lass’ dir von einer alten Frau einen guten Rat geben, Mädchen: Solltest du beklagen, dass Bernd dir gegenüber nicht mehr so feurig und aufmerksam ist wie zu Anfang eurer Beziehung, dann fange schleunigst an, dein eigenes Gewissen zu erforschen, ob du selbst ihm nicht die Steilvorlagen dazu lieferst!
Stelle dir ehrlich die Frage, ob du nicht nachgelassen hast, ihm immer wieder – und zwar jeden Tag – das Gefühl zu geben, dass er der wichtigste Mensch in deinem Leben ist, dass du nur ihn – und zwar ausschließlich ihn – zum Mann haben willst! Wann hast du ihm eigentlich das letzte Mal gesagt, dass du ihn liebst?«
Claudias blaue Augen bohrten sich in Majas blaugrüne. Die senkte etwas betroffen die Augenlider und räusperte sich vor Verlegenheit.
»Nun ja«, meinte sie dann etwas eingeschüchtert von der resoluten Redeweise ihrer Tante. »Wenn du mich so fragst … Aber er weiß doch, dass ich ihn liebe und warum soll ich ihm das denn dann jeden Tag noch vorbeten?«
»Sei mir nicht böse, Liebes, dann hast du auch kein Recht, dich über eine etwas eingeschlafene Beziehung – geschweige über deinen Verlobten – zu beschweren! Du kennst doch das Sprichwort: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus!«
Für eine ganze Weile herrschte erst einmal Stille am Tisch. Claudia überlegte, ob sie nicht zu weit gegangen war mit ihrer Kritik an Maja. Normalerweise entsprach es keineswegs ihrer Art, sich in persönliche Angelegenheiten anderer Menschen einzumischen. Und was konnte es Persönlicheres geben als Herzensangelegenheiten?
Andererseits lagen ihr Maja und Bernd sehr am Herzen und sie hätte es überaus bedauert, falls die Verlobung der beiden in die Brüche gegangen wäre – und nur, weil ihre Nichte der naiven Meinung huldigte, in einer Beziehung müsse der Gefühlspegel allezeit auf »himmelhochjauchzend« verharren – und ohne dass die Beteiligten etwas dafür taten.
Maja ihrerseits verharrte in Schweigen weil Claudias Vorhaltungen ihr zu denken gaben. Weit davon entfernt, die deutlichen Worte ihrer Lieblingsverwandten übel zu nehmen, ließ sie sich deren Ermahnung durch den Kopf gehen.
Sie hatte ja Recht mit dem, was sie gesagt hatte. Alles war mittlerweile so selbstverständlich geworden. Warum sich noch anstrengen und wozu sich immer wieder groß um den anderen bemühen? Man wusste doch, was man einander hatte und wem man vertraute! Oder etwa nicht?
Kurzfristig verspürte Maja eine Anwandlung von kindischem Trotz: Warum soll es allein meine Sache sein, mich um unser Verhältnis zu bemühen? Dann fiel ihr allerdings noch rechtzeitig ein, dass dem keineswegs so war! Wie oft hatte sie schon Anzeichen von ungerechtfertigter Eifersucht gezeigt, war zickig und grundlos unleidlich gewesen?
Und dass sie bockig reagierte, wenn sie glaubte, Bernd entscheide über ihren Kopf hinweg, ohne sie mit einzubeziehen (auch wenn es gar nicht möglich gewesen war, sie zu fragen!), war noch gar nicht so lange her.
Nachgegeben und sich entschuldigt hatte sich bisher immer ihr Verlobter – auch wenn er – objektiv gesehen – im Recht gewesen war. Im jetzigen Fall war sie es gewesen, die ihn vor vollendete Tatsachen gestellt hatte, obwohl es gut möglich gewesen wäre, nach Jens’ Hilferuf erst mit ihm darüber zu reden! Vielleicht hätte es auch eine andere Möglichkeit gegeben, Claudia zu helfen, als einfach den gemeinsamen Urlaub platzen zu lassen?
Die Bedienung schleppte jetzt ihren Schweinebraten an und wünschte lächelnd einen guten Appetit. Während sie die Teller mit den ansehnlichen Portionen, die verführerisch dufteten, vor Claudia und Maja hinstellte, nahm die Kellnerin allerdings – wie die meisten ihrer Profession eine erfahrene Menschenkennerin – die Spannung zwischen den zwei Frauen wahr.
Das Späßchen, das sie bereits auf den Lippen gehabt hatte, blieb ungesagt; rasch entfernte sie sich von ihrem Tisch, um sich um neu angekommene Gäste am Nebentisch zu kümmern.
»Lass’ es dir gut schmecken«, sagte Maja und gönnte Claudia ein schüchternes Lächeln. »Das wünsche ich dir auch, meine Liebe!«, erwiderte diese. »Sei mir bitte nicht böse! Ich weiß, ich alte Frau sollte mich nicht in deine Angelegenheiten mischen, aber …«
Sofort wurde sie von der jungen Lehrerin unterbrochen. »Aber Tantchen, ich bitte dich! Erstens bist du keine alte Frau – und das weißt du auch ganz genau – und zweitens, du kannst mir alles sagen. Von dir nehme ich auch jederzeit Kritik entgegen. Und du hattest ja Recht mit dem, was du mir um die Ohren gehauen hast. Du bist eben doch die Klügere von uns beiden!«
»Oh, nein, Liebes!« Claudia Ritter schmunzelte. »Als die Ältere von uns zweien habe ich einfach mehr Lebenserfahrung.«
Die Atmosphäre war wieder gereinigt, die Spannung zwischen ihnen verflogen und sie konnten sich genüsslich dem Verzehr des köstlichen Bratens widmen.
Tante Claudia, die normalerweise sehr auf Kalorien achtete – »in meinem Alter muss man das tun als Frau, die nicht total aus dem Leim gehen will!« – verstieg sich zu wahren Lobpreisungen:
»Ein saftiger Braten mit leichter Pfeffer-Beifußnote, mit knusprig-krachender Schwarte in einer superleckeren Kümmelsoße mit Liebstöckl, dazu handgeriebene rohe Kartoffelknödel und ein himmlisches Blaukraut mit Apfelstückchen und einem guten Schuss Rotwein – einfach göttlich! Es ist weiß Gott schon lange her, dass ich so einen guten Schweinebraten gegessen habe!«
»Geht mir genauso!«
Maja tunkte gerade mit ihrer Gabel ein Stück Knödel in die braune Soße, ehe sie es sich in den Mund schob und genüsslich kaute. »Ich habe mich auch schon hin und wieder selbst an Schweinebraten versucht, aber ich bekomme ihn bei weitem nicht so gut