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Die Seele Chinas. Richard WilhelmЧитать онлайн книгу.

Die Seele Chinas - Richard Wilhelm


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mehr im Volksbewusstsein sich festigen. Kurz, was wir Chinesen in den letzten 30 Jahren getan haben, ist einmal, dass wir dem mehr als tausendjährigen Zustand, da immer wieder fremde Stämme von außen her uns zu beherrschen unternahmen, ein für allemal gründlich ein Ende gemacht haben, und zweitens, dass wir die Willkürherrschaft des Absolutismus, die seit den zwei Jahrtausenden von Ts’in Schï Huang auf uns lastet, für alle Ewigkeiten beseitigt haben. Diese beiden Dinge sind auch keineswegs die Frucht eines unbewussten Zufalls, sondern sie sind durch ein ganz tiefes Erwachen und große Anstrengung zustande gekommen. Von hier aus betrachtet, ist dieses Ergebnis entschieden als Fortschritt zu bezeichnen.

      Was nun allerdings unsere staatlichen Verhältnisse während des Jahrzehnts der Republik anlangt, so begegnen sie allgemeinem Hohn des Auslandes. Dennoch glaube ich, dass kein Grund da ist zum Verzweifeln, denn diese Zustände sind durch zwei außergewöhnliche Ursachen bestimmt, die beide in Kurzem beseitigt sein werden. Die eine Ursache ist, dass man sich während der Revolution, weil die eigene Kraft des Volkes noch nicht stark genug war, genötigt sah, äußere Macht13 zu Hilfe zu nehmen. Die Machtpolitik ist ein Gespenst der alten Zeit. Da dieses Gespenst eine zweitausendjährige Geschichte hinter sich hat und sehr klug ist in der Anwendung seiner Mittel, so konnte man nicht verhindern, dass es noch ein paar Jahrzehnte weiterspukte, aber seine Zeit ist zum größten Teil abgelaufen und in Kurzem wird es zu Ende mit ihm sein. Wenn erst diese Zeit vorüber ist, wird ganz von selbst eine neue politische Atmosphäre sich bilden.

      Die zweite Ursache liegt in den naturgemäßen Vorgängen bei der Ausdehnung einer Bewegung. Die einzelnen Etappen der Umwandlung wurden von einer Reihe von wirklichen Helden unter Einsetzung ihrer ganzen Kraft erreicht. Da ist es nur natürlich, dass im Lauf der Zeit ein vorübergehender Ermattungszustand eintritt, und außerdem sind leider eine ganze Anzahl der entschlossenen Kämpfer als Opfer der Zeit gefallen. Die Nachfolger fanden nicht sofort den Anschluss an ihre Höhe, so entstand ein Zwischenraum von einer gewissen Leere. Aber ich denke, dass diese Zeit nun auch vorüber ist. Die alten Führer haben ein wenig ausgeruht und können aufs Neue erwachen zu neuem Kampfeseifer. Und da auch die neu in die Reihen Einrückenden von Tag zu Tag zahlreicher werden, so ist die Lage so, dass eine neue Zeit erwartet werden kann.«

      Alle die drei genannten Führerpersönlichkeiten stehen wie gesagt irgendwie dem Buddhismus nahe, denn auch K’ang Yu We erwähnt ihn gelegentlich in seinen Schriften. Dass der Buddhismus, der eine Zeitlang daniederlag und in Aberglauben niedriger Art versunken war, wieder hochkam und heute in China wieder regelrecht unter den Gebildeten Mode zu werden beginnt, hängt natürlich mit den historischen Verhältnissen zusammen. Ein Sekretär des bekannten Staatsmannes Tsong Kuo Fan, namens Yang Wen Hui, der später auch mit dem Sohn von Tsong Kuo Fan, dem bekannten Marquis Tsong, als dieser Gesandter in London wurde, nach Europa ging, war es, der in dieser Hinsicht großen Einfluss auf die Gelehrten der neuen Schule ausübte. Er hatte eine überaus gründliche und tiefe Bildung und ließ sich in späteren Jahren in Nanking nieder, wo er sich der Erforschung des Buddhismus und dem Unterricht von Jüngern in den Geheimnissen der buddhistischen Gedankenwelt widmete. Er starb einen Tag vor dem Ausbruch der Revolution. Der von ihm gegründete Kreis ist noch heute in seinen Ausläufern in Nanking vorhanden.

      Sicher hat der Buddhismus Gefahren für manche der oberflächlicheren seiner Anhänger gehabt. Manche wurden aus einem gewissen Weltüberdruss in seine Arme geführt, um sich zu retten vor dem Getriebe des Lebens. Diese pessimistische Stimmung, die jedoch nicht mit Notwendigkeit im Mahayana-Buddhismus begründet ist, bedeutet natürlich eine Senkung des Niveaus, ähnlich wie das im Christentum der Fall war in den Zeiten, da man sich durch Weltflucht aus diesem irdischen Jammertal zu retten suchte. Aber die sehr verbreitete Sekte vom »Reinen Land«, die in mancher Hinsicht an den Protestantismus erinnert, indem sie Erlösung nicht aus Werken, sondern allein durch den Glauben erhofft, hat fast noch mehr geschadet. Diese Sekte verzichtet von vornherein auf die Möglichkeit, in diesem Leben schon Vollendung zu erreichen. Man vertraut auf Amida und ruft ihn an (Chinesisch: »Amit’ofo«), dadurch erlangt man die Kraft seiner stellvertretenden Verdienste, durch die man nach dem Tod in das »Reine Land«, das Paradies, eingeht, wo man noch einmal wiedergeboren wird, um das Nirwana zu erlangen. Dieser Glaube bedeutet eine starke Erleichterung. Man kann ihn unter Menschen von recht zweifelhafter Art finden. Sie beten und meditieren, dann gehen sie wieder hin und sündigen fröhlich weiter, denn sie wissen ja, dass der einfache Ausruf Amit’ofo wieder alle Seligkeiten herbeiruft. In dieselbe Richtung gehört es, dass die Vertreter des Buddhismus die verschiedenen spiritistischen und sonstigen okkultistischen Geheimsekten gefördert haben in ihrem oft sehr lichtscheuen Treiben. In diesen Beziehungen ist eine Reform des Buddhismus am Werk. Dass man dabei auch Anleihen beim Christentum macht, Jubiläumsfeiern christlicher Art abhält, Zeitschriften herausgibt, buddhistische Jünglingsvereine (Y. M. B. A.!) gründet, ist eine Auskunft, die wohl nicht sehr geschmackvoll ist, aber auch nicht zum eigentlichen Wesen der Sache gehört. Ganz ernsthafte Männer unter den Führern der Jugend sind der Meinung, dass, wie die Wiedergeburt Europas von der Wiederbelebung des Griechentums durch die Renaissance und die Wiederbelebung des Christentums durch die Reformation bewirkt worden sei, so auch das chinesische Rinascimento, von dem die heutige chinesische Jugend so viel redet, ebenfalls diese doppelte Wurzel haben müsse: Auf ästhetischem Gebiet die Erneuerung der Literatur und Kunst und auf dem Gebiet der Weltanschauung eine Erneuerung des Buddhismus. Das Christentum liegt diesen Kreisen offenbar zu fern. Man bekämpft es nicht weiter, man hält es für eine in Europa selbst im Absterben begriffene Kraft, man ist der vielen Streitigkeiten müde, man hält seinen Standpunkt gegenüber den vielen neuen Fragen, die das geistige Leben beschäftigen, für veraltet. Man fällt nach Abwägen des Für und Wider das Urteil: »Weder Lob noch Tadel«.14

      Unter den Führern des neuen China muss hier auch der kürzlich verstorbene Sun Wen (Sun Yat Sen) genannt werden, der ebenfalls aus der Kantonprovinz, also dem äußersten Süden Chinas, stammt. Es ist anlässlich der chinesischen Revolution schon von ihm die Rede gewesen. Hier sei nur noch erwähnt, dass er in einem Werk großartige Pläne für die wirtschaftliche Ausgestaltung Chinas hinterlassen hat. Ein Netz von Eisenbahnen sollte ganz China überziehen. Große weltstädtische Hafenplätze sollten an der Küste geschaffen werden.15 Alles ist fantasievoll und großzügig, in Zahlen gedacht, die nur in Amerika ihre Parallele haben. Das Suggestive der Persönlichkeit Sun Yat Sens hat aber im Allgemeinen nicht in seiner literarischen Arbeit gelegen. Sein wild bewegtes Leben voll Gefahr und Verfolgung schenkte ihm keine Zeit zu literarischer Vertiefung. Aber er war bedeutend als Sammlungsmittelpunkt. Er hat das Banner der Revolution hochgehalten, bis die Republik die Regierungsform Chinas geworden war. Nach dieser politischen Revolution wandte er sich dem Gedanken der sozialen Umbildung zu, je mehr er sah, dass mit der Umwandlung der Staatsform allein noch recht wenig getan war. Aber dass er es war, der auch den neuen Weg einschlug, bewirkte, dass die dem Neuen zustrebenden Kräfte einheitlich blieben. Er hat das soziale Empfinden des Bürgertums geweckt und es zum großen Teil mitgerissen auf die Bahn der sozialen Reformen. Dass heute Kaufleute, Studenten und Arbeiter eine einheitliche Masse bilden, dass auch die Soldaten im entscheidenden Moment mit dem Volk zusammengehen, ist die große Kraft des neuen China. Dieser ganz starke, einheitliche Geist hat die Gewissheit des Sieges in sich. So bedeutet der Name Sun Yat Sens für weite Kreise des chinesischen Volkes ein einigendes Symbol. Vielleicht wird diese Kraft nun, da er gestorben ist, noch größer werden, weil er zu Lebzeiten gerade in Kanton eine Menge parteimäßiger Gegner hatte und weil er während der dauernden Kämpfe, in denen er stand, und die zwischen Sieg und Niederlage schwankten, doch manchmal zu Maßregeln gezwungen war, um sich Geld für seine Zwecke zu verschaffen, die nicht immer seine Beliebtheit bei den davon betroffenen Kreisen vermehrten.

      Namentlich bei der studierenden Jugend spielt eine große Rolle der Präsident der Pekinger Reichsuniversität, Ts’ai Yüan P’e. Ts’ai Yüan P’e stammt noch aus der alten Schule. Er war Mitglied der alten Hanlin-Akademie und beherrscht die alte chinesische Wissenschaft und den alten Stil vollkommen. Er hat sich jedoch von Anfang an mit Überzeugung der neuen Bewegung angeschlossen, in der er sehr bald eine führende Stelle einnahm. Er ist der einzige der literarischen Führer aus der älteren Generation, der längere Zeit an europäischen, besonders an deutschen Universitäten verbrachte. Zurückgekehrt nach China war er als Unterrichtsminister tätig und wurde schließlich mit der Präsidentschaft der Pekinger Reichsuniversität betraut. Sein Werk ist der Neuaufbau des gesamten chinesischen


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