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Die wichtigsten Werke von Leo Tolstoi. Leo TolstoiЧитать онлайн книгу.

Die wichtigsten Werke von Leo Tolstoi - Leo Tolstoi


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hätte er alles weggegeben. Er versäumte kein Diner, keine Abendgesellschaft im Klub. Sowie er nur seinen gewohnten Platz auf einem Diwan einnahm, nach den ersten beiden Flaschen Margaux, bildete sich eine Gruppe um ihn, in welcher Gespräch, Streit und Scherzreden nicht aufhörten. Wenn er sich nach dem Abendessen mit gutmütigem Lächeln erhob, um der Bitte der lustigen Gesellschaft, mitzufahren zu entsprechen, wurde er mit Freudenrufen fortgeführt. Er tanzte auf den Bällen, wenn es an Tänzern fehlte. Die jungen Damen liebten ihn dafür, weil er, ohne ihnen den Hof zu machen, gegen alle gleich liebenswürdig war, besonders nach dem Abendessen.

      »Er ist entzückend und hat kein Geschlecht«, sagten sie unter sich auf französisch.

      Wie hätte er sich entsetzt, wenn man ihm vor sieben Jahren, als er eben aus dem Ausland zurückkam, gesagt hätte, er brauche nichts zu suchen und zu denken, sondern nur sich im längst vorgezeichneten Geleise fortzubewegen, und wie er sich auch drehen möge, er werde immer ebenso sein, wie alle in seiner Lage. Er hätte nicht daran glauben können! Hatte er nicht damals von ganzer Seele gewünscht, die Republik in Rußland einzuführen, bald Napoleon, bald ein Philosoph, bald ein Taktiker, der Besieger Napoleons zu sein? Hatte er nicht die Überzeugung von der Möglichkeit und den glühenden Wunsch gehegt, das lasterhafte Menschengeschlecht zu bessern und für sich selbst die höchste Stufe der Vollkommenheit zu erreichen? Hatte er nicht Schulen und Krankenhäuser errichtet und seine Bauern freigelassen?

      Statt dessen war er jetzt der reiche Gemahl einer untreuen Frau, ein Feinschmecker und Trinker, der über die Obrigkeit murrte, ein allgemein beliebtes Mitglied des englischen Klubs von Moskau und der moskauischen Gesellschaft überhaupt. Lange konnte er sich nicht mit dem Gedanken versöhnen, daß er jetzt nichts weiter als ein verabschiedeter Kammerherr sei und diesem Typus angehöre, den er vor sieben Jahren so tief verachtet hatte.

      Er wurde nicht mehr wie früher von Augenblicken der Verzweiflung und des Lebensüberdrusses befallen; aber dieselbe Krankheit, die sich früher in scharfen Anfällen äußerte, lag in ihm und verließ ihn keinen Augenblick. »Wozu? Warum? Was geht in der Welt vor?« fragte er sich oftmals am Tage. Er wußte aus Erfahrung, daß es auf diese Fragen keine Antwort gab, und griff dann hastig zu einem Buch, um sich davon loszumachen, oder er eilte in den Klub.

      »Helene, welche niemals etwas geliebt hat außer ihrem eigenen Körper«, dachte Peter, »und eine der dümmsten Frauen in der Welt ist, erscheint den Leuten begabt mit Geist und der höchsten Verfeinerung, und alles verneigt sich vor ihr. Napoleon wurde von allen verachtet, bis er eines Tages ein großer Mann war. Die Spanier sandten Dankgebete zum Himmel durch ihre katholischen Priester dafür, daß sie am 14. Juni die Franzosen besiegt haben, die Franzosen aber sandten durch dieselbe katholische Geistlichkeit Dankgebete nach oben dafür, daß sie am 14. Juni die Spanier besiegt haben. Meine Brüder, die Freimaurer, schwören, sie seien bereit, alles für den Nächsten zu opfern, und zahlen nicht ihre Beiträge von einem Rubel zu den Sammlungen für die Armen, intrigieren gegeneinander, zerbrechen sich die Köpfe über einen echten schottischen Teppich und über einen Aktus, der für niemand nötig ist und dessen Sinn niemand versteht, auch der nicht, der ihn geschrieben hat.« Er hatte die unglückliche Fähigkeit vieler, besonders russischer Leute, an die Möglichkeit des Guten und der Wahrheit zu glauben, dabei aber doch zu deutlich das Böse und die Lüge im Leben wahrzunehmen, um ernsthaften Anteil am Leben nehmen zu können. Aber er mußte doch leben und eine Beschäftigung haben, es war zu schrecklich, unter dem Druck dieser ungelösten Lebensfragen zu bleiben, und er gab sich den Zerstreuungen hin, nur um jene zu vergessen. Er besuchte Gesellschaften aller Art, trank viel, kaufte Bilder, baute und las alles, was ihm in die Hände fiel. Kaum hatte ihm der Diener beim Nachhausekommen den Mantel abgenommen, so griff er schon nach einem Buch und las, bis er einschlief. Wein zu trinken wurde ihm immer mehr eine physische und zugleich geistige Notwendigkeit. Obgleich ihm die Ärzte sagten, bei seiner Korpulenz sei der Wein für ihn gefährlich, trank er doch sehr viel. Erst wenn er einige Gläser Wein in seinen großen Schlund hinabgegossen hatte, empfand er eine angenehme Wärme, eine Zärtlichkeit für seine Nebenmenschen. Erst wenn er eine oder zwei Flaschen getrunken hatte, erkannte er in unbestimmter Weise, daß jener schrecklich verwirrte Knoten des Lebens nicht so schrecklich sei, wie ihm sonst schien. Zuweilen dachte Peter daran, daß man ihm erzählt hatte, wie die Soldaten im Kriege, wenn sie im Feuer stehen, ohne etwas tun zu können, sich bemühen, eine unbedeutende Beschäftigung für sich zu finden, um die Gefahr leichter zu ertragen, und so erschienen ihm auch alle Menschen nur bemüht, sich vor der Last des Lebens zu retten durch Ehrgeiz, durch Karten, durch Arbeit an der Gesetzgebung, durch Weiber, durch irgendein Spielzeug, oder durch Pferde, durch Politik, Jagd, Wein oder Staatsangelegenheiten. Nein, es gibt nichts Unbedeutendes und nichts Wichtiges, es ist alles gleich, nur muß man sich vor dem Druck des Lebens retten, so gut man kann.

      112

       Inhaltsverzeichnis

      Am Anfang des Winters war der alte Fürst Bolkonsky mit seiner Tochter nach Moskau gereist. Seiner Vergangenheit, seinem Geist und seiner Originalität zufolge und besonders weil das Entzücken über die Regierung des Kaisers Alexander sich abschwächte, wurde er sogleich der Gegenstand besonderer Verehrung der Moskauer und der Mittelpunkt der moskauischen Opposition gegen die Regierung.

      Der Fürst war in diesem Jahre sehr gealtert. Plötzliches Einschlafen, Vergeßlichkeit und die kindische Ehrfurcht, mit der er die Rolle eines Hauptes der moskauischen Opposition übernahm, waren scharfe Anzeichen des Alters. In letzter Zeit war für Marie das Leben schwer geworden. In Moskau fehlten ihr ihre gewohnten Freuden, die Unterredungen mit gottesfürchtigen Pilgersleuten und die Einsamkeit. Sie verkehrte nicht in der Welt, alle wußten auch, daß ihr Vater sie nicht ohne seine Begleitung ausgehen lasse und er selbst wegen seiner Kränklichkeit nicht ausgehen könne. Deswegen erhielt sie auch keine Einladungen. Die Hoffnung auf eine Heirat hatte die Fürstin Marie ganz aufgegeben. Sie sah, mit welcher Kälte und Bosheit der alte Fürst die jungen Leute empfing, die vielleicht mit Heiratsabsichten kamen. Freundinnen hatte Marie auch nicht, denn auf dieser Reise hatte sie zwei Enttäuschungen erfahren: in bezug auf Mademoiselle Bourienne, welche ihr ganz widerlich geworden war und von der sie sich jetzt fernhielt, dann auch in bezug auf Julie, mit der sie fünf Jahre lang korrespondiert hatte, die sich ihr aber jetzt ganz fremd erwies, als Marie sie persönlich vor sich sah. Julie befand sich in einem Strudel von gesellschaftlichen Vergnügungen. Sie war als reiche Erbin von jungen Leuten umgeben, welche, wie sie glaubte, plötzlich ihre Vorzüge erkannt hatten. Sie befand sich in der Periode einer alternden Weltdame, die fühlt, daß die letzte Chance der Verheiratung gekommen sei, und jetzt oder niemals ihr Schicksal sich entscheiden müsse.

      Fürstin Marie hatte in Moskau niemand, mit dem sie sprechen und dem sie ihren Kummer anvertrauen konnte, und die Ursache zum Kummer hatte sich in dieser Zeit sehr vermehrt. Der Termin zur Rückkehr des Fürsten Andree und seiner Heirat kam heran, aber sein Auftrag, den Vater darauf vorzubereiten, konnte nicht ausgeführt werden und die Sache erschien im Gegenteil ganz hoffnungslos. Die Erwähnung der Gräfin Rostow brachte den alten Fürsten außer sich, welcher meist in böser Laune war. Zu ihrem Schrecken bemerkte Marie auch, wenn sie den kleinen Nikolai unterrichtete, daß sie die Reizbarkeit ihres Vaters geerbt hatte. Bei der geringsten Unaufmerksamkeit des Kleinen fuhr sie auf, geriet in Hitze, zog ihn zuweilen an der Hand und stellte ihn in die Ecke. Dann aber begann sie über sich selbst und ihre böse Natur zu weinen, und der Kleine kam ohne Erlaubnis aus seiner Ecke heraus und begann sie zu trösten. Am meisten Kummer aber machte ihr die böse Laune ihres Vaters, die sich in letzter Zeit bis zur Grausamkeit steigerte und immer gegen die Tochter gerichtet war. Dazu kam in letzter Zeit noch ein neuer Zug, der Marie mehr als alles übrige ängstigte – seine Annäherung an Mademoiselle Bourienne. Seine Drohung, sie zu heiraten, wenn Fürst Andree heirate, gefiel ihm augenscheinlich sehr.

      Einmal küßte der alte Fürst Mademoiselle Bourienne die Hand in Gegenwart von Marie, dann zog er sie an sich und umarmte sie. Marie fuhr auf und lief aus dem Zimmer. Kurz darauf kam Mademoiselle Bourienne zu ihr und erzählte ihr lächelnd etwas mit ihrer angenehmen Stimme. Marie wischte hastig die Tränen ab, trat auf sie zu und schrie sie zornig an. »Das ist niedrig! Abscheulich! Unmenschlich! Die Schwachheit zu benutzen …«


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