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Auch Zwerge werfen lange Schatten. Karl KrausЧитать онлайн книгу.

Auch Zwerge werfen lange Schatten - Karl  Kraus


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      Der Voyeur besteht die Kraftprobe des natürlichen Empfindens: Der Wille, das Weib mit dem Mann zu sehen, überwindet selbst den Widerwillen, den Mann mit dem Weib zu sehen.

      Das erotische Vergnügen ist ein Hindernisrennen.

      Mit Frauen muss man, wenn sie lange fort waren, Feste des Nichtwiedererkennens feiern.

      Perversität ist die Gabe, Vorstellungswerte und Empfindungen zu einem Ideal zu summieren.

      Als normal gilt, die Virginität im Allgemeinen zu heiligen und im Besondern nach ihrer Zerstörung zu lechzen.

      Ist der „Masochismus“ die Unfähigkeit, anders als im Schmerz zu genießen, oder die Fähigkeit, aus Schmerzen Genuss zu ziehen?

      Es gibt kein unglücklicheres Wesen unter der Sonne als einen Fetischisten, der sich nach einem Frauenschuh sehnt und mit einem ganzen Weib vorliebnehmen muss.

      Sie verkürzen sich die Zeit mit Kopfrechnen: Er zieht die Wurzel aus ihrer Sinnlichkeit und sie erhebt ihn zur Potenz.

      Siehe den Parallelismus von Witz und Erotik. Aus der Hemmung sind beide geboren. Dort ist sie ein Wehr im Fluss der Sprache, hier im Strom des Geschlechts. Strömt es ungedämmt, heilige Naturkraft macht uns ehrfürchtig erschauern: Das Weib koitiert genialisch ... Nur einen Buchstaben hinein, eine Hemmung des Gehirns, und wir wissen uns im Schutz einer Kultur, deren Schrecken uns nicht einmal mit Bewunderung erfüllen können: Die Dame kogitiert genitalisch.

      Das Vollweib betrügt, um zu genießen. Das andere genießt, um zu betrügen.

      Das höchste Vertrauensamt: Beichtvater unterlassener Sünden.

      Sie hatte so viel Schamgefühl, dass sie errötete, wenn man sie bei keiner Sünde ertappte.

      Wohltätige Frauen sind oft solche, denen es nicht mehr gegeben ist, wohlzutun.

      Wohltätige Frauen stellen eine bestimmte und besonders gefährliche Form übertragener Sexualität dar: die Samaritiasis.

      Frauenkunst: Je besser das Gedicht, desto schlechter das Gesicht.

      Eine, die mit Vitriol umgeht, ist auch imstande, zur Tinte zu greifen.

      Viele Frauen möchten mit Männern träumen, ohne mit ihnen zu schlafen. Man mache sie auf das Unmögliche dieses Vorhabens nachdrücklich aufmerksam.

      Mit Frauen führe ich gern einen Monolog. Aber die Zwiesprache mit mir selbst ist anregender.

      Da das Halten wilder Tiere gesetzlich verboten ist und die Haustiere mir kein Vergnügen machen, so bleibe ich lieber unverheiratet.

      Ein Weib ist manchmal ein ganz brauchbares Surrogat für die Selbstbefriedigung. Freilich gehört ein Übermaß von Fantasie dazu.

      Weiber sind oft ein Hindernis für sexuelle Befriedigung, aber als solches erotisch verwertbar.

      Sich im Beisammensein mit einer Frau vorzustellen, dass man allein ist – solche Anstrengung der Fantasie ist ungesund.

      Bei dem Vergnügen, das einer am Betrug empfindet, ist die Schönheit der Frau eine angenehme, wenn auch nicht notwendige Begleiterscheinung.

      In der Nacht sind alle Kühe schwarz, auch die blonden.

      Von einem Bekannten hörte ich, dass er durch Vorlesen einer meiner Arbeiten eine Frau gewonnen hat. Das rechne ich zu meinen schönsten Erfolgen. Denn wie leicht hätte ich selbst in diese fatale Situation geraten können.

      Aber ein so besonderes Vergnügen ist die Enthaltung vom Weibe auch nicht, das muss ich schon sagen!

      Wenn ein Frauenkenner sich verliebt, so gleicht er dem Arzt, der sich am Krankenbett infiziert. Berufsrisiko.

      Nur ein Mann sollte sich unglückliche Liebe zu Herzen nehmen. Eine Frau sieht dabei so schlecht aus, dass ihr Unglück in der Liebe begreiflich wird.

      Ein Weib ohne Spiegel und ein Mann ohne Selbstbewusstsein – wie sollten die sich durch die Welt schlagen?

      Jedes Weib sieht aus der Entfernung größer aus als in der Nähe. Bei den Weibern ist also nicht nur die Logik und die Ethik, sondern auch die Optik auf den Kopf gestellt.

      Man kann eine Frau wohl in flagranti ertappen, aber sie wird noch immer Zeit genug haben, es in Abrede zu stellen.

      Es geht nichts über die Treue einer Frau, die in allen Lagen an der Überzeugung festhält, dass sie ihren Mann nicht betrüge.

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