Butler Parker Special Edition 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
um meine Steuern«, entrüstete sich die ältere Dame. »Ich denke nicht daran, damit diese Bau-Mafia zu fördern, McWarden.«
»Sie verfügen bereits über gewisse Erkenntnisse?« tippte der hohe Yard-Beamte an. Er blickte gespannt auf Lady Simpson.
»Wenden Sie sich an Mister Parker«, sagte sie. »Um Details pflege ich mich nie zu kümmern.«
»Spuren deuten darauf hin, Sir, daß Mister Bellow seine Hand im Spiel hat«, entgegnete Parker. »Er könnte gewisse Verbindungen zur überregionalen Bau- und Planungsbehörde der Stadt haben.«
»Mit anderen Worten, Mister Parker, ich sollte ihn von meinen Leuten beschatten lassen, ja?« McWarden war hellhörig geworden.
»In der Tat, Sir«, erwiderte der Butler. »Es würde durchaus nicht schaden, wenn Mister Bellow merkte, daß man ihn behördlicherseits beschattet.«
»Und was bezwecken Sie damit?« McWarden wußte bereits die Antwort und lächelte wissend. »Bellow soll wohl die Überwacher abschütteln und sich sicher fühlen, ja?«
»Eine Interpretation, Sir, die man nur als richtig bezeichnen kann.«
»Bellow wird darüber hinaus aber auch noch von Ihren Bekannten observiert, oder?«
»Wie könnte man auch nur andeutungsweise hoffen, Sir, Sie täuschen zu können?!«
»Nun gut, ich werde Ihnen Schützenhilfe leisten«, meinte der Chief-Superintendent. »Ich werde meine Leute anweisen, sich ein wenig tolpatschig zu benehmen.«
»Darauf brauchen sie nicht besonders hingewiesen zu werden, mein lieber McWarden«, stichelte Lady Agatha ironisch.
»Passen Sie auf sich auf«, warnte der Chief-Superintendent, der die Anspielung überhörte. »Denken Sie an den Killer, den man auf Sie angesetzt hat. Dieser Mann gehört zur Meisterklasse in seiner Laufbahn.«
»Ein blutiger Anfänger ist das, den ich mit leichter Hand ausschalten konnte«, gab die ältere Dame zurück. »Er hatte gegen mich nicht den Hauch einer Chance. War es nicht so, Mister Parker?«
»Mylady setzten geradezu neue Maßstäbe«, behauptete Josuah Parker. Sein glattes Pokergesicht zeigte auch jetzt keine Regung. Er war der hochherrschaftliche Butler, den nichts zu erschüttern vermochte.
*
McWarden war gerade gegangen, als das Telefon läutete. Der Butler hob ab und meldete sich.
»Man wünscht ebenfalls einen guten Tag, Mister Webster«, sagte er, nachdem er einen Augenblick zugehört hatte. Er schaltete den Raumverstärker ein, damit Lady Agatha vom Sessel in der Halle aus die Unterhaltung mitverfolgen konnte.
»Ich bin bestens angekommen, Mister Parker«, sagte der Journalist. »Keine Probleme. Ich bin hier sicher und habe nichts zu befürchten. Wie weit sind Sie inzwischen gekommen? Haben Sie Bellow unter die Lupe genommen?«
»Mister Bellow erwies sich als das, was man gemeinhin einen glatten Typ zu nennen pflegt, Mister Webster. Er weiß natürlich nicht, welches Material Mylady bereits über seine Aktivitäten sammeln konnte.«
»Während der Eisenbahnfahrt habe ich mir alles noch mal gründlich durch den Kopf gehen lassen, Mister Parker. Und dabei bin ich auf einen Mann gestoßen, der früher mal in der überregionalen Baubehörde gearbeitet hat und von Stifton gefeuert wurde.«
»Mister Stifton ist der Leiter der gerade erwähnten Behörde, nicht wahr?« fragte Parker, um Mylady einen Hinweis zu geben.
»Er ist der Mann, über dessen Tisch die eingereichten Leistungsverzeichnisse der Anbieter gehen«, antwortete der Journalist. »Dieser entlassene Mitarbeiter hat mir die ersten Tips geliefert. Mit ihm sollten Sie sich mal gründlich unterhalten. Er ist ein Insider.«
»Welchen Namen sollte man sich in diesem Zusammenhang merken, Mister Webster? Und wo kann man den betreffenden Herrn finden?«
»Dieser Insider heißt MacLean, John MacLean, und wohnt in Warlingham, nahe bei Croydon. MacLean arbeitet dort als Grundstücksmakler.«
Parker erbat sich die genaue Adresse, erhielt sie, wechselte noch einige Sätze mit dem Journalisten und legte dann auf.
»Ein sehr interessanter Anruf, Mister Parker, der mich weiterbringen wird«, sagte Lady Agatha.
»Zumal Mister Stew Webster sich eindeutig in Schwierigkeiten befindet, Mylady.«
»Wie habe ich das zu verstehen, Mister Parker?« Agatha Simpson runzelte die Stirn.
»Mister Webster verzichtete darauf, daß Codewort zu nennen, Mylady.«
»Aha!« Sie räusperte sich leicht, was aber immer noch an eine kleine Explosion erinnerte.
»Meine Wenigkeit und Mister Webster hatten ein Codewort vereinbart, Mylady. In jedem normalen Gespräch sollte Mister Webster zusammenhanglos den Begriff ›Sonnenfinsternis‹ erwähnen. Dies war als Hinweis dafür gedacht, daß alles in Ordnung ist. Da dieses Stichwort nun aber fehlte, muß Mister Webster sich in gewissen Schwierigkeiten befinden.«
»Ich ... ich verstehe.« Die ältere Dame nickte zögernd.
»Für etwaige Zuhörer sprach Mister Webster gerade völlig regulär mit meiner Wenigkeit«, präzisierte der Butler. »Man dürfte mit Sicherheit keinen Verdacht geschöpft haben.«
»Ich vermute also, daß dieser Journalist von den Gangstern entdeckt wurde?«
»Und daß man Mylady eine Falle zu stellen gedenkt«, führte der Butler weiter aus.
»Wir fahren sofort los«, entschied die Detektivin. »Eine Lady Simpson nimmt grundsätzlich jede Herausforderung an.«
»Vielleicht sollte man vor Antritt dieser längeren Ausfahrt Mister Ray Stifton noch einen Besuch abstatten«, schlug der Butler vor.
»Und der gute Webbling?« wollte sie wissen.
»Mister Webster dürfte so lange nichts passieren, Mylady, als man nicht in Warlingham erscheint.«
»Genau das wollte ich gerade sagen.« Sie hatte sich längst erhoben und strahlte Energie aus. »Stifton ist dieser...?«
»Mister Ray Stifton ist der Leiter der Bau- und Planungsbehörde, Mylady«, erinnerte der Butler diskret.
»Wer sonst?!« Sie räusperte sich erneut. »Gehen Sie davon aus, Mister Parker, daß man mich wieder verfolgen wird.«
»Man wird entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten, Mylady. Mit einer wirklichen Verfolgung dürfte aber erst dann zu rechnen sein, wenn Mylady nach Warlingham fahren.«
»Man wird jede Möglichkeit nutzen, mich zu ermorden«, gab sie zurück. »Sie neigen wieder mal zu Leichtsinn, Mister Parker. Wie gut, daß ich stets in Ihrer Nähe bin und Sie immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückhole.«
»Ein Vorzug, Mylady, den man nicht hoch genug einschätzen kann«, bedankte sich der Butler in gewohnter Höflichkeit.
*
Ray Stifton zählte etwa fünfzig Jahre, war mittelgroß, schlank und bewegte sich mit steifer Würde. Er war als Leiter des Bau- und Planungsbüros sich seines Amtes wohlbewußt. Er hatte ein rundes Gesicht, große Augen und eine ausgeprägte Glatze.
»Ich habe leider nur wenig Zeit«, bedauerte er nach der Vorstellung. »Ich weiß wirklich nicht, wo mir der Kopf steht. In ein paar Stunden muß ich wieder eine Verdingungsverhandlung führen.«
»Im Rahmen einer solchen Verhandlung werden die von den Firmen errechneten Endsummen öffentlich bekanntgemacht, Sir?« erkundigte sich der Butler.
»Dabei stellt sich heraus, welche Firma den Zuschlag für ein Bauvorhaben erhält«, bestätigte Ray Stifton, der sich recht wichtig nahm. »Sie können sich ja vorstellen, mit welcher Spannung solche Verhandlungen erwartet werden. Offen gesagt, wäre ich nicht von meiner Verwaltungsspitze angerufen worden, hätte ich kaum Zeit für Sie gehabt, Mylady. Es geht hier zu wie in einem Ameisenhaufen.«