Butler Parker Jubiläumsbox 8 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
einige Scheine über die Theke geschoben und empfing dafür vom Portier einen Schlüssel. Bald darauf verschwand der verhinderte Messerwerfer auf der Treppe, die nach oben zu den Hotelzimmern führte.
Josuah Parker hielt es in Anbetracht der jetzigen Lage für angebracht, sich erst einmal wieder um Louis und Buck zu kümmern. Sie konnten ja schlecht stundenlang im Kofferraum des grauen Fords zubringen. In einer Zelle waren sie sicher besser aufgehoben. Zudem wurde es für den Butler höchste Zeit, seine bisher ergatterten Informationen an bestimmte Stellen weiterzuleiten.
*
Josuah Parker ging also auf dem schnellsten Weg zurück zur Straße, wo er den Ford hatte stehen lassen. Als vorsichtiger Mensch, der er nun einmal war, marschierte er allerdings nicht schnurstracks zu dem Wagen hin, sondern vergewisserte sich erst einmal, ob dort auch alles in Ordnung war.
Josuah Parker runzelte die Stirn, als seine Augen und Sinne das Fehlen des Fords registrierten. Er konnte sich das Verschwinden des Wagens nur so erklären, daß die beiden Gangster Buck und Louis es verstanden hatten, sich bemerkbar zu machen. Daraufhin waren sie aus dem Kofferbehälter befreit worden und hatten sich blitzschnell abgesetzt.
Josuah Parker hielt auf einen Zigarettenladen zu, der sich in unmittelbarer Nähe der Stelle befand, wo der Ford gestanden hatte. Umständlich wählte der Butler seine Zigarren aus und lauschte derweil auf die farbige, lebhafte und sensationelle Schilderung des Verkäufers hinter der Theke, der einem anderen Kunden gerade erklärte, was sich vor knapp einer Stunde auf der Straße abgespielt hatte.
Parker erfuhr so aus erster Hand, daß seine Vermutungen richtig gewesen waren. Gerade die lärmenden und spielenden Kinder waren es gewesen, die auf das Pochen im Kofferraum aufmerksam geworden waren. Sie hatten einige Erwachsene herbeigeholt, der Kofferraum war geöffnet worden, und man hatte die beiden Gangster entdeckt. Sie hatten ihrerseits eine gute Geschichte vom Stapel gelassen und waren dann mit dem Wagen abgebraust...!
Josuah Parker entschied sich für Zigarren, deren grün-schwarze Farbe sehr verdächtig aussah. Er erstand sich einige dieser schwarzen Torpedos, zahlte und verließ den Laden. Hier in der Straße hatte er nun nichts mehr zu suchen. Er hatte eine böse Schlappe einstecken müssen, aber daran ließ sich nun nichts mehr ändern.
Eigentlich durfte er nach wie vor zufrieden sein. Er besaß die Waffen der beiden Gangster und kannte ihren Vornamen. Damit ließ sich schon sehr viel anfangen. Zudem war ihm die Kennummer des Wagen nicht entfallen.
Auch daraus ließen sich vielleicht Schlüsse ziehen. Kurz, der Butler verdaute dieses Pech und bewegte sich nun langsam dem Hochhaus zu, auf dessen Dach sich der schöne Bungalow seines Chefs, Mike Rander, befand.
Der junge Anwalt war schon zurückgekehrt. Er hielt sich in dem großen Wohnraum auf, von dessen Fenstern aus man einen geradezu märchenhaften Blick auf den Michigan-See hatte. Selbst jetzt in der Dunkelheit verzauberten die Lichter auf dem Wasser den Betrachter.
Mike Rander schien sich aus diesem Anblick zur Zeit recht wenig zu machen. Er ließ die Zeitungen sinken, als er seinen Butler sah, der in der geöffneten Tür stehengeblieben war und sich höflich verbeugte.
»Donnerwetter, schon zurück?« fragte Rander harmlos.
»Ich langweilte mich«, antwortete der Butler. »Da sich das Wetter zudem von Minuten zu Minute immer weiter verschlechtert, dachte ich...!«
»Alles in Ordnung, Parker?« fragte Mike Rander, seinen Butler unterbrechend.
»Oh, doch, Sir, ich bin sehr zufrieden. Alles in Ordnung.«
»Sind Sie sicher, Parker?«
»Nun...«
»Aha, es ist also doch einiges passiert, wie ich vermute!«
»Kleinigkeiten am Rande, Sir«, erwiderte Butler Parker. »Wenn ich Ihre Zeit nicht allzusehr in Anspruch nehme, würde ich selbstverständlich gern von meinen bescheidenen Erlebnissen berichten.«
»Warten Sie einen Moment. Ich habe das Gefühl, daß sich noch andere Leute für diese Kleinigkeiten interessieren. Hallo, Capitain!«
Die Tür zum Nebenzimmer öffnete sich. Capitain Pritton und ein zweiter Mann erschienen. Sie nickten Rander zu, warfen ein paar prüfende Blicke auf den Butler und ließen sich in den Sesseln vor dem Kamin nieder.
»Das hier ist Josuah Parker«, stellte Mike Rander seinen Mann vor.
»Parker, Capitain Pritton durfte Ihnen hinreichend bekannt sein. Dort der Herr ist Mr. Stormers. Er vertritt das örtliche FBI-Büro.«
»Ich bin erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Josuah Parker, der sich seine Überraschung nicht anmerken ließ.
»Ob Sie sich später noch freuen werden, steht auf einem anderen Blatt, Parker«, erwiderte Mike Rander lächelnd. »Aber kommen wir zur Sache.
Die beiden Herren kommen in der Mordsache Ortner - Calbot. Erstaunlicherweise sind sie sicher, von Ihnen, Parker, einige wichtige Informationen bekommen zu können.«
»Haben Sie die City Police angerufen und durchgegeben, Roger Calbot liege erstochen in seinem Zimmer?« erkundigte sich Capitain Pritton sofort.
»Wieso sind Sie auf den Gedanken gekommen, ich könnte...!«
»Parker«, sagte Mike Rander milde verweisend, »unterlassen Sie möglichst alle Tricks. Packen Sie aus. Wir haben es nicht mit einem üblichen Mord zu tun!«
»Ich weiß, Sir. Das ist mir bereits bekannt«, sagte Parker. »Ich wurde gegen meinen Willen in bestimmte Dinge hineingezogen und stand ihnen fast machtlos gegenüber.«
»So sehen Sie auch gerade aus«, murmelte Pritton. »Ich weiß verflixt genau, daß Sie sich wieder einmal als Privatdetektiv versucht haben.«
»Sir, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß ich so etwas nicht versuche. Mit anderen Worten, wenn ich Ermittlungen, anstelle, dann durchaus fachmännisch. Ich darf in diesem Zusammenhang wohl darauf hinweisen, daß ich den unschätzbaren Vorteil und die große Ehre hatte, der Butler des Lords of Battlemore sein zu dürfen. Seine Lordschaft war kriminaltechnischer Berater des englischen Innenministeriums. Seine Lordschaft zog mich oft zu Rate, so daß ich durchaus über einschlägige Kenntnisse verfüge.«
»Ich wollte Ihnen selbstverständlich nicht zu nahe treten«, meinte Pritton sofort einlenkend. »Also berichten Sie mal, was Sie so erlebt haben, Parker.«
Josuah Parker verbeugte sich knapp und gab eine umfassende Darstellung dessen, was er bisher erlebt hatte. Er verschwieg nichts. Nach wie vor war er fest davon überzeugt, daß seine anfänglichen Vermutungen richtig sein mußten. Hier hatte man es nicht mit einem Gangsterkrieg zu tun. Hier waren andere Dinge im Spiel.
»Leider entwischten mir die beiden Gangster Buck und Louis«, schloß der Butler seinen Bericht. »Ich neige zu der Auffassung, daß diese beiden Ganoven im Grunde keine Ahnung haben, für wen sie arbeiten und weshalb sie eingesetzt wurden!«
Der FBI-Agent Stormers hatte sich Notizen gemacht. Bisher war keine Frage über seine Lippen gekommen. Nun räusperte sich der schlanke Mann und wandte sich an den Butler.
»Sie wollten Schlußfolgerungen ziehen«, sagte er zu Parker. »Mich würden Ihre Folgerungen interessieren.«
»Ich bin mir selbstverständlich klar darüber, daß ich mich aufs Glatteis begebe«, sagte der Butler, »doch möchte ich annehmen, daß es sich um irgendeinen Spionagefall handelt. Sehen Sie, James Ortner, der im Friseursalon erschossen wurde, hat früher einmal als Agent gearbeitet. Der Volksmund sagt so treffend, daß die Katze das Mausen wohl nie läßt. Mit anderen Worten, Ortner könnte sich nach wie vor als Agent betätigt haben. Für welche Seite, gegen wen, das entzieht sich selbstverständlich meiner Kenntnis.
Ich möchte aber noch weitergehen, Sir. Der erstochene Roger Calbot verfügte über eine sehr gute Kameraausstattung, besonders im Hinblick auf Mikroaufnahmen. Und nur er kann die Hülle an sich gebracht haben, die ihm nach seinem Tod wieder abgenommen wurde. Dann der junge Mann, der mich beschattete und der den Spezialisten für Fernsehantennen