Butler Parker Jubiläumsbox 8 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
pflichte Ihnen da vollkommen bei«, sagte der Portier eifrig. »Übrigens, Keith Masters, mein Name, wenn Sie gestatten.«
»Josuah Parker...!«
»Ja, die Adresse... er wohnt gleich im benachbarten Block - Court-Street 1267, dritte Etage...«
Parker bedankte sich, verließ die Hotelhalle und schritt hinüber zum benachbarten Block.
Die Auskunft des Portiers war sehr präzise.
Parker fand auf Anhieb die bewußte Hausnummer, sah an der Fassade des modernen Baus hoch und betrat die Eingangshalle. Er benutzte den Lift, ließ sich in den dritten Stock bringen und schritt suchend an den vielen Türen entlang, bis er das Namensschild, das er gesucht hatte, entdecken konnte.
Roger Calbot, Coiffeur, stand dort zu lesen.
Josuah Parker legte nach bewährtem Verfahren erst einmal das Ohr gegen die Tür, lauschte kurz und konnte deutlich Radiomusik hören, die für seine Begriffe etwas zu laut klang.
Leider war die Tür fest verschlossen. Josuah Parker hatte nur zwei Möglichkeiten, um in die Wohnung zu gelangen. Entweder er klingelte, oder aber er benutzte sein Spezialbesteck, um das Türschloß zu überlisten.- Als korrekter Mensch verzichtete er aber auf das gewaltsame und nicht genehmigte Eindringen, sondern klingelte.
Aber nichts tat sich hinter der Tür. Die Tür blieb verschlossen, keine Schritte näherten sich, die Radiomusik wurde nicht leiser gedreht. Nun, unter diesen Voraussetzungen glaubte Parker es verantworten zu können, die Tür mittels seines Bestecks zu öffnen.
Was ungemein schnell klappte.
Vorsichtig schob sich der Butler in die kleine Diele hinein. Den Universal-Regenschirm hatte er schlagbereit erhoben. Doch seine Vorsicht war unbegründet, die kleine Zweizimmerwohnung war leer. Leer bis auf den Cheffriseur Roger Calbot, der tot in der kleinen Küche lag!
Parker kniete sich neben den Mann und untersuchte ihn flüchtig, ohne aber die Stellung des Toten zu verändern. Ja, hier war tatsächlich nicht mehr zu helfen. Parker hatte es gleich festgestellt. Der tödliche Stich war mit großer Sachkenntnis geführt worden.
Josuah Parker hütete sich, irgendwelche Fingerspuren zu hinterlassen, um der Polizei, die ja später auftauchen würde, die Arbeit nicht unnötig zu erschweren. Dennoch durchsuchte der Butler die kleine, sehr nüchtern eingerichtete Wohnung.
Er fand nicht die Cellophanhülle.
Die hatte man Roger Calbot inzwischen wieder abgejagt. Wegen dieser Hülle samt Inhalt war er auch sicher ermordet worden. Als Ersatz entdeckte Parker allerdings in einem kleinen Wohnzimmerschrank eine recht ungewöhnliche Ausstattung. Er fand eine sehr teure Kleinbildkamera und Natriumlampen.
Zugegeben, diese Dinge allein hatten nicht stutzig werden lassen. Doch er fand auch ein Vorsatzgerät, das man zum Fotografieren von Schriftstücken verwendete. Zusätzlich Stative und ein Miniaturpult verstärkten den Eindruck, daß der Ermordete ein Freund und Liebhaber von Mikrofotos gewesen war.
Josuah Parker, der all diese Gegenstände mit einem Tuch angefaßt hatte, stellte sie zurück in den Schrank, nachdem er auch die einzelnen Schrankfächer genau untersucht hatte. Zu seinem Leidwesen konnte er aber weiter nichts finden.
Josuah Parker gab deshalb aber noch lange nicht auf. Er betrachtete eingehend die Bildersammlung, die auf einem Wandsims untergebracht war. Es handelte sich um Familienaufnahmen und Schnappschüsse, auf denen Roger Calbot zu sehen war, allein und zusammen mit einer ganz bestimmten schwarzhaarigen, etwa vierzigjährigen Frau, die recht anziehend aussah.
Parker entdeckte auf einem Foto die Worte« Zur Erinnerung an schöne Tage in Eastport, deine June«. Da sehr viele Fotos vorhanden waren, entschloß sich der Butler, eines dieser Bildchen einzustecken. Daß es das Bild war, das die Widmung enthielt, dürfte sich am Rande verstehen.
Anschließend ging er ans Telefon, wählte die Sammelnummer der Streifenwagen und meldete der Zentrale, wo die Polizei einen Toten finden könne. Taktvollerweise verschwieg Parker seinen Namen, setzte seine Melone auf, wischte seine Fingerabdrücke an der Türklinke ab und verließ das Haus…
*
Der graue Ford stand friedlich und ruhig in der Nähe der hämmernden Preßluftgeräte.
Butler Parker war ein ausgesprochener Menschenfreund.
Bevor er losfuhr, vergewisserte er sich erst einmal, in welchem Zustand sich Buck und Louis befanden. Nun, die beiden Gangster waren inzwischen wieder zu sich gekommen.
»Es wird sicher nicht mehr lange dauern«, sagte Parker zu ihnen. »Ich sehe mich allerdings gezwungen, vorerst eine kleine Stadtrundfahrt zu unternehmen. Ich kann nur hoffen, daß Sie sich in Geduld fassen werden.«
Er verschloß den Deckel wieder und setzte sich ans Steuer. Er beabsichtigte tatsächlich, die beiden Gangster weiterhin durch die Stadt zu fahren. Zur Zeit war er nicht in der Lage, sie dem Gesetz zu überstellen. Er wußte sehr gut, wie kostbar seine Zeit war.
In einem Tempo, das Parker höchstens als schwach und mittelmäßig bezeichnet hätte, ließ er den Ford durch die Innenstadt rollen. Da es inzwischen schon recht spät geworden war - die Dämmerung verwandelte sich bereits in einen milden, warmen Abend - kam er zu seinem Leidwesen nicht so schnell von der Stelle, wie er es sich gewünscht hätte.
Der Verkehr auf den Straßen hatte beängstigende Formen angenommen. An den Kreuzungen stauten sich die Autoschlangen. Die Gehsteige waren dicht mit Menschen gefüllt. Kurz, Chicago war um diese Zeit wieder einmal ein wimmelnder Ameisenhaufen.
Der Butler beabsichtigte, zumindest eine Spur im Auge zu behalten. Es war die Spur, die der junge Mann zurückgelassen hatte, der von ihm im Hausflur auf dem Umweg über die Melone zu Boden gegangen war. Kurz, Josuah Parker beeilte sich, zum Hotel »Gardeners« zu gelangen, um sich im Zimmer Nr. 16 einmal etwas näher umzusehen.
Für den Butler war es schon fast erwiesen, daß der Bewohner dieses Zimmers, eben dieser junge Mann, nicht zu den beiden Gangstern Buck und Louis gehörte. Er nahm demnach also die Interessen irgendeiner anderen Firma wahr, die Parker noch nicht kannte.
In einer beachtlich kurzen Zeit hatte Josuah Parker dann das gesuchte Hotel erreicht, stellte den Wagen in einer Seitenstraße ab, in der Halbwüchsige herumtollten und Lärm schlugen. Wenige Minuten später befand sich der Butler bereits auf dem Weg zum Hotel.
Kein Mensch in der mittelgroßen Halle kam auf den Gedanken, ihn etwa anzuhalten. Parker betrat einen Lift und ließ sich hinauf in den ersten Stock bringen, wo seiner Schätzung nach das Zimmer zu finden war.
Parker hatte sich nicht getäuscht.
Er fand sofort die betreffende Nummer, konnte sich aber nicht entschließen, sich bemerkbar zu machen. Nach bewährter Art lauschte er erst einmal an der Tür und vergewisserte sich, daß der junge Mann in seinem Zimmer war. Ja, er hatte sein Quartier bezogen und war mit irgendwelchen Dingen beschäftigt, die ihn zwangen, im Zimmer hin und her zu laufen.
Josuah Parker entschloß sich zu einem kleinen Bluff. Er pochte diskret gegen die Tür und brauchte nicht lange zu warten, bis der Türschlüssel im Schloß bewegt wurde. Spaltbreit öffnete sie sich und sollte Bruchteile von Sekunden danach wieder ins Schloß zurückgezogen werden. Eine verständliche Situation, denn der junge Mann hatte den Butler erkannt.
Josuah Parker verzichtete aus guten Gründen nie darauf, seinen Regenschirm mitzunehmen. Er legte ihn blitzschnell in den Türspalt und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf, als sich seine Blicke mit denen des jungen Mannes trafen.
»Ich war der festen Ansicht, wir hätten uns einiges zu sagen«, erklärte Josuah Parker. »Ich hoffe, nicht allzusehr von Ihnen enttäuscht zu werden, mein Herr...!«
»Was wollen Sie...?« fragte der junge Mann ruppig, faßte sich aber gleichzeitig an das Kinn, das ihm noch zu schmerzen schien.
»Kontakt aufnehmen, wenn’s recht ist«, sagte Parker. Gleichzeitig zog er die Tür auf.
Der junge