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Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Sie unterhielt sich mit einem jungen, sehr sportlich aussehenden Mann. Er blieb allerdings im Schalterraum zurück, als Miss Morefield hierher zu mir kam.«

      »Ist Ihnen dieser junge Mann bekannt?«

      »Leider nein, ich hatte ihn noch nie gesehen. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«

      »Im Moment nicht«, gab Rander lächelnd zurück. »Mir scheint, alle Fragen werden sich bald beantworten lassen.«

      »Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen, Ihnen geholfen zu haben«, sagte der Bankmanager und geleitete sie zur Tür.

      Im Korridor lachte Rander leise auf.

      »Sie werden sich hier in Hongkong aber noch mächtig anstrengen müssen«, sagte er zu Josuah Parker.

      »Und warum, Sir, wenn mir diese Frage gestattet ist?«

      »Ich habe das Gefühl, die Chinesen können sich noch wesentlich umständlicher und höflicher ausdrücken als Sie.«

      Parker verzichtete auf eine Antwort. Ob er sich Mike Randers Worte durch den Kopf gehen ließ, war fraglich. Im Grunde brauchte er Vergleiche dieser Art ja niemals zu scheuen …

      *

      Mike Rander stand am Rand der asphaltierten Fahrbahn und sah sich nach einer Rikschah um. Er hatte keine Lust mehr, durch die sengende Hitze zu laufen. Er sehnte sich nach einem kühlen Drink, nach Schatten und nach einer voll aufgedrehten Klimaanlage.

      Plötzlich hörte er links neben sich spitze, gellende Schreie. Im gleichen Moment legte sich eine harte Hand auf seine Schulter. Mike Rander wurde ruckartig zurückgerissen, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.

      Bruchteile von Sekunden später sauste dicht an ihm ein schneller Kleinlastwagen vorbei, der nun zurück auf die Fahrbahn tanzte und im Gewühl der auseinanderspritzenden Menschen verschwand.

      Mike Rander fluchte in sich hinein. Für Überraschungen dieser Art war die Hitze zu groß. Er hörte hinter sich Josuah Parkers Stimme.

      »Ich möchte mir zu bemerken erlauben, Sir, daß das kein Zufall gewesen sein kann.«

      »Helfen Sie mir auf, Parker!« Mike Rander war noch etwas benommen. Parker hatte natürlich recht. Er war gerade einem sehr einfachen, aber auch sehr wirkungsvollen Mordanschlag entgangen. Parker hatte ihm wieder in letzter Sekunde das Leben gerettet.

      »Einen Moment, Sir.« Parker hatte Rander aufgeholfen. Jetzt zauberte er aus einer seiner Rocktaschen eine schmale Staubbürste. Damit entfernte er einige Schmutzspuren von Randers Anzug. Parker schien den bösen und drohenden Zwischenfall bereits vergessen zu haben. Im Moment interessierte ihn nur Randers Anzug.

      »Wir dürften bereits unangenehm aufgefallen sein«, meinte der Anwalt und wehrte Parkers Säuberungsversuche ab. »Verschwinden wir, Parker! Ich habe keine Lust, ein Wurfmesser mit meinem Rücken aufzufangen!«

      »Ich möchte mir die Feststellung erlauben, Sir, daß wir wahrscheinlich seit der Landung beobachtet werden.«

      »Kaum zu glauben, Parker. Wer weiß denn von unserem Auftrag, vom Termin unseres Eintreffens? Vielleicht ist das eben doch nur ein dummer Zufall gewesen.«

      »Ich wage zu widersprechen, Sir. Es handelte sich, wie ich mit aller Deutlichkeit feststellen möchte, um einen wohlüberlegten Mordversuch. Wenn ich so frei sein darf, schlage ich vor, die dortige Rikschah zu nehmen und zurück ins Hotel zu fahren.«

      In der Rikschah zündete sich Mike Rander eine Zigarette an. Erst jetzt spürte er den Schock des Anschlages. Nein, ein Irrtum oder ein Zufall schieden aus. Ein Mord war geplant worden. Man hatte ihn wie den Vermögensverwalter Croften umbringen wollen. Hier sollten Dinge verschleiert werden, die das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen hatten. Wer mochte hinter dem Mord an Croften und hinter diesem Mordanschlag stehen? Etwa Jane Morefield? Nun, sie selbst wußte doch nicht, daß ihre Verwandten Rander und Parker beauftragt hatten, hier in Hongkong nach dem Rechten zu sehen. Wer besaß so erstaunliche Informationen? Wer mochte die Karten mischen …?

      *

      Hell und dünn wie die eines Kindes, so war die Stimme des ehrenwerten Li Wang, der sich am Telefon meldete. Er hatte den Vorzug, mit Josuah Parker zu sprechen. Kaum im Hotel angelangt, hatte Parker diesen Mann angerufen.

      »Gern verkaufe ich Ihnen meine Mitarbeit«, sagte Li Wang. »Darf ich Sie in Ihrem Hotel besuchen?«

      »Wir erwarten Sie«, antwortete Parker würdevoll.

      »Und von wem erfuhren Sie meine Adresse?« Das Englisch des Chinesen war recht schlecht.

      »Inspektor McParish.«

      »Welch eine Ehre«, gab Li Wang zurück. »Er scheint mir vergeben zu haben. Erwarten Sie mich in einer halben Stunde. Ich werde mich beeilen.«

      Josuah Parker legte den Hörer auf und griff gedankenversunken nach seinem Zigarrenetui. Im letzten Moment, als er sie bereits anzünden wollte, dachte er daran, daß er ja nicht allein war. Mike Rander konnte das von Parker gerühmte Aroma dieser Spezialzigarren nicht vertragen und flüchtete regelmäßig, wenn Parker nur nach diesem Etui griff.

      Mike Rander befand sich im angrenzenden Badezimmer. Dort stand er unter der Dusche und erfrischte sich. Parker stand am Fenster des Hotelzimmers und schaute auf die See hinaus. Seine sonst so krausen Gedanken liefen auf Hochtouren. Er versuchte, verschiedene Tatsachen und Beobachtungen in ein Schema einzubauen.

      Am Luftzug spürte er plötzlich, daß die Tür geöffnet wurde. Als er sich umwandte, sah er zwei Männer, die sich in das Zimmer hineinschoben. Es waren Chinesen, klein, mager, drahtig. Sie trugen korrekte Anzüge und sahen auf den ersten Blick recht harmlos aus.

      Nur die Pistolen, die sie in Händen hielten, waren weniger harmlos.

      »Was darf und kann ich für Sie tun?« fragte er. Er zuckte mit keiner Wimper, zeigte keine Angst. Vielleicht hatte er sogar keine Angst. Bei Parker war eben alles möglich.

      »Gutel Lat geben«, sagte der Chinese, der eine knallrote Krawatte trug und den Wortführer machte. »Gutel Lat geben, velstehen?«

      »Ich kann Ihnen geistig folgen«, erwiderte Parker höflich. »Wenn ich richtig verstanden habe, wollen Sie mir einen guten Rat geben.«

      »Lichtig«, redete der Chinese weiter. »Da er das ›R‹ nicht aussprechen konnte, hielt er sich an das leichtere ›L‹. »Fahlen Sie sofolt zulück nach England. Hiel zu gefähllich fül Sie, velstehen?«

      »Ihre Deutlichkeit läßt viel zu wünschen übrig«, meinte Parker würdevoll. »Von wem stammt dieser Ratschlag, wenn ich fragen darf?«

      »Gelbe Dlachen von Hongkong. Sie velstehen?«

      »Haben Sie Mister Croften gewarnt, als er in Hongkong landete?«

      »Keine Flagen stellen«, meinte der Chinese streng und hob die Mündung seiner Waffe an. »Gehen! Sofolt, vielundzwanzig Stunden Zeit; Velstehen«

      »Und falls etwas dazwischenkommt?« wollte Josuah Parker wissen.

      »Gelbe Dlachen dann töten«, drohte der Gangster im korrekten Anzug. »Vielundzwanzig Stunden Zeit, dann wil töten!«

      »Noch eine Frage. Ist Miss Morefield mit Ihrem Vorgehen eigentlich einverstanden?«

      »Zuviel geflagt, keine Antwolt. Denken an Gelbe Dlachen. Will töten molgen!«

      »Ich werde es ausrichten«, versprach Josuah Parker höflich. »Vielen Dank für die Warnung. Und meine Empfehlung an den Oberdrachen, falls es ihn geben sollte, was ich allerdings unterstellen möchte.«

      Die beiden chinesischen Gangster sahen den Butler aus gefährlich geschlitzten Augen an. Nur zu gern hätten sie geschossen. Doch sie hatten Anweisungen, die vorerst anders lauteten. Sie verbeugten sich und waren im gleichen Moment auch schon aus dem Zimmer verschwunden.

      Parker ging zur Badezimmertür und klopfte an. Mike Randers Stimme blieb aus.

      Parker


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